6.397 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1933/03_03_1933/ZDB-3073588-9_1933_03_03_12_object_8227296.png
Seite 12 von 13
Datum: 03.03.1933
Umfang: 13
. Dem Mäd chen grauste. Es wandte sich und floh wie gejagt aus dem Gotteshause. Bald darauf stand Rose Kraak zit ternd in ihrem Mädchenstübchen. Auf dem Bett hier lag ihr Brautkleid aus schneeweißer fließender Seide, daneben der duftige Schleier und der Kranz aus frischen grünen Myrten. Rose erschauerte in Angst und Glück. Es wurde Zeit, sich zur Trauung fertig zu machen. Sie begann sich hastig zu entkleiden. Rach leisem Klopfen trat Mine, die alte Wirtschafterin des Vaters, ins Zimmer. Sie trug

in der Hand einen großen weißen Rosenstrauß. Mit verlegenem Ge sicht hielt sie Rose die Blumen entgegen: „Dein Bräutigam schickt dir den Brautstrauß, Rose. 3ch soll dir beim Ankleiden behilflich sein. Den Kranz steckt sonst immer die Mutter der Braut ins Haar, aber da dein Muttert tot ist, so wollt ich dich schön bitten um diese Ehre." „Aber Mine, gute alte Mine, das ist doch selbst verständlich, du bist doch meine zweite Mutter." Rose streichelte zärtlich die Wangen der alten, treuen Person. Dann nahm

, wenn sie nicht wüßte, wie Henry über Mädchen dachte und urteilte, in deren Vergangenheit etwas nicht stimmte. Er wird es ja nie erfahren, tröstete der 3ugendoptimismus in ihr. Bald stand sie bräutlich geschmückt vor dem Spiegel. Die weiße Seide ihres Brautkleides schmiegte sich fest um den schlanken Mädchenkörper, und der Schleier umrahmte ein wunderholdes, aber bleiches Antlitz. „Du siehst wie eine Märchenfee aus, Rose. Das macht der Schleier", sagte die alte Mine bewun dernd. Rose preßte die Zähne zusammen

. 3n ihr wühlten Scham und Schmerz. Der Schleier war das Symbol der Unschuld. Sie trug ihn zu Unrecht. Es klopfte. Rose schreckte nervös zusammen. Doch gleich schwand aller Kummer, alle Betrübnis aus ihrem Antlitz. 3m Rahmen der Tür stand eine hohe Män nergestalt in der kleidsamen Uniform der belgischen Marineoffiziere. Seine edelgeschnittenen Züge ließen auf innere Vornehmheit schließen. Seine Augen, die auf Rose ruhten, strahlten seine große Liebe wieder und weckten tausendfachen Widerhall in ihrer Seele

. Die alte Mine, die eine große Ehrfurcht vor dem Herrn Baron hegte, stahl sich scheu hinaus. „Rose, mein Lieb, wie schön bist du!" Henry von Ellern umfaßte Rose und küßte sie, die vor Glücksschauern in seinen Armen bebte, wobei ihr Herz ein heilig Gelübde tat, das ihre Augen feuchtete. „Henry, geliebter Mann, ich will dir allzeit ein treues Weib sein. 3ch will in guten und in bösen Stunden zu dir stehen. Nie wird etwas anderes in meinem Herzen Raum haben als meine Liebe zu Gott und zu dir." Henry

1
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1934/09_02_1934/ZDB-3073588-9_1934_02_09_8_object_8227679.png
Seite 8 von 9
Datum: 09.02.1934
Umfang: 9
. Dem Mäd chen grauste. Es wandte sich und floh wie gejagt aus dem Gotteshause. Bald darauf stand Rose Kraak zit ternd in ihrem Mädchenstübchen. Auf dem Bett hier lag ihr Brautkleid aus schneeweißer fließender Seide, daneben der duftige Schleier und der Kranz aus frischen grünen Myrten. Rose erschauerte in Angst und Glück. Es wurde Zeit, sich zur Trauung fertig zu machen. Sie begann sich hastig zu entkleiden. Nach leisem Klopsen trat Mine, die alte Wirtschafterin des Vaters, ins Zimmer. Sie trug

in der Hand einen großen weißen Rosenstrauß. Mit verlegenem Ge sicht hielt sie Rose die Blumen entgegen: „Dein Bräutigam schickt dir den Brautstrauß, Rose. 3ch soll dir beim Ankleiden behilflich sein. Den Kranz steckt sonst immer die Mutter der Braut ins Haar, aber da dein Mutterl tot ist, so wollt ich dich schön bitten um diese Ehre." „Aber Mine, gute alte Mine, das ist doch selbst verständlich, du bist doch meine zweite Mutter." Rose streichelte zärtlich die Wangen der alten, treuen Person. Dann nahm

, wenn sie nicht wüßte, wie Henry über Mädchen dachte und urteilte, in deren Vergangenheit etwas nicht stimmte. Er wird es ja nie erfahren, tröstete der Iugendvptimismus in ihr. Bald stand sie bräutlich geschmückt vor dem Spiegel. Die weiße Seide ihres Brautkleides schmiegte sich fest um den schlanken Mädchenkörper, und der Schleier umrahmte ein wunderhvldes, aber bleiches Antlitz. „Du siehst wie eine Märchensee aus, Rose. DaS macht der Schleier", sagte die alte Mine bewun dernd. Rose preßte die Zähne zusammen

. In ihr wühlten Scham und Schmerz. Der Schleier war das Symbol der Unschuld. Sie trug ihn zu Unrecht. Es klopfte. Rose schreckte nervös zusammen. Doch gleich schwand aller Kummer, alle Betrübnis aus ihrem Antlitz. Im Rahmen der Tür stand eine hohe Män nergestalt in der kleidsamen Uniform der belgischen Marineoffiziere. Seine edelgeschnittenen Züge ließen aus innere Vornehmheit schließen. Seine Augen, die auf Rose ruhten, strahlten seine große Liebe wieder und weckten tausendfachen Widerhall in ihrer Seele

. Die alte Mine, die eine große Ehrfurcht vor dem Herrn Baron hegte, stahl sich scheu hinaus. „Rose, mein Lieb, wie schön bist du!" Henry von Ellern umfaßte Rose und küßte sie, die vor Glücksschauern in seinen Armen bebte, wobei ihr Herz ein heilig Gelübde tat, das ihre Augen feuchtete. „Henry, geliebter Mann, ich will dir allzeit ein treues Weib fein. Ich will in guten und in bösen Stunden zu dir stehen. Nie wird etwas anderes in meinem Herzen Raum haben als meine Liebe zu Gott und zu dir." Henry

2
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/26_08_1933/TIGBO_1933_08_26_3_object_7752580.png
Seite 3 von 8
Datum: 26.08.1933
Umfang: 8
ausgenommen. Nach dem Ertönen der Bundeshymne marschierten die Formationen auf. Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle (Saale) (17 Also das stand fest: Sie war eine Braut! Es hatte zwar gar keine richtige Werbung gegeben und gar keinen Verspruch. Die Verhältnisse hatten es so rasch gefügt. Nur daß Herr Leopold ihr so gar nicht wie ein Bräutigam vor kam. Eher schon wie ein älterer, lieber Bruder. Einen Bruder muß man aber nicht heiraten! Wenn Rose an die geheimnisvollen Worte Liebe, Hoch zeit und Ehe

dachte, da stand sofort ein ganz anderer vor ihren Augen als Leopold Koller. Ein junger, schlanker, feiner Mann mit feurigen Augen, aus denen die große Leidenschaft leuchtete. Von seinen Küssen träumte Rose Demareau, von dem heißen Druck seiner Hand, von seiner lieben Stimme. War es aber möglich, daß sie Leopold Kollers Frau würde mit dem Bilde dieses anderen im Herzen? Rose blickte auf. Gerade über dem Nähtisch hing ein kleines Madonnenbild, das gütig lächelnd auf das ver wirrte. verzagte Kind

niederblickte. „Hilf du mir, himmlische Mutter", flüsterte Rose, „und nimm mich in deinen Schutz. Laß mich den rechten Weg finden!" Ein Klopfen klang auf, ganz leise und schüchtern. „Wer ist da?" fragte Rose unruhig und seltsam be troffen. Aber da stand schon eine zierliche Mädchengestalt im Zimmer. Zwei warme Augen strahlten Rose entgegen, und ein feiner Duft flog sie an wie ein zarter Gruß. „Ich hab's zu spät erfahren, daß Sie schon heute mit Mutter Koller kommen, Demoiselle Rose", sagte Agnes

, »sonst hält' ich Ihnen schon eher .Grüß Gott' gesagt. Sie tun mir so arg leid, weil Sie doch so einen großen Schmerz erlitten haben. Aber ein Trost bleibt Ihnen im Leid: Sie haben einen Menschen, der Sie liebt, der für Sie sorgen wird und bei dem Sie Schutz finden." Die Stimme schwankte ein wenig. Zögernd trat Agnes ganz nahe heran und legte stumm einen Strauß blühender Nelken vor Rose hin. „Zum Willkomm für die neue junge Herrin, die jetzt bei uns einziehen soll!" Rose reichte ihr die Hand

, und die Mädchen sahen sich an. Ein Strom von Wärme und Liebe flutete von der einen zur anderen. Da sprang Rose plötzlich auf und warf sich der andern in die Arme. Ein bitterliches Schluchzen schüttelte sie. Und nun begann auch Agnes zu weinen, lautlos und schmerzlich, wie Menschen in tiefster Not. So traf Mutier Koller die beiden Mädchen. Ihre ge scheiten Augen sahen prüfend über die Braune und Blonde. „Kinder, Kinder", sagte die alte Frau, ehrlich be kümmert, „bei euch zweien stimmt etwas nicht. Du hast

3
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/21_10_1933/TIGBO_1933_10_21_6_object_7752679.png
Seite 6 von 8
Datum: 21.10.1933
Umfang: 8
nicht an die Möglichkeit eines ernsten Ausgangs zu denken. Ihm war nur eines schrecklich: die völlige Trennung von Rose. Täglich schrieb er ihr leidenschaftliche Briefe, deren Be sorgung Graf von Rüden übernahm, der aber die Briefe nicht selbst zu Rose brachte. Eine starke Scheu war in ihm, ihr jetzt zu begegnen. Und doch kreisten feine Ge danken unausgesetzt um sie. Würde es ihm möglich sein, diesem holden Geschöpf gegenüber Ruhe zu bewahren? Würde er imstande sein, in ihr nur die Auserwählte seines besten Freundes

zu sehen und nicht mehr? * . * * So gingen die Tage hin und reihten sich zu Wochen. Der Frühling kam und mit ihm goldene Sonne, laue Luft und Vogelgesang. Das kleine Jagdschloß lag in duftiges Grün eingebettet mitten im Lenzwald. Aber Rose Demareau sah von all der Schönheit kaum etwas. Alle ihre Gedanken weilten nur bei dem Geliebten. Alle Glückseligkeit schien verlöscht. Ihr Liebster war erkrankt, und sie konnte ihn nicht pflegen, ihm nicht die kleinsten Liebesbeweise geben. Alles, was in ihrer Macht

stand, waren tröstende, zärtliche Briefe, die sie dem Geliebten schicken konnte. Von ihm aber kamen die Nachrichten immer spärlicher. Rose sah, daß die Hand, die die wenigen Zeilen schrieb, zitterte. Manchmal war es eine fremde Hand, die für den Geliebten geschrieben. Rose verzehrte sich in stummer Qual. Sie wußte nicht einmal, wo er wohnte. Nur daß er Graf von Rüden hieß, das wußte sie. Es war an einem stürmischen, wolkenschweren Früh lingsabend. Eine seltsam düstere Stimmung lag über der Welt

. Die alten Kastellansleute hatten sich schon zu Bett be geben, nur Rose fand noch keine Ruhe. Sie schlüpfte in ihren Mantel und ging ins Freie. Eine namenlose Unruhe hatte sich ihrer bemächtigt. Eine Ahnung sagte ihr, daß ihr Schicksal in eine andere Bahn geleitet würde. Rose stand neben der kleinen Tür, die den Garten ab schloß gegen die Waldgrenze. Klang da nicht leises Räderrollen auf? Rose hielt den Atem an und horchte. Mit geschärften Sinnen hörte sie das Zuwerfen eines Wagenschlages. Dann kamen

Schritte näher. Rose trat ein wenig zurück in den tiefen Schatten eines Gebüsches. Ihr Herz schlug zum Zerspringen. War es der Geliebte? Schon hielt der Schritt vor dem Türchen. Aber diese Gestalt war nicht die des Mannes, den sie erhofft hatte. Sie schien größer, kraftvoller. Ein Erinnern kam Rose. War sie nicht die des Freundes, der einst so tapfer für sie eingetreten? Mit wankenden Knien trat Rose aus dem Schalten hervor. Ein leiser Ruf klang auf von jenseits des Türchens. »Rose Demareau

4
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/14_10_1933/TIGBO_1933_10_14_4_object_7752665.png
Seite 4 von 8
Datum: 14.10.1933
Umfang: 8
, um für eine solche Unüberlegtheit zur Ver antwortung gezogen zu werden. Am härtesten würde cs die beiden Frauen treffen, die jetzt in Ihrem Leben die größte Rolle spielen. Für die Gräfin Camerata kann es sich um das Leben handeln, und Rose Demareau würde sofort wieder hinter Klostermauern verschwinden." Der Herzog fuhr auf. „Sie würden also zwei Frauen für mich büßen lassen?" rief er. „Meine Kusine, die Gräfin Camerata, trägt viel leicht in Ihren Augen wirklich eine Schuld. Aber Rose? Was hat Rose Ihnen getan?" Der Fürst

in Rüdens erregte Züge und in das steinerne Gesicht des Staatskanzlers. Vor ihm tauchte das leidenschaftliche Ge sicht der Gräfin Camerata auf, und neben ihr stand Rose und sah ihn hilfeflehend, bittend an. Mit großen, festen Zügen setzte er seinen Namen unter das Schriftstück. Der verbissene Zug um Metternichs Mund verschärfte sich. Hatte er doch im stillen gehofft, daß dieser junge Feuerkopf von seinen ehrgeizigen Plänen nicht lasten würde, und daß nun er selbst der einzige Halt von Rose Demareau

sein werde. Aber er hatte sich geirrt. Ein lieblicher Traum zerflatterte ihm. Er fühlte es stark in diesem Augenblick, daß Rose Demareau ihm weit mehr war als alle seine anderen Liebeleien. Nun mußte er zurücktreten. Die Liebe dieser beiden jungen Menschen war so groß, daß sie alle Hindernisse besiegte. * . * * Die Fürstin Lori Ebenstem war einige Tage nach diesen Ereignissen, von denen sie natürlich keine Ahnung hatte, zu den grauen Schwestern nach Reustift gefahren. Metter nich hatte ihr^zwar streng verboten, jetzt Rose D^nareau

zu besuchen; aber was galten einer leidenschaftlichen Frau die strengsten Verbote? Ihre Eifersucht war vollkommen entfesselt, und mit dem Instinkt des liebenden Weibes ahnte sie, daß trotz aller Vorsichtsmaßregeln Rose die Stärkere geblieben sei. Sie geriet außer sich, als sie von der Vorsteherin er-, fuhr, daß Rose Demareau nicht mehr im Kloster sei, daß Metternich selbst das junge Mädchen nach Hubertusruh ge bracht habe. Nun war ihr alles klar. Unter Metternichs Fittichen durfte der Herzog zu Rose

Demareau kommen, sooft er nur wollte. Am liebsten hätte sie die glückliche Nebenbuhlerin ver nichtet. Aber sie wollte Leopold Koller selbst darauf auf merksam machen, daß seine frühere Braut durch Metternich an einen Herrn von hohem Adel verkuppelt wurde. Und der Herzog? Wenn Rose Demareau ihm entzogen war, dann kam ihre Zeit wieder. Er würde zu ihr, der älteren Freundin, flüchten in seinem Schmerz. Und Lori Ebenstem verstand es, wunde Männerherzen zu heilen. Schon am nächsten Vormittag suchte

5
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/28_10_1933/TIGBO_1933_10_28_5_object_7752690.png
Seite 5 von 8
Datum: 28.10.1933
Umfang: 8
Ihre Zähne mit Kalodont! Denn einzig und allein Kalodont enthält in Österreich das gegen Zahnstein wirk same Sulforizin-Oleat nach Dr. Bräunlich. Es entfernt allmäh- RichtigeZahnpflege heißt: 2x|ährlich zur Kontrolle zum Zahnarzt 2* täglich Kalodont lieh den Zahnstein — und ver hü t e t seine Neubildung» KA \SJULHt gegeiwZahnstein LTCa? gutind VV/n IWKUbbVn. KUP'VMIN WN HUI J NfcK-UKfcHr ' Copyright by Martin Feuchtwanger, Halle (Saale) [39 Rose wußte es kaum, wie sie den Weg zum Wagen zurücklegte

. Er warf ihr den Domino über das Kleid und zog die Kapuze über das schimmernde Haar. Dann hob er sie in den Wagen und schloß die Tür. Rose sah, wie er sich auf den Kutschbock schwang und die Zügel zur Hand nahm. Noch einmal beugte er sich zurück zu ihr. „Ruhe", sagte er, „um Gottes willen Ruhe. Und haben Sie keine Angst! Ich bin Ihr bester und getreuester Freund." „Ich habe Vertrauen zu Ihnen!" Die Pferde zogen an. Sie wußte nicht, wie lange sie gefahren waren, als der Wagen plötzlich

mit einem scharfen Ruck hielt. „Schnell!" rief Rüden mit unterdrückter Stimme. „Der Wagen wird auf uns warten!" Er half ihr sorglich beim Aussteigen und zog ihren Arm unter den seinen. „So", sagte er, „und nun bitte ich Sie, Demoiselle, sprechen Sie kein Wort, wer immer Sie vielleicht an sprechen mag!" Sie schlüpften durch ein kleines Tor in der langen Parkmauer. Hier waren sie gewiß weit entfernt von dem Fest. Rose rührte leicht an den Arm ihres Begleiters. „Ich habe Angst!" flüsterte sie. „Denken Sie daran

, Rose", beruhigte er sie, „daß Sie eine heilige Mission zu erfüllen haben!" Sie antwortete nicht mehr und schloß die Augen, denn alles, was sie sah, ängstigte sie. So ließ sie sich von dem Grafen weilerführen. Laut hallten ihre Schritte auf langen, völlig einsamen Korridoren. Dann sagte ihr Begleiter: „Wir sind am Ziel, Rose! Nehmen Sie sich zusammen, Demoiselle! Unser gemeinsamer Freund ist sehr schwer krank. Aber nun gilt es. Wir sind Verbündete, Sie und ich. Ich sehe

die beiden über die Schwelle zum Zimmer des Prinzen. „So", sagte Rüden, „nun nehmen Sie rasch den Schleier ab und die Maske. Werfen Sie auch den Domino ab. Der Kranke könnte sonst erschrecken." Gedämpftes Licht fiel gerade über die feinen Züge des Schlummernden. Erschreckend deutlich hob sich das ab gemagerte, totenblasse Gesicht ab gegen den dunklen Samt der Lehne. Rüden war neben Rose geblieben. Aber Rose Demareau war nicht mehr das unerfahrene Kind von früher. Sie war in diesem Jahr gereift

6
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/02_09_1933/TIGBO_1933_09_02_6_object_7752595.png
Seite 6 von 8
Datum: 02.09.1933
Umfang: 8
— wie die Schweiz — die Entwicklung zur Vermehrung der landwirtschaftlichen Zwerg- und Kleingüter, seit die neuen Grenzen und die Industrielage zur stärkeren Bodenintensivierung zwin gen. In der Schweiz rechnet man Betriebe unter einem halben Hettar nicht mehr zu den landwirtschaftlichen: es sind 41 Prozent sämtlicher landwirtschaftlichen Betriebe DES SOHNS VON NAPOLEON, roman von a.mottner-grefc'^ Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle (Saale) [21 „Was wissen Sie von mir?" stieß Rose zornig hervor. „Wer

!" „Ich heirate ja gar nicht", stammelte Rose fassungslos. Sie schwieg jäh, denn sie fühlte, daß sie zuviel ge sagt hatte. Die fremde Frau aber begann zu zittern. „O Gott", sagte sie, „das wäre schrecklich! Darauf baute ich ja meine größte Hoffnung! Aber wenn Sie nicht heiraten, Demoiselle, dann, um Gottes willen, gehen Sie rasch fort von Wien. Ich flehe Sie an, Rose! Machen Sie ihn nicht unglücklich! Von Ihrem Entschluß, Demoiselle, hängt das ganze Geschick eines Menschen ab." Flehend hatte Lori die Hände

zu Rose erhoben. „Haben Sie Erbarmen", flüsterte sie heiß. „Es ist das einzige, was Sie für den Geliebten tun können!" Roses warmes Herz war bis ins tiefste erschüttert. Außer sich starrte sie auf die Gestalt, die nun mit gefalteten Händen vor ihr stand. „Wohin soll ich gehen?" flüsterte Rose. „Ich habe keine Verwandten, keine Freunde, nirgends eine Zuflucht." In diesem Augenblick klang ein leises Präludieren der Orgel durch den Dom. Durch das Portal kam feierlich ein reizender Zug von Mädchen

. Gehen Sie dorthin, Rose! Sie werden dort vieles lernen, was Ihnen nützlich sein wird, und Sie sind für einige Zeit der Welt völlig entzogen. In einem Jahre können Sie wieder Ihre volle Freiheit genießen. Aber während dieses Jahres soll niemand wissen, wo Sie sich befinden!" „Mein Vormund wird nie freiwillig dareinwilligen", entgegnete Rose, „das ist mein Bräutigam, Herr Leopold Koller!" . ' Da faßten die Hände der unbekannten Frau rasch nach den schlanken Fingern des Mädchens. „Hier wäre

. Für , 1933 ist ein Wohnbauprogramm von 175 Millionen Rubel vorgesehen, das den Bau von etwa 1000 Häusern ermöglicht. Der Plan von Grotz-Moskau schließt ferner ' den Vau von 6 neuen Bahnhöfen und einer Reihe von Wolkenkratzern für öffentliche Organisationen ein. Sie an Herrn Koller. Wenn Sie den ausgesprochenen Wunsch haben, ein Jahr bei den frommen Schwestern zu verleben, kann und wird er Sie nicht daran hindern. So ist Ihnen der Weg geebnet, Rose Demareau. Sie müssen ihn gehen!" Rose war ihrer Sinne

7
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1933/03_03_1933/ZDB-3073588-9_1933_03_03_11_object_8227295.png
Seite 11 von 13
Datum: 03.03.1933
Umfang: 13
Seltsam heiser hörte sich die sonst so klare Stimme des Mädchens an, und ihre Augen streiften scheu, ausweichend den fragenden Blick des Pfarrers. „So komm in den Beichtstuhl, Rose. Du weiht doch, daß deine Trauung um vier Ahr angeseht ist, also in knapp zwei Stunden. Willst du nicht lieber morgen beichten?" „Rein, nein", stieß sie hastig hervor. „Erst nach Vergebung der Sünden will ich mit meinem Bräu tigam vor den Altar treten. Lassen Sie mich hier beichten, Hochwürden", fuhr sie fort

und kniete an den Stufen des Altars nieder, „hier im Angesicht meines Gottes, dessen Stellvertreter Sie sind." Pfarrer Borns sah verwundert auf das aufgeregte Mädchen nieder. Beruhigend strich er ihm über das schöne dunkle Haar: „Sprich, Rose", sagte er gütig, „was hat die reine Heideblume ihrem Herrgott ein- zugestehen? Wofür braucht sie die Verzeihung des himmlischen Vaters?" Bei den Worten „reine Heideblume" zuckte Rose Kraak sichtlich zusammen. Sie begann zu sprechen, langsam und stockend

, dann sich hastig überstürzend, bis sie mit einem Aufschluchzen endete. Schon nach ihren ersten Worten ging eine jähe Veränderung in dem Antlitz des jungen Geistlichen vor. Die liebevolle Güte wich einem staunenden Erschrecken, und als Rose scheu bittend die Lider hob, sah sie die Augen ihres Seelsorgers flammen in gerechtem Zorn: „Und mit dieser Schuld willst du des Barons Weib werden, Mädchen?" Rose Kraak wand sich wimmernd zu seinen Füßen: „Ich liebe ihn so sehr, Hochwürden. Ich kann ohne ihn nicht mehr

sein." „Du mußt es ihm eingestehen, bevor es zu spät ist. Es ist ein Betrug, den du begehst, der Baron glaubt an deine Reinheit." „Ich kann nicht, Hochwürden", keuchte Rose Kraak. „Das hieße ihn verlieren, und dann ginge ich in den Tod." Der junge Geistliche sah auf die Kniende nieder, deren feine Stirn von Schweißperlen bedeckt war. Etwas in dem Gesicht des Mädchens warnte ihn vor allzu großer Strenge. Es lag ein Ausdruck von ver zweifelter Entschlossenheit in den schönen dunklen Augen, und er begriff

, daß in der Seele Rose Kraaks ein Kampf ausgefochten worden war zwischen Liebe und Pflicht, und daß in diesem Kampf die Liebe zu dem Baron die Oberhand behalten hatte. Sie schien sich voll bewußt zu sein, durch ihr Schweigen eine große Schuld dem zukünftigen Gatten gegenüber auf sich zu laden, weil er ihr vertraute. Hatte er, ihr Seelsorger, nicht die heilige Pflicht, dieser Schuld vorzubeugen? Da hörte er die Worte des Mädchens wie ein Hauch zu seinem Ohre dringen: „Hochwürden, ich bitte, mir Absolution

8
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1934/09_02_1934/ZDB-3073588-9_1934_02_09_7_object_8227678.png
Seite 7 von 9
Datum: 09.02.1934
Umfang: 9
Seltsam Helfer hörte sich öle sonst so klare Stimme des Mädchens an, und ihre Augen streiften scheu, ausweichend den fragenden Blick des Pfarrers. „So komm in den Beichtstuhl, Rose. Du weiht doch, daß deine Trauung um vier Uhr angesetzt ist, also in knapp zwei Stunden. Willst du nicht lieber morgen beichten?" „Rein, nein", stieß sie hastig hervor. „Erst nach Bergebung der Sünden will ich mit meinem Bräu tigam vor den Altar treten. Lassen Sie mich hier beichten, Hochwürden", fuhr sie fort

und kniete an den Stufen des Altars nieder, „hier im Angesicht meines Gottes, dessen Stellvertreter Sie sind." Pfarrer Borns sah verwundert auf das aufgeregte Mädchen nieder. Beruhigend strich er ihm über das schöne dunkle Haar: „Sprich, Rose", sagte er gütig, „was hat die reine Heideblume ihrem Herrgott ein zugestehen? Wofür braucht sie die Verzeihung des himmlischen Vaters?" Bei den Worten „reine Heideblume" zuckte Rose Kraak sichtlich zusammen. Sie begann zu sprechen, langsam und stockend

, dann sich hastig überstürzend, bis sie mit einem Aufschluchzen endete. Schon nach ihren ersten Worten ging eine jähe Veränderung in dem Antlitz des jungen Geistlichen vor. Die liebevolle Güte wich einem staunenden Erschrecken, und als Rose scheu bittend die Lider hob, sah sie die Augen ihres Seelsorgers flammen in gerechtem Zorn: „Und mit dieser Schuld willst du des Barons Weib werden, Mädchen?" Rose Kraak wand sich wimmernd zu seinen Füßen: „Ich liebe ihn so sehr, Hochwürden. Ich kann ohne ihn nicht mehr

sein." „Du muht es ihm eingestehen, bevor es zu spät ist. Es ist ein Betrug, den du begehst, der Baron glaubt an deine Reinheit." „Ich kann nicht, Hochwürden", keuchte Rose Kraak. „Das hieße ihn verlieren, und dann ginge ich in den Tod." Der junge Geistliche sah auf die Kniende nieder, deren feine Stirn von Schweißperlen bedeckt war. Etwas in dem Gesicht des Mädchens warnte ihn vor allzu großer Strenge. Es lag ein Ausdruck von ver zweifelter Entschlossenheit in den schönen dunklen Augen, und er begriff

, daß in der Seele Rose Kraaks ein Kampf ausgefochten worden war zwischen Liebe und Pflicht, und daß in diesem Kampf die Liebe zu dem Baron die Oberhand behalten hatte. Sie schien sich voll bewußt zu sein, durch ihr Schweigen eine große Schuld dem zukünftigen Gatten gegenüber auf sich zu laden, weil er ihr vertraute. Hatte er, ihr Seelsorger, nicht die heilige Pflicht, dieser Schuld vorzubeugen? Da hörte er die Worte des Mädchens wie ein Hauch zu seinem Ohre dringen: „Hochwürden, ich bitte, mir Absolution

9
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/02_09_1933/TIGBO_1933_09_02_5_object_7752594.png
Seite 5 von 8
Datum: 02.09.1933
Umfang: 8
Zähne — auch Ihre — und manches Mal kann er sogar ihren Verlust verursachen. Zähne putzen allein mit irgend einem Mittel genügt nicht: Nehmen Sie Kalodont! Denn einzig und allein Kalodont enthält in Österreich das gegen Zahnstein wirksame Sulforizin-Oleat nach Dr. Bräunlich. Es entfernt allmäh lich den Zahnstein — und verhütet »eine Neubildung. Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle (Saale) [20 Und Rose hörte eine verzweifelte Stimme beten: „Heilige Maria! Laß mein Herz ruhig

, „bist du es denn wirklich selber?" Fast hätte die Betende aufgeschrien. „Um Gottes willen, Rose!" Rose hatte das kleine Türchen zu dem Nachbarstuhl geöffnet. Dicht neben Agnes schmiegte sie sich auf das schmale Bänkchen. Fest umschlossen ihre Arme den bebenden Leib ihrer Freundin. „Agnes", sagte sie, „ist's denn wahr, daß du den Leopold so lieb hast? Und daß nur ich dir im Wege stehe zu deinem Glück? Wie war es denn früher, Agnes, ehe er um mich angehalten hat?" Agnes seufzte schwer. „Ja, früher!" sagte sie bitter

sein, daß ihm ein so goldenes Herz wie das deine geschenkt wurde!" Zwei schöne Mädchenköpfe drängten sich ganz nahe aneinander. Innig küßte' Agnes die Jüngere, als sie sich endlich erhob, um zu gehen. „Gottes Segen sei mit dir, Roserl", sagte sie noch aus tiefstem Herzen. Die junge Rose Demareau sann eine Weile verträumt den letzten Worten nach. Wo fand sie einen Weg, der für alle zum Heil führte? Am besten wäre es schon, sie könnte für eine kurze Zeit irgendwo untertauchen, damit der Leo pold sie ganz aus den Augen

verlieren würde. Ein Frauenkleid rauschte über die Fliesen der Kirche. Schattenhaft glitt eine biegsame Gestalt vorüber. Sekundenlang blitzte in Rose eine Erinnerung auf. Sie vermeinte dieses Gesicht schon irgendwo erblickt zu haben. Die Vorübergehende schien Roses Blick bemerkt zu haben. Rasch wandte sie den Kopf ab und zog den Schleier fest vor das Gesicht. Es war die Fürstin Lori! Auch sie hatte Rose erkannt. Die beiden Frauen waren nun allein. Eine Gelegen heit wie diese, mit Rose Demareau

selbst zu sprechen, würde Lori nicht sobald wieder finden. Täglich hatte die Fürstin es stärker empfunden, daß der junge Herzog ihrem Einfluß entglitt. Und niemand anders war schuld daran als dieses kleine Bürgermädchen! Die junge Frau erhob sich mit einer raschen Bewegung. Jäh war ihr ein Gedanke gekommen. Sie würde, ohne den Namen des Herzogs zu verraten, an das Herz dieses kleinen, ahnungslosen Mädchens appellieren. Das ver fing doch immer bei so unschuldigen Kindern. In diesem Augenblick erhob sich auch Rose

10
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1935/26_09_1935/TIRVO_1935_09_26_4_object_7666423.png
Seite 4 von 8
Datum: 26.09.1935
Umfang: 8
, Muster zwei klei nen, schwarzen Gestalten, die schnell zum anderen User Hinüberliesen und im Walde verschwanden. „Glaubst du, daß das Lund und Helsing waren?" fragte Rose. „Nein, ich glaube, es waren die Kjendli-Jungen. Die anderen kommen sicher mit Betzy und Aagot. Und die gehen immer über die Frogneralm." Wieder liefen Rose und Torkild eine Zeitlang schwei gend weiter. Es war ein Sonnabendnachmittag Ende April, und das Wetter war gerade noch so. daß der Schnee nicht an den Skiern kleben blieb

nicht kommen", sagte sie nach einer kurzen Pause. Torkild hatte das gleiche gedacht. Er fragte: „Wäre es dir unangenehm?" „Nem." Rose antwortete hastig und errötete. Dann fragte sie ablenkend: „Womit kann ich dir behilflich sein?" „Willst du bitte die Kotelettes braten, dann werde ich decken. Wir können den kleinen Tisch an den Herd rücken und dort essen, nicht wahr?" Torkrld brachte Teller und Tassen aus der Küche herein und deckte den Tisch, während Rose das Essen zubereitete. Es war ja Unsinn

, sich daraus etwas zu machen — was tat das, wenn sie und Torkild heute nacht allein hier blieben. Falls die anderen auch morgen nicht heraufkämen, könnte es ja gemütlich sein. Jedenfalls toi*-' ''M sie, Fräulein Hel sing bliebe ihnen erspart —* die konnte sie nun einmal nicht leiden. Es wollte aber doch nicht so recht gehen mit der Unterhaltung. Torkrld verlor sich in Gedanken, und Rose lag es nicht, ein gleichgültiges Gespräch über allerhand Kleinig keiten im Gang zu halten«. Nachdem sie gegessen

und den Tisch abgedeckt hatten, saßen sie stumm da, rauchten und blickten ins Herdfeuer. Ptötzlrch fragte Torkild: „Bist du nicht am 12. November nach Kristiania ge kommen?" „Ja", sagte Rose leise. Sie sah zu Boden und fügte hinzu: „Ich dachte eben auch daran." „Nein, nein, du darfst nicht glauben, daß ich die Sr- tuation ausnützen möchte. Ich will jetzt nicht davon reden." „Doch." Rose sah ihn nicht an. „Es ist über sechs Mo nate her. Es ist besser wir sprechen darüber, wenn wir doch beide daran denken

. Ich bin zu dem Ahluß gekommen daß es damals nicht recht von mir gewesen ist. darauf einzu gehen. Ich habe alles mögliche von drr angenommen — Freundschaft und Kameradschaft — ohne dich wäre ich hier in der Stadt schrecklich einsam gewesen, es wäre fürchterlich für mich, dich entbehren zu müssen. Aber es ist ja kein glei ches Spiel, ich bin zufrieden mit dem. was ich habe und wünsche mir keine Veränderung, während du im Ge genteil — „Doch, Rose, es war damals recht von dir. Du mußt dir doch sagen

11
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/26_07_1933/TIGBO_1933_07_26_3_object_7752528.png
Seite 3 von 4
Datum: 26.07.1933
Umfang: 4
. — Pfeifentabake ^für kurze Pfeifen): Spezialmischung per Päckchen zu 25 Gramm 15 Groschen. — Zigarren: Britanica 26 Groschen, Ge Tatsache, daß sich darunter zahlreiche Haupttreffer befin den, die zu beheben sich kein Eigentümer meldet. Da nun infolge der großen wirtschaftlichen Rot viele Losbesitzer nicht die Mittel in der Hand haben, eine kostspielige Kontrollgebühr zu bezahlen oder sich eine Ziehungszeitung zu halten, so veranstaltet der Selbschutzverein der Los Rose dachte daran, daß die alte Frau

ja gesagt habe, sie käme erst in einer Stunde wieder. „Komm, Amor", lockte Rose, „wir gehen ins Haus." Ihre weiche Stimme zitterte ein wenig. Der Hund aber rührte sich nicht vom Fleck. Wütender noch klang sein Bellen. Seine gescheiten Augen hafteten fest auf 'einem Punkt im Gebüsch. Auch Rose sah dorthin. An dieser Stelle mußte sie vorüber, wenn sie ins Haus ging. Eine furchtbare, ganz unbegreifliche Angst hemmte ihr den Fuß. Regten sich nicht leise die Zweige dort? Hoben sich nicht die Umrisse

einer Gestalt, kaum sichtbar im unsicheren Mondeslicht, empor aus dem Blattwerk? Vor dem Mono schwamm eben eine kleine, schwarze Wolke. Tiefe Schatten fielen über die Welt. Mit zitternden Händen stützte sich Rose auf den Tisch. Da kam jemand an sie heran. Ein Mann in einem weiten, dunkelbraunen Offiziersmantel. Die Reiterkappe tief in die Stirn gedrückt, konnte man kaum etwas von seinen Zügen sehen. Das Mädchen wollte rufen, schreien. Aber sie ver mochte keinen Ton hervorzubringen. Von einem namen losen

. Grauen geschüttelt, starrte sie der Erscheinung entgegen. Der fremde Mann stand schon knapp vor der Laube. Aber plötzlich hob er die Arme, der Mantel fiel zurück, und. ein Regen der herrlichsten Rosen rieselte über die süßß Mädchengestalt. „Amor hat gerufen!" klang eine weiche Stimme dicht neben ihr. „Ich soll die Lieblichste zu ihrem Geburtstag grüßen." Rose richtete sich ein wenig auf. Mit weit geöffneten Augen starrte sie nach dem Eindringling. Eine der Rosen, die ihr zugeworfen

, hatte sich in dem goldbraunen Haar verfangen, eine zweite lag auf der jungen Brust, die sich stürmisch hob und senkte. „Habe ich Sie erschreckt?" flüsterte die Männerstimme. „Bei Gott, das wollte ich nicht! Meine Absicht war nur, heute an Ihrem siebzehnten Geburtstag eine kleine Freude in Ihr Leben zu bringen." Ganz still war es in der Laube, um die der schwer duftende Jasmin wucherte. Nur zwei junge Menschen herzen hämmerten in wahnsinnigen Schlägen. „Rose", sagte der Mann noch leiser, „ich wollte Sie überraschen

12
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/09_08_1933/TIGBO_1933_08_09_3_object_7752552.png
Seite 3 von 4
Datum: 09.08.1933
Umfang: 4
, in der ein Hufschlag bald in der Ferne verklang. * -r- * In dieser Nacht ging Rose nicht zu Bett. Sie saß in dem Lehnstuhl am offenen Fenster und dachte zum ersten Male in ihrem jungen Leben ernsthaft über ihre Zukunft nach. Es wurde ihr plötzlich klar, daß dieser fremde Mann einen ungeheuren Einfluß auf sie hatte. Sie stand dem großen Rätsel gegenüber, das alle Menschen zu lösen haben. Und da wußte sie, daß sie den ehrenhaften Leopold Koller niemals würde lieben können. „Gleich in aller Früh werde ich mit Vater

reden", dachte Rose. „Den Herrn Koller kann ich nicht heiraten. Ich müßte ja immer an den andern denken. Und wenn der andere gar nimmer kommt, so will ich überhaupt nicht heiraten, sondern beim Vater bleiben." Rose seufzte schwer. Doch gleich darauf huschte ein Lächeln um ihren Mund. „Er wird aber wiederkommen, der Unbekannte! Be stimmt! Wird mit Vater reden und ihm alles sagen. Und dann wird alles, alles gut sein!" Sie träumte vor sich hin, den glänzenden Traum der Jugend vom Glück, bis die Sonne

ihre lichten Strahlen durchs Fenster warf. Da war sie sofort munter und lachte dem neuen Tag zu. Sie zog schnell das blaßblaue Kleid —i^———BH aus und schlüpfte in ihr weißes Morgengewand mit den rosa Schleifen. Dann machte sie sich fertig und lief hinüber ins Wohnzimmer, um den Kaffeetisch zu decken. Der Vater war ein Frühaufsteher. In der Küche rumorte die Kathi. Rose hörte Geschirr klappern, und der würzige Duft des Kaffees durchzog den Raum. Das Mädchen setzte sich an den Tisch und wartete. Kathi

steckte manchmal den grauen Kopf zur Tür herein, um zu sehen, ob Herr Demareau immer noch nicht da sei. Aber nichts regte sich im ganzen Hause. Als es sieben Uhr schlug, erfaßte Rose eine starke Unruhe. „Könnt' doch sein, daß dem Herrn Vater nicht gut ist", sagte sie, „ich werd' einmal nachschauen." „Geh net allein, Roserl", sagte Kathi, „ich komm' schon mit." Eine Minute später standen sie beide vor der Tür zu Herrn Demareaus Zimmer. Rose wußte, daß der Vater es nicht liebte

, wenn man so ohne weiteres bei ihm ein trat. So klopfte sie leise. Einmal — zweimal... „Herr Vater", rief das Mädchen ängstlich. Und da sich immer noch nichts rührte, drückte Rose die Klinke nieder und öffnete die Tür. „Jessas", sagte die Kathi, „der Herr Vater hat ja das Licht brennen lassen!" Da war Rose schon an ihr vorüber und stürzte auf den Sessel zu, in dem der alte Herr, scheinbar friedlich schlum mernd, saß. „Herr Vater", sagte sie nochmals mit halber Stimme, wie gelähmt von einem plötzlichen Ahnen

13
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/04_11_1933/TIGBO_1933_11_04_4_object_7752701.png
Seite 4 von 8
Datum: 04.11.1933
Umfang: 8
unzähliger Kerzen herausstrahlte. Dumpfer Gesang ertönte. Rings um Rose waren schluchzende Frauen, ernste Männer. Einen Augenblick zögerte sie. Aber die Menschen masse drängte sie weiter. Weihrauchwolken quollen auf. Alles erschien Rose un wirklich und so, als ob gar nicht sie selbst das erlebe. Langsam ließ sie sich weiterschieben. Da war sie schon am Fuße des Katafalks. Blendend lag der Kerzenschimmer auf dem zur Seite geneigten bleichen Gesicht des Toten. Aber noch konnte Rose die Züge nicht sehen

. Jetzt stieg sie die wenigen Stufen hinan. Und da brach plötzlich ein Schrei über ihre Lippen, so furchtbar, so schmerzerfüllt, daß alles Getriebe um sie jählings stockte. Rose hatte in dem Toten den Mann erkannt, der sich „Graf Rüden" genannt, den Mann, dem sie ihre ganze heiße Jugendliebe geschenkt hatte. In diesem einen Augenblick erfaßte sie alles. Ihr Ge liebter war nicht Graf Rüden, er war der Herzog von Reichstadt gewesen. Der Herzog aber war tot. „Eine junge Demoiselle ist ohnmächtig geworden

ab er in Spertental im 75. Lebensjahre. Die Menschen wichen auseinander. Hier und da grüßte einer respektvoll. Den Chef der alten Seidenfirma Koller kannte hier jedes Kind. Und das zarte Mädel neben ihm, na, das war doch die Agnes Reithofer, die Adoptivtochter von der alten Frau Koller. Schon hatten die beiden sich durchgedrängt. Agnes schlang die Arme um Rose und zog die Bewußtlose empor. „Es ist unsere Rose", sagte sie mit zuckenden Lippen zu Koller. „Ganz gebrochen schaut das arme Kind aus. Komm, Leopold, faß

mit an — wir bringen sie heim zu uns." Langsam wandten sie sich, Rose mehr tragend als führend, dem Ausgang zu. „Um Gottes willen, Leopold", flüsterte Agnes, „was wird denn die Mutter sagen, wenn wir heimkommen?" Eine bange Frage klang durch die Worte. Auch in Leopolds Gesicht stand bei aller Ergriffenheit ein starker Zweifel. Ihm war bang davor, Rose wieder ganz ins Haus zu nehmen. Mühsam hatte er sich seine Ruhe wieder erkämpft; Agnes war ihm in dieser Zeit zur liebsten und besten Helferin geworden. Das warme

, wo sie Rose auf eine der Bänke niederlegten. Das junge Mädchen war wieder zum Bewußtsein gekommen, schien aber noch keinen klaren Gedanken fassen zu können. „Ich übernehme die Obsorge für Demoiselle De- mareau", sagte Rüden entschieden. „Ich habe dies meinem toten Freunde eidlich versprechen müssen. Und ich glaube, daß es am allerbesten wäre, Rose vollkommen aus ihrer jetzigen Umgebung zu lösen. Das Geheimnis, das ihre Aus dem deutschen Rachbarreiche. München. Ein Befreiungs - Denkmal. Der Stadtrat

14
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/04_11_1933/TIGBO_1933_11_04_5_object_7752702.png
Seite 5 von 8
Datum: 04.11.1933
Umfang: 8
natürlich nicht, daß alle Zuckersorten gleich teuer sind, sondern daß sie in allen Geschäften gleichviel kosten. ER UND LEIDEN DES HERZOGS V0N-REIC41STÄDT, 'nr ^ DES SOUNS VON NAPOLEON. Roman von a.hottneb-Cirefs / Copyright bv Martin Feucbtwanger. Halle (Saale) [44 In den hellen Räumen dieses Schlosses hatte Rose Demareau nun endlich eine richtige Heimat gefunden. Lange war sie nur wie ein Schatten hier umhergeschlichen. Aber die gütige Art der alten Gräfin von Rüden, der neue Pflichtenkreis

, in den sie eingesponnen wurde, der tiefe Friede ringsum und die überwältigende Schönheit dieser Natur hatten Rose Demareau allmählich zum inneren Frieden geführt. Es war, wie Agnes es gesagt hatte. Ihre Jugend- und Lebensfrische siegten endlich über die Schatten der Vergangenheit. Sie hatte ihre erste Liebe freilich nie vergessen, aber die Zeit nahm der Erinnerung die Härte. Wie ein lichter, schöner Traum stand der Gedanke an den toten Herzog von Reichstadt in Roses Herzen. An einem wunderbar schönen Vorsommertage

herrschte auf der ganzen Burg geschäftiges Treiben. Die alte, an ihren Lehnstuhl gefesselte Gräfin zitierte förmlich vor Aufregung. Heute sollte ja Gerhard nach langer Abwesenheit wiederkommen. Ihr lieber Gerhard, ihr einziger Sohn. Rose hatte unermüdlich geholfen, das Schloß zum Empfang herzurichten. Als sie jetzt noch einen kurzen Rundgang machte, war auch sie befriedigt. Fahnen wehten lustig hinein in die blaue Luft, überall leuchteten Blumen, alles war froh und festlich gestimmt. Der Herr

dieses schönen Besitztums konnte kommen! Rose stand in ihrem Zimmer. Zum ersten Male hatte sie wieder ein lichtes Kleid angezogen. Jetzt blickte sie, über sich selbst erstaunt, in den hohen Spiegel, der ihr Bild zurückwarf. War sie das wirklich noch selbst, sie, die kleine Rose Demareau, die einst, an einem schicksalsschweren Abend, sich in dem alten Pötzleinsdorfer Landhause ebenso ver wundert im Spiegel betrachtet hatte? Heute stand da ein vollerblühtes, wunderliebliches, junges Weib, auf dessen Züge wohl

der Ernst des Lebens seinen Stempel gedrückt, ohne aber seine Schönheit ver mindert zu haben. Rose trug keinen Schmuck, keine Blume. Und doch war sie von einem überwältigenden Reiz, als sie eine Stunde später, neben dem Sessel der Greisin stehend, dem heim gekehrten Grafen scheu die Hand reichte. Ein aufleuchtender Blick aus seinen Augen umfing ihre ganze Gestalt. Dieses Leuchten blieb in seinem Gesicht auch dann noch, als er am Abend nach dem Nachtmahl mit den beiden Damen auf dem Söller saß

15
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1936/11_04_1936/ZDB-3073588-9_1936_04_11_1_object_8228191.png
Seite 1 von 8
Datum: 11.04.1936
Umfang: 8
haben wir uns auf den Titel „Landesfürst" geeinigt. Aber ein Beschluß ist noch nicht gefaßt worden. Jedem das Seine Von Ad,v. Auer Ein häßliches Wort klang ihm ins Ohr ; Erbschleicher. „Es ist nicht wahr !" rief er in seinen verstörten Gedanken dagegen. „Was habe ich den eetan? Ich habe mir Liebe erworben, weiter nichts. Ich habe teilen wollen: daß die einfältigen Mädchen mich zurückwiesen, kann ich dafür 7 Vielleicht sind sie jetzt willfähriger," dachte er weiter; „aber nein, nein, jetzt will ich nicht — o Rose

Liddy mit strömenden Tränen und in Kassos ruhigem zuversichtli chem Blck die Antwort suchend. Das Begräbnis war vorüber. Der Rechsanwalt und sein Begleiter erschienen abermals auf dem Schloß. Das Testament wurde eröffnet. Alle waren fie dabei gegenwärtig der Major, die Geschwister, Klemens. Rose und Dore. Der letzte Wille war in kurzen deutlichen Worten gesagt. Kaffo wurde in dem Besitz von Gülzenow bestätigt, die drei Schwestern seiner Fürsoge überwiesen. Für Dore war ein ansehnliches Legat

ausgesetzt, zur Erbin ihres Baroermö- gens Rose Fröhlich eingesetzt, Die Wirkung dieser unerwarteten Bestimmung war unbeschreiblich. „Nein, nein, niemals darf das geschehen," rief Rose flehend, die Kände wie abwehrend gegen Kaffo ausge streckt. Klemens hatte Mühe, feine Kaltung zu bewahren, fein Kor!zont zog sich düster zusammen, dann fuhr ein Blitz hinein und zerriß die Wolken. Ein triumphierender Blick schoß aus feinen Augen „Nur Zeit, nur Zeit," murmelte er vor sich hin; dann ging er auf Rose

zu und bot ihr di" Kand, indem er leise sagte: „Meine Koffnungen sind vernichtet. Die bunte Sei fenblase des Glückes, nach der ich haschte, ist zerronnen. Das Glück, das wirkliche Glück ist sicherer verloren als vordem. Sie sind reich. Rose, das trennt uns für immer, aber —" feine Stimme wurde noch leiser, „ich habe den noch nur Sie geliebt!" stieß er hervor und wendete sich rasch weg, den Blick der Verachtung nicht mehr gewahrend den sie ihm zuwarf. „Kerr I" redete ihn Dore

, ritz er das Billet in tau fend Stücke. Rose weinte vergeben-. Vergebens bat sie die Ge schwister. flehte sie an, ihr zu helfen, diesen Teil des Testa ments rückgängig zu machen, wiederzunehmen, was ihnen zukomme, was sie nur einer Laune zu danken habe, was sie tief unglücklich machen würde. Sie wies auf jenen letz ten Abend hin, auf Dörens Versicherung von dem Um schwung in der Stimmung der Tante, aus ihr bedeutungs volles „Auf morgen". „Kälte sie den Morgen erlebt, sie würde das Testa ment

16
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/18_10_1933/TIGBO_1933_10_18_3_object_7752672.png
Seite 3 von 4
Datum: 18.10.1933
Umfang: 4
an Hubertusruh. Da entdeckten sie zwischen den Bäumen einen schlanken Mann in einem weiten Reitermantel, der mit einem Mädchen aus dem Tor des Schlößchens trat. Jetzt neigte er sich tief zu ihr herab. Zwei schlanke Arme legten sich fest um seine Schultern. Beide Menschen verschmolzen in einem langen Abschiedskuß. Dann sprang der Reiter die Stufen hinab, schwang sich auf sein Pferd und war gleich darauf verschwunden. Rose Demareau stand noch lange auf der Stiege und winkte mit einem weißen Tuch

. Und schon schritt Agnes durch die schattenerfüllten Korridore des Jagdschlosses. Sie hatte das Tor offen vorgefunden und war gleich in den ersten Stock gelangt. Verwirrt und ratlos ging sie an den vielen weißlackierten Türen vorüber. Plötzlich horchte sie auf. Von irgendwoher erklang der reife Gesang einer Frauenstimme. Ein süßes Wiener Lied schwebte leicht und voll Rhythmus durch das Schloß. Es war Rose Demareaus weiche Stimme. Aber so hatte Agnes das Mädchen noch nie singen gehört. Heißer Jubel

eines inneren Glücks klang heraus. War es denn möglich, daß die stille, verschüchterte Rose so sang? Aber noch erstaunter war Agnes, als sie leise eine Tür geöffnet hatte und jählings Rose selbst gegenüberstand. „Agerl!" stammelte Rose. „Ja, wie kommst du denn her? Um Gottes willen, Agerl, es ist doch nichts geschehen? Der Mutter oder dem Leopold?" » „Roserl", sagte Agnes fast stockend, „ich bin zu dir ge kommen, weil wir gehört haben, daß dich der Fürst Metternich daher gebracht hat, in sein einsames Jagd

schloß. Und, Roserl, wir wissen auch, warum!" Agnes verstummte. Es war ihr schrecklich, über alles das sprechen zu müssen. Zaghaft blickte sie auf Rose, die aber ganz ruhig vor ihr stand. Hoch aufgerichtet, mit einer stolzen Abwehr in dem schönen Gesicht, erwiderte sie: „Und was wißt ihr denn eigentlich? Alles, was ihr wissen könnt, kann doch nur Vermutung sein!" „O nein!" rief Agnes. „Leopold und ich haben es doch selbst gesehen, wie ein junger Mann von hier weggeritten

ist, und daß er dich zum Abschied — geküßt hat." Ein helles Rot stieg in Roses Gesicht. „Da habt ihr nichts Unrechtes gesehen", sagte sie. „Ich laß mich nicht küssen von dem Nächstbesten. Dem Manne aber habe ich mich in Treue verbunden bis zum Tode. Kannst ganz ruhig sein, Agerl. Und Leopold soll sich nicht ängstigen um mich. Glaube mir! Es ist für mich das große Lebensglück!" Agnes war so außerordentlich verwundert, daß sie keine rechten Worte fand. „Rose", sagte sie endlich, „das mußt du dir alles noch gut überlegen

17
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1933/22_07_1933/TIGBO_1933_07_22_3_object_7752520.png
Seite 3 von 8
Datum: 22.07.1933
Umfang: 8
. Das dürfte nun anders werden. Die Nutznießer der verschönerten An- Copyright by Martin Feuchtwanger. Halle (Saale) .[1 Ziemlich entfernt von den Basteien des alten Wien lebte in einem kleinen Landhause in Pötzleinsdorf zur Zeit des Wiener Kongresses ein Herr Demareau mit seiner sehr jungen und ausnehmend schönen Tochter Rose. Die längst verstorbene Frau des Herrn Demareau war eine richtige Wienerin gewesen, und auch er selbst war in der Kaiserstadl ausgewachsen. Aber seine Voreltern stammten

aus Frankreich. Deshalb nannte man das Kind Rose, was ja sonst in Wien gar nicht gebräuchlich war. Das junge Mädchen führte ein äußerst zurückgezogenes Leben. Der Vater hatte der Kleinen eine bessere Bildung angedeihen lassen, als es sonst in den bürgerlichen Kreisen jener Zeit Sitte war. Ueber das Hauswesen herrschte die alte Wirtschafterin Kathl. Herr Demareau war ein Mann in gesetzten Jahren und hatte schon manche Enttäuschungen erlitten. Oft war er für längere Zeit auf Geschäftsreisen von Wien ab wesend

. Aber wenn er wieder heimkam, dann überhäufte er sein einziges Kind mit lausend Beweisen seiner Liebe. Im Winter bewohnte die kleine Familie Demareau ein paar große, behaglich eingerichtete Zimmer im Michaelerhause am Kohlmarkt. Sowie aber der Frühling kam, übersiedelte man wieder nach Pötzleinsdorf, und hier erblühte Rose zwischen den grünen Waldbergen des idyllischen Oertchens wie eine der taufrischen Blumen ihres großen Gartens. Es war an einem wunderbar klaren Sommer nachmittag. Das reizende junge Mädchen

hatte stunden lang an einer seinen Seidenstickerei gesessen, und jetzt sanken die fleißigen Hände von Rose Demareau müde in den Schoß. lagen sind vor allem die Einheimischen, denn fremde Gäste sind zur Zeit in Kufstein wenig auf Wegen und Stegen zu sehen. Das nächste Platzkonzert findet am Samstag um 20 Uhr auf der Festung statt (Eintritt 20 Groschen). Für dieses Konzert gilt das in der letzten Samstag- Nummer des „Grenzboten" veröffentlichte Programm, nachdem das letzte Samstagkonzert verregnet wurde

abgefertigt. Gleichwertige Ersatzverbindungen bestehen mit den an die Züge 834 „Kathi!" rief Rose nach dem Hause zurück, das behag lich mitten im Grünen lag. Gleich darauf trat eine be häbige Gestalt in den Garten. „Kathi, was ist heute eigentlich für ein Tag?" fragte Rose mit einem sonderbaren Lächeln. Die Antwort ließ eine ganze Weile auf sich warten. Allmählich aber trat ein Zug der Verlegenheit in das gute, runzlige Gesicht der alten Wirtschafterin. Rose lief zu ihr hin und fiel ihr stürmisch

18
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1933/03_03_1933/ZDB-3073588-9_1933_03_03_13_object_8227297.png
Seite 13 von 13
Datum: 03.03.1933
Umfang: 13
Gefühl durch Roses Brust. Sein Weib war sie nun, sein Eigentum. Baronin Rose von Ellern hieß sie und war die Gattin des edelsten, vor nehmsten Mannes. Als die Musik schwieg, führte Herr von Ellern Rose ritterlich an ihren Platz zurück. Jetzt waren die Dörfler dran. — „Damenwahl!" Der Bauernknecht, der heute das MM* « 8 Vrüöerlein fein... Phot. Schallenberg, Hamburg Grauen verursacht hatte durch seine prophetischen Morte: Doch wisse, deine Sünde geht mit dir! Rose atmete erst auf, als sie die Kirche

verlassen hatte. Hier draußen lachte die Sonne, und fröhliche Men schen liefen jauchzend dem Dorfkrug zu, wo der Hoch- zeitsschmaus ihrer wartete. And dann saß Rose in der Brautkutsche, fühlte sich von einem starken Arm umfaßt und hörte heiße geflüsterte Liebesworte an ihrem Ohr. Die Welt versank ihr. Sie sah nur ihn, dessen Weib sie nun war, und wünschte sich, daß diese Fahrt ewig dauern möchte. Aber schon hielt der Wa gen vor dem Dorfkrug. Wirt und Wirtin dienerten das Brautpaar

zu den für sie bestimmten, festlich ge schmückten Ehrenplätzen an der Tafel. Bald herrschte fröhlichste, ausgelassene Stimmung. Die Musik spielte nach dem Festessen zum Tanz. Dirnen und Burschen stellten sich in Reihen auf. Der erste Tanz gehörte dem Brautpaar allein. Rose schwebte, von den Armen des geliebten Mannes gehalten, durch den Saal. Amt eines Tanzordners bekleidete, stand grinsend in der Mitte des Saales. „Damenwahl", tönte noch einmal sein Ruf laut durch den Saal. Kichernd erhoben sich die Dirnen. Jede holte

sich ihren Schatz. Eine kecke Dirne knickste unbeholfen vor dem Bräutigam. Sie wollte wenigstens einmal in ihrem Leben mit einem richtigen Baron tanzen. Henry von Ellern erhob sich lachend und trat mit der drallen Dirne zum Tanz an. Die Luft war unerträglich im Saal. Rose verließ ihren Platz und ging hinaus, um ein wenig frische Luft zu schöpfen. Langsam wandelte sie, in Gedanken versunken, durch den Garten, der zu dem Dorfkrug gehörte. Dann kehrte sie um und ging den Weg zurück. Der Tanz würde drinnen zu Ende

19
Zeitungen & Zeitschriften
Oberinntaler Wochenpost
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3073588-9/1934/09_02_1934/ZDB-3073588-9_1934_02_09_9_object_8227680.png
Seite 9 von 9
Datum: 09.02.1934
Umfang: 9
Gefühl durch Roses Brust. Sein Weib war sie nun, sein Eigentum. Baronin Rose von Ellern hieß sie und war die Gattin des edelsten, vor nehmsten Mannes. Als die Musik schwieg, führte Herr von Ellern Rose ritterlich an ihren Platz zurück. Zeht waren die Dörfler dran. — „Damenwahl!" Der Bauernknecht, der heute das z '«J Vrüüerlejn fein... Phot. Schallenberg, Hamburg Grauen verursacht hatte durch seine prophetischen Worte: Doch wisse, deine Sünde geht mit dir! Rose atmete erst auf, als sie die Kirche

verlassen hatte. Hier draußen lachte die Sonne, und fröhliche Men schen liefen jauchzend dem Dorfkrug zu, wo der Hoch- zeitsschmaus ihrer wartete. And dann saß Rose in der Brautkutsche, fühlte sich von einem starken Arm umfaßt und hörte heiße geflüsterte Liebesworte an ihrem Ohr. Die Welt versank ihr. Sie sah nur ihn, dessen Weib sie nun war, und wünschte sich, daß diese Fahrt ewig dauern möchte. Aber schon hielt der Wa gen vor dem Dorfkrug. Wirt und Wirtin dienerten das Brautpaar

zu den für sie bestimmten, festlich ge schmückten Ehrenplätzen an der Tafel. Bald herrschte fröhlichste, ausgelassene Stimmung. Die Musik spielte nach dem Festessen zum Tanz. Dirnen und Burschen stellten sich in Reihen auf. Der erste Tanz gehörte dem Brautpaar allein. Rose schwebte, von den Armen des geliebten Mannes gehalten, durch den Saal. Amt eines Tanzordners bekleidete, stand grinsend in der Mitte des Saales. „Damenwahl", tönte noch einmal sein Ruf laut durch den Saal. Kichernd erhoben sich die Dirnen. Jede holte

sich ihren Schah. Eine kecke Dirne knickste unbeholfen vor dem Bräutigam. Sie wollte wenigstens einmal in ihrem Leben mit einem richtigen Baron tanzen. Henry von Ellern erhob sich lachend und trat mit der drallen Dirne zum Tanz an. Die Luft war unerträglich im Saal. Rose verließ ihren Platz und ging hinaus, um ein wenig frische Luft zu schöpfen. Langsam wandelte sie, in Gedanken versunken, durch den Garten, der zu dem Dorfkrug gehörte. Dann kehrte sie um und ging den Weg zurück. Der Tanz würde drinnen zu Ende

20
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1937/12_06_1937/NEUEZ_1937_06_12_3_object_8182492.png
Seite 3 von 12
Datum: 12.06.1937
Umfang: 12
gestellt werden. Die Königin der Blumen. Von K. F. Wolfs. Rosen, ihr blendenden, Balsam versendenden! Flatternde, schwebende, heimlich belebende, .zweigleinbeflügelte, knospenentsiegelte — eilet zu blühm! (Goeth e.) Jetzt sind die Tage der R o s e n. Aus jedem Garten grüßen sie und nicken von den Hecken. Und die fünfblättrige Hecken rose geht auf und leuchtet im Hag und verschönt die Ränder der Heide. Was wäre der Frühsommer ohne Rosen? Wir sind seit dem 12. Jahrhundert gewohnt, nur die Gartenrose

zu schätzen, die damals aus dem Süden nach Nordeuropa vorgedrungen ist und dort schnell große Beliebt heit erlangt hat. Aber es gibt auch einheimische Rosen, wie die erwähnte Heckenrose, die schon sehr frühzeitig auf den Wappenbildern der Krieger erscheint und wahrscheinlich den Indogermanen als heilig galt. Auch die M a i r o s e ist in ganz Mttel- und Südeuropa ureinheimisch; ebenso die Wein rose. In den Alpen ist außerdem die Gebirgsrose zu nennen, die aber mit den Alpenrosen nichts zu tun

hat. „Neueste Zeitung* All diese Wildrosen, die in alter Zeit geschätzt waren und in Sagen und Liedern gefeiert wurden, traten zurück als die vielblättrige und stark duftende Zentifolie erschien. Sie hat ihre Heimat im Morgenlande und zwar an der Südseite des Kaukasusgebirges, wo der heilige Berg A r a r a t aufragt. Von dort hat sich die vielblättrige Rose durch Kleinasien nach Südeuropa verbreitet. Irgendwo in den balkanischen Gebirgen suchte die griechische Sage die geheimnisvollen Rosengärten des Königs

M i das. Die griechische Dichterin S a p p h o aber feierte die Rose als Königin der Blumen. Von späteren Schrift stellern wurde dann Sappho selbst als die Rose der Poesie bezeichnet. Eine Sage berichtete, die Rose komme aus dem Paradiese. So gewann sie rasch einen doppelten Sinn: sie wurde einer seits Ausdruck der Freude und Lebenslust, andererseits die bevorzugte Blume der Friedhöfe. Die Toten wurden mit Rosen bekränzt, die Särge mit Rosengewinden umwoben, man pflegte sogar die Grabsteine mit Rosenöl zu salben

. Die Dichter des Altertums feierten die Rose in jeder nur erdenklichen Weise. A n a k r e o n erzählte, die Rose sei mit der Göttin der Schönheit zugleich geboren worden. Homer nennt die Morgenröte rosenfingerig, T h e o k r i t bezeichnet die Nymphen als rosenarmig, Aristophanes ruft nach den Rosen als Trösterinnen im Leide. Kein antikes Fest ohne Rosen. Zum Brautkranze gehörten Rosen und selbst die Tür pfosten eines Hauses, in dem eine Braut wohnte, wurden von den jungen Burschen Tag für Tag mit Rosen

21