Seite 4. Nr. 24. 6 EOön Kadtwig. Erzählung aus Tirols Ritterzeit von M. Buol. Als Fredegild sich auf den Heimweg machte, ge leitete sie der Herr von Tarrentsberg bis zum Tore des Schloßhofes, als wäre sie eine Edelfrau. Ge rald aber, der im Saale zurückblieb, wandte sich an seinen Schlotzvogt, der eben die Becher von der Tafel wegschaffte, und sagte: „Gilg, mein ftom- mer, getreuer, rede zu niemand von dem, was du heute gehört hast." Und Gilg versprach es. Dann sagte der Ritter
Zeit, bis er begriff, daß sie heute am Schloß zur Tafel gewesen sei und daß der junge Ritter um Hadewig geworben habe. Da wurde Jost betrübt und sagte: „Weib, so lange wir beisammen sind, bin ich dir immer ein guter Mann gewesen und habe deine Torheiten ertragen. Aber jetzt ertrage ich sie nimmer, denn meines Kindes Leben und Glück mag ich deinem törichten Hochmut nicht opfern." Sie aber lachte in einemfort und weinte wieder dazwischen und meinte, der Ritter von Guntraun werde ihm doch als Eidam
willkommen fein. Diese Rächt konnte Jost kein Auge schließen. Und früh am Morgen, ehe sein Weib es gewahr wurde, machte er sich auf nach Unser Frau im Schnalstale. Als es dämmerte, war er droben auf Juval und beim Hungerläuten stand er vor Unse- rer-Frauen-Kirche. Und während der langen Wanderung dachte er, was er nun mit Hadewig machen solle und ob er sie nicht aufs neue verber gen solle, damit der Ritter sie nicht mehr finde. Als er in den Widum trat, stellte Hadewig eben die Suppe auf des Pfarrherrn
, wenn ich dir alles sagen und be kennen kann; aber glaube mir, es ist nichts in meinem Herzen, defien ich mich zu schämen brauche. Rur wenn du sagst, daß ich anders fei als ftüher, da hast du wohl recht." Jost seufzte. „Mein Kind, ich sehe gar wohl, wie es mit dir steht. Du hast dein junges Herz ver schenkt und der es jetzt hat, ist der Ritter von Guntraun." Hadewig barg den blonden Kopf an des Vaters Brust und erwiderte, es sei schon so, wie er sage. Doch Unrechtes begehre der Ritter
nicht von ihr, sondern in ihrem Jungsernkranze wolle er sie zum Altäre führen. Und dann erzählte sie dem Vater genau, wie alles gekommen war, und wie sie den Ritter so lieb gewonnen hatte. Als sie ihn zum ersten Male auf der Bleiche vor dem Hause ge sehen hatte, habe sie ihm kaum in die Augen ge schaut und ihr Herz sei ruhig geblieben; dann aber, wie sie hörte, daß der Junker alles lasten wolle, um sie zu freien, sei ihr Herz weich gewor den ob so übergroßer Liebe und sie habe nicht an ders können als ihn auch lieb gewinnen. Doch fei