verlaufen; die Leute zahlen ihre Steuern und kommen ihrer Wehrpflicht nach; alle Zillerthaler zahlen zusammen ca. l><)0 fl. Steuern. In den letzten Jahren sind 1t! Tiroler Besitzlmgcn schon in fremde Hände übergegangen. Der Grund hievon, daß sich Fremde eindrängen konnten, liegt hauptsächlich im Anssterben der alten Familien, weniger in ihrer Verarmung; auch Aus wanderungen in's Ausland haben stattgefunden. Mit ihren Nachbarn haben die Tiroler Colonisten fast nie ernstere Streitigkeiten gehabt
und auch werkthätige Hilfe geleistet und, — welch merkwürdige Wendung — vor einigen Iahren vom evangelischen Glauben zum Katholicismus über trat, ich meine die nunmehrige Königin Mutter von Bayern. Keine, auch noch so liebevoll ein gehende Schilderung eines beobachtenden Dutten kann das Leben nno Weben unserer Tiroler Colo nisten in so klares und Helles Licht setzen, als hier geschieht. Wie sie denken nnd sprechen, wie sie mit den regierenden Familien zn verkehren gewohnt sind, alles das wird in diesen Briefen
trefflich, wenn auch ganz unabsichtlich wiedergegeben. Vor allein aber wird der innige Verkehr der Kolonisten mit ihrer alten Heimat uns durch diese Briefe erst recht klar, es geht uns zu Herzen, welche Bande doch hier zerrissen worden sind, wie das von Natur znsammengehörlge jäh aus einandergesprengt wor den ist. So mag die Erwähnung dieser Briefe den idyllischen Schluß der kurzen Schilderung dieser fernen Tiroler Landsleute bilden. Ich aber sende allen meinen Landsleuten in Schlesisch-Zillerthal
durch dies vaterländische Journal nochmals die herzlichsten Grüße. „Dn hast, sagte mir der wür dige Dorfschulze Rahm, nun unsere kleine Ge meinde kennen gelernt, und wenn Du in einer Tiroler Zeitung einmal von uns erzählst, so er warten wir von Dir eine gerechte Beurtheilung.' Neueste Post. Mailand, 22. Mai. Der Festzug wurde hier von einer ungeheuren Volksmenge empfangen. Auf dem Bahnhofe, woselbst eine Ehrencompagnie auf gestellt war, begrüßte Minister Mäncini im Namen des Königs die Gäste, indem er betonte
, die Gotthardbahn sei bestimmt, die Bande der Freund schaft zwischen den drei Völkern unauflöslich zu machen. In einer langen, von der Bürgerschaft beigestellten Reihe von Carrossen, von der Menge lebhaft acclamirt, fuhren die Gäste in die Stadt ein. Im Muuicipio bewillkommte der Bürger meister Conte Belinzaghi die Gäste. Prinz Ama- deo, der die Honneurs deS Hofes macht, traf ge stern in Mailand ein. Die Stadt ist von Frem den überfüllt. Auf allen Straßen herrscht ein festliches Treiben. Zt.-Peterslmrg, 24. Mai