dieses Artikels. Im übrigen hängt gegenwärtig wieder einmal der Himmel voller Baßgeigen, will sagen, ganz Europa ist der Hoffnung, daß der Friede erhalten bleibe. Der Grund, warum die Welt so voller Friedenshoffnungen ist, daß man schon vielfach die Ansicht aussprechen hören kann, der Friede sei unbedingt gesichert, ist der, weil Rußland nach langen, vergeblichen Bemüh ungen und Verhandlungen Oesterreichs, sich be reit erklärt hat, seine Truppen an der österrei- chisch-galizischen Grenze zu vermindern
, also nicht auf den Friedensstand herabzusetzen, son dern bloß zu vermindern, vorausgesetzt, daß Oesterreich zum mindesten ein Gleiches tue. Unser Kaiser und unsere Regierung haben den Russen begreiflich zu machen gesucht, daß, wenn Rußland keinen Krieg wolle, wie es ja immer behaupte, und bereit sei, alle strittigen Fragen in Ruhe zu besprechen, es doch der höchste Luxus sei, eine solche Heidenzahl von Soldaten beisam men . zu halten, zumal so was für beide Teile nicht besonders billig schmecke. Also, wie schon gesagt
, Rußland sei bereit, darauf einzugehen, und zwar diese Woche noch. Rußland feiert am 6. März unter großen Festlichkeiten den 300jährigen Bestand seines Herrscherhauses und bis zu diesem Tage soll eine Verminderung des Grenztruppenstandes, wenn nicht durchgeführt, so wenigstens verlautbart und angeordnet werden. Ob's dem hinterlisti gen Russen mit seinen Verheißungen auch Ernst ist, oder ob's wieder beim „Maulmachen", wie man sagt, bleibt, wird man bald sehen. Der hauptsächlich strittige Punkt
zwischen Oesterreich und Rußland ist die Selbständigkeit und Größe des zukünftigen Staates Albanien. Gibt nun Rußland diesbezüglich wenigstens soweit nach, daß es daraus keinen Kriegsfall macht, ob dieser oder jener Landesteil, den jetzt Serbien oder Montenegro banfprucht, z. B. Skutari, zum zukünftigen Albanien kommt oder nicht, so wird sich das in der Haltung und Kriegführung von Montenegro und Serbien bald bemerkbar machen. Sehen nämlich diese zwei, daß sie, sich bei der Eroberung Albaniens nicht mehr unbe
dingt auf Rußland verlassen können, so. hat es für dieselben keinen Zweck, noch' fürderhin Ge biete und Städte erobern zu suchen, die ihnen ohne Rußlands Hilfe nie und nimmer zugespro chen werden. Wie wir letztes'mal dargelegt ha ben, ist den Montenegrinern der Generalsturm auf Skutari vollständig mißlungen. König Ni kolaus soll, wie jetzt verlautet, sogar 6000 Mann dabei verloren haben, so daß er die Belagerung jeden Tag aufgeben kann, denn sie ist nicht bloß aussichtslos