¬Die¬ nationale Einheitsbewegung in Deutschtirol im Jahre 1848.- (Schlern-Schriften ; 43)
dem wir dann später unter den Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung begegnen werden, eine prachtvolle schwarz-rot-goldene Fahne mit der goldenen In schrift „Für das Vaterland' auf der einen, „13., 14. und 15. März 1848' auf der anderen Seite und mit dem Tiroler Adler an der Spitze geschenkt 1 ). Als am 28. April Erzherzog Johann in Bozen die Kompagnie musterte, wies ihr Hauptmann auf die in der Mitte der Front hochaufragende Fahne und sagte zum Erzherzog: „Wer hätte geahnt
, daß je Tiroler Schützen unter diesen Farben ins Feld ziehen?' Der Erzherzog sah den Fragenden eine Weile ernst an und erwiderte dann: „Geahnt? Oh, wir Alteren waren davon überzeugt, daß dieser Tag noch einmal anbrechen wird, er ist gekommen, ja! Folgt dieser Fahne immer und überall, sie möge euch im Kampfe voranleuchten, verlaßt sie nie !' — „Nie, nie !' antwortete es aus den Reihen und die Gewehre klirrten 2 ). Bei vielen Kompagnien zierten den Hut der Schützen schwarz-rot-goldene Kokar den mit zwei weiß
bildenden, zum Schutze Deutschlands bestimmten Felsenburg kein Vorwerk dem Feind über lassen werden dürfe. Dieser Gedanke kommt bereits deutlich zum Ausdruck im Auf ruf des Erzherzogs Johann an die Tiroler und Vorarlberger vom 13. April 1848, der das anfangs etwas geringere Interesse 5 ) für den Abwehrkampf erst richtig entfachte *) A. Pichler, a. a. 0., S. 38 f. % ) Ebenda, S. 53. 3 ) Rudolf Arming, Erinnerungen des Trommlers der Welsberger Landesschützen 1848, S. 38. 4 ) Als solche bezeichnete
es z. B. auch Graf Brandis bei Eröffnung des Tiroler Landtages am 10. Juni 1848. Er sprach in dieser Rede auch von Tirol als einem „treuen Wächter Deutsch lands'. (Verhdlgn. d. Prov. Landtages v. T. i. J. 1848, I, Bogen 1). 5 ) Diese Erscheinung hat verschiedene Ursachen; sie ist teüs auf das Fehlen einer entsprechen den Defensioiisordnung, teils auf den Mangel an Gewehren, Munition und Lebensmitteln zu rückzuführen. (Verhdlgn. d. Prov. Landtages v.T. i. J- 1848, I. Bogen 15, f., 22f. und 27f
.). Auch die in Tirol anfänglich verbreitete Auffassung, der Pabst stehe auf Seite der Italiener und der Krieg Österreichs sei darum ein ungerechter, lähmte den Kampfwillen vieler frommer Tiroler (B. f. T. u. V. vom 17. 4. 1848, S. 180, vgl. auch Paula Geist, Vorarlberg i. J. 1848/49, S. 33f.). Ein gewisser Mangel an auszugsbereiten Schützen machte sich übrigens auch wieder im Juni bemerkbar, als die im Feld stehenden Schützenkompagnien abgelöst werden sollten. 2* 19