Beilage zum .Tiroler Volksblatt' Nr. 33. ! Bozen, Mittwoch, den 24. April 1895. Nie sociale Kelleutung llev Konniagsslliule. (Vortrag von Professor Anton Ender in Tisis, gehalten am Sonntagsschullehrertag, 6. Februar 1895, im Bcreinshanse zu Dornbirn.) Verehrte Versammlung! 1. Es war im Jahre 299 nach Erbauung Roms, da ergieng von dem persischem Könige Artaxerxes Lon- gimanus der Befehl, Stadt und Tempel in Jerusalem wieder aufzubauen. Mit Freuden machten sich die Juden an die Arbeit. Hol
; und Steine trugen sie herbei, und die stolzen Mauern wuchsen von Tag zu Dlg. Als aber die Feinde der Juden das sahen, da machten sie sich auf, fielen über die Bauleute her und suchten das Werk zu verhindern. Die Juden aber wehrten sich tapfer, und mit der einen Hand thaten sie die Arbeit, mit der anderen aber hielten sie das Schwert. (2. Lsä. 4, 17.) Und so wurde der herrliche Gottes bau vollendet. Wir leben, meine Herren, in einer Zeit, wo Stadt und Tempel, fast möchte ich sagen, zerstört darnieder
und Capitalismus. Da sitzt es nun heute an den Flüssen Babylons und weint und will nicht froh werden, wenn es der schönen Tage gedenkt, die einst waren. Da war's nun vor wenig Jahren, daß auch ein Befehl ergieng, Stadt und Tempel wieder aufzubauen, die Ruinen zu entfernen und den neuen Gottesbau der christlichen Gesellschaftsordnung aufzuführen. „Zurück zum Christenthum auf allen Gebieten!', so hat der Befehl gelaulet. Und dieser Befehl ist gekommen vom Könige der Geister, vom Stuhle Petri, vom glorreichen
. Lehrer. Man hört mitunter sagen, für einen Lehrer gezieme es sich nicht, daß er zum Schwerte greise, daß er laute Politik treibe, daß er herabsteige in die Arena des lauten socialen Kampfes der Gegenwart. Ich will die Richtigkeit dieses Grundsatzes nicht untersuchen und sage deshalb: Es brauchts gar nicht, daß Lehrer mit dem Schwerte kämpfen für die bessere christl. Gesellschafts ordnung, sie können ihre Hand an die Arbeit legen, sie können im Stillen arbeiten am Ausbau von Stadt und Tempel