sie an Jos letzten Brief, an die Unmöglichkeit dieser beiden tapferen Menschen, sich eine Existenz zu gründen, nur weil ihnen das Geld fehlte. Das Geld, das Hannes Grotenkamp im Uebermatz besitzt. Wieder regt sich eine heftige Abwehr in ihr gegen den Mann, der ihr da gegenübersitzt. Sie hat Io versprochen, zu schweigen. Aber nur Hell gegenüber, nicht jemandem anders. Sie zögert noch einen Augenblick, dann sagt sie: „Meine Freundin bat mich, Hellmut gegenüber von ihrer Arbeit in Monte Carlo zu schweigen
. . Sie sieht Hannes' erstauntes Gesicht. „O, das dürfen Sie nicht falsch verstehen. Es ist die beste Harmonie zwischen Hell und Ja. Aber für Hell war die Lage trostlos. Er verdient als Assistenzarzt in unbedeutender Stellung so wenig, daß Jo und er nicht ans Heiraten denken konnten. Er kam auch nicht vorwärts in seiner Tätigkeit,- allerlei unglück liche Umstände verhinderten es. Da bot sich ihm ein ausgezeichneter Posten als Schiffsarzt, aber er wollte nicht annehmen, um Jo, die ja auch ohne Existenz
war, nicht allein zu lasten. Aber Jo machte ihm den Weg frei. Sie veranlaßte, daß er den für ihn so günstigen Posten annahm und gab ihm an, daß sie selbst einen Posten in Monte Carlo hatte. Da willigte er dann ein. Io will mit Empfehlungen, die sie dort hat, etwas zu erreichen versuchen ... Ich bin sehr in Sorge, aber ich konnte sie nicht mehr hindern. Sie wollte Hell hel fen. und da trat alles zurück bei ihr . . ." Hannes Grotenkamp sah zu Boden. Das Opfer, das Io Hellmut gebracht hatte, erschütterte
ihn, wie er nie mals sich einer Erschütterung für fähig gehalten hatte. Diese beiden Menschen kämpften so tapfer und ver zweifelt . . . und er? Er, der mit einem Federstrich helfen konnte, er hatte sich verbissen in Menschenhaß und Bitterkeit, hatte alles freud- und trostlos um sich herum gemacht. Würde ihm jemals eine Frau ein sol ches Opfer bringen? Bitter lächelte er vor sich hin. „Ich bitte Sie, Ihrem Bruder nichts davon mitzu teilen", sagte Tina jetzt ernst. „Ich gab Io mein Wort. Hell darf
weiter. Io Kersting rechnet. Es ist sehr unerfreulich, woran sie denkt. Die paar Franks, sie reichen höchstens noch zwei Tage. Bei sparsamster Lebensweise. In zwei Tagen ist auch die Miete wieder abgelaufen. Was dann? Was dann? War es nicht doch ein Irrsinn, hierher zu fahre»? Wie konnte sie auch denken, daß es hier für sie leichter sein soll, als in Deutschland? Aber Hell. Hell ... er hat wenigstens sein Glück gesunden, er wenigstens. -