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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 07.09.1886
Umfang: 8
Deilage zum „Tiroler Volksblatt' Nr. 72. Boze«, Dienstag, den 7. September 188S. Randglossen zur Tagesgeschichte. Fürst Alexander braucht eineeiserne Energie, wenn er sich halten will. Er ist so zu sagen auf sich selbst angewiesen und auf sein halbwildes Volk. Eng land, das seine Interessen im Orient am Besten durch tin von Rußland unabhängiges Bulgarien vertreten glaubt, hat die größte Freude an die Rückkehr des Fürsten in sein Land; es wird ihm im Geheimen den Wunsch haben zukommen lassen

Besprechung keine defini tiven Beschlüsse gefaßt, weil Niemand wußte, ob Fürst Alexander zurückkehren werde, und welche weitere Ent wicklung zu erwarten sei. Herr von Giers stellte absolut in Abrede, daß das Petersburger Cabinet von der Revolution im Voraus gewußt habe, ihm war nur bekannt, daß in Bulgarien eine unzufriedene Partei existire. Daß gerade jetzt die Katastrophe eintreten werde, ahnte in Rußland auch Niemand. In Franzensbad habe man, so v. Giers neuerdings den Grundsatz des Zusammen gehens

mit Deutschland und Oesterreich be festigt. Ueber die Zukunft fehlen endgültige Beschlüsse. Giers äußerte, Rußland wünsche nicht die Besetzung Bulgariens, so lange dort Ruhe und Ordnung herrschen. Das Interesse Rußlands an Bulgarien ist unter allen Umständen enorm groß und kann niemals in die Schanze geschlagen werden. Rußland ist außer Stande, sich gänzlich von Bulgarien loszusagen. Ucberaus kritisch und delikat würde aber Rußlands Stellung, wenn der Fürst etwa die Verschwörer hin richten lassen

wollte. Rußland könnte zur Hinrichtung jener Männer, die aus Anhänglichkeit an Rußland die Umwälzung versuchten, nicht stillschweigen. Sehr böse war Giers auf England M reden, welches mit Rücksicht auf seine asiatische Politik Jeden als Instrument gegen Rußland gebraucht; so hat es auch mit dem Fürsten Alexander gethan. Herr von Giers vermied es persönlich eine feindselige ^Innung gegen den Fürsten zu zeigen. Er bedauerte vielmehr die Wege, welche der Fürst eingeschlagen und legte eine größere Schuld

, als dem Fürsten selbst, der englischen Regierung bei, vor der er sich mißleiten ließ, jedenfalls aber wäre es ohne England nie so weit ge kommen. Mit Deutschland und Oesterreich könnte es kaum jemals gleiche Schwierigkeiten geben, jedenfalls 'Hl, so lange die jetzige, gegenseitig loyale und ver trauensvolle Politik fortbestehe. Mit ganz besonderem Nachdruck sprach Herr von Giers, daß Rußland die Rückkehr des Fürsten Alexander nicht gewünscht und daß weder er noch Bismarck diese Rückkehr °ugerathen hätten

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 08.03.1922
Umfang: 6
Dr. v. Walther (Dr. Tinzl erschien etwas später), Zivil- Das künftige Deutschland. IV. Rußland ist heute, was feine politischen Grenzen betrifft, teilweise um mehr als zwei Jahrhunderte in feiner Entwicklung zurückgeworfen: das breite Fenster, das Peter der Große ihm an der Offfee nach dem Westen schlug, ist bis auf einen kleinen Spalt wieder zugemauert. Der Hafen von Petersburg ist im Winter vereist und auch mit modernen Eisbrechern nicht offen zu halten. Es fragt sich, ob die innere Entwicklung Rußland

Rußlondkenner pflegt zu versagen. Wenn man nun hier gewiß nur sehr hypothetisch sprechen kann, so kann man andererseits doch, wenn man gewisse Bor- aussehungen als gegeben annimmt, mit ziemlich großer Sicherheit Schlußfolgerungen ziehen, weil es sich vielfach um zwangsläufig« Entwicklungen handelt. Das heißt: Ich wage keii« Prophezeiung darüber, ob und wann ein einheitliches, außenpolitisch aktionsfähiges — wozu natürlich auch eine ge wisse wirtschaftliche Unabhängigkeit gehört — Rußland wieder vorhanden

, Ich glaube aber mit einiger Sicherheit sagen zu können, wie die Außenpolitik dieses Rußland beschaffen sein wird, denn die geographischen Bedingungen, die sie in der Vergangenheit großenteils bestimmt haben, sind dieselben ge blieben. Zunächst wird das heute verstümmelte Rußland wieder seine alten Grenzen und dann wieder den Ausgang zum freien Meer suchen. Es wird dabei an der Ostsee auf den estnischen uNd lettischen Staat stoßen, die beide England unter seine Fittiche genommen hat, dann auf Litauen

und das von Frankreich besonders begünstigte und beschützte Polen. Es wird wie einst die Meerengen im Süden von einer dort zum Schatten einer Macht gewordenen Türkei gesperrt finden, hinter der ober vor allem England steht. Und dort, wo die Bolschewikenherrschaft wirklich außenpolitisch erfolgreich war. nämlich in Asien — wohl aus der innersten Verwandtschaft von Asiatentum und Bolschewismus heraus — wird Rußland wie einst auf England stoßen, das mehr wie je bemüßigt sein wird, der aktiven russischen Politik

eine ebenso aktive englische entgegenzusetzen. Nirgends aber wird Rußland Deutschland mehr auf seinem Wege finden. Cs hat mit ihm — und dies mit vollster Absicht der Entente-Kartenzeichner — überhaupt keine gemeinsame Grenze; nie ist die Erwerbung-eines Stückes deutschen Bodens ein Kriegsziel des russischen Imperialismus gewesen. Deutschland war Rußland mir an zwei Punkten im Wege: in Wien und in Konstantinopel. Die Habsburger- Monarchie hat aufgehört zu fein und in der Türkei ist Deutsch land vollkommen

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Alpenzeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 23.08.1939
Umfang: 6
die Nachricht von einem deutsch-russischen Nichtangriffspakt wie eine Bombe. An stelle der angeblichen Ruhe traten Schreck und Verwirrung. Das neue Ereignis oersetzte alle jene in tiefe Bestürzung, die sich einbildeten, aus Rußland die Dampf walze gegen das Deutschland Hitlers machen zu können. Die europäische Lage hat einen völligen Umsturz erfahren und aus dem neuen politischen Aspekt leuchtet klar die Geschicklichkeit der deutschen Wirklichkeitspolitik hervor. Man braucht nur auf die englische

und die französische Presse zu blicken, um zu erkennen, daß der Schlag in London wie in Paris als tödlich empfunden wird; schon wird Ab rechnung gehalten mit der bisherigen Politik der Regierung und es fehlt nicht an schweren Vorwürfen gegen Rußland, das man als einen Verräter am Frieden und an der Freiheit Europas hinstellt. All dies kann uns nicht verwundern; wir wußten lange schon, daß die demo- kritischen Regierungen Rußland als den Hauptstützpunkt für die Einkreisung be trachteten und es ist begreiflich

, daß sich nach dem Scheitern des Planes die Ent täuschung gegen dieses wendet. Frank reich und England haben die wichtigste Karte in ihrem Spiel verloren und stehen nun allein da mit den belastenden Ver pflichtungen. die sie übernahmen, als sie noch auf Rußland als Dundesgenossen zählten. An Polen liegt es nun, ernstlich an sich selber zu denken und alle die Erwä gungen beiseite zu lassen, die zu der un erklärlichen Versteifung in der Danziger Frage führten. Es wäre unsinnig, zu be haupten, daß der Nichtangriffspakt kei

und französischen Diplomatie nicht gelungen ist, Rußland in die Sphäre ihrer Politik der Einkreisung Deutschlands zu ziehen, während es Deutschland gleichsam über Nacht gelang, das Bild der internatio nalen Lage umzugestalten. Zweitens ist Polen nun isoliert. Groß britannien und Frankreich rechneten, als sie Polen ihre Waffenhilfe zusagten, da mit, daß Rußland sich ihnen anschließen würde, was in Anbetracht der Nähe die ses Staates von ganz großer Wichtigkeit gewesen wäre. Nun müssen England und Frankreich

allein das Bad austrinken, das sie anrichteten, als sie verschiedenen Ländern ihre Garantien versprachen, oder besser gesagt, aufzwangen. Das Ab kommen zwischen Deutschland und Ruß land schließt natürlich nicht aus, daß Rußland mit anderen Ländern Verträge abschließen kann. Nie aber wird es sich in eine Lage bringen lassen, in der es gegen Deutschland zu Felde ziehen müßte. Drittens liegt es klar auf der Hand, daß dieser Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und Rußland auf das Schick sal Polens

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Volksbote
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Seite 1 von 6
Datum: 22.02.1923
Umfang: 6
, daß zu Beginn des französischen Einmarsches in das Ruhrgebiet die Russen einen förmli chen Protest gegen diesen Friedensbruch ein gelegt haben. Darf man aus solchen Kundge bungen nicht die Hoffnung . schöpfen, daß Rußland auch einmal ernstlich, wenn es sein muß mit den Waffen in der Hand. Deutsch, land gegen seine Peinige«' zu Hilfe kommt? Be! Beantwortung diese- Frage muß man in Rußland wohl ein Zweifaches auseinander halten: das ruslifche Dolk und die rus sische Regierung. Das russische Volk

eine Hilfe zu erwarten? Seit fünf Jahren sehen wir in Rußland dieselbe Regierung am Ruder. Es ist nur eine kleine Gruppe von Kommunisten, mei stens Juden, die die volle Gewalt über das Land in Händen haben. Es besteht auch vor derhand keine Aussicht, daß eine andere Re gierungsform an die Stelle des gegenwärti gen Regimentes treten würde, von dieser Regierung hat nun Deutschland keine Hilfe zu erwarten. Die russischen Bolschewiken se hen heute in Deutschland ebenso wie in Frankreich und England

es auf dem bolschewi stischen Kongreß in Moskau von einem der ersten Führer des heutigen Rußland, Biicha- rin, offen ausgesprocheni daß Rußland nöti genfalls ein Bündnis mit Deutschland nicht zu scheuen brauchte. Trotzdem wäre es. aber verfehlt, zu glauben, daß Rußland den Deutschen etwa Truppen und Munition ge gen die Franzosen zur Verfügung stellen würde. Es hält es für viel besser, zuzuwar ten, bis Deutschland von den Franzosen in eine solche Not gestürzt ist, daß es für eine neue Revolution

, die bolschewistische, zu ha ben ist. Das eine ist sicher, daß Rußland dem heu tigen Deutschland zuliebe 'Nichts unternehmen wird. Wenn es Deutschland irgend eine Hilfe zukommen ließe, so geschähe es nur darum, mell es für sich selbst einen Vorteil darin sähe, oder um den Bolschewismus auch in Deutschland zur Macht , zu verhelfen. In die sem Sinne ist eine Unterstützung Deutsch» lande durch Rußland wohl denkbar' und im gegebenen Augenblick auch wahrscheinjlich. l Bekanntlich war die Entente beim Frie- ! densschluß

ängstlich darauf bedacht, die ehe maligen Grenznachbarn, Deutschland und Rußland, von einander zu trennen. Dies ge- , schah in der Weise, daß zwischen beiden Staaten eine Reihe von kleineren und größe ren Pufferstaaten gebildet wurde. Durch de ren Errichtung sollte — angefangen von der Ostsee bis hinunter zum Schwarzen Meere — eine.Mauer aufgerichtet werden, die die bei den Nachbarvölker an der gegenseitigen Hilfe leistung verhindern sollte. Die solcherart hauptsächlich von Frankreichs Gnaden gebil

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Der Burggräfler
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Seite 3 von 8
Datum: 30.12.1908
Umfang: 8
mit Frankreich und die Annäherung an Italien für Rußland hervorgehoben, da Rußland friedlicher Sammlung bedürfe und die Stelle einer großen europäischen Macht nicht ausgeben wolle, besprach er Rußlands Haltung in der Balkanfrage. In der Adriabahn- und Sandfchakbahnfrage sei Rußland für die Interessen der Balkanstaaten eingetreten. Gegenüber der Türkei habe das Borgehen Rußlands auf Einmütigkeit der Mächte rechnen können. Mit Unrecht habe die russische Gesellschaft die Regierung angegriffen

, weil sie gegen die Besitznahme von Bosnien seitens Oesterreich-Ungarns nicht scharf protestierte. Ein scharfer Protest entbehrte der recht lichen Grundlage, weil seine (Redners) Vorgänger im Amte Verpflichtungen eingegangen seien, an die er gebunden sei. Die Osenpester Konvention vom Jahre 1877, die Berliner Deklaration vom Jahre 1878 und spätere Abkommen beengen die Freiheit der russischen Diplomatie. Mit Gewalt der Waffen den Protest unterstützen konnte Rußland auch nicht und mußte ihn so bleiben lassen. Dagegen

habe es pflichtgemäß auf den Berliner Vertrag hingewiefen und jene Artikel desselben, die für Rußland, die Balkanstaaten und die Türkei unvorteilhaft seien, da Oesterreich den für es ungünstigen Aitikel abzuändern anregte. Der Gedanke einer neuen Konferenz rühre aber nicht von Rußland, sondern von der Türkei her Die Konferenz brauchen aber alle Mächte, welche die Verträge nicht ohne Zustimmung der Signatar möchte abändern lassen wollen. Die Mehrzahl werde Rußland zustimmen. Gegen Oesterreich-Ungarn sei Rußlands

Haltung nicht unfreundlich gewesen. Ruß- land handle in der Frage mit Frankreich, England und Italien einmütig. Die Türkei könne aus das Wohlwollen Rußlands rechnen. Auch Oesterreich Ungarn, das eben einen Beweis versöhnlicher Stimmung gegeben, und das ihm verbündete Deutsch land weiden sich für eine sriedliche Lösung der Streiifrogen aussprechen. Rußland trete in die Ver Handlungen „ohne selbsüchtige Absichten' und werde auf die Wahrung des allen nötigen Friedens bedacht sein. Ueber Eingreifen

Rußlands sei in das Konferenz' Programm ein Punkt über Begünstigungen für Serbien und Montenegro ausgenommen worden. Für Bulgarien hege Rußland Teilnahme, trotzdenr es sich gegen die russischen Ratschläge für unabhängig erklärt habe. Weil es das ihm von Rußland gestellte Ziel erreicht habe, bemühe sich Rußland, ein gerechtes Abkommen zwischen Bulgarien und der Türkei herbeizusühren. Rußland habe Bul garien verständigt, daß Rußlands fernere Haltung davon abhänge, inwieweit Bulgarien in Zukunft

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 14
Datum: 21.09.1886
Umfang: 14
. XX Iahrg Telegramme siehe 5. Seite. Itknrtichische und rulsische Interessen. j Wie«, im Sept-mbn.*) ist eine bekannte geschichtliche Thatsache, 'von allen europaischen Staaten in den letzten Jahrhunderten Oesterreich und Rußland am wenigsten als Gegner aus dem Schlacht- . aeaenübergestanden sind. Eigentlich nur eine: zuerst 1762 im Lause des steben- hnqen Krieges, als nach dem Tode der Kaiserin ch'beth Peter III.. der große Bewunderer MrichS, in einem unbesonnen rasch ^abge- Mimn Frieden

und russische Truppen ujdim Napoleon'schen Zuge nach Rußland 'nüder, an dem Oesterreich mehr gezwungen i ftnen Willens theilnahm. Ungezählte Male Osten aber die russischen und österreichischen Me Schulter an Schulter, so daß Kaiser utolaus alles Recht hatte, so oft er in Oester- -ch die Obercommandanten und Generale -Mag, stets von der engen auf einer Reihe ^Schlachtfeldern bewährten Waffenbrüderschaft beiden Armeen zu reden. ' Wenn es nun zwischen zwei Staaten nie zu Zusammenstoße kommt, so muß jedenfalls

^Gegensatz der beiderseitigen Interessen nie- groß sein, die Interessen, wenn ein Wider et vorhanden, müssen sich aussöhnen lassen, ^k»n dieselben nicht gar schon von Haus aus ^lisch sind und eine parallele Action bedingen. H der That konnte man auch, so lange Oester- vorwiegend in Italien und Deutschland L Rußland nur an der Seite Oester- Ws finden; in der polnischen Frage trat eben- .ssemg Gegensatz zu Tage, die Theilung N Polmschen Reiches vollzog sich im besten Avechandnisse. der Türke

vor. Solange lvinte Don und Dniester getobt hatte, Rten einen ruhigen Zuseher. ab- Ajnan ^ er sich an den Pruth und die ^I^g^mußte Oesterreich aüsmerksam werden. 2»».^ -m« dn.Münchtmr„Allg Nicht wenig trug Napoleon dazu bei, die Staats-» Männer Oesterreichs auf die gefährliche Lage! aufmerksam zu machen, in welche die Monarchie' gerathen würde, wenn sich Rußland an der unteren Donau festsetzte. Napoleon hatte sogar einen Plan zur Theilung der Türkei gefaßt, nach dem Frieden von Tilsit, im Januar 1808

, wo er^dem Czares die/Unterstützung seiner Pläne im Orient in WZWr gestellt. bald jedoch ge funden hat>^_!mß^man Rußland wohl etwas, aber bei weitem nicht alles gewähren dürfe, was es im Orient zu erhalten wünschte. Zu Metter- nich sagte er aber, Oesterreich besitze das größte Interesse dar .'N, seine Hände in der Angelegen heit zu haben, Rußland dürfe die Beute nicht allein machen, sich nicht am Balkan und an der unteren Donau festsetzen. Umgekehrt nannte er die Ansprüche Oesterreichs auf den Lauf der Donau

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Der Bote für Tirol
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Seite 2 von 6
Datum: 28.02.1863
Umfang: 6
sie jedoch so niedrig anschlagen, daß damit kein besonderes Aufsehen ver ursacht werden dürfte.' Paris, 23. Febr. Die Rede des Grafen Russell im Parlament über die polnisch -preußische Conveniion hat Oel in's Feuer gegossen. Die Erklärung des edlen Grafen: „daß das jüngst angeordnete Rekrutirungs- Regime in Polen die unklugste und ungerechteste Maß regel sei, die Rußland je beschlossen, und daß nie ein englischer Minister wagen würde sie zu vertheidigen,' in Verbindung mit der anderen: „daß der englische

. Mag Der Inhalt der mit Rußland ge- schlossenen Convention sein, welcher er will, bei dem Abschluß hat das preußische, Kabinet einen solchen Mangel an Geschick bewiesen nnd zu einer für Preußen so nachtheiligen Ausfassung seiner Politik Veranlassung gegtben, daß es schon durch diesen Fehler und diesen Taktmangel an Halt so verloren, um dem Stur» nahe zu sein. ° ^ 24. Febr. Ein telegraphisch erwähnter Ar. tlkel der heutigen „France,' gezeichnet .vom Sekretär ^der Redaktion,, sagt des Näheren

: Im Augenblicke, wo SV« Italien sich beruhigt, steht Polen auf, und Rußland und Preußen vereinigen sich durch eine Convention, welche der Keim einer politischen Allianz ist. Frank, reich und England nähern sich einander nnd ziehen Oesterreich zu sich heran. Nachdem der Artikel die Beunruhigungen constatirt hat, prüft er den Sinn und die Tragweite der polnischen Revolution, und weist die Nothwendigkeit einer billigen Lösung dieser Frage nach. Ein unterjochtes Polen sei nicht mehr möglich, wenn Oesterreich

feine constitutionellen Einrichtungen mit so viel Voraussicht entwickelt, wenn Rußland selbst weise Reformen vorbereitet. Der Artikel constatirt, daß Rußland das System der Concessionen in Polen inaugurirt habe, unglücklicherweise war die Rekruti. rung die Klippe dieser Wiederversöhnung. Gegen, wärtig hat der Kampf begonnen, uud die Frage ist vor die öffentliche Meinung und vor die Diplomatie gebracht. Der Artikel prüft sodann, ob aus dieser Sachlage ein Krieg entstehen werde. Die Annahme

, Rathschläge ertheilen kann. Ohne Zweifel ist die Convention zwi schen Rußland und Preußen gewichtig, bedauernswerth. Unklug; allein diese Convention darf nicht als eine Schranke angesehen werden, welche Europa in zwei Hälften zerschneidet. Wenn Frankreich einen Vorwand für die Verwirrung suchte, die Convention würde diesen schon gebildet baben. Durch die Convention haben Rußland und Preußen Fragen erhoben, welche man nicht hätte aufrühren sollen. Die Initiative der beiden Mächte hat nicht unseren Ehrgeiz

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Meraner Zeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 26.08.1915
Umfang: 12
nach dem Innern Rußlands Sorge zu tragen oder, wenn dies nicht mehr, möglich ist, es zu vernichten, Wie sich Rußland den Friedensschluß vorstellt. „Svenska Telegrammbyro' veröffentlicht zwei vielbemerkte Aeußerungen, die sich <ms die zuletzt verbreiteten Nachrichten von d euti schen Friedens an boten beziehen. Eine der Aeußerungen stammt von dem deutschen Botschafter L u cius in Stockholm, die andere vom Hofrat Markow, dem Stockholmer Di rektor des Petersburger Telegraphenbureaus. Aus diesen Erklärungen geht

hervor, daß den amtlichen deutschen Kreisen in der ganzen An- aeleaenheit tatsächlich gar keine Rolle zufiel. In Berücksichtigung der zwischen dem Peters burger Telegraphenbureau und der russischen Regierung bestehenden intimen Verbindung, kann man die Mitteilung des Hofrats Markow vielmehr als eine Auffassung der amtlichen rus sischen Kreise betrachten und daraus feMellen, daß Rußland zu einem Friedensschlüsse mit den Zentralmachten geneigt wäre, wenn die: Zen tralmächte ihre Einwilligung zur Befitz

- nahme Konstantinopels durch die Russen (!) gäben. Es könne nicht das In teresse Deutschlands sein — schreibt Hofrat Markow in dem aufsehenerregenden, scheinbar inspirierten Artikel — Rußland vom Meere abzusperren: Immer ist es England gewe sen, daß Rußland in seinen Bestrebungen zu hindern suchte. Auch wenn Rußland Konstan- nnopel und die Dardanellen aus den Händen eines siegreichen England erhalten würde, könnte es doch nur durch ein gesperrtes Meer in die Dardanellen gelangen, da das Mittel

ländische Meer mit Gibrallar Und dem Suez kanal von den Engländern in Besitz gehalten wird. Deshalb dürste Deutschland nichts da gegen haben, daß Rußland durch die Darda nellen zu einem freien Weg gelangt. Rußland würde die Türkei in Asien entschädigen. Sobald in diesem Punkte ein Uebereklkommen zustande käme, würden 5W.lM Mann der Türkei frei werden, mit denen diese Aegypten von England zurückerobern könnte, was auch für Rußland von großem Vorteile wäre, da die Sperrung des Suezkanals

durch die Engländer damit unmöglich würde. Friedensfehnsucht in Rußland. Ein russischer Diplomat äußerte sich einem Staatsmann einer neutralen Macht gegenüber, in Rußland sei die Friedenssehnsucht so groß, daß es auf keinem Falle zu einem zweiten Winterfeld zu ge kommen werde. Die Proteste und Versicherungen der Regierung seien bedeutungslos: es sei ausgeschlossen, daß Rußland bis Zum nächsten Sommer aushalten könne. Demgegenüber wird aus Ehiasso gemeldet: Der russische Minister Sasanow wiederholte

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 11.01.1888
Umfang: 8
, die Schwester der Königs von Italien, ist die einzige aus dem Hause Savoyen, welch? dem Papste ein Jubiläumsgeschenk überreichte. Sehr viele mächtige Freunde der königlichen Familie haben indeß ihren Wunsch nach einer Aussöhnung durch werthvolle Geschenke an den Vatikan ausgedrückt. — Der Papst empfing die Großherzogm von Toscana mit dem für den Empfang von Souveränen herkömmlichen Ceremonie!!. Von den Großfürsten Paul und Sergins von Rußland ist ein Glückwunsch-Telegramm eingelaufen. Somit scheint

angreift. Was das gesonderte Abkommen mit Rußland betrifft, so wird aus Pest offiziös berichtet, Oesterreich lehne jedes gesonderte Abkommen mit Rußland ab; der Berliner Vertrag habe die Verhältnisse Bulgariens durch Beschlüsse aller Großmächte geregelt. Wenn Aenderungen vorgeschlagen oder auf die Ausführung früher getroffener Bestimmungen gedrungen wird, so müssen alle Signaturmächte befragt werden; dann hat Oesterreich gleich Rußland eine Stimme, nicht mehr nicht weniger. Eine bevorzugte Stellung

im Orient gestehe Oesterreich keiner Macht zu und nehme darum solche auch nicht in Anspruch. Rußland müsse sich mit Europa verständigen, nicht mit Oesterreich allein. Zugleich wird erklärt, daß Graf Kalnoky von jenem Programm im Orient nicht um Haaresbreite ab zuweichen gewillt sei, welches er und TiSza unter Zustimmung der Volksvertretungen wiederholt dargelegt haben. — Was die bosnische Frage betrifft, welche von den russischen Blättern aufgeworfen wird, so ant wortet die „Presse', daß die Stellang

Oesterreichs in Bosnien auf dem Art. 25 des Berliner Vertrages be ruhe und an keinen Zeitpunkt gebunden sei. Das Occu- pationsmandat könne niemals Gegenstand einer Com- pensation, sei es direkter oder indirekter Natur, sein, und auch nicht Gegenstand einer internationalen Kündigung werden. Wolle Rußland eine Verständigung, dann sei die Basis dafür nicht in Bosnien, sondern in dem Berliner Vertrage zu finden, dessen Aufrechterhaltung in Petersburg so entschieden beiont werde. — Die „Magdeburger Ztg.' äußert

sich dahin: „Will Ruß land aufrichtig den Frieden und verlangt es in Bul garien Nicht mehr, als der Berliner Vertrag ihm einräumt, so findet es in Deutschland einen Bundesgenossen, der auch in Wien ein gewichtiges Wort hiefür einzulegen bereit ist. Gedenkt aber Rußland in Sophia einfach die Herrschaft anzutreten und jede Selbstständigtett Bulgariens zu vernichten, so wird es Deutschland zwar nicht zum direkten Gegner, aber noch weniger zum Bundesgenossen haben. Mit anderen Worten : Wien und Petersburg

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Alpenzeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 27.04.1935
Umfang: 6
an einer amtlichen Feier am Grabmal des Unbekannten Soldaten teilgenommen habe. Diese Geste sei als ein Be weis für die Freundschaft zu betrachten, die nun endgültig zwischen der Türkei und Frankreich wie der hergestellt sei. Nichtangriffsvertrags » Verhandlungen zwischen Rußland und Japan London, 26. April Wie aus Tokio gemeldet wird, werden zwischen dem jqpanischen Außenminister und dem sowjet russischen Botschafter Verhandlungen über einen russisch-japanischem Nichtangriffsvertrag geführt, die rasch

fortschreiten rmd zu einem Abschluß füh ren düxften. „Daily Herald' sagt, daß dieser Bertrag durch-ein Offensiv- und Defensivbündnis ergänzt werde, das sich zwischen Rußland und Mandschu- kuo ausbreitet, eine Regelung herbeiführt. Sowjet rußland soll Mandlchukuo eine Anleihe von 10 Millionen Rubeln gewähren. Außerdem ist die Or ganisierung von Luftpostlinien zwischen der Sow jetrepublik und Mandschukuo geplant. Die mon golische Armee soll von russischen Offizieren aus gebildet werden und Rußland

Mann findet jeden Tag neue Nachahmer. Polen und die Westmächte Warschau, 26. April Die polnische Politik hat die Verbesserung ihrer Position gegenüber Frankreich, die sie sich mit der Abstimmung für die Genfer Entschließung gegen die deutsche Aufrüstung erworben hat, sofort kräf tig ausgenützt. Die Ruhe, mit der man jetzt das Hin und Her der französischen Meinungskämpfe über den Abschluß des Vertrages mit Rußland verfolgt, sticht auffällig von den Besorgnissen ab, welche durch die französisch

-russischen Verhandlun gen vor Genf hier geweckt wurden. Es scheint zwar nicht zuzutreffen, daß Laval seinen polnischen Kol legen feste Versprechungen über die Begrenzung der neuen Bindungen an Rußland gemacht hat. Aber die Warschauer Regierungskreiso glauben sich darauf verlassen zu können, daß das polnisch- französische Bündnis in Paris jetzt wieder positiv bewertet wird und daß man dort vor allem auf gewisse militärische Hinweise achten wird, die den Wert jeder russischen Hilfeleistung für Frankreich

des Fliegens miv bloßer Muskelkraft kein Problem mehr ist. De» bekannte russische Fallschirmspringer KaharokoiH hat sich in einer Höhe von 3000 Metern aus dein Flugzeug geworfen und konnte sich 1200 Meter !i^ horizontaler Richtung mit bloßer Betätigung von' Flügeln, die an seinen Armen lind Beinen ange«' bracht waren, fortbewegen. Hierauf öffnete er den Fallschirm und stieg sanft zu Boden. i Es ist dies der zweite gelungene Versuch dieses Art, der in Rußland ausgeführt wird, und dey vierte in der ganzen

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Volksrecht
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Seite 1 von 8
Datum: 27.03.1921
Umfang: 8
und kleinrussischer Bevölkerung, sondern auch eine Kriegsentschädigung in der Form eines Anteils an dem Goldschatz' der russischen Staatsbank und einer „Entschädigung' Polens für seinen Anteil an dem Gisenbahnmaterial der russischen Stäatsbahnen. Auf der anderen Seite hat sich auch die Stimmung der Sowjet regierung wiederholt geändert. Im Sommer des vorigen Jahres, als die rote Armee.vor Marschau stand, hätte Rußland einen unvergleichlich besseren Frieden schließen können -olg jetzt; damals

, von der Warschauer Regierung zum Kriegsdienst einberufen lind in die Schützengräben in Weißrußland und Podosien geschickt zu werden; die Furcht davor konnte viele polnische Schlesier bewegen, bei der Volksabstiminung. für die Zugehörigkeit ihres Landes zu Deutschland, gegen den Anschluß an Polen zu stimmen. So mußte die polnische Regierung alles daran setzen, noch vor her Volksabstimmung in Ober^ schlesien mit Rußland Frieden zu schließen. Deshalb sind die polnischen Unterhändler in den letzten Wochen

werden müssen. Vom ^Recht auf den Offensivkrieg' war nun keine Rede mehr. Die Sowjetregierung nützte Polens Wunsch aus, vor der Volksabstimmung in Oberschlesien den Frieden zu schließen. So ist nach all den' endlosen Verhandlungen der Friede doch zustande gekommen. . Für den Wiederaufbau der russischen Volkswirtschaft bedeutet der Friedensschluß nicht wenig. Da sich Polen zur Wiederaufnahme des Handels, des Post- und Eisen bahnverkehrs mit Rußland verpflichtet, ist damtt die Blockade über Rußland

durchbrochen; über Polen werden die Industrieprodukte aller Länder, vor allem auch deutsche Industrieprodukte, nach Rußland gebracht werden können. Aus dem berühmten „Stacheldrahtzaun', mit dem Elemenceau die Sowjetrepublik absperren wollte, ist nichts geworden. Damit erst ist die Grundvoraussetzung für die Wiederherstellung der russischen Eisenbahnen und der russischen Industrie, für die Versorgung der russischen Landwirtschaft mit Geräten und Maschinen erfüllt. Das also, ist der Sinn

dieses Friedensschlusses - die Sowjet republik verzichtet darauf, auf den Spitzen ihrer Bajonette die proletarische Revolution nach Mitteleuropa zu tragen, um dafür die Möglichkeit des Warenaustausches mit den kapitalistischen Staaten zu erlangen. Dem Frieöensschluß in Riga ist der Abschluß des englisch-russischen Handelsvertrages vorausgegangen. Beide Ereignisse stehen im engsten Zusammenhang miteinander. Die Verhandlungen zwischen England und Rußland haben sich noch länger hingeschleppt als die Friedensv.er

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Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 28.09.1905
Umfang: 8
haben diese vielumstrittene und arg zerzauste chinesische Provinz binnen IV2 Jahren, d. i. bis 6. März 1907, gänzlich zu räumen. Nur zur Bewachung der Eisenbahnen dürfen auch in Zu kunft Wachmannschaften in der Mandschurei zurückbleiben und zwar je 15 Soldaten per Eisen bahnkilometer. Demnach darf Rußland in der nördlichen Mandschurei 22.500 Mann, Japan in der südlichen 12.750 Mann dauernd stehen lassen. Natürlich ist damit mittelbar zugestanden, daß sie auch berechtigt seien, in den bezüglichen Gebieten

die Militärgewalt auszuüben und die chinesische Verwaltung zu überwachen. — Auf drei Punkte der von Japan ursprünglich aufgestellten Friedensbedingungen ging Rußland nicht ein. Japan hatte verlangt, daß Rußland sich für alle Zukunft verpflichte, im Stillen Ozean keine größeren Seestreitkräfte zu unterhalten, weiters daß es die im Verlauf der Ereignisse nach neutralen Häsen geflüchteten russischen Kriegsschiffe aus ufere und endlich, daß Rußland an Japan eine Kriegsentschädigung zahle, deren Höhe

— nach allerdings nur unbeglaubigten Angaoen — auf orn Milliarden Franken beantragt war. Die vewen ersten Forderungen hatten keine eigentliche sachliche Gmndlage, weil unter den nunmehr ge schaffenen Umständen die Unterhaltung einer starken russischen Flotte in Ostasien ohnedies kaum denkbar ist, da Rußland dort keine jederzeit zu gänglichen Häfen mehr besitzt — und auf die paar geflüchteten russischen Kriegsschiffe konnte es Japan ja auch nicht ankommen, dafür stellten sie einen zu geringen Wert dar

. Diese zwei Be dingungen hatten anscheinend vielmehr den Zweck, Rußland in den Augen der Welt zu demütigen, wozu dieses sich jedoch nicht hergab, was ihm auch nicht zu verdenken ist. Japan tat gut daran, diese zwei Forderungen, ihres bitteren Beige schmackes wegen, des ehesten fallen zu lassen. Anders verhielt es sich in betreff der Kriegs entschädigung. Daß die Japaner eine solche be gehrten, kann ihnen nicht verargt werden. In den Kriegen während der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts wurde

es allgemach Sitte, von dem Besiegten den pekuniären Ersatz der auf gelaufenen Kriegskosten zu verlangen. Dem völlig Ueberwundenen blieb schießlich ja nichts anderes übrig, als zu allem andern Ungemach auch diese harte Pille hinabzuwürgen. In solcher ver zweifelten Hilflosigkeit befand sich Rußland aber noch durchaus nicht. Rußland ist von Japan wohl in Ostasien geschlagen worden, es ist aber keineswegs niedergeworfen. Seine eigentliche Stärke fußt in Europa und hier gebietet es noch über Millionen

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Pustertaler Bote
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Seite 1 von 8
Datum: 09.10.1925
Umfang: 8
anwenden, das einmal ein Politiker gesagt: Volkes Stimme ist nicht immer Regier- ungsstimme. Dazu kommen noch die Verhand lungen mit Rußland knapp vor Anfang der Sicher heitskonferenz mit den Westmächten, die nament lich in England ganz gewaltig verschnupft haben. Es war den Engländern darum zu tun, Deutsch land von seiner ruMchen Politik abzuziehen und mehr nach dem Westen zu lenken, um einmal Sturmbock abzugeben, wenn diese beiden Mächte aufeinanderprallen. Aber Strefemann war doch so klug

, wie man auch den Einfluß Rußlands in der Türkei spürt. * *. * Die russische Westpolitik der letzten Monate hängt eng mit den Sicherheitssragen zusammen. Ruß land sieht sich von England immer mehr »nd mehr bedroht, die Einkreisungspolitik Englands wendet sich heute gegen Rußland wie sie vor zwei Jahrzehnten sich gegen Deutschland gewandt hat. Rußland kann sich mit England nicht verständigen, schon aus dem Grunde nicht, weil zn viele eng lische Forderungen bestehen, die Nußland nicht er füllen will und andererseits

auch ans dem Grunde nicht, weil England mit dem Sowjetsystem nichts zu tun haben will. Das war in den letzten Jahren das Grundmotiv der Politik gegen Rußland und es ist klar, daß Rußland dem entgegen gearbeitet hat. Als eine dieser Konterminen kann die chine sische Revolution gelten, die sich in erster Linie gegen die Engländer richt?^ und unter Führung Rußlands vor sich ging. Aber damit war es nicht getan. Rußland mußte nach Westen Luft erhalten, wolle es lebensfähig werden. Mit Deutschland

hatte es zur Zeit der Konferenz von Genua den Vertrag von Rapallo geschlossen, der damals die Konserenz säst aus dem Sattel hob. Zwischen Deutschland und Rußland aber lagen nicht nur Polen, sondern auch die andern baltischen kleinen Staaten, Estland, Lettland, Littauen. Und in diesen kleinen Staaten machte sich unter Führung des nun verstorbenen Dr. Meierowitz eine Rich tung für England immer mehr und mehr geltend, die Rußland gefährlich wurde; Rußland müsse sich daher in letzter Stunde um einen Ausweg umsehen

schon gar nicht paßten. Man hatte nun eine gewisse Sicherheit, daß im Osten für eine Zeit Ruhe herrsche und daß Rußland eine Tür nach Westen habe, was wieder England sehr unange nehm war. Der Weg Tschitscherin« aber führte nicht nur nach Warschau, er führte auch nach Berlin ehe er in das Bad geht, wo der Russe Heilung suchen will uud vielleicht führt er auch nack Locarno oder in die Nähe davon. In Berlin fanden lange Unterredungen zwischen Stresemann und dem Russen statt, die wie schon gesagt

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 2 von 18
Datum: 15.04.1922
Umfang: 18
, von denen die eine die Landtrans portfragen und die anderen die Seetransportftagen studiert. In der ersten sind außer den einladenden Staaten, Rußland und Deutschland, ferners Oesterreich. Estland. Polen, Tschechien und Südslawien vertreten. In die zweite werden von den kleinen Staaten Griechenland, Holland. Lettland und Norwegen gewählt. Landwirtschaftlicher Ausschuß. '*■ Genua, 15. April. Gestern hat sich auch die landwirt schaftliche Kommission konstituiert. , Die Abrüstungsfrage. Paris, 15. April

Poincärös wird für Dienstag erwartet. Es heißt, daß er durch einen Gegenstoß die bisherigen gegen Frankreich gerichteten Isolierungsversuche ausgleichen wolle. l! Russische Gegenvorschläge zu den Anerkennungs- « bedingungen. !i Genua, 15. April. Gestern haben die russischen Delegier- -i ten wirtschaftliche und staatsrechtliche Vorschläge zum Londoner | Sachverständigenbericht vorgelegt. Rußland will die Anerken nung der Dorkriegsschulden an Bedingungen knüpfen. Presse- Vertretern erklärten die Russen

, daß sie leinen Vertrag unter- ; zeichnen werden, der Deutschland und Rußland der Ausplünde- j rung Wcrliefere. ) Überreichung der Antwort der Reparations- kommifsion in Berlin. i! ffi erli tb,- 14. April. Die Reparationskommission hat gestern i !z ihre lEntgegmmg auf die deutsche Antwortnote der deutschen Regierung überreichen lassen. Sie hält die. Forderung nach Erhöhung der Steuern auf recht und erklärt, die Haftung Deutschlands «komme einer Weige rung gleich, sich die notwendigen ausländischen Devisen

der jedem Dersöhnungsgedanken unzugänglichsten Nationen. Doch Politik kennt keine Ideal«, kein« Friäifertlg- keit, keinen versöhnlichen, opferwilligen Geist. Nur das Gebot des eigenen Vorteiles. Die in Der Osterwoche «röffnete Döl- kerberatung rvird der Menschheit keine Erlösung schaffen. Es K sich bloß, welche Nation, welche Dolksgemernschaft zum ■3 yschoriot an der Menschheit werden wird: Frankreich oder Rußland-? — Haltlos sind die Verhältnisse des alten Europa geworden. Die Schmachgebilde von Versailles, St. Germain

eine Auseinandersetzung, die nur Durch Lloyd Georges -bewährte Geschicklichkeit und De Factas entscheidendes Eingreifen ohne sofortigen offenen Bruch erledigt' werden konnte. Was wollen Die Russen? Sie drängen das Abrüftungsnwment in den DorDergrunv. Meinen sie es ehrlich damit? Zwef Erwägungen sprechen Dagegen. Rußland kann gar nicht «ab-rüsten, solange nicht eine Gewähr Dafür.geboten wird, daß Die «Regulierung seiner Grenzen den Nachbarstaaten gegenüber «in einer, seinen Forderungen genehmen Weise vor- genonrmen

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Brixener Chronik
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Seite 13 von 16
Datum: 07.12.1915
Umfang: 16
— über fünfhunderttausend Mann sieggewohnte Truppen unter den Waffen und Sie sehen ihre Leistungen und feiern mit uns den gemeinsamen Sieg über die gemeinsamen Feinde. Und dieses Rußland, das bei Plewna, am Palu, bei Liaojang, bei Mubden, in der Tzuschima- straße, in den Karpathen, bei Govlice, Tarnow, bei Limanowa, Tannenberg und an den Masurischen Seen, Zlota Lipa,Lemberg, Warschau, Iwangorod, Grodno, Wilna bis zur Beschämung geschlagen worden ist, die ses Rußland sagt, daß wir und die anderen Balkanstaa ten

nicht hätten geboren werden können ohne Rußland! Redner erörtert die Haltung Rußlands auf dem Bal kan vor Ausbruch des Valkankrieges und die tiefe Dank barkeit, die man vor Jahrzehnten für Rußland emp fand. Der bloße Name Rußlands war für uns ein Evangelium. Und als Rußland uns den Prinzen Bat tenberg für unseren Thron präsentierte, da empfingen wir ihn wie einen Sendboten Gottes, weil er aus Ruß land kam. Aber was geschah? Dieser selbe Fürst Ale xander, auf einmal begann man ihn in Rußland

, daß zu der Freiheit die ses'Volkes eine gut disziplinierte, ordentlich geführte und von patriotischem Geiste beseelte Armee gehöre. Und da wurde dieser Fürst Alexander den Russen unbe quem, denn ein solches Bulgarien war für Rußland außerordentlich unangenehm. Und eines Tages ver schwand er vom Throne. Von selbst richtet sich dabei der Blick auf die Protektorrolle, welche Rußland gegen über den anderen Balkanstaaten geführt hat. Ruß land, so sagt man in Petersburg, hat Rumänien frei ge macht. Warum

denn, meine Herren, hatte der weise König Karol, warum haben seine klugen Staatsmänner Ghika, Stürza, Bratianu der Aeltere, Rosetti, Peter Earp immer und immer fort geklagt: Rußland hat uns nicht aus und unserer Freiheit zuliebe geholfen, sondern damjt wir ihm zu Konstantinopel verhelfen und wenn Konstantinopel erobert wird, dann wick» es in seiner Unersättlichkeit auch uns verschlingen .... Warum hat man denn sogar in Serbien einst in lichten Momenten vor der russischen Hypnose gewarnt? Serbische Freiheit

gariens um die Erhaltung seiner Unabhängigkeit gegen die Ränke und Intrigen der russischen Diplomatie. Aber was hatte Rußland mit der Entthronung Alexanders erreicht? Es kam Stambulow! Es kamen Radosla- vow, Tontschew . . . und dann kam König Ferdinand und Sie alle sehen, was für eine furchtbare Niederlage Rußland auf dem Balkan erntet! Wenn es ein Wunder war, daß wir auf einmal in unserer Mitte einen solchen Kranz von jungen militäri-

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Bozner Nachrichten
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Seite 2 von 8
Datum: 10.07.1925
Umfang: 8
Personen Wurden verwundet, davon Zwei schwer. Hinter den Kulissen der Sicherheitspakelei. Der Rigaer Korrespondent der Londoner „Daily Mail' macht den deutschen Botschafter in Moskau, Grafen Brockdorff-Rantzau, da für verantwortlich, daß er Deutschland Nußland in in die Arme treiben wolle. Der Korrespondent meint, daß Deutschland mit Rußland in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht habe auf po litischem wie wirtschaftlichem Gebiet. Der Vertrag von Rapallo mache auf niemanden mehr

einen Ein druck. Der Loitdoner Berichterstatter des „Echo 5^ Paris' meint (wünscht??), daß Deutschland sich einem von England vorbereiteten Plane anschlie- - ßen werde, der auf den Abschluß einer Llllianz g e- gen Rußland abziele. Diese würde aus England, Frankreich und Deutschland bestehen (wobei die Deutschen die Gekümmerten wären). Andererseits aber sei das englische Kabinett bemüht, einen inne ren Block in England selbst -zu schaffen, welcher ge gen Rußland gerichtet wäre, mW der Korrespon dent glaubt

, daß die Rede des Abgeordneten Tho mas vor dem Kongreß der Eisenbahner, wo sich Thomas aufs -heftigste gegen Rußland aussprach, bereits ein Anzeichen dafür gewesn sei, daß sich eine Koalition aller Parteien in England gegen Rußland vorbereite. Indessen bewirbt sich Frankreich um ein Abkom men mit Rußland, Rußland lockt Frankreich mit Inaussichtstellung daß die Vorkriegsschulden ge regelt werden. Frankreich will durch seine Schliche Deutschland in den Sichecheitspakt hineinsprengen, Rußland will Deutschland

in Moskau zugeschrieben werden, so sollen sie-dahin gehen, daß Graf Brockdorff- Rantzau östlich orientiert ist, d. h. die Ansicht ver tritt, daß Deutschland unter allen Umstänoen in enger Fühlung mit Rußland bleiben und den Sicherheitspakt mit Frankreich und den Eintritt in den Völkevbund ablehnen müsse, der den Russen ' als Unterstützung der Entente erscheinen müßte. Beim Blick hinter die Kulissen trifft man auch Amerika am Triebwerk fädeln. Während die Ver einigten Staaten bisher jede Einmischung

im Südkau kasus und Bessarabiens eine Bevölkerungszahl von über 132,000.000 Köpfen. Sie nimmt nach China und dem britischen Weltreich den dritten Platz ein. 1897 wurde die erste altrussische ein tägige Zählung vorgenommen, die eine Bevöl kerung von 129 Millionen ergab. Davon entfie len auf das europäische Rußland 106.5 Millio nen und auf Russisch-Asien 22.5 Millionen Ein wohner. Auf die einzelnen Gebiete verteilte sich die Bevölkerung folgendermaßen: Weichselland 9.5, Finnland 2.8, Kaukasus 9.25

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Der Bote für Tirol
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Seite 3 von 10
Datum: 22.07.1833
Umfang: 10
über das , was sie als eine Verletzung dieserStipulationen betrachtet, eine Meinung zu äußern. Der erste Artikel des Wiener Traktates erklärt, daß das Königreich Polen auf eine unzertrennbare Weise mit dem russischen Reiche durch seine Konstitution vereinigt werden soll. Fragt man mich über den Sinn dieses Artikels, so muß ich sagen, er bedeute, daß die Konstitntion, die Polen gegeben werden soll, das Band seyn müsse, welches diese Nation mit Rußland vereinigt. Die von dem Kaiser von Rußland gegebene Konstitution mnß daher

als unter dem Schutz des Traktates gestellt, betrachtet werden, und Rußland war verbunden, Polen diese Konstitution ge nießen zu lassen. Ich glaube nicht, daß der polnische Aufruhr Rußland der in diesen» Traktate kreirten Verbindlichkeiten ent- hoben habe ; ein anderes wäre es gewesen, wenn es sich um diese zwei Nationen allein gehandelt hätte; allein durch den Wiener Traktat wurde Polens Ueberlassung an Rnßland als ein euro päischer Vertrag betrachtet. Dieser Traktat hat auf die klarste Weise die Verhältnisse

zwischen Polen uud Rußland bestimmt, und deßwegen haben die übrigen Mächte das Recht, von Nuß land zu verlangen, daß die Konstitution respektirt werde. Die ses ist meine Meinung, die ich Rußland keineswegs verhehlt habe, weder vor der Einnahme von Warschau, noch während des Kampfes, noch selbst nach dem Falle dieser unglücklichen «Stadt, und als Polen ganz von der Gnade seines Eroberers abhing. Ich wiederhole es: diese Bemerkungen wurden der russischen Regierung ohne Umschweife äufs deutlichste vorge legt

Angelegenheiten in der Levante und die Intervention Ruß lands in jenen Gegenden Bezug habenden Aktenstücke dem Hause vorgelegt werden sollen. Er wunderte sich über die pas sive Rolle, welche England in dieser Angelegenheit spiele, während andere Mächte, wie Rußland und Frankreich, sich beeilt haben, dabei zu interveniren. Er fragte, ob es nicht Englands Politik erfordere, sich dem übermäßigen Wachöthu- me des nordischen Kolosses zn widersetzen, und ob eS nicht endlich Zeit sey , daß England ihn so behandle

deu Kaiser vou Rußland um seinen Beistand, den ihm dieser schleunigst bewilligte. So wie Rußland keine Eifersucht und keine Fnrcht vor einer Vergrößerung von Seite Englands bezeugt hätte, wenn dieses der Türkei zu Hülse ge kommen wäre, so durste auch England keine Eisersucht an den Tag legen, als Rußland ihm dieVersicheruug gab, gleich nach hergestelltem Frieden seine Truppen zurück zu ziehen. „Die Integrität' , sprach er, „lind die Unabhängigkeit des türki schen Reiches sind zur Erhaltung

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Der Burggräfler
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Seite 4 von 10
Datum: 08.07.1916
Umfang: 10
werden, ihr Blut nicht für die Knechtung aller jener Nationen zu vergießen, die unter dem russischen Joch seufzen, und fährt sodann fort: Uebcr Deutsch land wurde, abgesehen von einzelnen Angriffen der Welschen, von den Delegierten wenig gesprochen. Aber auch ohne von Deutschland zu sprechen, ge dachte man seiner. Man dachte an Deutschland, wenn man die Hoffnung auf die Befreiung von Rußland aussprach, auch wenn man Frankreichs Verdienste um die Ideale der Freiheit und des Rechtes pries. Denn wer empfand

. Im jetzigen russischen Heere befindet sich eine solche Sammlung ver schiedenartiger Nationalitäten, daß die Anthropologen Deutschlands und Oesterreichs an ihnen die interessantesten wissenschaftlchenMessungen vornehmen könnten. Rußland ist eben wegen seiner Eroberungspolstik, welche die Zaren seit Peter dem Großen bis auf unsere Zeit fortgesetzt hatten, kein Nationalstaat mehr. Es ist ein Nationalitätenstaat, worin die herrschende großrussische Nation alle übrigen Völker entrechtet

hat und mit rücksichtslosen Machtmitttln ihren Zwecken dienstbar macht. Das großrussische Volk selbst dient aber wiederum dem eigenen hoch- fahrenden und selbstsüchtigen Adel, der das Zaren reich als seine eigene politische Domäne betrachtet. Rußland hat bei der Eroberung des Kaukasus die Rechte zahlreicher Völker, die sich freiwillig der Herrschaft des Zaren unterworfen haben, ganz ein fach außer acht gelassen. Es sind dies nicht nur die Georgier, deren seit dem 4. Jahrhundert nach Christus selbständiges Königreich

sich freiwillig unter den Schutz des Zaren Alexander I. begeben hatte, die aber nicht als selbständiger Staat von den Zaren regiert werden, sondern als einfache Provinz Rußland angegliedert wurden. Es ist bekannt, daß die baltischen Provinzen nach ihrer Eroberung durch Peter den Großen von diesem die Zusicherung voll kommener Selbstverwaltung erhalten hatten. Sie sollten von den baltischen Rittern und den deutschen baltischen Bürgern verwaltet werden. Wo ist aber dieses Versprechen des Zaren Peter des Großen

geblieben? Es ist längst vergessen. Ebenso wie die Versprechungen Alexander I. an das im Jahre 1809 eroberte Finnland und an das im Jahre 1815 mit dem Zarenreiche vereinigte Polen. Wenn nun Rußland selbst so großen Nationen wie es die Polen und baltischen Völker sind, seine Versprechungen nicht hielt, umwieviel weniger jenen nicht russischen Völkern, die innerhalb des Zaren reiches unter den Russen zerstreut liegen. ES sind dies etwa 6 Mill. Israeliten und 2'/z Millionen Deutsche. Während die russische

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 18.11.1925
Umfang: 8
/17 während des Krieges gemacht wurden, kann die Bevölkerung Damaskus' auf eine Million geschätzt werden. Was Damaskus so inter- Die politische Entwicklung der letzten Monate, insbesondere das VertraMverk von Locarno, haben die Schlagworte von der westlichen oder östlichen Orientierung derdeutschen Politik wieder in den Mittelpunkt politischer Erörterungen gerückt. Es ist heute eine nirgends mehr bestrittene Tat sache, daß es unmöglich angeht, Rußland als gleich sam weißen Fleck auf der europäischen Landkarte

zu übersehen. Ohne Rußland kann Europa nicht zu Ruhe und wirtschaftlichem Gedeihen kommen. Denn Europa lebt von dem Gleichgewicht seiner Kräfte und es ist nicht zu sehen, daß die Mächti gen des Westens sich je dieser Macht freiwillig zu entäußern oder auch nur auf ihre rücksichtslose Ausnützung zu verzichten bereit sein werden. Nur ein mittel-osteuropäischer Block, so urteilen viele, kann der politischen und kulturellen Erdrückung Eu ropas vom Westen her Einhalt gebieten, aus ach tunggebender Kraft heraus

Mann verlangt. tz bei Rußland? deutsch-russischen Politik nicht entfernt die ihm zu kommende Beachtung gefunden. Die Geschichte dürfte jedoch den damals sozialistischen Reichsregie rungen Deutschlands einst den Vorwurf nicht erspa ren, daß sie, aus rein parteimäßigen Gründen diese Gelegenheit, das Netz von Versailles wenigstens an einer Stelle durchstoßen zu helfen, nicht nur nicht ungenützt vorbeigehen ließen, sondern allzu willig an dem Sabotagewerk Frankreichs sich beteiligten. Es ist wichtig

für die künftige Entwicklung Eu ropas, daß Fürst Awaloff gegen Frankreich in er ster Linie offen und vor aller Welt die Anklage er hebt, Rußland verraten zu haben in den Zeiten sei ner höchsten Not. England und Frankreich seien die Totengräber Rußlands, sie seien es bewußt gewe sen von dein Augenblick an, als es ihren Zielen nicht mehr dienlich war. Es ist ungemein bezeichnend, daß die Seele der ersten sozialrevolutionären Re volution März 1917, der englische Botschafter in Petersburg, Buchanan

, war. Und nicht minder bezeichnend, daß die russische Sozialdemokratie (So zialrevolutionäre) den Kampf gegen Deutschland in einem Augenblick noch einmal aufflammen ließ (Brufsilotv-Offeniswe), als in den Kreisen des maß gebenden russischen Garöeoffizierkorps die Verstän digung mit Deutschland bereits als Rußlands ein zige Rettung erkannt war. .Rußland fiel dem Bol schewismus in die Arme und fiel auseinander. „Was die westlichen Verbündeten betrifft,' schreibt Awaloff, „so habe ich ihre habgierige, egoistische

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Volksbote
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Seite 2 von 12
Datum: 17.07.1930
Umfang: 12
zur Außenwelt ein- gegriffen haben; fortan regelt Stalin allein die internationalen Beziehungen. Aber lugt in der auswärtigen Politik vieess Mannes nicht auch dieselbe Kompromtßnetgung hervor, die seine Inlandspolitik charakterisiert? Stalin hat ein Langes und Breite» über die wirtschaftliche und politische Weltkrifis des Kapitalismus geredet, Faschismus und Kriege, die schließlich in der Intervention gegen Rußland und damit im Aufstand de« internationalen revolutionären Proletariats münden

- schen Vertrage» von der Bedeutung jenes von Rapallo erschüttern, dann aber, weil Deutsch land, zu einem Ausgleich mit den Miierten, vor allem mit Frankreich, gekommen, es an scheinend nicht mehr nötig hatte, stch an Rußland anzulehnen. Die Moskauer Verhandlungen scheinen nun aber nach Pariser offiziellen In formationen gerade jene Wendung genommen zu haben, die Frankreich für am wenigsten wün schenswert halt. Anläßlich der Räumung der dritten Rheinlandzone beeilte sich Lttwinow, daran zu erinnern

, daß eigentlich einzig die Sowjets stch gegen die Besetzung deutschen Bodens, einerlei ob es stch um das Ruhrgebiet oder um das Rheinland handelte, ausgelehnt hätten. Rußland geht aber noch einen wichtigen Schritt weiter: e» spricht von einer Revision der Verträge überhaupt, von einer Revision des Ver sailler vertrage« insonderheit, und es biedert stch dem Deutschen Reich als der einzige Bundes- C sse an bei der Wiederherstellung seiner qiellen und territorialen Unabhängigkeit gegen den Poung-Plan

, bei einer Berichtigung der Ostgrenzen und selbst bei einer Parität in der Landesverteidigung, — alles Stimmen, auf die man in manchen deutschen Kreisen begreif- — ~ u gern hört. verfolgte man die russisch- , langen mit gespanntem Inter esse. ' Man ftagte stch dort, ob sie wirklich eine neue Phase der deutschen Orientierung auf Ruß land bedeuten, auf jenes Rußland, das ja den Poung-Plan für eine Unmöglichkeit hält und die Auffassung auch öffentlich vertritt, daß er ^risten in stch schlu^der dahin, dah die Deutschen

und' die Bolschewisten stch gegenseitig über» Ohr zu hauen bestrebt seien. Die ersteren hoffen, da» zugrundegerichtete Rußland kolonifieren zu können, die zweiten da- K hätten auf eine Bolschewisterung Deutsch und auf eine kommunistische Revolution C in Europa immer noch nicht verzichtet: „Seit ii Breft-Litowfk habe dieser doppelte Hintergedanke die politische Grundlage der deutsch-russischen 1. Annäherung abgegeben.' Ob Deutschland stch > ! mm- bei> den Moskauer Verhandlungen lene ZU« Rm> riebt nach was Richtungen

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Volksbote
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Seite 2 von 12
Datum: 20.04.1933
Umfang: 12
— Nacht entstand cm« der Beschuldigung von sechs in Rußland arbeitenden Engländern ein britisch- russischer Künflitt. Die russische Regierung» die in der Wahrung ihrer Souveränität natürlich besuche» hartnäckig ist, hat dt« . Forderung de« britischen Botschafter», die angeklagten Briten ohne jede Gerichtsverhandlung freizulassen, auf döff schärfst« abgelehnt^ Der Botschafter ander» seit», der beim Besuch seiner verhafteten.Lands leute die unmenschlichen Untersuchungsmethoden der politischen

Polizei Rußland», von denen di« inzwischen herausgegebene« Weißbücher über sein« Korrespondenz mit dem englischen Außen- amt' einige Proben geben (ISstündige Verhöre üM), kennen gelernt hatte, hat Litwinow gegen über Aeußerungen getan, die seine Abreise au» Moskau und damit die Verschärfung des Kon flikts zur Folge gehabt haben. Der kriegerisch« Do« der Moskauer Press« („Ihr «erdet uns nicht einschüchtern!') steigerte sich auf der einen Seit«, während auf der anderen das britische Parlament

zu den schärfsten Eegenmaßr HM« griff und di« Regierung ermächtigte, die Unmchgiebigkett der Sowjets in der Frage der angeklagten In genieure mit der vollständigen Unterbindung der russischen Einfuhr nach England zu beantworten; Rußland, da» durch dies« Maßnahme empfindlich getroffen würde, wittert in diesem Ermäch tigungsgesetz die Durchführung der Beschlüsse der Konferenz von Ottawa, für die der Moskauer Prozeß, «inen erwünschten Vorwand abgäbe, um die der Form halber vorgeschlagenen neuen Han

, de« Prozeß beginnen zu lallen, bevor die Häftlinge zu willen losen Werkzeugen der Sowjetjusttz und Sowjet» Politik gewordo» waren «nd wohl zum erste» Mal wieder vernahm Rußland di« Anklagen un erschrockener Männer,die keine „Reuebekenntniffe' oblegen, sondern den Henkern die Maske vom Gesicht reißen «nd die Fadenschelnigkcit »nd Skrupellosigkeit ihrer Eewaltmaßnahmen ent hüllen. Im Grunde weih natürlich ganz Ruß land, daß die „Sabotageakte' erfunden sind, und di« Unbotmäßigkeit gegen di« Willkürpolitik

hat. Katastrophen-PolM? Die Überraschende Nachsicht, mit welcher der Gorichtsvorsitzende die Engländer sprechen ließ, ohne, wie das ftüher sicher der Fall gewesen wäre, ihren Redefluß zu hemmen, könnte die Ver mutung nahelegen, daß Rußland in. letzter Stunde sich der Gefahr bewußt geworden ist, in die es sich mit dem Prozeß gegen Mac Donald und Genoffen begeben hat, und daß es die bri tische Regierung versöhnen und die englische Oeffentlichkeit von dem „europäischen' Tharakter der Sowjetjustiz überzeugen

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