, Glocken allerorts angekauft, werden, um mit eherner Stimme die zerstreute Herde zu sammeln; wenn man hört, wie Dr. Schöpfer die segensreiche Tätigkeit des von ihm vertretenen Religionssystems, das angeblich „die Menschen nicht bloß in geistiger, sondern auch in materieller Hinsicht nicht bloß zu Idealen, sondern auch zum Hebensglück emporgeholfen..." anpreist, wie ein Marktschreier seine Ware („Tiroler Anzeiger" vom 22. Dezember 1920) und wie der Prior Dominikus Ditt- rich ein Klagelieh
über die „Glaubenslosigkeit und him melschreiende Zuchtlosigkeit des Tiroler Volkes" an stimmt („Anzeiger" vom 29. Dezember 1920), so mutz man sich fragen: Fa, ist denn der Geisteszustand des Volkes derart, daß alle Kutten aufgezäumt werden müssen, um die Verstandsbrldung wieder einzurenken? Durch den unerhossten Ausgang des Krieges ist es offenkundig geworden, daß tatsächlich das papistische Re ligionssystem auf der ganzen Linie Schiffbruch erlitten. Nun ist abermals die Religion in Gefahr, man sucht die Gläubigen
, auf die Glaubenseinheit unseres Landes und Glaubenseinfalt seiner Bewohner. Nach diesen müßte die Mehrheit des Tiroler Volkes von jeher aus geistig Inferioren Leuten bestehen. Dem ist nicht so! Der Charakter eines Volkes offenbart sich am deut schsten in dessen Geschichte, wenn auch die Schicksale, welche ein Volk durchzumachen hat, vielfach bildend und umgestaltend auf dessen Charakter einwirken. Wohl kann' ein ganzes Volk, wie ein einzelner Mensch unter dem Drucke überwältigender äußerer Ereignisse
von einer gewissen Zaghaftigkeit und Bangigkeit ergriffen werden. Aber solche Störungen gehen vorüber, ohne den Charak ter eines Volkes nachhaltig zu verdunkeln. Beginnen wir unsere Betrachtungen bei dem Verhal ten des Tiroler Volkes gegen den Herzog Friedrich mit der leeren Tasche. Dieser zog im Jahre 1416, vom Kon zil zu Konstanz flüchtend, wo er den lüderlichen Papst Johann XXIII. geschützt, mit dem Kirchenbanne bela den, und wie sein Beiname besagt, aller Mittel beraubt, <A9 Flüchtling von einer Bauernhütte
zur andern, Un terstand und Schutz suchend vor dem ihm nachstellenden Adel und der ihm zürnenden Geistlichkeit. Beides ward ihm in Tirol zu teil. Die Sagen, welche ihn zu Landeck, Flaurerling, auf dem Rofnerhofe im Oetztal, auf dem Forcherhofe im Schnalsertale, zu Proveis auf dem Nons- berge, beim Hendlmüller bei Meran Verstecke finden lassen, mögen sämtliche erdichtet sein, soviel mögen sie doch zu beweisen, daß der Kern des Tiroler Volkes, der Dauern- und Arbeiterstand treu zu dem Geächteten und Gebannten stand