4 „Äozner Nachrichten', den 25. Marz 19^1 Nr.' 68 Das Kreuz und die Kreuzes strafe. Von Dr. Franz Pitra, Klausen. Das Kreuz war bei den Alten ein hau- , fig vorkommendes Werkzeug zum Vollzug der Todesstrafe, Seine Bestandteile wa- ren der Pfahl, der senkrecht in der Erde befestigt wurde (erux im engeren und ei- gentlichen Sinne) und der horizontale Querbalken (patibulum), der zur Befesti- gung der Arme diente.. Die Einführung der Todesstrafe am Kreuze wird dem rö- . mischen Könige Jarquinius
, weil den zwei jüdischen Tribunalen, dem gro- ßen und kleinen Sanhedrin. diese Straf- gewalt entzogen war. Nur Sklaven und Nichtrömer durften gekreuzigt werden. So erlitt zum Beispiel Petrus als Jude um das Jahr 66 n. Ehr. in Rom die Kreuzes- strafe, während Paulus, der römische Bür- ger, enthauptet wurde. Das Christentum hat im Kreuzestode Christi die Offenbarungen der. erlösenden Gnade Gottes, im Zeichen des Kreuzes, das dann die Form 5 annahm, das Sym- bol dieser Offenbarung, des tiefsten Schmerzes
dargestellt, und zwar wie Chrysostomus (gestorben 407) sagt: In den Häusern, auf dem Markt, auf den Wegen, auf Hügeln und Bergen, auf den Schiffen und Inseln, an den Betten und Waffen, im Schlafgemach, am silbernen U. goldenen Geschirr, „denn wir schämen uns des Kreuzes nicht, vielmehr ist es uns lieb und wert, wo es sich uns auch*zeigen mag.' — Doch bereits vor Chrysostomus war das Kreuzeszeichen zu weltlichen Ehren gekommen, und zwar durch Kaiser Konstantin, als er im Jahre 312 gegen sei nen Nebenbuhler
das Brustbild Jesu an der Spitze oder in der Mitte des Kreuzes anbrachte. Das Kreuz des Kaisers Justinian 11. aus dem sechsten Jahrhundert trug außer dem Lamm auch den segnenden Christus in einem Medail lon. Äuch in einer Miniatur des syrischen Evangeliariums vom Jahre 586 in der Laurenticmischen Bibliothek in Florenz — auf dem Brustkreuze zu Monza. das Papst Gregor der Große (reg. 590—604) der Kö- nigin Theodolinde geschenkt haben soll, und aus einem aus dem 8. Jahrhundert stammenden Reliquienschrein
. Erst gegen Ende der romanischen Kunst im zwölften Jahrhundert tritt das Bild des am Kreuze hängen- den Christus mehrseitig aus, der zuerst mit vier, dann mit drei Nägeln (mit einein Nagel durch beide Füße) angeheftet ist. 'In.der Folgej kommen .nach! MaÄa und Johannes, Magdalena, Kriegsknechte und Engel hinzu. Die Form des Kreuzes erscheint in der Kunst in verschiedener Auffassung. Am be. kanntesten sind die oben erwähnten bei- den Formen (1' 1°) und das Andreaskreuz (X), weniger üblich