Seltsam heiser hörte sich die sonst so klare Stimme des Mädchens an, und ihre Augen streiften scheu, ausweichend den fragenden Blick des Pfarrers. „So komm in den Beichtstuhl, Rose. Du weiht doch, daß deine Trauung um vier Ahr angeseht ist, also in knapp zwei Stunden. Willst du nicht lieber morgen beichten?" „Rein, nein", stieß sie hastig hervor. „Erst nach Vergebung der Sünden will ich mit meinem Bräu tigam vor den Altar treten. Lassen Sie mich hier beichten, Hochwürden", fuhr sie fort
und kniete an den Stufen des Altars nieder, „hier im Angesicht meines Gottes, dessen Stellvertreter Sie sind." Pfarrer Borns sah verwundert auf das aufgeregte Mädchen nieder. Beruhigend strich er ihm über das schöne dunkle Haar: „Sprich, Rose", sagte er gütig, „was hat die reine Heideblume ihrem Herrgott ein- zugestehen? Wofür braucht sie die Verzeihung des himmlischen Vaters?" Bei den Worten „reine Heideblume" zuckte Rose Kraak sichtlich zusammen. Sie begann zu sprechen, langsam und stockend
, dann sich hastig überstürzend, bis sie mit einem Aufschluchzen endete. Schon nach ihren ersten Worten ging eine jähe Veränderung in dem Antlitz des jungen Geistlichen vor. Die liebevolle Güte wich einem staunenden Erschrecken, und als Rose scheu bittend die Lider hob, sah sie die Augen ihres Seelsorgers flammen in gerechtem Zorn: „Und mit dieser Schuld willst du des Barons Weib werden, Mädchen?" Rose Kraak wand sich wimmernd zu seinen Füßen: „Ich liebe ihn so sehr, Hochwürden. Ich kann ohne ihn nicht mehr
sein." „Du mußt es ihm eingestehen, bevor es zu spät ist. Es ist ein Betrug, den du begehst, der Baron glaubt an deine Reinheit." „Ich kann nicht, Hochwürden", keuchte Rose Kraak. „Das hieße ihn verlieren, und dann ginge ich in den Tod." Der junge Geistliche sah auf die Kniende nieder, deren feine Stirn von Schweißperlen bedeckt war. Etwas in dem Gesicht des Mädchens warnte ihn vor allzu großer Strenge. Es lag ein Ausdruck von ver zweifelter Entschlossenheit in den schönen dunklen Augen, und er begriff
, daß in der Seele Rose Kraaks ein Kampf ausgefochten worden war zwischen Liebe und Pflicht, und daß in diesem Kampf die Liebe zu dem Baron die Oberhand behalten hatte. Sie schien sich voll bewußt zu sein, durch ihr Schweigen eine große Schuld dem zukünftigen Gatten gegenüber auf sich zu laden, weil er ihr vertraute. Hatte er, ihr Seelsorger, nicht die heilige Pflicht, dieser Schuld vorzubeugen? Da hörte er die Worte des Mädchens wie ein Hauch zu seinem Ohre dringen: „Hochwürden, ich bitte, mir Absolution