begreifen können. Dieser Tage wird es schon ein halbes Jahr, daß die Türken sich mit den Russen herumschlagen. Es ist damit bis Dato ganz anders gegangen, als selbst Männer vom Fach gemeint haben. Die Russen habm von ihrem Nimbus ein gut Stück eingebüßt, während der sogenannte kranke Mann eine große Spannkraft und Zähigkeit bewiesen hat. Es hat sich gezeigt, daß Rußland keineswegs das Zeug dazu hat, die Führerrolle in Europa zu übernehmen; diese Erkenntniß hat sich den europäischen Cabineten bereits
mehr oder weniger auf gedrängt. Man hat den Alp der Russenfurcht allseitig abgelegt und sieht jetzt mit Gleichmuth den Schritten Rußlands zu. Wogegen man aber in Europa nicht mehr länger gleichgültig bleiben sollte, das ist die Menschenschlächterei im Großen und M Verwüstung eines ganzen Landes auf Jahrzehnte. ' > - ,l Populärer als in folgenden Versen dürfte die gegenwärtige politische Situation wohl nicht geschildert werden können: Rußland an Serbien: „Steh' mir endlich Hilfteich bei, — später
ist's miv einerlei, — Sieh', ich ließ mich auch nicht lumpen, — als du kams/, mich auszupumpen.' — — Serbien an Oesterreich: „Du, der Russe bittet mich, paßt dir die Geschichte? Sprich! — sag' es dreist, wenn dir's zuwider, — Gleich leg' ich die Waffen nieder.' — — Oester reich an Serbien: „Schlag dich immer noch einmal, — mir ist's faktisch ganz egal, willst du wieder dich empören, bitte, laß dich gar yicht stören.' -—- Serbien an Rußland: „Alter Freund, ich gäb was drum, — bald zu theilen
deinen Ruhm, — zu ersüll'n des Dankes Pflicht, — aber Oestreich will es nicht.' Die Türken an Serbien: „Kleiner, hast du was gesagt? frei heraus, nur un verzagt! — bei dem lauten Hau'n und Stechen — mußt du etwas lauter sprechen.' — Serbien an die Türkei: „Ich? bewahre, nicht?in Wort, — Rußland drängt mich immerfort, — aber i du meine Güte^ — daß der Himmel Mich behüte.' — — Rußland an Griechenland: „Alten Heldenvolkes Sproß, — Komm, mit Serbien ist nichts los, — Komm, ich bitte dich mit Thränen, — Volk
der tapferen Hellenen.' — — Oesterreich an Griechenland: „Daß du hübsch zu Hause bleibst — und kein Schriftstück unterschreibst ; — sonst bringt es dir keinen Segen, — Anton, steck doch ein den Degen!' — — Türkei an Rußland: „Seht, das macht ihr sehr ge schickt, — Griechenland hat schon genickt — Keiner müht sich, daß er theile — brüderlich die schönsten Keile.' - Die Beziehungen Italiens zu Oesterreich sind jedenfalls nicht die freundlichsten, wenn unter den Augen der Regierung solche tumultuarische