. Hinter den stillen, festen, etwas großen Gesichtern, hinter der Redeweise, die schwer und langsam fällt, ist Stahl und Stein, liegen die roten Funken streitbarer Ewigkeitsgefühle: Freiheit. Vaterlandsliebe. Mut. Sie glimmen stets und warten ihrer Stunde. Hier wird nie ein Am- bos. stets ein Hammer sein. Mai? — Auf allem Gezweig ausbrechende Blütenlasten? Wenn sie Früchte geworden sind? Ein blutjunger Kriegsfreiwilliger geht unter ihnen hin. Eine stramme Knabengestalt, schmuck und rank, ein blühendes Gesicht
sein wird. Die andere Seite nämlich ist von oben bis unten fast gänzlich mit schparzen Nägeln vollgeschlagen. Wien hat seinen Wehrmann in Eisen, im frommen Tirol haben die Städte Kreuze zim mern lassen, in deren Holz ein jeder, der die Kriegswitwen und -waisen bedenken und be schenken will, für seine Nickelmünzen Nägel einschlagen darf. Der Museumsverein hat die? ses Kreuz, das da vor mir getragen wird, ge stiftet. Die Leute, die in künftigen Iahren und Jahrhunderten auf ihrem Weg nach den roten Bergen dieschöne alte
Stadt aufsuchen werden, sollen im Museum zwischen den Raritäten und Kostbarkeiten der verflossenen Jahrhunderte auch das Denkmal, das Kreuzeszeichen dieses grausamen, unwahrscheinlichen, unausdenkba ren Mittelalters vorfinden, das wir heutige Menschen erleben. In der Mitte des Kreuzes, dort wo die Arme sich aus dem Stamm recken, ist-ein kreis-- ^ runder Raum leergeblieben. Dorthin kommt ein Ehristuskopf aus Bronze. Der Künstler, der den Auftrag erhalten wird, wird in den Lazaretten genug Modeste
finden können. Nur keinen idealisierten Leidenskopf soll er in den Raum hineinsetzen, den die Nägel ausgespart haben. Ueber den grauen Mützen der vier Soldaten steigt der Arm des Kreuzes, schwankt das schwere Kreuz die Gasse entlang, quer Über den Platz mit den burgartigen Häusern, hinein in das Gäßchen, wo die Lauben sind. Nur wenige Leute folgen den Kreuzträgern durch die abendliche Stadt. Die Viere sind untersetzte, nicht gerade stämmige Burschen, der Menschenschlag hier herum ist kräftiger