Rudigier (1848—1850) 34 ) zu nennen. Beide bemühten sich, Innichen als Wall fahrtsort wieder bekannt zu machen. Die Stiftskirche wurde wieder Mittelpunkt des religiösen Lebens im Hochpustertal. Zum Innichner Kreuz pilgerten die Menschen in der Zeit, in der der österreichische Liberalismus seine Hochfluts wellen bis an die Kirchenmauern wälzte, um für die Erhaltung der katholischen Glaubenseinheit zu beten. Auch die großen Kreuzprozessionen wurden wieder gehalten, wenn auch ohne barocken Prunk
. Im Bürgerbuch der Marktgemeinde Innichen lesen wir einen Bericht, wie sich noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ungezählte Pilger um das uralte Gnadenbild der Stiftskirche scharten. Es dürfte von Interesse sein, diesen Bericht wörtlich wiederzugeben: „Auf Anordnung des Hochwürdigsten Titl. Herrn Probsten Doctor Michael Haidegger 35 36 ) da hier, wurde nach dem Wunsche der zur De chantei Innichen gehörigen Pfarr- und Curatie-Gemeinden, Innichen, Innichberg, Wahlen, Sexten, Vierschach, Winbach
die Bewohner der obgesagten Gemeinden mit ihren Seelsorgern zahl reich beygekommen sind, s odaß bey dieser Prozession bey zehn Tau send Menschen Antheil genommen haben. Diese Andacht hat am ge sagten Tag 9 Uhr Vormittag in der daigen Stiftskirche mit einer vom Titl. Herrn Probsten gehaltenen, dem Feste anpassenden Kanzelrede begonnen. Hierauf wurde, ein solemnes Hochamt abgehalten; nach die sem Gottesdienste ist die Prozession uon der Stiftskirche ausgezogen, bey welcher das am Hochaltar seit 1100 Jahren
stehende heilige Kreuz und Mirakelbild herabgenommen, und mit der Prozession herumgetra gen wurde. Auch wurden die h. Reliquien des h. Kandidus im silbernen Sarg, und jene des h. Plazidus, und alle anderen in der Stiftskirche in silbernen Gefässen befindlichen Reliquien 3e ), uon der sämmtlichen anwesenden Geistlichkeit, den Bürgern und Bürgerssöhnen herumge tragen. Der Zug der Prozession ging uon der Stiftskirche aus, über die Strassen hinab bis zur Marer Feldbrücke 37 ), uon dort hinüber in das Feld
, von dorten über die Felder durch, bey der Sautraten, und den Unterpainten herauf, über die Gasse des alten Marktes durch, über den Marktplatz herab, und zog unter dem Geläute der sämmtlichen Glocken in der Stiftskirche wieder ein, bey welcher Prozession die sämmtlichen anruesenden Menschen mitgegangen sind, und ihr in brünstiges und erbauliches Gebeth Gott dem Allmächtigen dargebracht haben, so daß jedes Menschenherz ergriffen wurde, und viele Thränen uergossen ruurden. Die Zahl der Menschen