Seite 2 Tiroler Bollsblatt 26. Mai 1909 Leitstern auf dem Wege zum Himmel ist, sondern auch der beste Wegweiser zu irdischer Wohlfahrt, ja daß gerade auf dem Boden der Religion alle Stände sich naturgemäß entfalten und alle Gegen sätze der einzelnen Gruppen und Interessen sich ge recht, freidlich und harmonisch ausgleichen können. Das also ist die schöne große Doppelaufgabe des ersten Tiroler Landes-Katholikentages. Erstlich im Jubeljahre des Landes offenes Zeugnis zu geben, daß die Edelraute
Erbitterung bekämpsen, wie dürfen wir die Hand verweigern dem Bruder, mit welchem uns eint der selbe Glaube, dieselbe Treue, dieselbe Fahne, derselbe Wahlspruch? Kann der Adler fliegen, wenn eine Schwinge gelähmt ist? Wie kann der König der Lüfte so seinen Horst, seine Jungen verteidigen? Wildes, freches Raubgetier umkreist jetzt den könig lichen Adler, den Adler des Landes, will eindringen in seinen Horst, und sein Schönstes, Tirolerglaube und Tirolertreue, ihm entreißen. Tiroler Adler, schüttle
ab die Lähmung, schwing dich neu belebt empor, breite beide Fittige aus, zeige den Feinden, daß in so heiligem Kampfe um dein Teuerstes, die alte Einigkeit, die alte Kraft dich beseelt, wenn eS gilt einzustehen sür Gott, Kaiser und Vaterland! Tiroler Katholikentag. Mit großer Spannung sah man allgemein dieser ersten allgemeinen Tagung des katholischen Tiroler Volkes entgegen. Nicht nur das Inland, nein auch das Ausland horchte gespannt nach dem Echo aus den Ticoler Bergen. Gar sehnsüchtig wohl
Ueberzeugung keineswegs zu ver lassen gedenkt. Politische Basteien, auch bie bester dachten können vom Feinde genommen werden, an dem Wall der alten heiligen Grundsätze aber bricht sich der Sturm der grimmigen Gegner. Die Hoch burg des tirolischen Gedankens ist uneinnehmbar — wenn nicht das eigene Volk sie verläßt. Daß dies letztere nicht geschehen wird, hat der erste Tiroler Katholikentag gezeigt. Seine zweite Hauptbedeutung aber liegt darin, daß eigentlich zum ersten Male dem Volke der ganze Komplex