Seite 4 Der Kampf um die Stadt München. Die ersten Zusammenstöße zwischen den bayri' ^chen Regierungstruppen und der Roten Garde von München waren für die ersteren nicht günstig. Dachau, daS die Truppen besetzt hielten, wurde nach kurzem Kampfe von der Roten Garde genommen und 700 Mann entwaffnet. Die Regierungstruppen waren in ihrem Widerstaude durch die Furcht einer Ex plosion in der großen Munitionsfabrik, die dort steht, gelähmt. In diesem Falle wäre die ganze Ortschaft vernichtet worden
. „Das Ministerium Hoffmann, hinter dem ganz Bayern steht,' sagt das Manifest, „kennt eure Schmerzen und wird euch nicht verlassen. Kopf hoch und Mut: die Hilfe, die euch vom roten Terror und vom wilden Bolschewismus befreit, ist nahe.' In einer anderen Kundgebung verspricht die Regierung, daß die Bauern Lebensmittel in die Stadt schicken werden aus Rücksicht für die Frauen und Kinder. Diese Nachricht, daß keine Hunger blockade verhängt wird, hat die Münchner Armen etwas beruhigt. Im übrigen
der Roten Garde werden gratis ver teilt. Keine auswärtige Zeitung darf nach München kommen, Telegraph und Telephon sind unterbrochen, so daß München von der Welt abgesperrt ist. ^ Ein anderes Manifest verlangt von den Bür gern Geld unter Androhung der Konfiskation und ist u. a. auch vom russischen Bolschewiken Ächselrood unterzeichnet, der jetzt in München eine große Rolle spielt. Andere Bolschewikenführer sind „an die Front' abgereist. - Die Eisenbahnlinie München—Salzburg wurde von den Kommunisten
, daß alles wieder beim Alten bleibt. Ueber die Lage in München wird gemeldet, daß an der Spitze der Noten Garde adelige Offi ziere wie Baron Zoller, Fürst Wrede, Brigadier Staubwaffer und drei andere aktive Offiziere stehen. Die Kruppfabriken von München werden befestigt. Der Generalstreik dauert seit einer Woche. Die Lebensmittel, welche die Regierung Hoffmaun der belagerten Bevölkerung schickt, werden von der Roten Garde requiriert. Dem Münchner Korrespondenten des „Genfer Journal' gelang es, seinem Blatte
hat sich zwar noch wenig verändert. Nur in den' Hauptverkehrsadern, wie Neuhauser- und Kaufingerstraße, und auf den großen Plätzen, wie am Hauptbahnhof und am Marievplatz, sieht man da und dort dichte Menschenknäucl, die die roten Köpfe zusammenstecken und sich über Dinge, die sie selbst nicht wissen, mit verzerrten Gesichtern her umstreiten. Weiber aus dem Volk flüstern sich mit komischer Wichtigtuers! allerlei Geheimnisse ins Ohr, und ein Mann fragt den andern verwundert, was los fei. Bis plötzlich Musik ertönt