seine herzliche Freude haben. Kunschak gab zu nächst eine großzügige Darstellung der Ereignisse vom Zusammbruch der Monarchie und Umsturz bis zu den Wahlen von 1919, aus denen die Sozialdemokraten als stärkste Parlamentspartei hervorgingen. Der Rück blick auf die stürmische Entwicklung jener schicksals schweren Tage und Monate gestaltete sich im Vortrag des Redners zu einer Apologie der Haltung, zu der damals die christlichsozialen Führer, darunter Männer wie Jodok Fink und Prälat Hauser, nach reif licher
hat. Dann fuhr der Redner fort: Mit dieser Wahl beginnt die K o aI i t i o n s p e r i o d e. Die Sozialdemokraten und Christlichsozialen haben sich zu- sammengetan, um gemeinsam die Regierung zu übernehmen und zu versuchen, aus diesem willkürlich gebildeten Staate in lebensfähiges Gebilde zu machen. Man lästert heute sehr viel über die Koalition, meistens ohne zu überlegen, was man oamit tut, und ohne überhaupt zu wissen, was damals war. Der Koalition habe ich angehört, sogar dem Koali tionsau
). Das hat mich aber nicht gehindert, daß ich später, als ich sah, daß die Sozialdemokraten langsam warm wurden und sich zu fühlen begannen, damals im Parlament, als Doktor Deutsch die Verordnung über die Soldatenräte ohne Zu stimmung der Staatsregierung hevmrsgegeben hatte, mit der Faust auf den Tisch geschlagen und erklärt habe: Wenn die Sozialdemokraten glauben, daß mir, die Christlichsozialen, in der Koalition die Zugochsen und die Sozialdemokraten die Kutschierenden sind, dann täuschen
abgegeben. Der Kunschak ist aber nicht gewichen, er hat w e i t e r g e s p r o ch e n. (Stürmischer Beifall.) 2 o schaut der „feige" Kunschak aus, der heute den Kampf mit den Sozialdemokraten angeblich scheut. Ich habe schon am Vormittag einen Brief erhalten, in dem ich ge warnt wurde, in die Versammlung zu kommen, da die Volks wehr Vorbereitungen getroffen hat, mich aufzuhängen. Ich bin dennoch in die Versammlung gekommen und wie durch einen Zufall durch einen Schutzengel, den mir der Herr gott
staatspoliti schen Schachzüge zu sein scheint. Ich habe ferner er klärt, daß wir die Sozialdemokraten, die behauptet hatten, nur Dr. Seipel sei das Hindernis für die Erledigung der Mietenreform, beim Wort nehmen wollen, daß sie jetzt keine Ausrede mehr haben und die Mietenre form machen müssen. Schließlich habe ich erklärt: Es wird zuerst das Programm für die neue Oiegierung festgestellt, dann erst die Regierung gebildet werden. Und sie wird alles andere sein, als eine Koalitionsregierung mit den Sozial