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Schlern
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Seite 60 von 100
Datum: 01.11.2013
Umfang: 100
war angebrochen, und die barocken Frömmigkeitsformen begannen allmählich abzusterben, wenn sich das fromme Volk auch gegen alles Neue zur Wehr setzte. Die Stiftskirche mit dem wundertätigen Kreuz wurde erneut ein starkes Wallfahrtszentrum in der Zeit, in der der österreichische Liberalismus seine Hochflutswellen bis an die Kirchenmauern wälzte. Pilgerscharen kamen zum Kreuz, um für die Erhaltung der katholischen Glaubenseinheit in Tirol zu beten 49 . Einem Bericht im Bürgerbuch der Marktgemeinde Innichen

, „bey zehn Tausend Menschen“ teilgenommen hätten. Wörtlich wird berichtet: „... ist die Prozession von der Stiftskirche ausgezogen, bey welcher das am Hochaltar seit 1100 Jahren stehende heilige Kreuz und Mirakelbild herabgenommen und mit der Prozession herumgetragen wurde. Auch wurden die h. Reliquien des h. Kandidus im silbernen Sarg und alle anderen in der Stiftskirche in silbernen Gefässen befindlichen Reliquien von der sämmtlichen anwesenden Geistlichkeit, den Bürgern und Bürgersöhnen

herumgetragen“. Nach dem Bericht zog die Prozession nach einem feierlichen Hochamt von der Stiftskirche aus die Hauptstraße ostwärts bis zur „Marer Feldbrücke“ (ungf. 1 km östlich von Innichen), über die Brücke hinüber, „von dort über die Felder durch, bey der Sautraten und den Unterpainten herauf, über die Gasse des alten Marktes durch, über den Marktplatz herab, und zog unter dem Geläute der sämmtlichen Glocken in der Stiftskirche wieder ein ...“Die Prozession hätte „eine geschlossene Kette gebildet

“, d. h. als das Prozessionsende die Stiftskirche verließ, traf die Prozessionsspitze dort wieder ein. Wir lesen im Bericht abschließend: Bei der Prozession, „bei welcher die sämmtlichen anwesenden Menschen mitgegangen sind und ihr inbrünstiges und erbauliches Gebeth Gott dem Allmächtigen dargebracht haben“, sei „jedes Menschenherz ergriffen “ und „viele Tränen“ seien „ vergossen worden“ (Abb. 21). Nach dem Bericht des genannten Bürgerbuches wurde diese Prozession am 10. Juli 1865 erneut abgehalten, wobei

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Schlern
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Seite 68 von 100
Datum: 01.11.2013
Umfang: 100
Michael Baur war Kanonikus des Stiftes Innichen von 1751 bis zu seinem Tode im Jahre 1763. 41 Zur genauen Gestaltung der Prozessionen s. Kühebacher, Kreuzprozession (s. Anm. 39), S. 39-42. 42 Der schon seit dem 16. Jahrhundert nachgewiesene und bis in unsere Zeit übliche Prozes sionsweg: Stiftskirche - Herzog-Tassilo-Straße - Freisinger Straße - Altar Markt - St.-Micha els-Platz - Stiftskirche. 43 Der Stiftspatron Candidus wurde als Wundertäter in allen Krankheiten und Nöten verehrt. Viele Pilger

kamen auch aus dem angrenzenden italienischen Sprachraum; sie pilgerten zum Santo Candido ; daraus wurde das italienische Exonym für den Ortsnamen Innichen. 44 An dieser Monatsprozession wurde noch bis um 1950 festgehalten. 45 Stiftsarchiv Innichen, IX, A, 6. 46 Dazu und dem Folgenden: Karl Wolfsgruber, Das Stift Innichen, in: Stifte und Klöster (Jahr buch des Südtiroler Kulturinstitutes II), Bozen 1962, S. 49-52. 47 Über den Zustand der Stiftskirche in dieser Zeit s. Egon Kühebacher

, Über das Wirken des Innichner Stiftskanonikus Franz Peter Regalat von Bussieres ä Mussipont aus der letzten Tiroler Spielgrafenfamilie, in: Der Schiern 62 (1988), S. 69-91. - Nach mündlicher Überliefe rung diente die Kirche als Abstellraum, sogar als Pferdestall. 48 Den Innichnern war aber die Pfarrkirche zum Hl. Michael lieber als die ernste Stiftskirche, die man sogar abreißen wollte. Dazu: Egon Kühebacher, Barock als kirchenwürdiges Schönheits ideal, in: Der Schiern 81 (2007), Heft 1, S. 44-51. - Sinnacher

wenig dagegen, um endlich etwas zu essen zu bekommen, zumal niemand glaubte, dass dieser Grenzverlauf endgültig sein würde, da doch die Friedensverhandlungen noch nicht abgeschlossen waren. 54 Egon Kühebacher, Die italienisch-/österreichische Staatsgrenze zwischen Arnbach und Win nebach in ihren ersten Bestandsjahren, in: Der Innichner 8 (2009), Nr. 45, S. 68-72. 55 Gelmi, Geschichte (s. Anm. 14), S. 527. 56 Mitteilung vom Altmesner der Stiftskirche, Alois Oberhofer. 57 Die den vorliegenden Beitrag

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Seite 43 von 100
Datum: 01.11.2013
Umfang: 100
vorzutäuschen, etwa indem er hinter der Krone des Gekreuzigten undichte Gefäße mit roter Farbe versteckte, von wo aus die Farbe „in sichtbarlicher Gestalt eines frischen fließenden bluetes mit gewalt herfirgebrochen ... und an allen seiten abtriefen “ gesehen werden konnte. Im Bericht über den Großbrand des Jahres 1554, dem alle Kirchen und nahezu die gesamte Ortschaft zum Opfer fielen, werden zwar die großen Schäden an der Stiftskirche und den Stiftshäusern genau beschrieben

der Mühlbacher Klause nur wenige Pilger. Bis 1914 bezahlten einige Gemeinden von Krain jährlich der Stiftskirche das verlobte „ Käfergeld “, um ihre Felder vor Ungeziefer zu schützen 19 und die Defregger spendierten bis dahin alljährlich das „Gannenbrot“ (Candidusbrot) 20 . Hoch verehrt wurden neben dem Kreuz auch die Reliquien des Stiftspatrones Candidus, die sich seit dem 8. Jahrhundert in der Stiftskirche befinden 21 . Abb. 9 Bericht über den Großbrand am 16. September 1413 und das anschließende

„Blutwunder". Die um 1700 geschaffene Inschrifttafel war bis 1968 in der Vorhalle der Stiftskirche aufgehängt. Sie befindet sich heute im Stiftsmuseum (Schauraum 1). Aufnahme: 0. Klose, Innichen -V . , ß $utDißn ft) ctrt4ar^^ärit Änlt()i<uiHofii, ij^ituffitfc, tun Nr tmwtui &frr StifMwfbejt cd tmntlitbf mutlt wt& fhirinctö^if JilhirdwßfK niÄrit nt£ mnwm Om(Ter wakijfülenplwkiwd) wlföHlcgiat teram bawpm i cyMifbMm tuti> martptm mich b cfpmmi a ttvtifc mit ßUru tmfcu. rit ritimijtftfjnTflwr mhilnnt. ppfflt

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Seite 58 von 100
Datum: 01.11.2013
Umfang: 100
Heft 11 Abgesehen vom Volk hatte die Prozessionsgemeinschaft 186 Mitwirkende, davon 53 Sprechrollen, 88 Statisten und 45 Fahnen- bzw. Statuenträger. Die angeführte Ordnung zeigt, dass man sich nicht eine Schauprozession vorstellen darf, da die gesamte Innichner Bürgerschaft und viele Leute aus dem ganzen Pustertal in den Umgang eingereiht waren. Da für eine Prozession dieser Größe der übliche Umgangsweg 42 zu kurz war, wählte man wohl den längeren, und zwar folgenden: Stiftskirche-Hauptplatz

-Sextner Straße-Zimmererbrücke-Weidach/Kreuzwiesen- Hauptstraße-Hauptplatz-Stiftskirche (diesen Weg ging man zum letzten Mal bei der Primiz von Robert Mieler im Jahre 1948). Vier Spielorte (entsprechend den vier Evangelien bei den Sakramentsprozessionen) kann man annehmen 42 : 1. Am Anger zwischen Kössler und Zimmererbrücke Darstellungen des Todes und Szenen aus dem Alten Testament: Kain und Abel, das Opfer Abrahams, der Verkauf des ägyptischen Josef, David und Goliath und abschließend Judith

und Holofernes; 2. am Anger westlich des Sextner Baches: Mariä Verkündigung und Christi Geburt; 3. in den Kreuzwiesen: Szenen aus der Passion Christi (Verspottung Christi bei Herodes, Ecce homo, Verurteilung zum Tod durch Pilatus; Kreuzweg und Longinus); 4. am Platz vor der Stiftskirche: das Bruderschaftsspiel (Auffindung des Kreuzes durch Helena und Konstantin). Die Spieltexte wurden den überlieferten Passionsspielen entnommen. Die Candidusprozession, die seit 1680, wie bereits angeführt, alljährlich

und Helfer in allen Anliegen gefeiert 43 . Zudem veranstaltete die Hl. Kreuzbruderschaft monatlich eine Prozession zu Ehren des hl. Kreuzes. Da die Beteiligung an den Monatsprozessionen mit dem Versprechen verbunden war, ein „seliges Sterbestündlein“ zu erlangen, nahmen immer viele Bruderschaftsmitglieder aus Innichen und den Nachbarorten teil 44 . Ende der Hl. Kreuzbruderschaft und Verehrung des Kreuzes der Stiftskirche bis ins 20. Jahrhundert D urch Eingriffe der aufgeklärten Regierung ins kirchliche

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