, aber als sie stockend zu be richten begannen, begriff ich, daß sie auf die Frage gar nicht antworten konnten. Ein junger Schriftsteller, der lebendige, ja, anmutige Ge schichten aus dem polnischen und dem französi schen Feldzug geschrieben, erwiderte auf meine Bitte, Limas über Rußland zu erzählen, daß er dies nicht könne; er habe es wohl schon einigemale versucht, aber es gelinge ihm nicht. Während er verlegen den Blick senkte, sah ich ein Bild: wie dieser junge Leutnant durch den Schalltrichter der beiden
vor Kälte zitternden Hände versucht, laut zu rufen, und wie der schneidende Wind ihm die Worte von den rissigen Lippen wegträgt. Alles, was. dort in Rußland ^erlebt und er duldet worden ist, liegt noch unhebbar und un geordnet in der Tiefe der Brust. Aber alles ist doch da und wird einmal an die Oberfläche drängen. Denn das allein, was das Gedächtnis behalten hat, bleibt. Ich bin nach einem Vierteljahrhundert neben einem Kameraden auf der Höhe von Doau- mont gestanden und sah sein Staunen, wie der Wald
mit seinem grünen Dach die Wunden des Landes überwachsen hatte. Und mir. selbst war es im Jahre 1941 in Rußland, an jener Stelle, an der ich einst verwundet und gefangen wor- den war, nicht anders gegangen, denn auch ich hatte mich nicht zurechtfinden vermocht. Ich hatte nicht glauben wollen, daß in einer so kur- zen Zeit die Bäume so hoch wachsen, daß sie die Grenzen der Felder verschieben und daß dre erst nach dem großen Krieg erbauten Häuser nun schon wieder so alt aussahen. Ich mußte an Friedrich den Großen