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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 8
Datum: 28.08.1935
Umfang: 8
ffii tsbruchev Zeitung Nr. 196 Mittwoch, 38. August 1985 7 JM Vor dem Wticlbf ea? Ein Wmkelaövokat Innsbruck, 27. August. zzor einem Schöffensenate unter dem Vorsitz des OLGR. Wolf (Staatsanwalt Dr. Huber) hatte sich heute -der im Jahre 1896 geborene und nach Kirchbichl zuständige Hilfsarbeiter Franz Hell wegen des Verbrechens des Mein« Ms, des Betruges und der Veruntreuung zu verantwor te Nit ihm war auch die 30jährige Bauerntochter Io- fomto Schaffenrath angeklagt. Hell ist ein schon oft

und schwer vorbestrafter Mann, der u, c. wegen Betruges schon vier Jahre Kerker verbüßt hat. Trotz der schweren Strafen ließ sich Hell nicht abhalten, immer wieder neue Betrügereien zu begehen. Nach Ver- S seiner letzten Strafe von 18 Monaten ließ sich Hell i. T. nieder und befaßte sich mit Winkelschreiberei. Einem Bauernknecht lockte er 50 8 unter dem Vorwände heraus, daß er das Geld für Stempel ufw. brauche. Einem anderen Bauern, der knapp vor der Versteigerung stand, machte der Angeklagte

vor, daß er die Versteigerung hint anhalten könne, nur brauche er hiezu 100 8. Der bedrängte Lauer folgte dem Hell tatsächlich das Geld aus, Hell ver- nritteltz eine Ranganmerkung von 4000 8 und in der Folge zeit benützte Hell diese Urkunde, um bei einer Innsbrucker Firma Waren im Werte von 333 8 herauszulocken. Die Waren verkaufte Hell und das Geld wurde verbraucht. Im Jahre 1933 verließ Hell seine Frau und zog mit der Jauerntochter Johanna Schaffenrath aus Axams zusammen. Im Laufe der Zeit kam

es zwischen ihm und dem früheren Bräutigam der Schaffenrath zu einem Streite, der schließlich bei Gericht ausgetvagen werden mußte. Vor dm Berufungsgerichte gaben sich nun Hell und Schaffenvath als verheiratet aus und behaupteten als Zeugen, daß sie 1t Tage vor der Verhandlung in Wien eine Zivilehe geschlof- feit hätten. Im weiteren Verlaufe der Erhebungen kam auch zu Tage, daß Hell sich fälschlich als Betriebsleiter eines Sägewerkes ausgegeben habe, in Wirklichkeit war er Holz arbeiter. Trotzdem gab er bei Gericht unter Eid

an, daß er Betriebsleiter fei. Während er bei dieser Firma in Achenkirch beschäftigt war, gelang es ihm, die M> reffen verschiedener ausländischer Firmen zu erfahren, mit denen diese in Verbindung stand. Diese Kenntnisse benützte nun Hell und unternahm mit ganz geringen Barmitteln eine Reise nach Italien, später in die Schweiz und kam schließlich auch nach Paris. Sowohl in M a i l a n Ä als auch in Genua und anderen Orten machte sich Hell an die Kunden der AcheNkirchener Firma heran und es gelang ihm, bei drei Firmen

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 12
Datum: 13.04.1935
Umfang: 12
aus seinem Munde. Er faßte sich an seine Brust. „Dein Herz", sagte Hell besorgt... „Du bist krank." Er trat nahe zu dem Bruder und wallte ihn stützen. Hannes Grotenkamp richtete sich wieder auf und wehrte die Hand ob. „Ich bin nicht krank", sagte er schroff. „Und ich wünsche, daß du mich in Ruhe läßt. Heut . . . und immer..." „Hannes!" Ein schmerzlicher Aufschrei. Noch hielt Hell dem Bruder die Hand hin. Der wandte sich um, ohne ihn anzusehen, Da verließ .Hellmut Grotenkamp das Zimmer. Draußen faßen Mamsell

Berkmann und Io zusam men auf der Wiese des Obsthofes und sahen vergnügt in das Blütenreich über ihnen. „Kommen Sie mcm recht bald wieder, Fräulein", sagte die Alte. „Ach Gott, wenn nur der Herr nicht so merkwürdig war . . ." Sie schüttelte sorgenvoll den grauen Kopf. „Das nimmt kein gutes Ende!" Da stand Hell am Eingang. Io erschrak zutiefst über sein blasses, verstörtes Ge sicht. „Wir wollen gehen, Io", sagte er bittend. „Sofort, ja? " „Aber Sie müssen zuerst doch Abendbrot essen", sagte die Mamsell

erschrocken, und in ihrer Hausfrauenehre sehr gekränkt. „Es gibt Reibekuchen, die essen Sie doch so gern, Herr Doktor!" „Diese Reibekuchen könnten es mir schon antun, Mamsell", lächelte Hell. „Aber es geht nicht . . ." „Aber die andern", warf die Haushälterin ein. „Die Trine, der Jörg und die Knechte und Mägde alle, die sich doch immer so freuen, wenn der Herr Doktor atz sten Begebenheiten. Also wildester Wildioesten, aber nicht von der Indianerbüchelseite gesehen, sondern mit milieu- getreuer

und allein die schauspielerischen Leistungen, wie die vorzügliche Arbeit des Kameramannes verdienen volle Achtung. Allen voran Wallace Beery in der Rolle Pancho Pillas. Den Präsi denten Nadero spielt der interessante Henry B. Walt- h a! l, den tückischen, perfiden General Pascal elegant Josef S ch i l d k r a u t. Man sie auch viele südländische kommt und ihnen ein freundliches Wort sagt . . . nein, Sie müssen bleiben . . „Es geht nicht, Mamsell", sagte Hell ernst. Da stand Io, die ihn zu genau kannte

, um nicht zu wissen, daß ein Bleiben nicht mehr möglich sein konnte, schon auf. Sie strich das Kleid glatt. „-Ja, es wird Zeit", sagte sie freundlich. „Vielen Dank, Mamsell, über es muß alles ein Ende haben . . Schweigend gingen sie langsam bis zum Höftor. Die Mamsell war auf einmal verschwunden und hatte in aller Eile ein paar Schinkenbröte zusammengepackt. Hastig drückte sie sie Hell in die Hand. „Als kleine Erinnerung an den Grotenkamphof", sagte sie. Sie hatte ein paar blühende Zweige dazu gelegt

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 06.04.1933
Umfang: 8
: Innsbrucker Bnchdruckerei u. Verlagsanstalt, Innsbruck. Mentlgasse 12. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Spielmann, Innsbruck, Pradlerstraße 47 Nr. 81 Innsbruck, Donnerstag, den K. April 1883 41. Jahrgang Der Fememord bei Walchsee Transport des schwerverletztes Ir. Hell nach Znnsbrack — Major Hell ist kein Nazi! — Ser Täter ein Berufsmörder? Innsbruck, 5. April. (EB.) Der nationalsozialistische Fememord bei Walchsee verursacht in Innsbruck stärkste Erregung. Sie steigerte sich noch, als bekannt wurde

: Der schwerverletzte Major Hell, einziger Augenzeuge der furcht baren Tat, wird nach Innsbruck gebracht! Ein Krankentransportauto der Innsbrucker freiwil- ligen Rettungsgesellschaft suhr morgens nach Walchsee und holte den Schwerverletzten ab. Um „Ueberraschungen" hintanzuhalten, kam Gendarmerie mit. Major Dr. Hell war transportfähig und äußerte den Wunsch, in die chirur gische Klinik nach Innsbruck — also fern von den bayri- schen Nazis — gebracht zu wevden. Auf der Fahrt nach Innsbruck gab es einen merkwür

- digen Unfall. Hinter Wörgl, auf ebener Straße, löste sich plötzlich ein Hinterrad des Rettungsautos und rollte geradezu weg. Man kann von besonderem Glück sagen, daß nicht ein schweres Unglück geschah. Selbst verständlich war nicht mir der angeschossene Major Hell, sondern auch die anderen Mitfahrenden ge fährdet. In Wörgl und Innsbruck waren betreffs des Unfalles ver schiedene Gerüchte verbreitet, die jedoch nicht auf Wahrheit beruhen. Das Rettungsauto traf in Innsbruck um die Mittagszeit

mit geringer Verspätung ein. Major Hell wurde zuerst in die Ambulanz der chirur gischen Klinik und von dort auf die „Zahlabteilung" (Städtisches Sanatorium) gebracht. Er befindet sich trotz der erheblichen Verletzung in einvernehmbarem Zustand. Wer ist der Verletzte? Major Hell war Chefredakteur der von den Haken kreuzlern fanatisch gehaßten Zeitschrift „Der gerade Weg" in München. Im Kriege diente Hell als Kampfflieger und wurde als Fliegeroffizier mehrmals in besonderer Weise ausgezeichnet

. Einer politischen Partei, einer politischen Richtung hat Hell eigentlich nicht angehört. Aus innerster Ueberzeugung kämpfte er gegen die maßlosen Auswüchse des Nationalsozialismus und wurde journalistischer Kampfgefährte des Dr. Gerlich. Gerlich. ehemaliger Chefredakteur der in allen Farben schillernden „Münchner Neuesten Nachrichten", rang sich zu einer positiven Gesinnung durch. Er und Hell kamen zur Ansicht, daß dem Vordringen des Hakenkreuzes durch ein wahrhaft christliches Matt ein „katholischer Damm

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 14.04.1935
Umfang: 8
, noch zwölf . . . Mein Gott, wie schnell das alles gekommen war: die Antwort von Cornelius, feine Freude, daß Hell ver nünftig gewesen war und so bald eintreten würde ... das Entgegenkommen in der Klinik, ein paar Wochen, die wie Minuten verflogen waren. Sie hielt Hells Hand. „Kind, ich mutz hinaus. . „Zch gehe mit, Hell!" Ganz gleichgültig, ob es da oben scheußlich war! Jetzt verstand sie die anderen, die den geliebten Menschen bis zur letzten Minute be sitzen wollten und sich nicht um die Umwelt kümmer

ten. Sie hing an seinem Arm, der Gepäckträger ging vor aus. Jo sah die Koffer an, große, schwere Dinger. Wann war das gewesen, daß sie sie gepackt hatte? Fahre waren das her, Jahre! Oben war es morgenkühl und grau. Die Bahnhofs halle lag in dämmerndem Licht. Hells Zug war noch nicht da. „Ich schreibe dir gleich, Io . . . Schon wenn ich in Hamburg bin ... Ich werde immer an dich den ken." Worte, liebe, zärtliche Worte. „Vergiß mich nicht, Hell, bitte . . „Dummes, Kleines ... ich dich vergessen

... ach, es ist entsetzlich, Io. Ich lasse dich Nachkommen, irgend wie, sobald die Möglichkeit dazu besteht. Muß doch mal sehen, ob das nicht geht ..." Sie wanderten auf und ab. Ihre Lippen bebten, mit Mühe hielt sie die drängenden Tränen zurück. „Wie ist deine Adresse in Monte?" „Vorläufig postlagernd, Hell", sagte sie schnell. Er sah sie erstaunt an. „Wieso denn das?" .Ich werde ein paar Tage früher hinfahren, um mich zu akklimatisieren, verstehst du? Es. wäre wunder voll. wenn dein Brief dann schon

auch vom Willen des der Liebe Roman von Maria Oberlin „Io, der Zug . . * „Ja, Hell, ja . . . fetz dich nur hinein, ich weine ja nicht, ich bin ganz tapfer, siehst du?" Noch einmal fühlte Io Hells zitternde Lippen auf den ihren. Alles drehte sich, wie durch einen Schleier sah sie das altbekannte, liebe Gesicht. Das dicke, etwas verschobene Blondhaar, die kühn vorspringende Nase, den festen und zärtlichen Mund, die kühlen, liebkosen den Hände, fragende Augen mit letztem, heißem Blick. „Hell steig

ein . . . bitte . . „Ja, Jo", kam es heiser aus Hells Mund, „ja." Seine Koffer wurden hineingebracht. Mit großen, hastigen Schritten ging er hinterher. Jo beobachtete feine Silhouette. Drei, vier, fünf Abteile. Da öffnete sich noch einmal das Fenster; Io sah Hells hellen Mantel aufleuchten. „Jo, Liebes, leb wohl . . . alles Gute für dich und mich, ja, wünsch es uns . . ." Tränen verdunkelten Jos Blick. „Hell!" Alles wurde wieder wach in dieser letzten schmerzlichen Minute. Das Kennenlernen durch Tina

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.04.1935
Umfang: 8
und gleichzeitig zu Ein käufen in die Stadt gefahren. Im Pfarrhaus war noch alles still. War das wirklich erst gestern gewesen, daß sie hier noch mit Hell gegangen war? Hell? Wieder brannte der schmerzliche Abschied, dieses Auseinander- geriffenfein für so lange Zeit, wie eine offene Wunde. In tiefem Sinnen war sie bis in die Nähe des Gro- tenkamphofes gekommen. Leiser Hufschlag tönte neben ihr. Hannes Groten kamp kehrte vom Morgenritt heim. Sie ließ ihn zuerst vorbeitraben, ohne ihn zu erkennen. Dann hob

Stirn. Etwas wie Mitleid wollte in Io emporkommen. Dann sah sie in das finstere Gesicht des Mannes und wurde wieder hart. Er ging jetzt neben ihr her. „Hellmut ist wohl fort?" „Ja, Hell ist fort . . . ?" Kein Wort fiel mehr, da standen sie auch schon am Eingang des Grotenkamphofes. Hannes Grotenkamp « vor Io ins Haus und öffnete die Tür zu feinem ütszimmer. „Wenn Sie so lange Platz nehmen wollen?" „Danke", sagte Io kalt. „Ich will nur meine Tasche holen . . . lassen Sie, ich setze

Bauernwohnzimmer, in dem sie gestern noch mit Hell gesessen hatte. Die schweren, dunklen Vorhänge ließen kaum das Tages licht herein, auf dem Schreibtisch lagen Zahlen, Tabel len, Aufstellungen, kein frohes Buch, keine Blume. Da trat Hannes Grotenkamp schon wieder ein. „Meine Haushälterin richtet ein Frühstück für uns", sagte er mit kühler Höflichkeit. „Sie sind bereits sehr früh hier herausgekommen und werden etwas zu sich nehmen wollen . . ." „Nein", sagte Jo eisig. „Ich nehme nichts von Ihnen, ich warte

fest und ließ sie weiterreden. „Einmal muß ich Ihnen das alles sagen", fuhr sie fort und ihre Stimme war ruhiger geworden, aber scharf und eindringlich wie zuvor. „Wissen Sie, was Sie Hell damit antaten. daß Sie ihm das Letzte zu nehmen versuchten, die Heimat? O ja, schütteln Sie nicht den Kopf, Sie haben ihm die Heimat genommen, der er sich immer noch so verbunden fühlte, durch Ihre Schroffheit und Feindseligkeit!" Alles kam zusammen bei Jo. der schmerzliche Ab schied von Hell, das Alleinsein

. Schwarz darf 16 nicht schlagen, es käme 30. LX16, 167; 31. vg6+, Lg7; 32. 1X67. DX67; 33. LXg? usw. Es dreht aber 16— 17+. 29 168X161 30. 16—17+! Kg8-li8 31. 111X61 168—68 32. De4—gbü! gibt auf. Nach 1X161+: Kg2, 162+: Kh3 ist das Matt undeckbor. Eine Glanzpartie des verewigten Meisters! sich durch ein Studium zu hungern, wie Hell es getan hat? Ich kenne es zu gut. Ein ewiges Rechnen und Üeberlegen: wie bezahle ich die Kolleggelder, wie schaffe ich das Notwendigste an Büchern, wie mache ichs

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 14.05.1933
Umfang: 8
Jnnabrucltev jfgffgggr Nr. 41 Sonntag, 14. Mat 1988 5 JZ Vor dem fticMer Eine prachwvAe BrautausstMuns zusammengestohien Innsbruck, 13. Mai. Seil Sommer 1928 war die 1912 geborene Kajetane Hell im Kaufhaus Uberegger in S ch w a z bedienstet, anfangs als Lehrmädchen, später als Verkäuferin. In der Zeit bis zum Frühjahr 1930 erwies sich die Hell als vollkommen redlich. Von da ab begann sie» anfänglich zweifellos unter dem Druck ganz mißlicher Verhält nisse im Hause ihrer Mutter, später aber mehr

aus Leichtsinn, mit einer fortgesetzten systematischen Besteh- lung des Dienstgebers, obwohl sie damals erst 18 Jahre alt war. Das „Inventarlum" Ueber den Wert der gestohlenen Waren besteht keine einheitliche Beurteilung, wenn auch die Aufstellung der in wiederholten Angriffen durch eineinhalb Jahre ge stohlenen Waren durch die Ausschreibungen des Kauf hauses Ueberegger und durch das Geständnis der Kaje tane Hell gegeben ist. Außerdem hat die Hell von dem Tage ihrer Verfehlungen angefangen die Diebswaren

in einem von ihr „Inventarium" genannten Ver zeichnis ausgeschrieben. Geschäftsinhaber Ueberegger schätzt den Wert der entwendeten Sachen auf annä hernd 6000 8 und hat dabei allerdings den Verkaufs preis als Bemessungsgrundlage angenommen. Diese Werthöhe des Diebstahlsgutes wird aber von der Hell entschieden bestritten. Das Gutachten einer einschlägi gen Innsbrucker Firma besagt, die Preiskalkulationen gerade in diesem Geschäftszweige seien sehr verschie den; das Gutachten läßt die Annahme vollberechtigt er scheinen

, daß der Wert der gestohlenen Sachen einen Betrag von 8 2500.— nicht übersteigt. Der Verdacht, daß Kajetane Hell die vermißten Sachen an sich ge bracht haben könnte, tauchte erst auf, als sie einmal in dem Augenblick überrascht worden war, da sie einen geringfügigen Geldbetrag stahl; ein anderesmal wurde ihr ein Geldtäschchen einer Kunde mit einem größeren Betrag abgenommen. Sie hatte, wie sie selbst gestand, wöchentlich auch zwei- bis dreimal Angriffe auf das Eigentum ihres Dienstgebers unternommen

ist nicht besser als der Stehler Die Therese Schoderböck in Innsbruck, Schlacht hofgasse, eine Tante der Hell, hatte offenbar in Erfah rung gebracht, daß die Nichte Kajetane sich an dem Gute des Dienstgebers vergriff. Sie machte diesen Um stand in der Weise zunutze, daß sie gestohlene Ladenware gegen Lebensmittel ein tauschte. Strikter Beweis dafür liegt nicht vor, daß die Schoderböck die Hell zur Ausführung der Ladsndieb- stähle bei Ueberegger geradezu anstiftete — wie die Hell behauptet; doch ergaben

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 08.05.1935
Umfang: 8
. Morgen im allge meinen Verschlechterung. Tagsüber nicht mehr so warm. München, 7. Mai. Vorhersage: Stärkere Be wölkung. Gewitterregen. Kühler. Wetterbericht der Patscherkofelbahn Bergstation P a t s ch e r k o f e l, 1980 Meter See höhe. Heute 11 Uhr vormittags: Barometer beständig. 10 Grad. Mittelstark bewölkt. Mittelstarker Südwind. Fernsicht gut. „Am liebsten hätte ich es, wenn Sie, Dr. Groten- kamp, Julia wenigstens bis Gwaidapur begleiten, geht das nicht?" Hell lag ein scharfes Wort

. . . Lassen Sie sie forschen und reisen, es ist nun einmal ihre Lebensaufgabe, von der sie nie und niemals loskom men wird . . ." „Bravo, Dr. Grotenlkamp . . . ich sehe doch ein, Sie ivären der rechte Begleiter gewesen. Nun, im Ernst, was halten wir für später fest" Hell schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das, was Sie Ihren Lebenszweck nen nen, Fräulein Julia. Wer ich kann ihn für mich selbst nicht bejahen, so wertvoll Ihre Arbeit sein mag. Jeder an seiner Stelle . . . Trinken wir deshalb

auf den Ab schluß dieser Reife und unserer Bekanntschaft." Julia säh ihn an, als er ihr zutrank. Ein leises, lockendes Lächeln lag um ihren Mund. Aber Hell sah durch sie hindurch, als sei sie aus Glas. Kluges, schönes Geschöpf, immer in zitternder Unruhe, immer aus der Suche nach dem großen Abenteuer, dem unbekannten Erlebnis, dem buntesten Weltbild. Ehrgeiz, ruhmsüch tig . . . allen äußeren Eindrücken ausgetan, ein Kitzernder Stern, dem man zusieht, an dem man sich freut, der bald erlischt und verschwindet

... Der Maharana trat an den Tisch. Hell lächelte ein leises, amüsiertes Lächeln, als er Julias Eifer bemerkte. Er dachte daran, wie sie ihn auf dem Dampfer und hier in Colombo bei feinem ersten Aufenthalt genau so angesehen hatte, lockend, fesselnd, immer neu und reizvoll. Das gleiche Spiel .. wie oft wird es sich noch wiederholen? Er sah in sein Glas hinab. Es war ihm, als steige aus dem kühlen den Getränk das Bild von Jo auf, ihre dunklen Augen, ihr lieber, lächelnder Mund, ihr Weibtum, ihre Tapfer keit'und

zu ihrem zweiten Nachbar und lächelte ihn an. Es war Io, als stünde ihr das Herz still. Sie kannte das schöne, lockende Gesicht. Inr Bilde hatte sie es gesehen, und es war unvergeßlich in sie eingeprägt. . . Hells Reisegenossin . . . und das andere mußte Hell fein. Hell . . . Sie rief ihn, ohne die Lippen zu rühren. Ein Bekannter aus Bernburgs Kreis wandte sich zu ihr. „Aha, Sie beobachten auch unsere schöne Julia Ter borg?" Io atmete schwer . . . „Wer ist sie denn?" fragte sie leise. „Ach, Sie kennen

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 09.05.1935
Umfang: 6
noch . . ." „Aber du gehst doch mit dieser Frau . . .“ „Aber nein, Jo . . . was redest du . . . ich gehe mit dir. Ich fahre mit dir heim . . . nach Deutschland — fir immer. Ja, ich wollte mit einer Expedition, ich wollte schnell Geld verdienen, aber nur für dich, nur M Gedanken an dich, nur damit wir zusammen sein könnten. . . Jo, Lieb, versteh mich doch!" Io hob langsam die Augen. Sie waren schwer von Kimen. ...Hell!" sagte sie. „Hell!" Alles versank. Die Ein igkeit und die Not des Getrenntseins, die schweren

%, das bunte Erleben, das lange Alleinfein. Alles, Ees verging, als Hell die Arme fest um sie schloß, als J sein Herz wieder schlagen hörte wie einst, als, sein And liebe, zärtliche Worte flüsterte, genau wie früher. »Mr gehen heim. Io", sagte er. „Mich lockt nicht die Ferne, nach der ich mich einst so sehnte . . . M haben beide viel gesehen und viel erkannt, aber >>lge mir ein": Er hbb ihr Gesicht zu sich empor. »Nichts hat sich geändert zwischen uns, nicht rvahr, m es mir, Io, ich muß es von dir hören

, immer xo\t- «t habe ich daran gedacht, wie ich dich wiedersinden werde. . ..»Alles ist geblieben, wie es war, Hell . . . alles", Mte Jo unter Tränen. Fo „Aber deine Briefe waren so fremd ^nnte dich manchmal kaum . . , /'Ach. was sind Briefe, Hell, zusammen muß Er legte den Arm fest um sie und führte sie ins Haus. ..Ja. zusammen muß man sein, Jo, nur das ist Glück . . .„Komm", sagte er drinnen. „Laß uns noch nicht zu rückgehen. Er wies auf einen kleinen Ruheplatz am Eingang der hohen Säulenhalle

zu ihm auf und drückte seine Hände. „Wo du bist, bin ich glücklich, Hell", sagte sie ein fach. „Das weißt du, hast du es nicht immer gefühlt?" „Ja", sagte Hell zärtlich. „Ich habe es immer ge fühlt. Deine Liebe hat mich überall hin begleitet . . . aber diese furchtbare Trennung mutzte zu Ende sein, ich lasse dich nicht mehr einen Augenblick fort... gut, daß deine Arbeit zu Ende ist . . ." Langsam näherte sich eine große Gestalt. Bernburg trat zu ihnen. „Fräulein Kersting?" Io sprang verwirrt auf. „Herr Professor

Hell die Hand. „Da kamen Sie zur rechter: Zeit. Unsere Arbeit geht zu Ende..." „Da nehmen wir heute alle Abschied von Indien?" „Ja." Tausend funkelnde Sterne standen am nachtdunklen Tropenhimmel, weich und betäubend kam der Dust der Gewürzsträucher und Blumen aus den Gärten der Mär chenstadt, zu den drei Menschen herüber . . . Leise klang das Meer, und Colombos Lichter spiegelten sich glitzernd darin wider. Bernburg brach das Schweigen. „Dann fahren wir also gemeinsam heim?" Heim! Hellmut

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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 09.03.1932
Umfang: 8
werden (nämlich mit Deiner Weisheit). 9. Verneine alles, was erreicht wurde, und rufe mit jenem Manne aus, der ingrimmigerklärte: „Wofür haben wir die Bundesleitung, wenn wir noch immer keine gut bezahlten Politiker sind?" 10. Geht Deine Organisation dann immer noch nicht zu Grunde, dann hast Du wenigstens das beruhigende Be wußtsein, daß Du nicht schuld daran bist. Ein alter Tiroler. Der Hellseher Monsieur Mairovslli. Nachdem jetzt die Tage wieder länger hell bleiben und daher begründete Aussichten

durch Einsetzen sämtlicher verfügbaren Oktaven verständlicher zu ma chen, wurde sie doch falsch gedeutet und sagte man nur, das wäre ein schreckliches Geplärr. Auch die aus das Hell sehen bezogenen Bemerkungen feines Storches: „Der hats hell aus der Platten", wurden nicht nur nicht gewürdigt, sondern sogar als Blödsinn bezeichnet. Monsieur Mairovski zählt heute samt den vom Hohen Hause der Tintenburg angerechneten Kriegsjahren 44 Jahre, doch zählte er weit mehr Jahre, wenn er auch wie viele andere doppelt

, sondern was er, um seine Vision zu sehen, braucht, ist lediglich ein Liter Leps (Wein ist leider zu teuer-, während die Prophetin Silvia nur Tee schlürfen soll. In Trient, im Cafe Trento, wäsr eine Silvia Kell-, nerin, aber Monsieur Mairovski kann, obwohl Hellseher, nicht bestimmt sagen, ob diese Silvia, deren Formen man wegen der durchsichtigen Kleidung hell sehen konnte, mit der Prophetin Silvia identisch ist oder nicht. Mairovski ist kein Franzose, was ihm aber sehr leid rut, weil er ihn jetzt, zur Krisenzeit, zum Lockern

von Schrauben, insbesondere beim Steueramt, oft brauchen würde; Monsieur nennt er sich nur, weil die Silvia, seine Bgrufskollegin, sich Madame nennt. Monsieur Mairovski unterscheidet sich von der Silvia nicht nur dadurch,, daß er anderen Geschlechtes ist, der wesentliche Unterschied liegt in der nur ihm innewohnen den Kraft, auch die hintersten Winkel (ganz gleich, ob sie spitz, rechtwinkelig oder stumpf sind), des Seelenlebens hell seherisch zu erforschen. Was ist nun ein Hellseher? Ein Hellseher

ist ein Mensch, der, wenn er hellsehen will, die äußeren Augen schließt und! die inneren öffnet, dadurch wird es außen dunkel und innen hell. So erklärt das Geheimnis des Hellsehens der große Seher Monsieur Mairovski. Was er vor einem Jahr voraussagte, ist denn auch pünktlich eingetrofsen. So z.B. das Schaltjahr 1932, das Drama zwischen Ehrenfest, dem Stierkämpfer und der verwitweten Kreditanstalt, der Hosenlatterer der Sozigraten vor neuernanute Ehrenbürger, der Abbau der Hämorrhoiden

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 11.04.1935
Umfang: 6
, im Tempo den Bahnsteig herauf, da stand schon die Kleinbahn, die ins westfälische Land fuhr. Lachend, laut atmend schob Hellmut seine Braut in ein Abteil. „Zweiter Klasse, Hell ... Du bist unerhört leicht sinnig . . „Es sind doch nur drei Stationen, Io . . ." Langsam, ein wenig asthmatisch, setzte sich der Zug in Bewegung. Draußen lag flaches, weitgedehntes Land, frische, grüne Weiden mit ruhendem Vieh, rote und weiße Bauernhäuser, wie helle Tupfen in der Land schaft, murmelnde Wiesenbäche, friedvolle

Einsamkeit. „Gut steht die Saat", sagte Hellmut, und schaute mit leuchtendem Blick hinaus. Io rückte näher. „Run erzähle, Hell . . . was ist eigentlich mit Han nes und dir . . . ?" „Ja, siehst du, Jo .. . du weißt doch: ein 'hartes Ge setz befiehlt, daß ein westfälischer Bauernhof van Jahr hundert zu Jahrhundert sich immer ungeteilt auf den ältesten Sohn sorterbt. Hannes ist fast zehn Jahre älter als ich. Ich mußte schon als Kind, daß er ein mal Besitzer unseres alten Hofes fein

etwas eigentümlich. Finster, ver schlossen, wortkarg. Er schlug nicht meiner immer hei teren und geschäftigen Mutter, meinem ernsten, aber doch frohen und lebensbejahenden Vater nach. In ihm wurde scheinbar bas Blut des Großvaters väterlicher seits lebendig. Das war ein eigenartiger Mensch . . „ ... Ich höre zu, Hell .. . erzähl doch weiter . . Hellmut Grotenkamps Blick kam wie aus weiter . Ferne zurück. „Run, du weißt, es gibt seltsame Men Die Frühjahrsparade des Landesschützenregimenies „Dollfuß" in Hall

flog. Seit jenem Tage wußte ich, daß er mich haßte." Io war bleich geworden. „Aber warum, warum denn, Hell?" „Ja, warum. Jo? Vielleicht bin ich ihm in meiner Gesundheit und Kraft ein ewiger Vorwurf für das, was er verloren hat. Manchmal scheint es wohl so. als täte ihm alles leid, 'was er mir in den letzten Jahren antat, dann wieder ist er so verschlossen Hnü abwei send, daß ich nicht mehr zum Grotenkamphof Komoren mag..." „Mer die Eltern? Konnten sie denn nichts aus- richten?" „Du weißt

also hin . . ." „Was ist, du bist ja ganz blaß, Hell?" „Ach, Io . . . es war eine schreckliche Stunde! Ich l versuchte mit herzlichen Bitten, ihn zu veranlassen, mirf zu helfen. Er lehnte alles schroff ab. Ich beschmor ihn. beim Andenken der Eltern, alles zwecklos. Das Gesetz! sprach ihm alles zu, dabei blieb er. Ich wies darauf hin, daß mir testamentarisch ein Heimat- und Wohn recht im Grotenkamphof zugestanden sei. Er nickte. Er würde durch einen Notar ausrechnen lassen, was dieses Wohnrecht an materiellem Wert darstellen

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 13.04.1935
Umfang: 12
9 69 der Liebe Roman von Maria Oberlin flächliche Druck war ihr unangenehm. Sie faßte nach Hells kühler, beruhigender ArzthanÄ. „Hell wollte mir den Hof seiner Eltern zeigen, ehe er abfährt", sagte sie kühl und konventionell zu Han nes. „Es ist sehr schön hier. Wenn Hell mir die Pferde gezeigt hat, wollen wir gehen und Sie nicht länger belästigen . . „Mein Bruder hat Wohn- und Heimatrecht auf die sem Hof", sagte der Besitzer kalt. „Er kann also kom- men, wann er will. Ich bitte

, mich jetzt für einen Augenblick zu entschuldigen." Er verbeugte sich knapp und förmlich. Die Tür fiel zu. Kopfschüttelnd sah Hell dem Bruder nach. „Ich will Mamsell Berkmann bitten, daß sie dir alles zeigt", sagte er, und zog den Arm der Braut durch den seinen. „Geh du jetzt hinaus. Ich möchte mit Hannes sprechen." „Es wird zwecklos sein wie immer", sagte Io etwas müde. „Du regst dich auf und machst dir die letzten Stunden in der Heimat schwer . . „Ich kann nicht anders . . . Liebes . - s also, bis gleich

. . ." Während Jo mit der Mamsell den großen Hof be sichtigte, trat Hell nach kurzem Anklopfen bei dem Bruder ein. Hannes Grotenkamp saß am Schreibtisch und wandte sich beim Eintritt jäh um. „Wünschest du etwas?" fragte er schneidend. Hell ließ sich ruhig nieder und sah dem Aelteren ernst ins Gesicht. „Ich gehe fort, Hannes, für drei Jahre. Drei Jahre, Bruder. Wollen wir nicht Frieden schließen vorher? Seit dem Unglück damals kannst du mich nicht leiden, Hannes, warum, warum? Denk doch daran, daß wir als Kinder uns gut

unterrichtet über mein Emp finden . . .?" „Nachdem man mir im Dorf erzählt hat. daß du wie ein Wucherer kleine Leute aussaugst, ist diese Ansicht noch bestärkt worden", sagte Hell schneidend. „0, bitte, fahre nicht auf. Du kannst tun und lassen, was du willst mit deinem Hof, und es ist gleichgültig, wenn es mir das Herz abdrückt, was aus dem Hof hier gewor den ist, ein Götzenpalast, eine Hochburg für Geiz und Hochmut, aber keine menschliche Wohnstätte. Jeder hier im Dorf weiß, daß der Kötter Surmann

von sei nen kleinen Gartenerträgnissen gelebt hat. Dir paßte das fruchtbare Stückchen Gartenland in deinem Felder komplex gut hinein ... da hast du wieder mal einen guten Griff getan, weiß Gott!" Es war Hell fo bitter im Mund, daß er schwieg. Hannes Grotenkamps herbes, fahles Gesicht war unbeweglich geblieben. Er zuckte nur die Achseln. Hell trat näher. „Ich bitte dich", sagte er weicher. „Komm zur Ver nunft. Du bist aus falschem Weg. Du bist verbittert, scheu geworden durch dein Unglück

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Innsbrucker Zeitung
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Datum: 12.04.1935
Umfang: 6
und stürmte den Eintreten!) en entgegen. „Tyras . . . ja, Tyras, alter Freund, ist ja gut . . Hell streichelte dem Tier das Fell. Auf der Schwelle stand eine rundliche, kleine Fvauen- geftalt. Sie trug ein schlichtes, blaubedrucktes Kleid, darüber eine große, blitzsaubere Schürze. Ihr frisches Gesicht, derb und rot und runzlig wie ein Borsdorfer Apfel, strahlte. „Der Herr Doktor . . . o, das ist aber schön", sagte sie mit stark westfälischem Akzent. „Tag, Berkmännin. Ich wollte euch doll

Ihnen meine Braut?" Hellmut Grotenkamp schob Jo, die zuerst ein wenig im Hintergründe gestanden, vor. „Oh, wie schön, daß Sie sie mitbrachten", sagte die Alte herzlich und drückte dem jungen Mädchen etwas verlegen die Hand. „Tja, denn will ich doch mal gleich einen starken Kaffee kochen . . ." „Ihr guter Kaffee hat uns schon angelockt, Berkmän- nin. Als wir den Dampf im Schornstein sahen, haben wir uns beeilt. Komm, Io . . „Ins alte Wohnzimmer, ja?" rief Hell noch hinter der eilfertig verschwindenden

zu. daß ein Regiment nicht verhun gert", meinte Hell heiter. „Alles selbst gemocht", sagte die Alte in bescheidenem Stolz. „Wenn es dem Fräulein nur schmeckt!" Ein zuerst ein wenig inißtrauisch-beobachtender, dann im mer freundlicherer Zug kam in das alte Frauengesicht. „Dem Fräulein fchmeckts sicher'^ sagte Hell froh. „Was Io, du mit deinem bescheidenen Mittagstisch weißt so gute Sachen zu schätzen . . . ?" Io nickte ungezwungen und langte froh zu. „Das Fräulein ist ein bißchen blaß

. Es scheint fast, als kämen die Hochtäler heuer aus dem s Winter gar nicht mehr heraus. Doch es wird auch für sie Frühling werden! Eine leise Röte der Verlegenheit kam in das Ge- ; sicht der Alten. „Berkmännin, erzählen Sie ruhig", sagte Hell ernst. j „Daß wieder irgendwas los ist, weiß ich. Ich Habs dem Pfarrer schon angemerkt . . ." Die Alte atmete tief. „Es geht mich nichts an", ver- | suchte sie auszuweicheu. „Sie sind seit vierzig Jahren hier auf dem Hoi", i sagte Hell ruhig. „Die Eltern bestimmten

wenigen Tagen war die Rückzahlung füllig. Sur mann hatte sich wohl mit allen Kräften bemüht, das Geld zu beschaffen, aber es fehlte ein beträchtlicher Teil. Da ließ Ihr Bruder ihm das Gartengrundstück pfänden. . Hell war bleich geworden. Auch Io fühlte es kalt zum Herzen steigen. „Gerade dieses Stück aber brachte Surnrann etwas ein. Er zog hier Gemüse und Obst, das er in der Stadt verkaufen ließ. Im Dorf ist alles empört. Herr Hell mut, mußte das fein? Konnte Herr Hannes nicht noch ein paar Monate

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