GHETTO UND JUDEN IN ROM 269 und im Theater in der Fürstenloge sitzend; man sah Archelaus und die jüdische Prinzessin Salome, Antipas und Antipater in der Stadt, und nicht wenige Juden prinzen wurden dort am Hofe erzogen. Der Enkel des Herodes, Agrippa, ein abenteuernder Glücksjäger, war mit Drusus , des Tiberius Sohn, erzogen worden und der Busenfreund des Caligula, dessen Lüste er teilte. Der junge jüdische Wüstling befreite sich kaum aus dem Schuldturm, als ihn Tiberius in den Kerker warf
, wo er sechs Monate schmachtete, bis ihn der Tod des Kaisers erlöste und Caligula ihn zum König der Juden machte. Eine glänzende Rolle spielte in Rom beson ders die schöne Prinzessin Veronica oder Berenice, Agrippas Tochter, Schwester und Buhlerin ihres Bru ders, des jüngern Agrippa, des letzten Judenkönigs. Sie lebte nach der Zerstörung Jerusalems in den Ge mächern des Titus als dessen Geliebte; doch gelang es ihr trotz aller Intrigen nicht, sich zur Kaiserin von Rom zu machen. Herodes Agrippa
war übrigens der letzte Jude, der in Rom ausgezeichnet wurde, und seither sah hier das jüdische Volk keinen Glaubensgenossen mehr geehrt, außer dem Baron Rothschild, welchen man zur Zeit Gregors XVI. mit hoher Gunst feierte — aus begreif lichen Ursachen. Während nun in jener Zeit abenteuernde jüdische Prinzen abwechselnd in Rom waren, hatten sich Ju den bereits in der Stadt angesiedelt. Cäsar war ihnen günstig ; dies beweist die Tatsache, daß sie nach seiner Ermordung um ihn weinten und Totenklagen sangen
. Auch Augustus gewährte ihnen volle Freiheit, in Rom sich zu bewegen und ihre Geschäfte zu treiben ; daher beklagten sie dankbar auch seinen Tod und weinten um ihn, wie es heißt, eine ganze Woche lang. Da mals waren sie nicht an einen bestimmten Ort in der Stadt gewiesen, obwohl Philo erzählt, daß Augustus den Juden in Rom das Quartier Transtiberis gab, ei nen guten Teil der Stadt, wie er sagt. Doch wohnten sie auch an anderen Stellen, am häufigsten indes in dem heutigen Trastevere, also nicht weit