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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 10 von 16
Datum: 11.06.1892
Umfang: 16
war die Nachricht, die zu dieser Zeit Anfang Juni bei uns eintraf, daß die „Wiener Tante" mit ihren beiden Kindern als Sommergäste uns besuchen wollten. Die freudige Aufregung und gespannte Erwartung raubten mir Schlaf und Appetit und ich traf die großartigsten Vorbereitungen, zum wür- digen Empfang von Vetter Mncki und Cousine Rosa. Das Korbgeflecht meines kleinen Ponywagens strich ich eigenhändig neu mit gelber Oelfarbe an, wobei ich einen Anzug ruinirte und meinen letzten Pfennig Taschengeld opferte

, um die Verwandten abzuholen. Der erste Eindruck war für mich der einer Enttäuschung. Mucki und Rosa waren für ihr Alter sehr klein und schmächtig, Mncki, obgleich ein Jahr älter als ich, reichte mir kaum bis an die Schulter und Rosa war ein so dünnbeiniges, spitznasiges, gelbes kleines Ding, daß ich sie mit offenem Munde anstarrte, denn etwas Aehnliches gab es bei uns auf dem Lande nicht. Dazu blieb sie vor mir stehen und rief die Hände zusammenschlagend: „Jesses, Mama, wie der ausschaüt! Wie der Butzelhuber

auf den elterlichen Wagen warten, um Mucki uud Rosa ausnehmen zu lassen, die vollständig unversehrt, den Spaß allerliebst fanden. Ich wußte, was meiner wartete. „Hugo, du bist wohl verrückt? Wie kannst Du den Kindern die Zügel in die Hand geben? Ich wagte nicht, den neuen Vetter anzuklagen und ertrug den väterlichen Zorn geduldig. Zu Fuß gehend, mußte ich den Pony nach Hause führen, tief betrübt über meinen zerbrochenen Wagen. Eine Stunde später als die klebrigen zu Hause, fand ich Mucki und Rosa bereits

im Besitz aller meiner Spielsachen und damit beschäftigt den Hof in allen Winkeln zu durchstöbern. Mucki öffnete zum Spaß alle Schweinestallthüren und jagte sämmtliche Schweine heraus, was eine heillose Verwirrung und Schweinsjagd zur Folge hatte und entging ich mit einer Mühe Tracht Prügel von meinem Vater, der mich für Muckis Heldenthaten verant wortlich machte. Aus dem Hühnerstall ertönte ein Zetergeschrei. Rosa war hineingekrochen und hatte versucht die bereits ausgeflogenen Hühner zu fangen, wofür

ihr diese laut gackernd auf den Kopf flogen, so daß sie vor Angst und Schreck die Thüre nicht wieder finden konnte. Endlich hatten Mucki und Rosa an meinem alten Leierkasten ein willkommenes Spielzeug ge funden. Mucki drehte unermüdlich, Rosa zog eine weißbaumwollene Zipfelmütze aus der Tasche, zog sich dieselbe über die Ohren, was ihr gelbes, spitzes Gesicht abschreckend häßlich machte und nun sangen beide mit fürchterlichen Grimassen Wiener Couplets dazu, z. B.: „Unter Wehmuthsthränen „Und mit bangem

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Tiroler Post
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Seite 4 von 12
Datum: 13.09.1899
Umfang: 12
Erste innsbruok empfiehlt Reell, c Mache d höflichst aufm Warenfabrik v von der einfa bürgerten Ab Ferner ' Kinderkleid, Schürzen, 8 Haus- und i Mittelschül stete sorgsa leben wird währende 3 Sprach ei m 3 (■vormu (MMfil. 3Si’irnn>if(>r 148 Rosa Bonheur f. schaft Nivernais aus, welches jetzt eine Zierde des Luxen- burg-Museums in Paris ist. Damals war sie 27 Jahre alt. Sie ist am 22. März 1 822 in Bordeaux als Tochter und Schülerin von Raimond Bonheur geboren. Wie bei so vielen Künstlern

, war auch für Rosa Bonheur die Jugend eine harte Prüfungs zeit. 'Aber als sie mit dem erwähnten Bilde einmal Fuß gefaßt, verbesserte sich schnell ihre Lage. Im Jahre 1853, dem Todesjahre ihres Vaters,machte sie sich mit ihrem berühmten „Pferde markt" weiter bekannt und auf der ■ Weltausstellung 1855 bewunderte man ihre „Heuernte." Dann sind als ihre bedeutendsten Werke noch der„SchottischeSchäfer" (1867,) „Spürhund" (1868) und „Rudel Wildschweine" (1879) zu nennen Anfangs der sechziger Jahre hatte es Rosa

Bonheur schon solveit gebracht, daß sie am Saume des Waldes von Fontainebleau in dem Wein dörfchen By bei Thomery, am Seineslrand, ein idylli sches Landgut mit großem Park käuflich erwerben konnte. Hier hielt sie sich eine ganze Menagerie der verschiedensten Thiere und lebte ganz ihrer Kunst. Hier war cs auch, wo ihr im Jahre 1865 Kaiserin Engenie persönlich den Orden der Ehrenlegion über brachte. Nur im Winter ver tauschte Rosa Bonheur die Waldeinsamkeit von By mit dem sonnigen Nizza, wo sie oft

in fürstlicher Gesellschaft verkehrte. Sonst sah man sie nicht mehr in der Oefsent- lichkeit. Ihre Gemälde wan- derten meist über den Ocean. Im Salon stellte sie nicht nrehr aus und als ein Er eignest galt es. als sie vor 1 Va Jahren mit vier groß artigen Pastellen in der Privatgalerie von Georges Petit in Paris wieder einmal auftauchte, die sie in einem Jahre (1897) gemalt hatte. Es waren gewissermaßen gemalte Gedichte, und darin liegt überhaupt das Charakteristische Rosa Bonheurs. Ihre Thiere zeichnen

sich durch große Naturwahrheit und einen innigen, poetischen Zusammenhang mit der Landschaft aus, die sie umgiebt. Sie sind der belebende Mittelpunkt des Bildes, welches der Be schauer stundenlang betrachten kann, wie man eben eine liebliche Landschaft betrachtet, von deren Anblick man sich nicht aus Ermüdung, sondern nur aus materiellen Gründen, wie Mangel an Zeit oder tveil es Abend wird, trennt. Rosa Bonheur hat zwei Brüder, den Landschaftsmaler Auguste Bonheur (1824-84) und den Bildhauer Isidore Bonheur

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 11 von 16
Datum: 11.06.1892
Umfang: 16
in dieses überraschende Wunder verliebt, Rosa zeigte sich auch durchaus nicht unempsänglich siir Huldigungen. Doch der Lohn, den ich empfing, war die Erlaub- niß/ mich in ihren Diensten aufzuopfern und sogar die Tante wußte mit seltener Klugheit meine Schwachheit auszubeuten. Rosa hatte wie viele junge Damen im Alter von siebzehn Jahren allerlei Neigungen und Passi onen, deren Werth und Bedeutung den eigentlichen Inhalt ihres Lebens ausmachten. Dazu gehörte die Korrespondenz mit einigen Freundinnen

hatte sie allerlei Geheimbücher, die alle zu verschließen waren und deren Schlüssel sie Tag und Nacht bei sich trug. Ich durfte sie ihr oft in den Garten nachtragen aber lesen durfte ich sie nie. Rosa war für Niemand und für nichts zu sprechen, sobald ihre Bücher oder auch Briefe sie beschäftigten. Seltsamerweise nahm auch ihre Mutter diese Beschäftigung so ernsthast, daß sie alle anderen Ansprüche, die das Leben noch an ihre Tochter machen könnte, zurückwies. - Es schien Rosa's Lebenszweck zu sein, allerliebst

einen Brief für sie schreiben und eine Kiste für sie adressiren, denn da sie doch nicht alle Tage nach der Stadt fahren konnte, hatte sie einen Ersatz gesunden, sie ließ sich Maaren zur Auswahl von den Kaufleuten schicken. Meine Liebesgluth erreichte endlich ihren Höhe grad, daß ich mir die Gewißheit der Gegenliebe zu verschaffen wünschte, besonders da die Abreise der Verwandten nahe bevorstand. Nie vergesse ich den Tag, die wonnige Stunde unter dem Apfelbaum, Rosa in ihrer malerischsten Stellung lachend

begegnen. Ich stürzte in das Nebenzimmer und rief: „Papa, Rosa ist ganz unschuldig, ich habe sie nur überredet. Aber ich liebe sie und werde nie von ihr lassen!" Alle sahen mich verblüfft an. Tann lachte mein Vater lallt auf. „Du auch? Tie Geschichte wird ja immer netter. Weiß Tu, das ich Deine Liebe soeben draußen hinter dem Strohschober in einem zärtli chen tete-ä-tete mit meinem Inspektor gefunden habe? Also ich verbiete mir jede weitere Dumm heit und mag Dich nicht weiter zum Narren

!" Aber ich hatte mich nun einmal zum Narren machen lassen und mein Geschick lastete schwer auf mir. Tie nun folgenden Tage bis zur Abreise der Wiener waren mehr als qualvoll. Ter Inspektor wurde sofort entlassen, Rosa ging umher wie eine insultirte Königin und zeigte dem Onkel kaum die nöthige Höflichkeit. Auch ihre Mutter war furcht bar pikirt nnd nahm Partei der Tochter. Ter Onkel war auch zu altmodisch und unbequem und machte aus der Mücke einen Elephanten. Meine Mutter litt schwer unter dem Vergehen ihres Gatten das die Tante

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 4 von 6
Datum: 25.03.1891
Umfang: 6
zu fünfjährigem Gefängviß. Esther Solymossi. New-Do rk, 11. März. Jüngst glaubte der Polizeiagent Ferdinand Levy die Entdeckung gewacht zu haben, daß die angeblich von ungarischen Israeliten ermordete Esther Solymossi sich in New-Aork bchiade *) Einem Schneider Namens Braun, bei welchem sich Rosa Kohlmann, die an- gebliche Solimossi, aufgehalten, hatte eia junges Mäd chen Namens JuliSka Latisz erzählt daß sie vor 2'/, Jahren mit Rosa Kohlmann zusammen nach Am r ka gekommen s<i und daß Rosa

während der Seekrankheit ihr ein großes Geheimniß ha e anvert auen wollen, dann fei sie genesen und habe nichts mehr sagen wollen Ja New Aork sei Rosa häufig von großem Trü siuu befallen worden und hätte vielmal den Tod herö-igesehnt. Als sie im Dienst der Familie Braun gewesen, habe sie einst der Frau Braun gesagt: „Ja, wrnn Mädchen sich sehr jung verheirathen so geb.n sie ihre Kinder zu irgend einem Zwecke her." Ein anders Mal, als Rosa einen Struwpf für sich atzflrickle, sagte sie zu Frau Braun

: „Dies ist noch ein Andenken von meiner Großmutter Solymossi." Düse leZtere Bemerkung dcS jungen Mädchens gab die erste Anregung zu dem V r- dacht, daß sie die angebliche in Tisza-ESzlar abge schlachtete Esther Solymossi sii. Als Braun b-r „ge fährlichen" Person kündigte, habe Rosa Briefschaflu uad^ Papiere verbrannt. Auf die Frage, was dies zu bedeuten habe^ antwortete Rosa, raß die Pipie, von einem hohen Herrn auS Ungarn stammten und deren Inhalt nimmer bekannt werden düifte Bon den Braun'fchen Eheleulea zog Rosa

zu einer Frau Guggeuheim, deren Sehn Henry sich es sp ci ll angelegen sein ließ, mit Rosa intimer bekannt zu werden. Eines Tages lud er Rosa ein, mit ihm das Thalia- theater zu besuchen, wo er vor einigen Wochen tu Tragödie von TiSza-ESzlar als Drama zur Darstellung gebracht wurde. Obwohl Rosa den jungen Mann vor her öfter ohne Widerrede inS Theater begleitet hatte weigerte sie sich doch diesmal. eS zu thun, mit dem Bemerken, das dies Stück sie gar nicht intere'si-e. Auß.r diesen Personen bezeugten

noch die etwa 26 Jahre al'e Annie und ihre jüngere Schwester Rosa Wilvmavn von Nr. 207 st bente Straße, sowie auch Josef Fränkel und seine Frau Kati: auS Nr. 23 Elm ton Str.. daß sie Rosa Kohlmaun ganz positiv als Esther Solymossi aus Ttsza-Eszlar id-ntificiren Anna Wildmann und Frau Katie Fränkel waren mit Esther Solmossi in die Schule gegangen und hatten tägl ch mir ihr verkehrt. Auch Josef Fränkel, welcher in dem Dorfe TiSza-Eszlar ausgewachsen war, kannte Esther sehr genau, uud alle Drei erklärten

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 24
Datum: 28.04.1900
Umfang: 24
1Z5 .Sie hören es ja, Rosa hat wenig gelernt. Sie könnte ein gutes Sausmütterchen abgeben, aber sie ist nicht fähig, Erzieherin zu sein und in fremden Sprachen zu unterrichten , . .' „Weiter! weiter!' rief Sternecke nervös. „Sie hat einen schlechten, französischen Accent,' sagte die Dame nachdrücklich. „Sie war auch immer die Letzte in der englischen Konversation — allein das hat nicht so viel zu bedeuten. Ich lege das Hauptgewicht auf den Mangel in der französischen Aus sprache. Dieser Fehler

ist geradezu unerträglich und es ist die höchste Zeit, daß Rosa entfernt wird, damit die Kinder nicht Schaden leiden. Der Herr Kommerzienrat sprechen selbst ein feines Französisch. Es wäre Ihnen gewiß schrecklich, wenn die Kleinen keine tadellose Aussprache gewännen?' Sternecke schaute die Dame betroffen an. Er wußte nicht mehr, ob er träume oder wache. Seit Wochen beschäftigte ihn das Geheimnis der lieblichen Rosa. Auf alle freundschaftlichen Bitten war ihm keine Antwort geworden, bis Rosa endlich

in bittere Selbstanklagen ausgebrochen und die Freundin beauftragt hatte, ihm das Schreckliche, das sie selbst nicht nennen wollte, zu berichten. Hielt ihn jetzt die Französin zum besten? Sie erzählte ihm von unvollständigen Studien seines Herzblatts und berührte den wunde» Punkt mit keinem Wort. Warum hielt sie ihn mit solchen Kleinigkeiten auf? Was war das eigentliche Verbrechen des jungen Mädchens? Es war ihm nicht möglich, an eine schwere Schuld zu glauben. Rosa konnte nichts Schlimmeres, als irgend

eine Jugendthorheit begangen haben, und er fand es geradezu unerträglich von der ältlichen Gouvernante, daß sie so lange mit der Mitteilung zögerte. Die Dame fuhr nach einer knrzen Pause fort: „Die Kinder fangen schon an, französisch zn plaudern. Rosa hat sich von der besten Absicht verleiten lassen, mit den Kleinen die fremde Sprache zu treibe», aber die Folgen sind sehr bedenklich. Ich rate Ihnen, keinen Tag zn zögern. Entfernen Sie Rosa je eher, je besser. Sie werden leicht Ersatz finden. Ich selbst bin bereit

. .' „Ich danke verbindlichst,' erwiderte Sternecke rasch. „Nnn sagen Sie mir «ms Himmelswillen endlich, was mir zu wissen not thut! Rosa hat ein Geheimnis! Sie sollen mich aufklären — das junge Mädchen sprach diesen Wunsch denrlich aus! Bitte, zögern Sie nicht länger. Die mangelhafte französische Aussprache wird wohl nicht das Schlimmste sein, was mir das arme Kind nun und nimmer einzugesteheu wagt?' „Was sollte Ihnen Rosa denn sonst verbergen?' fragte die Dame ganz erstaunt. „Ist es für eine Erzieherin

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 11.02.1893
Umfang: 10
ihnen nach längerem Bemühen, dem geängstigten Knaben die Zunge zu lösen. — Zwei Opfer einerWinternacht. Aus Mähren wird die ergreifende Geschichte zweier der vielen Opfer berichtet, die der heurige Winter mit seinen Schneestürmen gefordert hat. Zwei Schwestern, Rosa, verehelichte Martinek, und Anna Nemez, hatten in Bisenz Besorgungen verrichtet und sich dabei so verspätet, daß sie sich erst gegen 7 Uhr auf den Weg nach ihrem Heimathsdorfe Domanin machen konnten. Da der Weg im Sommer in einer Stunde zurückzulegen

ist, hatten sie keinerlei Sorge. Aber bald begann es zu schneien und der Weg verschwand unter ihren Füßen. Die ältere Schwester Rosa, welche seit der Geburt ihres fünften Kindes an Herzklopfen leidet, konnte den Kampf mit dem Schneesturme nicht lange anshalten und erklärte, sie müsse etwas ausruhen, ehe sie weiter könne. Anna mahnte wohl zur Vorsicht, da aber die Glocken von Bisens erst 7 Uhr läuteten, hoffte sie, doch noch nicht allzu spät nach Hanse zu kommen. Aber es kam anders. So oft Rosa versuchte, anfzustehen

und weiterzugehen, ebenso oft fiel sie zurück. Die Stunden vergingen und als es 10 Uhr war, gab die ältere jede Hoffnung auf, den Weg zurücklegen zu können. Rosa beschwor die Schwester, sie zu verlassen, wenn nicht um ihrer selbst, so doch um der fünf Kinder, namentlich des Kleinsten willen, denen sie sich widmen sollte. Auch sprach sie die schwache Hoffnung aus, daß Anna vielleicht noch Hilfe senden könnte. Als es 11 Uhr war, entschloß sich Anna, den Heimweg fortznsetzen, aber sie kehrte zweimal um und ging

heruntergeschnitten, die Strümpfe mit in heißes Wasser getauchten Tüchern aufgeweicht und es brauchte mehrere Stunden unablässiger Be mühungen, bis sie so weit zu sich kam. daß man sie nach der Schwester Rosa fragen konnte. Sie antwortete nur: Mayerhoffelder! Dann verfiel sie wieder in Betäubung. Es wurde ein Schlitten ein gespannt und mit zwei starken Pferden der Ort er reicht, wo die ältere Schwester todt aufgefunden wurde. Sie lag mit ansgebreiteten Armen und mit dem Kopfe tief nach vorne herabgesunken

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Tiroler Post
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Seite 9 von 12
Datum: 16.05.1900
Umfang: 12
, wahrscheinlich zu ihrer Belehrung — und wer wußte, ob ihr Gatte nicht dachte, wenn er deren Schwester Maria sah, daß seine Mutter besser für N gewählt hätte, als er selber? Zum Wenigsten halten's die meadels auf ihrem Gewissen, daß der Aloys jetzt ein so ganz mderer war; sie hatten ihn aufgehetzt, Margarethe hatte es gemerkt, ttild das wurmte auf's Neue. Nein, sie wollte erst sehen, wie ^Ate. Und dann kam abermals der Postbote aus die ..iliyte. Er brachte einen zweiten Brief von Rosa mit noch mgenderer

Wort nicht zurück. Drum war es gut, ihnen zu Hilfe zu kommen und sie vor eine vollendete Thatsache zu stellen, wie Rosa sagen würde. Und das sollte jetzt geschehen. Sie hatte sich die Sache fein überlegt; der Mann war im Holzschlag, die Muhme mit dem Kleinen und der Kindsmagd in's Dorf hinauf, da hatte sie freie Bahn. Um 2 Uhr ging der Zug ab, dazu brachten die Braunen sie an die Station. An Geld aber fehlte es ihr nicht, der böse Aloys brauchte ihr keines zu bewilligen. Siebesaß ein hübsches

Sümmchen aus der Nachlassen schaft ihres theuren Vaters. O ja, sie war keine Bettlerin mehr, kein ganz armes hilfloses Waislein. Rosa hatte Recht, das mußte der Aloys auch in Anschlag bringen und ihr einigen Schmuck des Lebens gönnen. Die Tochter des Künstlers konnte nicht ganz und gar eine Bäuerin werden. Und jetzt war der Brief beendet und aus ihres Mannes Schreibtisch niedergelegt, dort würde er ihn sofort fiuöe». Auch im Haushalt sonst war Alles geordnet, sie konnte sehr wohl er. Jahrgang. (Trient

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Tiroler Post
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Seite 14 von 16
Datum: 12.05.1900
Umfang: 16
Arbeit in der Wirthschaft vergessen, um mit Franz Brücken spazieren zu gehen? Natür lich, wenn man Gäste hatte, gings in der Wirthschast md)t seinen Alltagsgang, aber darum brauchte er nicht so wild zu thun, oder gar zu sagen, daß er niemals wieder erlauben werde, daß sie die Künstlersippe wieder in die Mühle lade. Wie unartig das war, nein, wie roh, Rosa hatte recht, jetzt kehrte ihr Mann erst den richtigen Bauer heraus. Daß sie ihn nicht vertheidigen konnte, daß die Freunde Zeugen solcher häus

lichen Scenen waren, oder sie doch erriethen! Da war's schon am besten, die Gäste kürzten ihren Besuch ab, so schade es auch war. Margarethe wollte darnach schon den Aloys zur Ver nunft bringen. Sie fürchtete sich nicht vor ihm, wie Rosa meinte, daß sie an ihrer Statt thnn würde. Sie kannte ihn ja, aber merken sollte er's, daß er sie furchtbar gekränkt und ihr die letzten schönen Sommermonate grausam verdorben hatte. Und so kam denn richtig früher als sonst der Tag der Abreise der Sommergäste

, sie hätte nimmer geglaubt, daß Rosa recht behalten könnte, daß ihr nach und nach in ihrer Einsamkeit aller Sinn für Ideales schwinden werde, aber jetzt fürchtete sie diese Möglichkeit nur zu sehr. „Du darfst nicht verbauern, nicht einen ganzen Winter ohne geistige An regung in Deiner Mühle bleiben. Du bist es Dir, Du bist es auch Deinem Svhne schuldig." So hatte die Freuudn, geschrieben, und geiviß hatte diese Recht, und Aloys mußte das einsehen. . , r Die kleine Frau seufzte tief und mit recht

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 24
Datum: 28.04.1900
Umfang: 24
, mein guter Eugen. Ich kenne ein wohlerzognes, charakterfestes Mädchen in reiferen Jahren und mit großem Vermögen, das sich vollkommen zu Deiner Hausfrau und zur Mutter Deiner Kinder eignen würde.' „Ich danke herzlich für Deine Teilnahme,' antwortete Stern ecke, indem er es nicht Unterlasten mochte, einen Blick auf Rosa zu werfen, er konnte aber ihr Antlitz nicht sehen, da sie sich gerade an Cäciliens Lockenköpscheu zu thun machte. Um die Schwieger mutter zu beruhigen, fügte er gleichmütig

. Er hatte nur keine Sehnsucht nach einer nenen Ehe gehabt. Seit Rosa im Hause war, fühlte er sich zufriedener und glücklicher als je und mochte an gar keine Veränderung denken. — Kurz nach der Abreise der Großmutter wurde die kleine Dora von den Masern ergriffen und Rosa wachte mit Engelsgeduld Tag und Nacht bei ihr. Als die Kleine sich erholt hatte, kam an die Größere die Reihe, und die Zwillinge machten die Kinderkrankheit zusammen ab. — Das junge Mädchen that ihre Pflicht mit rüh render Hingebung und Liebe und erwarb

sich immer mehr die Achtung ihres Gebieters, aber er überzeugte sich auch immer tiefer, daß ein geheimer Kummer an ihrem Seelenfrieden nage. Der Frühling war ins Land gekommen, bis die Kinder zum erstenmal ins Freie dursten. Als sie dann noch ein wenig blaß, aber doch munter nach Haufe kehrten, begrüßte sie der Vater aufs zärtlichste. Zuletzt wendete er sich an Rosa: „Ich bin Ihnen für ewige Zeiten verpflichtet, liebes Fräulein, Sie waren der gute Schutzengel meiner Kinder in den letzten Lei denswochen

über meine Kräfte!' Sie hatte lange an sich gehalten, aber nun kam ihre Verzweiflung zum vollen AnS- brnch. Die Kinder sahen mit Schrecken ihre Rosa weine» und stimmte» »lit lauten Jamiuertöuen eiu. Alle vier drängten sich an die geliebte Frenndin und schaute» mißtrauisch auf den Papa, dessen Rede sie nicht verstanden und jetzt für Tadel hielten, der Rosa schmerzlich betroffen. — Die kleine Dora ballte sogar das Fäustchen und flüsterte: „Böser Papa!' Der Konimerzienrat stand wirklich wie ein armer Sünder

da. Er hatte es so gilt gemeint. Es hatte ihn keine» kleinen Kampf gekostet, Rosa die Mittel zu bieten, mit einem andern glücklich- zu sein. Ihre Selbstanklage verwirrte ihn. Er betrachtete ihr unschuldiges, von Thränen überströmtes Gesicht und vermochte nicht an ei»e schwere Schuld zu glauben. „Fassen Sie sich,' sagte er gütig, „ich bin kein Tyrann. Erzählen Sie mir, was Sie drückt, ich werde Ihnen gewiß verzeihen können.' „Nein! nein!' rief Rose, „ich kann es Ihnen nicht sagen. — Unmöglich! Ich will zwar anch

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Bozner Nachrichten
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Seite 2 von 8
Datum: 12.03.1898
Umfang: 8
s »»O o? « e r N a ch r t ch t < «' Kr. SS Schwurgericht. Vierter Verhandlungstag: Eine Brandlegerin. (Schluß.) — 10. März. Im Schwurgerichtssaale hat sich ein zahlreiches Publikum eingefunden, welches diesem Straffall ein großes Interesse zu schenken scheint. Nach Verlesung der Anklage schreitet der Vorsitzende Herr Hofrath R. v. Koepf zum Verhöre der Angeklagten Rosa Hub er. Dieselbe ist ein kleines, krüppcl- haftes Weib mit apathischem Gesichtsausdruck und in nach« lässiger Kleidung

; eine Person, die trotz der ihr zur Last ge legten That, fast mehr Mitleid als Abscheu erregt. Rosa Hnber, welche von den hiesigen Gerichtsärzten bezüglich ihres geistigen Zustandes längere Zeit und genau untersucht worden ist, gibt zu, daß sie an jenem Oktober Abend den Verhängnis;- vollen Brand in Taufers gelegt hat. Sie empfindet Reue über ihre frevelhafte That und weint laut bei ihrer Verneh mung; Der Herrgott habe ihr den Teufel geschickt, damit sie den Stadel anschüre. Die Angeklagte ist in Betreff

, wie sie in der Anklageschrift ausgeführt sind. Fliri, ein geachteter Gcwebs mann, hatte der Rosa Huber und deren Stiefkindern Unterstand gewährt, weil seine Frau Fürbitte gethan hatte. Die Hnber konnte aber die Fliri'schen nicht leiden, weil die Frau des Nikolaus Fliri, Filomena Fliri, der Angeklagten Vorwürfe wegen Entwendung von Eßwaaren gemacht hatte und weil sie zänkisch und geizig gewesen, kurz keine angenehm- oder dank» bare Jngehäusin hatten. Zur Nachtzeit, wenn die andern Leute, die untertags gearbeitet

hatten, schlafen wollten, lamen- tirte die halbnärrische Rosa Huber und störte die Nachtruh«' im Hause. Diese Vorwürfe, die schlechten Verhältnisse der Huber'schen Familie und die trüben Aussichten in die Zukunft erregten in der Brust des unseligen, körperlich wie geistig gebrechlichen Weibes, die Gefühle des Hasses, des Neides und der Rache; Rosa Huber wollte die Familie Fliri, namentlich die Hausfrau und deren Kinder, verderben; so reiste in ihr der ruchlose Plan der Brandlegung. Zeuge Fliri ist der Ansicht

, daß die Angeklagte nicht aus Unvernunft oder im Zustand voller Sinnesverwirrüng seinen Stadel in Brand gesteckt habe, sondern aus Haß,! Nieid und - Bosheit, damit sein Weib und die Kinder in den Flammen umkommen. — De, Zeuge, dessen Haus und Oekonomiegebäude dem Feuer ganz znm Opfer fielen, berechnet den Schaden auf mindestens 5000 sl.; versichert ist Flori nur mit 3000 fl. Vom Präsidenten befragt, ober er, (Zeuge) nicht bemerkt habe, daß die Rosa Huber nicht bei Verstände gewesen, antwortet Fliri, es sei

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Neue Inn-Zeitung
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Seite 6 von 10
Datum: 21.06.1891
Umfang: 10
fl. 87 kr. Im Uebrigen stellt Dr. Kaßwalder dem Angeklagten als Konzipisten und zeitweiligen Stellvertreter das beste Zeug- niß aus. Am 28. Juni 1890 übergab Johann Bachler, Gutsbesitzer zum Häusler in Jochberg, dem Dr. Klor einen Betrag von 200 fl. zur Uebersendung an Rosa Witwe Bamngartner in Kufstein. Um Jakobi 1890 fragte Bachler den Klor in dieser Angelegenheit und erhielt die Antwort, er habe Alles dem Dr. Praxmarer nach Kufstein geschickt, damit dieser die Quittung be sorge. Im Herbste 1890 traf Bachler

den Dr. Klor im Wag- stättcr-Wirthshause in Jochberg und befragte denselben neuer dings in dieser Sache, worauf ihm Dr. Klor antwortete, die Quittung sei bereits zurückgckommen und Bachler könne sie jederzeit in seiner Kanzlei abholen. Als dann Bachler von der Verhaftung Dr. Klor's hörte, schrieb er an die Rosa Baum gartner nach Kufstein, die ihm brieflich anzeigte, kein Geld er halten zu haben und Bachler drohte, ihn um Lichtmeß darum zu klagen. Bachler zahlte darum abermals 200 fl., diesmal aber direkt

die Bestimmung der 200 fl. für Rosa Baumgartner genau gekannt. Am letzten Verhandlungstage erscheint der Angeklagte nicht im Saale. Er bittet, wegen seiner zu großen Erregtheit der Verhandlung fern bleiben zu dürfen. Der Gerichtshof gibt der Bitte statt. Zur Verhandlung gelangt das Vergehen der schuld baren Krida, das Klor nach seinen bisherigen Vernehmungen nicht bekämpft. Aus dem Aktenmateriale geht hervor, daß Dr. Klor in Kitzbühel bei 11 Personen eine Schuld von 5846 fl. 54 kr. komrahirt hat und außerdem

, Kutscher, u. d. Maria geb. Würtenberger. — Johann Josef, Sohn des Johann Neuner, Maurer, u. d. Maria geb. Schweizer. — Franziska Maria Leopoldine Margaretha Rosa, Tochter des Jonas Tankerville, Major, u. d. Leopoldine geb. Kuspoli. — Richard Matheo, Sohn des Silvio Zamtoni, Kaufmann u. d. Angela geb. Cerato. — August, Sohn des August Ritt, k. k. Oberbanrath, u. d. Johanna geb. Klotz. — Franziska, Tochter des Albino Chimelle, Gasarbeiter u. d. Rosa geb. Antouutti. — Josefa Alosia Maria, Tochter

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Lienzer Zeitung
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Seite 19 von 20
Datum: 21.04.1900
Umfang: 20
gern auf und davon gelaufen wäre, fand doch um keinen Preis den Mut, diesem sehnsüchtigen Wunsch Ausdruck zu geben. — Steruecke streckte ihr halb mitleidig die Hand entgegen nnd sagte, er hoffe, es möge ihr in seinem Haus gefallen, während er dachte.- in einigen Wochen wird sich schon ein Vorwand finden, unter welchem ich das junge Ding wieder entfernen kann. Rosa legte alsdann ihr seidenweiches kleines Händchen in seine Rechte und stammelte die Phrase, die sie sich auf der Reise sorg fältig

einstudiert — daß sie sich bemühen werde, seine Zufrieden heit zu erringen. Ihr Herzchen hämmerte ganz ungestüm in der Brust und sie dachte schon an Flucht dabei. Dann wurden die Kinder hereingerufen und Rosa entdeckte, daß sie auch in dieser Hinsicht getäuscht worden sei. — Was sollten diesen Kleinen ihre großen Kenntnisse nützen? Sie hatte das Examen als Lehrerin bestanden und konnte in Musik und fremden Sprachen Unterricht erteilen; aber diese Zöglinge waren noch zu jung, um schon solche Schätze

für die kleinen Waisen die Zärtlichkeit einer Mutter. Die Liebe nahm nicht ab, fondern zu. Der Kommerzienrat konnte jetzt heimkommen wann er wollte, er fand die Kinder immer seelenverguügt und zufrieden unter der Aussicht der jungen Erzieherin. Bald genug machte sich auch der gute Einfluß der hübschen Rosa im Hanse geltend. Ihr schönheitskuudiges Auge wußte die Räume mit neuem Reiz zu schmücken. Sie Pflegte die Blumen mit glücklicher Hand, nnd die verödeten Blumentische und Jar- dMieren füllten sich mit neuem

Duft und Glanz. Nebenbei ver schmähte sie auch nicht, in die Küche zu gehen und überraschte den Hansherrn hie und da mit einem feinen Gericht, das sie selbst zubereitet hatte. Dem Kommerzienrat ward seine Heimat wieder traut und angenehm und er blieb manchmal nach dem Diner zu Hause, während er sonst täglich in den Klub gegangen war. Rosa las ihm alsdann vor oder unterhielt ihn durch ihr hübsches Kla- vierspiel. Als einige Wochen vorüber gezogen waren, fiel es Sternecke nimmer ein, Rosa

unter einem Vorwand heimzuschicken. Sie war ihm lieb, wenn er sich auch nicht eingestand, daß er verliebt sei. In Rosa regte sich ebenfalls nicht mehr die Lust, davonzulaufen, ja sie entschuldigte sogar jetzt gnädigst, daß ihr Gebieter noch jung und hübsch war. Sie gab sich redlich Mühe, seine Zufriedenheit zu verdienen, und es war ihm ebenso Ernst mit dem Wunsch, daß es ihr in seinem Haus gefalle. So verschwand der Sommer in Eintracht und Zufriedenheit. Im Herbst begann Rosa den Zwillingen Unter richt im ABC

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Innsbrucker Tagblatt/Tiroler Tagblatt
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Seite 3 von 6
Datum: 07.08.1891
Umfang: 6
verfaßt ist, nach dem schwedischen Original mit: „An Ihre Ma jestät die Königin von Italien. Eure Majestät! Wir Schwabe nickte verständntßvoll. „Ja, ja," meinte ec mit etwas verfchleierier Logik, „der Gründe mag es unterschiedliche geben; jedenfalls hat man immer einen Grund, wenn man Bier trinken will." — Sie waren vor dem Restaurant angekommen. Schwabe führte die Frau durch den Saal auf eine kleine Terrasse. Dort stand ein zierlicher Pavillon. Er öffnete die Thür, Frau Rosa trat

ein. Es war ein reizender Raum — dunkelrothe Sammettapeten, blühende Myrtenbäumchen, weiße Marmorstatuetten. Schwabe, der verständnißvolle Landsmann, eilte in den Saal zmück, um einen frischen Trunk und etwas kalte Küche zu bestellen, während Frau Rosa sich an dem Marmortisch niederlicß. Sie fühlte sich so leicht, so wohl, wie seit langer Zeit nicht mehr. Ein junges Mädchen mit blauen Augen und blonden Zöpfen brachte auf silberner Platte kaltes Geflügel und ein Kelchglas goldgelben Bieres. „Ich bitte, gnädige Frau

," knixte sie und huschte wie der fort. Frau Rosa ergriff ohne Vorrede das Kelchglas und leerte es in zwei, drei raschen Zügen bis zur Hälfte; ihr wurde noch leichter, noch wohliger ums Herz Dann nahm sie ein Knöchelchen — o, sie liebte nicht blos Schinken und Pumpernickel, sie liebte auch diese Knöchelchen mit dem zarten Fleische, das auf der Zunge schmilzt, diese Knöchelchen, die mit zierlichem Finger angefaßt sein wollen und nur in unbelauscher Muße ganz gewürdigt werden können. So nascht Frau Rosa

bald an den Knöchelchen, bald aus dem Kelchglase, und als sie das letzte Trvpflein ausgenascht hat, ertönt die silberne Glocke und die blauäugige, blondzöpfige Kleine erscheint in der Thür und eilt zurück und kommt wieder und stellt lächelnd ein zweites Kelchglas mit goldgelbem! Bier auf den Marmortisch und knixt lächelnd und! springt lächelnd davon. Und Frau Rosa lächelt und i nascht wieder; sie ist so glücklich, so angeregt und seelenvergnügt, und der Pavillon ist so kühl und still und heimlich

, und die Marmorbilder und die blühenden Myrten plaudern und duften nichts aus o Crassus, CrassuS, warum trinkst Du kein Bier! Ahnungslose Rosa! Als Du eintratest, war Crassus, Dein Eheherr, schon da, schwelgte er schon ein rundes Stündchen indem langentbehrten Genüsse; Bädekers Stern hatte ihm in dasselbe deutsche Haus geleuchtet. Jetzt steht er am Fenster des kleinen, an den Saal stoßenden Nebengemachs und sieht mit leuchtenden Augen zu, wie Du der heimischen Sitte fröhlich opfernd das Kelchglas hebst und nippst

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Bozner Nachrichten
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Seite 4 von 8
Datum: 16.09.1899
Umfang: 8
vor dem Bezirksgericht Meran hieher kam, nahm ich fragliches Stück Käse, so wie es war, mit und trug es in die Haller'sche Apotheke zur Untersuchung. Andere Un stände vermag ich im Gegenstände nicht an zugeben, und füge nur noch bei, daß Francisca Gamper tdas Dienstmädchen der Nagele) gesehen haben muß, wie ich bewußten Käse weggeworfen habe.' Auf Grund dieser bestimmten und bis ins Einzelne gehenden Aussagen der Rosa Nagele wurde die Vorunter suchung wegen Verbrechens des versuchten meuchlerischen Gattenmordes

im Sinne des § 8, 134 St.-G. eingeleitet, wegen eines Verbrechens, das im § 138 St.-G. mit einer Strafe von 10—20 Jahren schweren Kerkers bedroht ist. Die aufs umfassendste hierüber gepflogenen Erhebungen ergaben aber ein ganz eigenthümliches Resultat. Einerseits konnte auf keine Weise festgestellt werden, daß Mathias Nagele irgendwo sich Gift verschafft hätte, anderseits stellte es sich heraus, daß die Beschuldigte Rosa Nagele, als ihr Mann bereits in Untersuchungshaft war, beim Apotheker Würstl

in Schlanders Rattengift gekauft hatte, und daß dieses Giftes Bestandtheile im Käse ent halten waren, welchen sie als von ihrem Manne vergiftet bezeichnet hatte. Nun drehte sich der Spieß um, und Rosa Nagele, die diesen Umschlag offenbar gewittert hatte, da sie in der Lage gewesen war, einen recherchirenden Gendarmen in der Apo theke des Franz Würstl in Schlanders zu erblicken, entfloh mit ihrem Kinde in die Schweiz. Von dort kehrte sie aber bald, wahrscheinlich wegen Mangels eines Erwerbes nach Tirol

zurück und wurde 15. August 1899 in Bartschins verhaftet. -, l - Anfänglich leugnete sie und hielt die Vergiftungs geschichte aufrecht, sie mußte aber bald sehen, daß ihr das Leugnen angesichts der erdrückenden Beweislast nichts helfe und gestand ein, daß sie in der Absicht ihren Mann fälschlich beschuldigte und den Käse selbst vergiftet hatte, weil sie ihn wegen des Verbrechens des versuchten Gattenmordes in Untersuchung bringen wollte. > Dieses Geständnis wird von Rosa Nagele insoserne abgeschwächt

zu verständigen, daß ihre Beschul digung eine falsche war. Aber abgesehen davon, daß diese nachträgliche Richtig stellung, wenn sie auch erfolgt wäre, die Thatsache nicht mehr aus der Welt hätte schaffen können, daß Mathias Nagele in Folge der falschen Beschuldigung seiner Frau in Voruntersuchung wegen eines sehr schweren Verbrechens gezogen wurde, geht aus dem Verlaufe der Untersuchung hervor, daß Rosa Nagele auch dann noch die falsche Ver dächtigung gegen ihren Mann aufrecht hielt, als sie keine Aussicht

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Bozner Nachrichten
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Seite 3 von 8
Datum: 11.03.1898
Umfang: 8
'Nr. 55 Ksx»»» Diese Fran war die heutige Angeklagte, Rosa H u b e r, geb. Oswald. Trotz ihres diessälligen Sträubens veranlaßte die Finanzwachleute die Huber, welche erklärte, sie müsse nach Glurns gehen, um sich dort als Brandstifterin zu stellen, mit ihnen umzukehren und wieder nack Taufers zu gehen. Unter wegs sagte sie den Beweggrund ihrer verbrecherischen Handlung motivirend, „sie sei über den Vorsteher erzürnt, weil er sie und ihren Mann habe von Taufers fortschaffen wollen.' Die Hubsr

wurde dann von den Finanzwachleuten der ans Mals daherkommenden Gendarmeriepatrouille übergeben,. die das Weib dem Bezirksgerichte Glurns einlieferte. Vor dem Untersuchungsrichter beim Bezirksgerichte in Glurns hat die Rosa Huber ein umfassendes Geständnis ihrer unseligen That abgelegt und dasselbe auch bei späteren Ver hören wiederholt. Aus diesem Geständnis, und den gepflogenen Erhebungen ergibt sich über die Brandlegung und die Vorge schichte derselben und die Beweggründe, im wesentlichen

Folgendes: Johann Chrisostomus Huber, k. k. Finanzwache-Respizient im Ruhestande, vermählte sich am 14. September 1896 in zweiter Ehe minder damals 44 Jahre alten Rosa Oswald, um seinen 6 Kindern erster Ehe eine zweite Mutter, seinem Haushalte eine Wirthschäfterin zu geben. Das Verhältnis zwischen den beiden Ehegatten scheint ein leidliches gewesen zu sein; nicht so jenes zwischen Stiefmutter und Stiefkindern, welch' letzteren erstere nichts vergönnte, weil sie immer befürchtete

durch den für dieselben nothwendigen Aufwand und durch die Trunksucht ihres Mannes in Schulden zu gerathen und vertrieben zu werden, eine Furcht, die grundlos war, da die Beschuldigte zusammen mit ihrem Manne und dessen Kindern hinreichende Mittel zu ihrem Fortkommen besaßen und nur dem maßlosen Geiz der Rosa Huber entsprang. Beim Brande am 2S. August v. I. wurde auch das den m. j. Huber'schen Kindern gehörige Haus, worin die Familie des Johann Chrisostomus Huber wohnte, ebenso wie ein anderes Haus, worin die Beschuldigte

zusammen mit ihren Geschwisterten einen Antheil hatte, ein Raub der Flammen. ^ Nicolaus Fliri, Schmiedmeister in Taufers, dessen Schwester die erste Frau des Johann Chrisostomus Huber warnahm, nun aus Mitleid die obdachlose Familie seines Schwagers ins Haus und räumte ihr darin eine Stube und eine Schlaf kammer ein. ' Der Geiz und die Scheelsuch, schon früher hervorstechende Charakteleigenschaften der Rosa Huber, hatten sich seit dem Brande vom 22. August um bedeutendes gesteigert, sie gönnte

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