ein sehr scharfes Wort gesprochen: ein abscheuliches Gesetz hat er es genannt. Selbst Katho liken haben es ihm übel genommen. Haben wir doch, so meinten sie, in der Volksschule obligaten (vorge schriebenen) Religionsunterricht! Nun macht die Augen auf, katholische Tiroler, und schaut nach Wien! Da seht ihr, was für ein Unheil trotz des katholischen Re ligionsunterrichtes an der Kinderwelt angerichtet wer den kann! An den „roten Umgängen" um Fronleich nam, die zu dem Zwecke eingeführt wurde«» um die Kinder
dem göttlichen Kinderfreunde an dimem seinen Ehrentage zu entziehen, an diesen roten Prozessionen nahmen'heuer in Wien etwa eine halbe Million Men schen und über 60.000, sage sechzigtausend, Kinder teil. So berichtet das rote Hauptblatt, die „Arbeiter-Ztg.". Wie ist denn das möglich bei vorgeschriebenem Reli gionsunterricht? Wie das möglich ist? Nun, der Kate chet hat die Kinder zwei Stunden in der Woche unter seinem Einfluß, die Lehrerschaft aber die ganze übrige Schulzeit, und in Heimen und Horten
- sreunden nachläust! Nun seht, ihr kath. Tiroler! Unser Schulgesetz er möglicht der zufällig regierenden Mehrheit, die in Wien jetzt rot ist, die Anstellung von Lehrkräften nach ihrem Geschmack. Und die Wiener Roten haben das auch weidlich ausgenützt. Bereits sind 95 Prozent aller Schuldirektoren und Direktorinnen freidenkerisch-so zialdemokratisch. Die katholischen Lehrkräfte sucht man möglichst abzubauen. Wollen sie ihren Posten nicht ver lieren, so müssen sie ängstlich bedacht sein, ihre Reli gion
vor den Kindern ja nicht zu zeigen. — Und da Hilst kein Protest der hunderttausende von Katholiken, die in Wien sind; da Hilst nicht die Unzufriedenheit auch von vielen einfachen Sozialisten, die ihre Kinder nicht glaubenslos erziehen, lassen wollen und daher mit dem Vorgehen ihrer Führer nicht einverstanden sind; da Hilst nicht der Appell (Ruf) an die Regierung, der durch das „abscheuliche" Gesetz die Hände gebunden sind. Tirolervolk, die Augen auf! Wo immer die Roten die Majorität (Mehrheit) erringen