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Schlern
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Seite 24 von 107
Datum: 01.05.1971
Umfang: 107
befinden sich am Hauptportal der Stiftskirche, die anderen im alten Stiftsschulgebäude. Da de Bussieres ein eifri ger Verehrer des Innichner Kreuzes war — er ließ auch ein kleines Votivbild chen malen, auf dem er neben dem Kreuz kniend dargestellt ist und für die wiedererlangte Gesundheit dankt (Abb. 2) — und in der Hl.-Kreuz-Bruderschaft sich aktiv betätigte, kann man annehmen, daß er auch den Auftrag für die genannten Bilder am Süd- und Nordportal der Stiftskirche gegeben hat. Um diese Zeit

Schrif ten immer wieder den Hinweis fand, daß es sich schon seit frühester Zeit in der Stiftskirche befunden habe 8 * ), entstand die Sage, es sei ein Geschenk Herzog Tassilos III., den man dank der Geschichtsforschung im 18. Jahrhundert als Gründer Innichens kennengelernt hatte. Diese Meinung setzte sich durch und ist noch heute bewußt. Auch die kunsthistorische Forschung nahm bis ins späte 19. Jahrhundert an, daß das Alter des Kreuzes in die Gründungszeit Inni chens, also in das 8. Jahrhundert

das 13. Jahrhundert als Entstehungs zeit an. Vielleicht war dieses Kreuz bereits in der im 12. Jahrhundert erbauten zweiten Stiftskirche? Sicher schmückte es von Anfang an den Chorbogen der im Jahre 1284 eingeweihten heutigen Stiftskirche °). Im folgenden werden nun die wenigen Nachrichten über die weitere Ge schichte und die Verehrung dieses Kreuzes zusammengestellt. Das Innichner Kreuzwunder vom Jahre 1413 Die erste urkundliche Nachricht über das Kreuz der Stiftskirche stammt aus dem Jahre 1413. Am „sand Gallen

des Stiftes Innichen. In: Der Schiern 43, Heft 9—10 (1969), S. 437—452. “) Vgl. den Bericht über das angeb liche Wunder im Jahre 1413 weiter unten. °) Josef Weingartner: Die Kunstdenk mäler Südtirols, 1. Teil, Bozen 1951, S. 174; Waschgier: a. a. O., S. 80. Nicolö Rasmo: Die Stiftskirche von Innichen und deren Restaurierung. In: Der Schiern 43, Heft 9—10 (1969), S. 399. 10 ) Kühebacher: a. a. O., S. 126; Wiede mayr: a. a. O., 1. Teil, S. 47 f.

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Schlern
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Seite 30 von 107
Datum: 01.05.1971
Umfang: 107
Rudigier (1848—1850) 34 ) zu nennen. Beide bemühten sich, Innichen als Wall fahrtsort wieder bekannt zu machen. Die Stiftskirche wurde wieder Mittelpunkt des religiösen Lebens im Hochpustertal. Zum Innichner Kreuz pilgerten die Menschen in der Zeit, in der der österreichische Liberalismus seine Hochfluts wellen bis an die Kirchenmauern wälzte, um für die Erhaltung der katholischen Glaubenseinheit zu beten. Auch die großen Kreuzprozessionen wurden wieder gehalten, wenn auch ohne barocken Prunk

. Im Bürgerbuch der Marktgemeinde Innichen lesen wir einen Bericht, wie sich noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ungezählte Pilger um das uralte Gnadenbild der Stiftskirche scharten. Es dürfte von Interesse sein, diesen Bericht wörtlich wiederzugeben: „Auf Anordnung des Hochwürdigsten Titl. Herrn Probsten Doctor Michael Haidegger 35 36 ) da hier, wurde nach dem Wunsche der zur De chantei Innichen gehörigen Pfarr- und Curatie-Gemeinden, Innichen, Innichberg, Wahlen, Sexten, Vierschach, Winbach

die Bewohner der obgesagten Gemeinden mit ihren Seelsorgern zahl reich beygekommen sind, s odaß bey dieser Prozession bey zehn Tau send Menschen Antheil genommen haben. Diese Andacht hat am ge sagten Tag 9 Uhr Vormittag in der daigen Stiftskirche mit einer vom Titl. Herrn Probsten gehaltenen, dem Feste anpassenden Kanzelrede begonnen. Hierauf wurde, ein solemnes Hochamt abgehalten; nach die sem Gottesdienste ist die Prozession uon der Stiftskirche ausgezogen, bey welcher das am Hochaltar seit 1100 Jahren

stehende heilige Kreuz und Mirakelbild herabgenommen, und mit der Prozession herumgetra gen wurde. Auch wurden die h. Reliquien des h. Kandidus im silbernen Sarg, und jene des h. Plazidus, und alle anderen in der Stiftskirche in silbernen Gefässen befindlichen Reliquien 3e ), uon der sämmtlichen anwesenden Geistlichkeit, den Bürgern und Bürgerssöhnen herumge tragen. Der Zug der Prozession ging uon der Stiftskirche aus, über die Strassen hinab bis zur Marer Feldbrücke 37 ), uon dort hinüber in das Feld

, von dorten über die Felder durch, bey der Sautraten, und den Unterpainten herauf, über die Gasse des alten Marktes durch, über den Marktplatz herab, und zog unter dem Geläute der sämmtlichen Glocken in der Stiftskirche wieder ein, bey welcher Prozession die sämmtlichen anruesenden Menschen mitgegangen sind, und ihr in brünstiges und erbauliches Gebeth Gott dem Allmächtigen dargebracht haben, so daß jedes Menschenherz ergriffen wurde, und viele Thränen uergossen ruurden. Die Zahl der Menschen

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Schlern
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Seite 28 von 107
Datum: 01.05.1971
Umfang: 107
auf dem Kreuzaltar, so daß das Gnadenbild noch mehr verrußt wurde als es bisher bereits gewesen sein mag. Der Volksmund prägte die Bezeichnung „Schroarzer (großer) Herrgott von Innichen“ 20 ). Für die frommen Mitglieder der Bruderschaft war das Gnadenbild der Stiftskirche ein Leitbild in allen Lebenslagen. Um es jederzeit sehen zu können, nahmen sie Abbildungen davon mit in ihre Häuser. Die Druckplatte des Bildes, das die Bruderschaftszettel schmückt, ist erhalten; sie wurde immer wieder ver

, der allgemeinen Barockisierungstendenz zu widerstehen; bei der Darstellung der Begleitfiguren wagte er es sogar, vom Original sehr stark abzu weichen 23 ). Vom Kreuz der Stiftskirche gingen auch entscheidende Impulse für eine theatralische Gestaltung der barocken Volksfrömmigkeit aus. Wie in anderen Zentren des religiösen Lebens kam auch in Innichen noch die phantasievolle Ausschmückung der Liturgie des 17. Jahrhunderts dazu, der immer ein Zug ins Theatralische anhaftete 24 ). Der Innichner Organist Matthäus

. „Die Umgangsbräuche im Rahmen der Liturgie bildeten gemeinsam mit der Errichtung eines ,Heiligen Grabes’ in der Stiftskirche und ausgedehnten Begräbnisfeierlichkeiten am Karfreitag Vorstufen für die Kreuz prozession der Barockzeit, wie sie uns der Text von 1748 zeigt.“ Genaue Be- 20 ) Auch der Innichner Schriftsteller P. P. Rainer (1885—1938) spricht in seiner Legende „Der hölzerne Herr gott von Innichen“ vom „schwarzen Herrgott“. 21 ) Im Innichner Stiftsarchiv findet sich ein Wandkalender aus dem Jahre 1740

, der eine so gestaltete Nachbil dung des Kreuzes zeigt. 22 ) Von den vielen Marterlen dieser Art möchte ich nur eines erwähnen, das sich am Innichberg befindet; es stammt wahrscheinlich vom Innich ner Maler Burgmann. Die Inschrift berichtet, daß der Töterbauer Josef Kiepacher im Jahre 1777 durch An rufung des hl. Kreuzes sich aus der Gewalt der Räuber befreien konnte. Der Vorfall ist bildlich dargestellt und darüber schwebt das Kreuz der Stiftskirche. 2S ) Eine stark barockisierte Wiedergabe des Kreuzes findet

sich auch auf dem Votivbild über dem Nordportal (Innenseite) der Stiftskirche (s. Der Schiern 43 (1969), S. 417, Abb. 2). In Kartitsch wurde das Innichner Kreuz ganz groß an der nördlichen Kirchenmauer abgebildet; erst in den letzten Jahren wurde es übertüncht. Abbildungen des Kreuzes finden sich auch auf Fahnen, so auf der großen Prozessionsfahne der Innichberger (s. Abb. 9) und auf der Fahne des Innichner Veteranenvereines. Auch Wegkreuze finden sich im Hochpustertal, auf denen Christus als König dargestellt

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