— 290 Sie &§ gesehen?" — „Das darf ich nicht sagen", antwortete Stephan bestimmt. „Wie sonderbar!" rief James. Stephan glaubte Mißtrauen in seinem Ton zu hören und fuhr nach einem Augenblick des Zögerns fort: „Die braune Brieftasche steckte in der Brusttasche Ihres Rockes; ich sah, wie er sie herausnahm." James machte wieder eine Bewegung des Schreckens und schien zweifelhaft. „Können Sie mir nicht einige Einzelheiten angeben?" fragte er endlich. „Nein, das kann ich nicht", sagte Stephan
. „Er nahm die Brieftasche, ich habe es gesehen. Mehr kann ich nicht sagen." „O, das ist Unsinn!" rief James. „Ich kann es wahrhaftig nicht", erwiderte Stephan, wenn auch sehr unangenehm berührt von diesem Ausruf. „Ich habe Ihnen einen Fingerzeig gegeben; Sie können ihn benutzen, wenn Sie wollen." James stand auf und ging durch das Zimmer. Plötz lich sagte er stehenbleibend: „Es ist ganz widersinnig! Ein Mann in dieser Stellung! Uebrigen's ist es unmöglich; ich weiß, daß ich die Brieftasche
, hatte, als ich Buckinghams Lokal betrat, und er ging früher weg als ich." „Jawohl —" sagte Stephan und hielt inne. James blickte ihn neugierig an. Stephan fühlte, daß die Unmöglichkeit, seine Lage zu erklären, ihn fast verrückt machte. Er stand ebenfalls auf und griff nach seinem Hut. „Gewiß können Sie. mir noch etwas mehr mitteilen", sagte James. „Nein, ich kann nicht", antwortete Stephan. „Sie brauchen nicht zu fürchten, daß Sie sich dadurch Unannehmlichkeiten zuziehen." „Das fürchte ich nicht, aber ich darf
nicht mehr sagen." „Es scheint eigentlich, nicht -ehrenwert, die Unbescholten heit eines Mannes in solcher Weise anzugreifen, ohne be stimmte Begründung", sagte James; er sah seinen Besucher scharf an und bemerkte einen Farbenwechsel im Gesicht desselben. „Nein," sagte Stephan, „ich glaube, daß es Sie be fremdet; aber ich darf nichts mehr sagen." „Hm!" sagte James, gerade so, wie er gestern „hm!" gesagt, als der Automat den falschen Zug machte. Er fuhr fort: „Selbstverständlich würden wir gern
eine ansehnliche Belohnung geben, wenn —" „Ich beanspruche durchaus keine Belohnung", unter brach Stephan ihn. .„Ich kann es nicht ansehen, daß ein Mann bestohlen wird, ohne es ihm zu sagen. Jedoch — ich wünsche Ihnen guten Morgen." „Bleiben Sie noch einen Augenblick", bat James ganz demütig. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie hierher kamen. Darf ich um Ihre werte Adresse bitten?" „Gewiß", sagte Stephan, setzte seinen Hut auf den Tisch und nahm einen Bleistift aus der Tasche. James reichte ihm einen Bogen