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Tiroler Wastl
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Seite 2 von 8
Datum: 03.04.1929
Umfang: 8
. Eigentliche Bauerntheater gibt es in Tirol wie in Bayern leider nur noch wenige. Bei den unzulänglichen Verhältnissen in Bezug auf Ausstattung und Kostümierung, bei der räumlichen Be schränktheit, bei den Schwierigkeiten, welche die hochdeutsche Mundart bereitet, sowie bei der Unvertrautheit mit dem geschmeidigen Ritter- und Hofwesen ist es begreiflich, daß der unfreiwillige Humor manchmal Triumphe feiert. Und von diesem unfreiwilligen Humor will ich heute erzählen. Was ich berichjte, stützt

und Jahrhunderten entnommenen Kostüme und Waffen Heiter keit. Ich habe gesehen, daß Ritter, wohl aus Sparsamkeits gründen, Tischdecken, an die Gold- und Silberborten angenäht waren, als Mäntel trugen, lange Wasserstiefel an hatten, und mit Kavallerieschleppsäbeln bewaffnet waren. Im allgemeinen fallen solche Sachen bei der einheimischen Bevölkerung nicht weiter auf. Auch die Handlung zeitigt zuweilen manchen unge wollten Humor. Im „Turnier zu Falkenstein" ruft das Burgfräulein Edelgunde, das ein weißes

nicht nur einige Darsteller, sondern auch! die Ku lissen argen Schaden litten. Der Ritter Dagobert hatte soeben im Zweikampfe seinen Gegner erstochen, der maustot am Boden lag. „Nun hascht du deinen Lohn, geruchloser Halunke!" rief der grimmige Dagobert und steckte seinen Säbel in die Scheide. Als Antwort fing der Tote auf einmal heftig zu niesen an, was einen Sturm der Heiterkeit entfesselte, der sich noch steigerte, als Dagobert dem sich vor Lachen auf dem Boden Krümmenden ein freundschaftliches „Helf Gott, daß's wahr

isch!" zurief. Eine sehr rührende Angelegenheit war es, als der Ritter Kunz von Drachenfels in dem gleichnamigen Stück Abschied nahm von seiner Braut, weil er in den Krieg ziehen mußte. Es wurde dabei von der Weiblichkeit im Publikum viel geweint. Knnzens Knappe aber, der dabei stand, schien die Geschichte sehr langweilig zu finden, denn er tat auf einmal seinen geräumigen Brotladen auf und gähnte furchtbar. Da erscholl aus dem Züschauerraum die Stimme des als Urvjiech bekannten Schneidertom

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Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 02.12.1926
Umfang: 8
verurteilt. Den Hauptpunkt der Anklage bildete der Vorwurf, er häbe unter anderen diplomatischen Aktenstücken ein Telegramm des deutschen Gesandten 'beim Vatikan. Ritter, veröffentlicht, das als Be stätigung der deutschen Schuld am Kriegsausbruch auf- gefaßt werden konnte. Dadurch habe er 'der Entente Material zur Begründung der drückenden Bestimmungen des Frie densvertrages geliefert. Fechenbach wurde verurteilt — wir haben den Fall seinerzeit ausführlich dargelegt —, obwohl er Nachweisen konnte

, daß das Ritter-Telegramm durch frühere Veröffentlichungen im Auslände 'bereits bekannt war und daß es auch seinem Inhalt nach niemals die be hauptete Wirkung haben konnte. Gegen die Urteile der bay rischen „Volksgerichte". die seither äbgeschafft worden sind, war keine Berufung zulässig. Fechenbach saß drei Jahre im Zuchthaus; erst eine Amnestie befreite ihn. Nachdem aber der Reichstag später beschlossen hat. daß gegen die Urteile der bayrischen Volksgerichte nachträglich die Revision ergriffen werden könne

, hat Fechenbach die Wiederaufnahme seines Prozesses beantragt. Aber das Landgericht Dtünchen hat das Wiederaufnahmeverfahren abgeiehnt. Dagegen hat Fechenbach dft Revision an das Reichsgericht ergriffen und nun »st das Urteil mit einer 34 Seiten langen Begründung herabgelangt. Es wird darin das Erkenntnis des Münchener Landgerichtes aufgehrchen und soweit sich das Urteil auf die Veröffentlichung des fo= genannten Ritter-Telegramms bezieht, was ja der Haupt punkt des Prozesses war und zu der furchtbaren Straft

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