Was ich in Rußland fand. Wir geben diesen schmucklosen Bericht eines Hamburger Seemannes wieder. Zahlenwert und dergleichen wird uran nicht darin finden. Der unmittelbare Eindruck, den der einfache Mann schildert, ist aber vielleicht mehr wert. In sieben Tagen sind wir in Rußland, .das war der Gedanke, der. uns alle an Bord beschäftigte. . Wie mag es dort sein und ist das alles wahr, roas xwi' den Kommunisten in Deutschland dem Arbeiter darüber erzählt wird? Das faszistische Italien
lo$ hinter uns, und wir hatten genug gesehen,, um me den Wunsch zu ver spüren, in Deutschland mit einer solchen Negierung beglückt zu werden. Doch nun ging es ja nach Rußland und dort würden wir sehen, wie gut es dem Arbeiter ging, wenn er sich, seiner -Kraft bewußt, selbst regierte. , Konstantinopel lag hinter uns, nach 24 Stun den, dann soüten wir den ersten russischen Hafen erreichen, al- es hieß, es seien blinde Passagiere an Bord. Drei italienische Arbeiter hatten, da es bekannt war, daß wir nach Rußland sollten, die Gelegen
heit benutzt, um dein Fcffzistenjoch zu entgehen. Sieben Tage im Bunker versteckt, ohne genügende Nahrungsmittel, waren sie schließlich kaum im stande, zu gehen. Sie hatten sich aus Furcht, in Kvnstantinopel an Land gesetzt zu werden, nicht eher gemeldet. Die Leute wurden gut behandelt, von unserer Seite war das selbstverständlich, aber auch der Kapitän, durch unsere Seemannsord- nung aus See ein kleiner Gott, war gnädig. Es ging ja nach Rußland. Am nächsten Vormittag ankerten wir auf der Reede
von Kerffch, einer Festung, die die Zugangs- ftraße zum Asowschen Meer bewacht. Wir warteten auf den Lotsen. Zwei Stunden, vier Stunden, sechs Stunden, kein Lotse kam. Pol nische Wirtschaft, sagte jemand. Aber wir waren doch in Rußland und nicht in Polen. Endlich nach sieben Stunden hatte man scheinbar bemerkt, daß ein Dampfer auf der Reede lag. Mt dem Lotsen kamen der zuständige Kommisiär, ein Dolmetscher und acht Soldaten an Bord. Jetzt ging das Thea ter los. Wir wurden gezählt, nochmals gezählt
Pressedienst erfuhr. Inzwischen war es Abend geworden und die -Herren fuhren zusammen mit den blinden Passa gieren, die liebevolle Aufnahme gefunden hatten, ab. Wie liebevoll diese Aufnahme war, erfuhren wir später durch Zufall. 21 Tage Einzelhaft und dann nach Moskau zur Beobachtung eskortiert. Man traute den Leuten nicht, trotzdem fie Mit glieder der Kommunistischen Partei in Tarento 'waren. Und es ist überall dasselbe in Rußland, wohin man kommt, überall Mißtrauen, selbst unter den Irr stalle MsteiM