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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 12
Datum: 13.10.1906
Umfang: 12
, die ganze Besatzung mit Aus nahme weniger Soldaten, die sich an die Ge schütze geklammert hatten, sind umgekommen. — Auch in New-Orleans selbst hat der Wir belsturm in dem aus Wohngebäuden bestehen den Teile der Stadt Verheerungen angerich tet: mehrere Häuser stürzten ein. Die Zer störungen sind am größten in dem fünfzig Meilen entfernten Pontchatoula; dort sind vier Personen ums Leben gekommen. (Der § 23.) (Bezirksgerichts Richter: An geklagter, Sie haben Flugschriften verteilt und sich dadurch

au dem Paragraph 23 vergangen. Was haben Sie dagegen einzuwenden? — An geklagter: Ich habe dem Paragraph 23 nichts getan, kenne ihn ja gar nicht. — Richter: Gnt! (Ruft zum Saaldiener:) Der Herr Paragraph 23 soll hereinkommen. — Ein kümmerlich und komisch aussehendes Männchen humpeltausdünnen Füßchen herein und grinst blödsinnig vertrant den Richter an. — Richter: Herr Zeuge, Sie heißen? — Zeuge: Paragraph 23. — Richter: Katholisch? — Zeuge: Ja. — Richter: Ver heiratet? — Zeuge: Nein. — Verteidiger: Er lebt

mit Fräulein Justitia im Konkubinat und ... Richter (mit abwehrender Bewegung: Schon gut, schon gut! Herr Zeuge, was sind Sie?—Zeuge: Statist beim Preßgesetz. — Richter: Wo wohnen Sie? — Zeuge: Ich bin beim Herrn Staats anwalt aus Kost. — Richter: Wie heißt Ihr Vater? — Zeuge: Unsinn. - Richter: Und ihre Mutter? — Zeuge: Beschränktheit. — Richter: was ist Ihr Vater? — Zeuge: Hofrat. — Richter: Haben Sie für jemanden zu sorgen? — Zeuge: Ja für die Lächerlichkeit. — Richter: Gnt, Herr Zeuge. Sie behaupten

also, von dem Ange klagten beleidigt worden zu sein. Wie war das? Zeuge: Der Angeklagte hat Flugschriften verteilt und mich dadurch in meiner Ruhe empfindlich gestört, ich bin nämlich ein Kranker. — Richter: Die Flugschriften waren eigentlich von der Zensur erlaubt. — Staatsanwalt: Ganz egal, sie sollten aber trotzdem nicht gelesen werden. — Richter: Stimmt. — Verkündet das Urteil. Der Ange klagte wird schuldig erkannt, erlaubte Druck schriften verteilt zu haben und daher zu einer Arreststrafe von drei Tagen

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 22.06.1935
Umfang: 12
gestern im Strafbezirksgericht I vor Landesgerichtsrat Dr. V a n e - c e k statt. Schon bei Verlesung der Anzeige schüttelte sich das Auditorium vor Lachen, denn es wurde dem Altersrentner Theodor Sch. zur Last gelegt, er habe seinen Hund a b ge eicht e t, seine Frau stets in die Waden zubeißen, wenn er mit ihr in Streit gerate. Richter: Also wie ist das mit Ihnen, Ihrer Frau und dem Hund? — Angekl. (stottert): Ja, i i i . . .? I mach gar nix. — Richter: Aber der Hund! Er zwickt Ihre Frau

in die Wädeln, wenn Sie mit ihr streiten. — Angekl.: Dös is net so. Sie hat den Hund amal ghaut, dös hat er sich g'merkt, no und "... — Richter: Jetzt nimmt er für Sie Partei. Staatsanwaltschastlicher Funktionär Dr. Lieberich: Was ist das überhaupt für ein Hund? — Angekl.: A Hurrd halt. — Staatsanwaltschaftlicher Funktionär: Beschreiben Sie ihn, ist er groß, ist er klein, wie sieht er aus? — Angekl.: Na so halt. Oben silbergrau, mit Ohrwaschln. — Richter: Jetzt kön nen wir uns ihn genau varstellen (Lachen

). — Angekl.: Frü her war er Kettenhund (Heiterkeit). Die Gattin des Angeklagten wird als Zeugin in den Saal gerufen. Sie ist eine wohlbeleibte Frau, die mit einer Markt tasche und einer gefüllten Flasche darin vor den Richter tritt. — Richter: Sie heißen Eva Sch.? — Zeugin: Das wird stim men. — Richter: Wann sind Sie geboren? — Zeugin: Ja, die anen sagen, i bin sechzig, und dö andern i bin siebzig Jahr. I glaub, i bin siebzig. — Richter: Eine Frau, die sich frei willig um 10 Jahre älter macht

! Das ist eine Seltenheit! Wo sind Sie geboren? — Zeugin: Schaun S', Herr Richter, i kann net lesen, i kann net schreiben, i waß des net. — Richter: In Ungarn? — Zeugin: Na. Richter: In Italien? — Zeugin: Aber na. — Richter: Amerika? — Zeugin: Wie Kumm i dort hin? — Richter: Böhmen!? — Zeugin (freudestrahlend): Io, ja, von dort bin i her (Heiterkeit). Richter: Also wie war das mit dem Hund? — Zeugin: Mei Mann hat Kuttelfleck hambracht in an nassen Sackl. Der Hund hat immer geschnuppert und dran g'rochen, i geh vorbei

und er zwickt mi in die Wadeln. — Staatsanwalt schaftlicher Funktionär: War der Hund bösartig? — Zeugin: Na ja. in an Monat hat er mi nur des ane Mal zwickt. Richter: Sie können gehen. — Zeugin: Bitt schön, Herr Gerichtshof, kann i net a paar Schülling ham, zum Ham- fahrn. weil i kann net hatschen. — Richter: Paar Schilling gleich? Für die Fahrt nach Erdberg? Sie kriegen nur Fahr scheine, die können Sie nicht in Rum umsetzen. — Zeugin: Trunken Hab i, wia i jung war. Der Angeklagte wurde freigesprochen

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Tiroler Wastl
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Seite 4 von 12
Datum: 06.07.1913
Umfang: 12
genannt werden, sollten heute min derwertig sein. Diese Minderwertigkeit erklären die Herren im Herrenhause in einfacher, ihrem Geiste entsprechender Form: dem Geschworenen mangelt es an Intelligenz, Rechtskenntnis u. dergl. mehr — lauter Tugenden, die nach Ansicht vorerwähnter Herren nur dem „beamteten" Richter eigen sind. Nun ja, — Rechtskenntnis, d. h. Paragraphenreiter ist der Geschworene nicht, soll es ja auch nicht sein, denn er hat nicht „Recht" zu sprechen, sondern einen „Wahrspruch" zu fällen

Richter steht im Genüsse des Dog mas der Unfehlbarkeit — ähnlich wie der Papst — wiewohl ersterer wie letzterer Mensch ist. Der aus gezeichneteste Richter ist eben wie alle Menschen, mit Schwächen und Fehlern behaftet, nur ist der beam tete Richter dem Geschworenen nicht gleichznstellen, schon aus dem Grunde, als der Richter vom Staat besoldet und der Staat von der Regierung gelenkt wird. Wie ist es da denkbar, daß Richter in poli tischen Angelegenheiten frei von jeder Voreinge nommenheit, frei

herangezogen werden. And wenn es im Staats grundgesetze noch so deutlich heißt, daß die Richter uirabhängig sind, so ist das Leben stärker als das Gesetz, und das Leben beweist uns, daß eine Unab hängigkeit staatlicher Richter vollständig undenkbar ist. Daher muß sich das Abgeordnetenhaus mit ] aller Gewalt gegen die sogenannte Preßreform j stemmen, nach, welcher man die Preß- und politischen ! Delikte dem Schwurgericht entziehen will. Ludwig v. H a r t m a n n. großen Schwindels sie darum, von wem

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 04.11.1915
Umfang: 8
in Zelten und Baracken. Fm Winter sind viele erfroren. Für Erkrankte seien kaum Aerzte vorhanden. :' — 38 — Der Richter stellte ihm vor, daß er durch sein Schweigen seine Lage noch schlimmer mache, als sie schon sei. Wieder warf ihm Sterzinger einen lauernden Blick zu, blieb aber auch darauf die Antwort schuldig, wo er gewesen, bevor er aus die Kögelalp gekommen sei. „Und wo waren Sie gestern Nachmittag zwischen vier Uhr und dem Ausbruch des Gewitters?" „Ich weiß nicht," murmelte Sterzinger. „Sie wissen

nicht?" fragte der Richter, ihn scharf fixierend. „Besinnen Sie sich! Es hängt Ihr Leben von der aufrichtigen Be antwortung dieser Frage ab." Sterzinger schwankte zurück und starrte den Richter mit weit- geöfsneten Augen an. Gleich darauf nahm aber sein Gesicht wieder den vorigen, tückisch-trotzigen Ausdruck an. Er blieb stumm. „Ich will Ihrem Gedächtnis zu Hilfe kommen," nahm der Richter nach einer kurzen Pause wieder das Wort. „Sie befanden sich um die angegebene Zeit in der Nähe des Bildstockes an der See

- straße nach Achenkirchen." „Das ist nicht wahr," rief diesmal der Angeklagte. „Wo waren Sie denn?" „Wie soll ich's denn wissen?" grollte Sterzinger." „Ich Hab' mich um die Zeit nicht gekümmert und eine Uhr Hab' ich auch nicht." „Ein Mann, der sich wie Sie fortwährend in den Gebirgen um hertreibt, bedarf keiner Uhr, um die Zeit zu wissen," wandte dev Richter ein. „Der Stand der Sonne ist seine Uhr. Wo also waren Sie um die von mir angegebene Zeit?" Es erfolgte keine Antwort und der Richter fuhr fort

." „Und was taten Sie in jener Einöde des Hochgebirges?" I — 39 — „Was fragen Sie noch?" rief er ärgerlich. „Sie wissen's ja. Muß ich denn an die Kost, so machen Sie es wengstens schnell ab." „Wollen Sie etwa dadurch andeuten," fragte der Richter, „daß Sie droben gewildert haben?" „Zum Donnerwetter, ja, was sonst?" rief Sterzinger brutal. „Aber geschossen Hab' ich nichts. Der Stutzen ist noch geladen." ^ Er wies auf sein Gewehr, das vor dem Richter auf dem Tische lag. „Sie sind also um die angegebene Zeit

auf dem Wege von der Dalfazalp nach dem Rofan gewesen," fragte Herr Huber, „und kön nen hoffentlich Ihre Behauptung durch Zeugen beweisen ?" ^ „Ja, wer soll mich denn dort oben zwischen den Riffen und Schroffen gesehen haben?" fragte Sterzinger fast spöttisch. „Das ist schlimm," sagte der Richter gedehnt. „Ich fürchte auch, daß Sie niemand dort gesehen hat, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil Sie nicht dort waren." Sterzinger wollte auffahren. Der Richter gebot ihm mit stren ger Stimme Schweigen

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 2 von 10
Datum: 12.10.1934
Umfang: 10
). Altsozialisten 58 (Minus 5. 48 Stichwahlen), Kommunisten 11 (Minus 1, 3 Stich wahlen). Unter den gewählten bekannteren Persönlichkeiten be finden sich die vier Minister Sarraut, Flandin, Marquet und Lous-Marin. Der ehemalige Präsident der Republik Poincare wurde ohne Geuenkanditoten wieder gewählt. Dem Richter war es. als ob ein Schleier von seinen Augen genommen werde. Er hatte von der Liebe der beiden jungen Menschen keine Ahnung gehabt. Nun be griff er Kansels Schweigen — es wurde ihm manches klar

, was er nicht begriffen. Nur der eine Punkt blieb noch unaufgeklärt — wie war der Unterburgsteiner in die Schlucht gekommen? «Setz' Dich. Moidl, hier, mir gegenüber," sprach er zu dem vor Erregung zitternden Mädchen. Und nun erzähl' mir, wie es gewesen ist, ganz offen und wahr." Ich werde die Wahrheit sagen." versicherte das Mäd chen und blickte den Richter offen an. Dann erzählte sie. wie fie den Kaufet liebe und ihm gelobt habe, sein Weib zu werden. Der Unterburgsteiner Hab' um ihre Land an- gthallen, ihr Vater

gewesen, und sie habe ihn beredet, einen anderen Rückweg einzuschlagen, er habe dies indessen abgelehnt, wett er aus einen anderen Wege die Tücke des Unterburg- stetners gefürchtet habe. Cr sei in jener Nacht erst kurze Zeit von ihr gegangen gewesen, da sei die Lawine nieder- gefahren und sie habe ihn für verloren gehalten. Weiter wisse sie nichts und sie wisse auch nicht, in welcher Weise er gerettet worden sei. „Wie ist aber der Unterdurgsteiner in die Schlucht ge kommen?" fragte der Richter. „Ich weiß es nicht,- gab Moidl

zur Antwort. „Aber ich vermute, er hat des Kansels Weg entdeckt und einen neuen Anschlag auf sein Leben ausführen wollen." „Du wirst Recht haben, Moidl," sprach der Richter. „Nun sag' mir aber, weshalb Du nicht früher zu mir ge kommen bist und mir di->s alles gesagt hast." „Könnt' ich dies denn? Als Alle sagten, daß Kansel David erschlagen habe, da habe auch ich in der Verzweiflung um ihn gebangt. Wohl traute ich ihm eine solche Tat nicht zu. aber wenn der Unterdurgsteiner ihm aus dem Rückwege

. Als dann der Unterburgstetner in dem Schnee gefunden wurde und sich herausstellte, daß er nicht erschlagen war. da glaubt' ich, der Kansel müsse nun freikommen. Gestern erzählte der Gerichtsdiener meinem Vater, daß der Kansel in Käst bleibe, weil er nicht sagen wolle, wo er während der Nacht gewesen sei; ich wußte, daß er es meinetwegen nicht gestehen wollte, da faßte ich den Entschluß, Ihnen Altes zu sagen, damit er nicht länger unschuldig in Kaft fitze." „Du hast recht getan. Moidl!" sprach der Richter

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Oberinntaler Wochenpost
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Seite 2 von 10
Datum: 27.02.1931
Umfang: 10
schütterliche Texasische phlegma zu lesen. Sie begrüßten den Richter, mich und Bob gleichmütig, ohne eine Miene zu verändern, setzten sich, als frische 'Schüsseln und Teller aufgetragen waren, an dem Tische nieder, langten zu, und aßen und tranken mit einem Appetit, den sie wenig stens vierundzwanzig Stunden geschärft zu haben schienen. während sie aßen, kamen die übrigen. Dieselben Grüße, dieselbe stumme Bewillkommnung und Linla- dung, derselbe Appetit, während des halbstündigen Mahles wurden, ich bin ganz

auch die Gesichter einen Aus druck an, der, weniger phlegmatisch, dem Ernste der Stunde entsprach. „Mister wythe!" — hob der Richter an — „habt Ihr, als prokurator, etwas vorzubringen?" „Ja, Alkalde!" — versetzte der prokurator. — „Habe vorzubringen, daß, kraft meines Auftrages und Amtes, ich mich an den von Bob Rock - 'n>ie er ge nannt wird — angedeuteten Ort begeben, da einen ge töteten Mann gefunden, und zwar durch eine Schuß wunde getöteten, ihm beigebracht durch die Riffe Bob Rocks, oder wie er sonst heißt

der Prokurator aus dem Sattel felleisen, das ihm zur Seite lag, einen schweren Geld gürtel heraus, den er mit den Briefschaften auf den Tisch legte. Die Briefe waren offen, der Gürtel ver siegelt. „Der Richter öffnete den Gürtel, zählte das Geld, das etwas über fünfhundert Dollars in Gold und Sil ber betrug, dann die kleinere Summe, die sich im Beutel, den Bob zu sich- genommen, befand. Dann las der Pro kurator die Briefe und Schreiben. Darauf berichtete einer der Lorregidoren, betreffend Iohny

, daß er sowohl als sein Mulattin entwichen wären. — Er, der Lorregidor, habe mit seiner Ab teilung ihre Spur verfolgt; da diese sich jedoch geteilt, so hätten sich auch die Männer geteilt, aber, obgleich obgleich- sie fünfzig, ja siebzig Meilen nachgeritten, hätten sie doch nichts von ihnen entdecken können. Der Richter hörte den Bericht sehr unzufrieden an.' „Bob Rock!" -— rief er dann; — „tretet vor!" Bob trat vor. „Bob Rock! oder wie Ihr sonst heißen möget, er kennet Ihr Euch schuldig, den Mann

, an dem diese Briefschaften und Gelder gefunden wurden, durch einen Schuß getötet zu haben?" „Schuldig!" -— murmelte Bob. „Gentlemen von der Jury!" — sprach wieder der Richter -— „wollet Ihr abtreten, euer Verdikt zu geben?" Die Zwölf erhoben siel; und verließen das Parlour, bloß der Richter, ich, Bob und die zwei Flüchtlinge blieben zurück. — Nach etwa zehn Minuten trat die Jury mit unbedeckten Häuptern ein. Der Richter nahm seine Kappe gleichfalls ab. „Schuldig !" — sprach der Vordermann. Bob!" -— redete

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 21.10.1933
Umfang: 12
werden in einem neuen Prozeß wieder aufgerollt werden. Sechzehn Sim- meringer Schutzbündler waren vor einem Schwurgericht angeklagt worden und der Prozeß endete mit einem Frei spruch aller Angeklagten. Elf von ihnen wurden auf freien Wie Philips das Graz, 20. Oktober. '(-) Der Kajetan Fernbichler stand lvegen Raufhandels vorm Bezirksrichter; er hat seinem be sten Freund, dem Philipp M., ein Aquarium an den Kopf geworfen. Richter: Ihr seid befreundet, nicht wahr; wie kommen Sie dann dazu, dem M. ein Aquarium

an den Kots zu werfen? Das ist ein merkwürdiger Freundschaftsdienst! — Angekl.: Ja freili, aber mir Ham beide gsofsn wia die Lö cher. Zuerscht war man ... — Richter: Das ist ja gleich. Wieviel haben Sie getrunken? — Angekl.: I Hab 15 Krü gel ghabt und aa zwa Liter Wein und vier Stamperl Schli- gowitz. Aber besonders extta war i net bsoffn. Was recht is, is recht. — Richter: Also, für mich hätte dies zu einer Alkoholvergiftung ausgereicht. Aber Sie werden halt ein besseres Training haben als ich. — Angekl

.: Na — i kunnt net sagn, daß i an extta Rausch ghabt hätt. Wia mir um a sechse in der Fruah liegen ganga san, sag i zum Philipp: Kannst bei mir aa liegen gehn und an Likör Hab i aa, daß ma net verdurschtn. — Richter: Um Gottes willen, nach den fünfzehn Krügeln, den zwei Litern? — Angekl.: Na na, nur so zum Piperln, ah dös schad net, Herr Richter, probierns es amol, dös is a gute Magenstärkung. Wia ma über die Stiagn kumrna, hat er sie hingstöllt im zweiten Stock und hat . . . na ich woaß net, ob i dös sagn

soll? Sö können mas glaubn ... I Hab eahm mit aller Gewalt furtzahrn müassn.." — Richter: Wie kommt das zum Aquarium? — Angekl.: Kummt scho, Geduld bringt Rosen, Herr Richter! Endli Hab i den Hallawachl einabracht in mei Wohnung. Fuß gesetzt, gegen den Freispruch der anderen fünf erhob der Erste Staatsanwalt Dr. Nahrhaft die Nichtigkeits- be'chwerde an den Obersten Gerichtshof. Der Oberste Ge richtshof hat in einer öffentlichen Sitzung das Urteil auf gehoben und die Staatsanwaltschaft änderte ihre Anklage

, in der Meinung, daß es' Plenokain sei. Der Richter beschloß, die Verhandlung zu vertagen. Aamrium aussoff Kaum war er drin, der bsosfene Lackl, sagt er scho: „Du, hörst, i Hab an Durscht zum Verrecken." Und da hat er die Spiritusflaschen verwischt, die am Kasten gstanden is. Auf amol schreit er: „Sakra . . . mir brennt as Beuschl durch. Du Hundianer, willst mi vergiftn!" Jessas, jetzt Hab i gsegn, was er tan hat! „Zum Kruzitürknteusl, du hast die Spiritusstaschn derglengt!" Da is er in seiner Verzweif lung

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Alpenland
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Seite 3 von 14
Datum: 28.12.1920
Umfang: 14
sind alle froh, daß sie es nicht sind, die mter die dunlle schwarze Erde müssen. 1 Als die Matrosen am Abend nach 'Hause kamen, ging Müller still an seinen Kasten und holt die silbernen Fili grandöschen hervor. Sorafältig packt er sie zusammen, ver-! schnürt das Paket und adresiiert es m d^ Braut semes vnglüA sichen Kameraden LcmsLM Deutsch-SLdtirol. Die „Sifterta“ verleumdet die Deutsch- Südtiroler Richter! Bozen, 28. Dezember. Wir sind es längst gewöhnt, daß dieses Trienter Blatt ge schäftsmäßig

alles in dieser Art bisher Dagewesene und das ist ge wiß nicht wenig. Ganz unverblümt wird in diesem Artikel an der Hemd von zwei bis drei Beispielen behauptet, daß die deutschen Richter in Südtirol parteiisch gegen die deutsche Seite hm urteilen, daß die italienischen Parteien in Süd- tlrol mit Bezug auf die Geschäftsgebarung der deutschen Richter zu diesen kein Vertrauen haben können und daß end lich „fremde" (gemeint sind natürlich deutsche) Advokaten mit Hilfe deutscher Richter italienische Parteien direkt

gesetz widrig ins Unrecht zu setzen in der Lage wären. Nicht zu vergessen, daß das Blatt auch den deutschen Geschworenen Bozens vorwirft, sie hätten böswillig die verbrecherische Tö tung eines italienischen Soldaten ungesühnt gelassen. So wert ist es gekommen, daß sich die deutschen Richter Südtirols, die Geschworenen Südtirols, von einem verblen deten Hetzblatt von der Gattung der „Liberia" vorwerfen lassen sollen, sie seien in ihrer Amtsführung nicht gewissen haft und unparteiisch, sie seien

also bei ihrer Rechtsfindung nicht Richter, sondern vom Hasse gegen die Italiener er füllte Deutsche, die ihre Macht zum Schaden der Italiener ausnützen und das Recht verleugnen. Kein reichsitalienischss Blatt leistet sich auch nur annähernd etwas Aehnliches, wie das Trienter Blatt. Glauben die Herren der „Liberia", daß es im Trentino einen einzigen Richter gibt, der von sich behaupten "könnte, er arbeite -gewissenhafter und rmparteiischer, als unsere deut schen Richter? Aber es handelt sich der „Liberia" ja gar

" — den Bezirksrichter Hinterholzer »regen einer ihm als Richter zustehendeu Amtshandlung ohne Einleitung des gesetzlich gebotenen Disziplinarverfahrens si'ines Amtes gesetzwidrig enthoben hatte. Auch damals wurde hauptsächlich in der „Liberia" in spaltenlang en Ar- rikeln Mer alles Deutsche losgezogen. Und auch im vorliegenden Falle scheuen sich die Herren: von Trient nicht, aus einer' Entscheidrmg des Kreisgerichtes Bozen, aus einem Wahrspruche einer Bozen er Geschworenen- lammen imb ernenn Meraner

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 27.10.1923
Umfang: 4
■ § Das vor dem Richter alles vergessen wird . . . Vor einem Wie ner Bezirksgericht ist Frau Katharina Racha wegen eines kleinen Vergehens angeklagt. Richten Wie haben Ihre Eltern geheißen? — Die Angeklagte wird blaß und rot, denkt nach, wird verlegen und gibt keine Antwort. — Richter: Nun? — Angeklagte (zögernd): Ich weiß es nicht . . . aber warten S' . . . ich g l a u b' . . Johann hat der Vater geheißen. Aber bestimmt weiß ich's nicht. — Richter: Und die Mutter? — Angekl.: Ich glaub' . . . Franziska. — Richter

: Sie glauben? — Angekl.: Ja, ich glaub', bestimmt kann ich's nicht sagen. — Richter: Gut, Johann und Franziska Aber wie mit dem Familiennamen? — An geklagte (erschrocken): Jestas, den Namen Hab' ich vergessen! — — Richter: Aber Sie werden doch wissen, wie S i e als Mädchen geheißen haben? — Angekl. (unter Tränen): Meiner Seel', Herr Richter, ich hab's vergessen. — Richter: Vielleicht erinnern Sie sich später. Sagen Sie mir's halt nach der Verhandlung. (Kopf schüttelnd

): So was ist mir noch nicht vorgekommen. Die Ange klagte hat sich nicht erinnert, sie hat dem Richter auch dann ihren Mädchennamen nicht genannt. — Eine andere Verhandlung am selben Tage, beim selben Gericht, aber vor einem anderen Richter. Ein älterer Mann ist wegen Vagabondage angeklagt. Richter: Also, wie alt sind Sie? — Angeklagter (stumpf): Woaß i net. — Richter: Sie werden doch wißen, wann Sie geboren sind? — Angekl.: Na, woaß i net. — Richter: Wo sind Sie geboren? — Angekl.: Woaß i net. — Richter: Aber Ihren Geburtstag wis

sen Sie doch? — Angekl.: Hab' nie oan g'feiert. Mir g'nügt's, daß i geboren bin. — Richter: Haben Sie denn gar kein Inter, esse, zu wissen, wie alt Sie sind? — Angekl.: Na, is mir ga n , egal. § Geangelte Juwelen. Wien. 25 Oktober. Während Lad» Cuninghame, die Gattin des ersten englischen Gesandten in Wien nach dem Umsturz, im Sommer bei Rothschild in dessen Enzesfelder Schlosse zu Besuch weilte, wurden in der Nacht 18. Juli aus ihrem Toilettezimmer wertvolle Juwelen gestohlen. Der Diebstahl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 21.10.1912
Umfang: 8
zwar das erstrichterliche Urteil im bekannten Ehrenbeleidigungsprozesse Wimmer kontra Genossen Ertl und Handlungsge hilfen Z., zufolge welchem zwar die Angeklagten zu Geldstrafen verurteilt wurden, aber welches auch klipp und klar b e st ä t i g t, daß der „deutschnatio nale Führer" Rudolf Wimmer ein — sagen wir — Gesinnungswechsler ist. Und der Um stand, daß Wimmer Richter gefunden hat, die über politische Moral, politischen Charakter und politi sche Makellosigkeit eine vereinzelt dastehende Ansicht

haben, die von Juristen und Politikern mitleidig belächelt wird, kann an der einen Tatsache nicht rütteln, daß der Ankläger Wimmer in sehr lädier tem Zustande den Gerichtssaal verließ. Man muß sich immer die Tatsache vor Augen halten, daß der Richter im Urteil zugibt, daß der angetretene Wahr heitsbeweis als erbracht anzusehen ist, aber derselbe angeblich nicht hinreicht, dem Herrn Wimmer die Ehrenprädikate „Gesinnungslump" und „Dokumen- tenfälscher" zu verleihen. Wie blind in politischer Beziehung die Justiz

ist, mögen folgende im Urteil angeführte Gründe beweisen. Bezüglich der gefälsch ten Dokumente sagte der Richter: „... D i e Ab schrift (nämlich die eines Vertrages) ist als ein gefälschtes Dokument anzusehen." Dann: „... ist ferners erwiesen, daß der Privatankläger bei einer Versammlung behauptet hat, daß eine zweijährige Bindungsklausel nicht vereinbart worden sei, daß ihm aber von sozialdemokratischer Seite ausdrück lich erklärt wurde, daß eine solche Bindungsklausel wirklich vereinbart worden sei

hat." Und endlich: „. . . ist erwiesen, daß Wimmer bei der Versammlung am 16. Mai 1906 in bewußter Weise sich auf eine gefälschte Urkunde berufen hat. . ." Aber diese Beweise genügten dem poli tisch-naiven Richter nicht, denn er sagt: „Alles dies ist aber nicht hinreichend, um einen Beweis . . . herzustellen." Wenn alle politischen Ehrenmänner solche „milde" Richter finden werden, dann kann in Oesterreich das Kalfaktertum wirklich blühen und gedeihen. . . Besonders interessant ist freilich die Begründung

des Schuldspruches wegen des Vorwurfes der Ge sinnungslumperei. Wenn diese Begründung in die weite Welt flattert, wird der Richter Vortolotti eine Berühmtheit. Der Richter nimmt als erwiesen an, daß Wimmer zuerst christlichsozial war, und von Zeugen wird be stätigt, daß Wimmer, damals noch christlichsozialer Agitator, vor zwei einflußreichen sozialdemokrati schen Vertrauensmännern über die Christlichsozialen weidlich schimpfte und zu verstehen gab, daß er „noch mehr weiß" und „noch mehr sagen

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Tiroler Bauern-Zeitung
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Seite 4 von 20
Datum: 17.07.1930
Umfang: 20
. Eine humorvolle Gerichtsverhandlung. Die Wiener „Reichspost" veröffentlicht folgendes amüsantes Zwiegespräch, das kürzlich vor einem Gericht stattfand: Der Buchdrucker A. St. hatte sich vor dem Be zirksgericht Fünfhaus wegen Gattenmißhandlung zu ver- antworten. Auf den Namensaufruf erscheint ein Mann, dem man es ansieht, daß er ein wenigzu tief ins Glas geguckt hat. Richter: ,-Sie behandeln Ihre Frau ja recht lieb! Wir leben doch nicht in einer Zeit, wo man einen Menschen nach Belieben schlagen darf

." — Angeklagter: „Ich bin halt ein Mann von altem Schrot und Korn." — Richter (trocken): „Den Kornbranntwein riecht man. (Schallende Heiterkeit.) -Welchen Grund hatten Sie denn, Ihre Frau so zu liebkosen?" — AngeMagter: „Wissen Sie, Herr Richter, meine Frau ist eine Art Pythia." — Staatsanwalt: „Wissen Sie denn überhaupt, wer die Pythia war?" — Angeklagter (stolz): „Und ob. Pythia war eine alte Dame, die auf einem Sessel mit drei Füßen gesessen ist und lauter zweideutige Sachen gesagt hat." (Große Heiterkeit

.) — Richter (lachend): „Was hat denn Ihre Frau damit zu tun?" — Angeklagter: „Ra, sie hat mir halt auch geweissagt. ,Toni,' hat sie gesagt, ,mit dir wirds ka guts End nehmen, wannst so viel trinkst!' Da bin ich zornig word'n und die Hand ist mir ein bissel aus- g'rutscht." Richter: „Sie scheinen ja ein intelligenter Mensch zu sein. Sehen Sie denn nicht ein, daß Sie un- recht gehandelt haben?" — Angeklagter (zerknirscht): „O ja, i siechs ein. I bin ja sonst net so. Aber der Alkohdl, der Alkohol, der macht

aus einem Engel einen Bengel. Aber i trink jetzt wirklich net mehr." — Richter: „Davon merkt man heute nichts. Sie sind ja wieder ziemlich schwer geladen." — Angeklagter: „Dös is a Ausnahm. I Hab mir ja Mut antrinken müssen, wie i Herkommen bin." — Richter: „Das Gericht ist kein Ort, den man angeheitert betreten darf." — Angeklagter: „Sans net bös, Herr Richter, i Hab dös net g'wußt. I merk mers bestimmt fürs nächste Mal." (Lebhafte Heiterkeit.) — Richter: „Ich hoffe, Sie werden es sich überlegen, Anlaß

zu geben, daß Sie noch ein zweites Mal Herkommen müssen." — Der Richter verurteilte den Angeklagten zur Strafe des strengen Verweises. Rechenexempel. „Denken Si>e nur, meine Frau und ich, wir haben am selben Dag Geburtstag. Nächsten Freitag werden wir zusammen 70 Jahre alt. Nun raten Sie mal, wie sich das verteilt!" „Wahrscheinlich sehr lein fach! Ihre Frau ist >die Sieben und Sie ftnlb die Rull." Ja, da» ist was anderes! „Vater, du sollst heim- kommen!" — „Wer hat's denn g'sagt?" — „Die Mutter

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 25.04.1936
Umfang: 10
. 8.45 Frühkonzert (Schallplatten). Salonorchester Dol Dau ber spielt. — Erkel Ferencz: „Hunyady Lnszlo". Ouver. türe. — Komzak: Wiener Volksmusik, Potpourri. — | |p Heimkehrerroman von A. von Sazenhofen SHEI5 mk bw Sum9# ( 6 . Fortsetzung.) Anton hat bereits seine Weisung. „Bitte . . ." sagt er und eilt die breite Eichentreppe voraus. Er öffnet die Türe zum Arbeitszimmer Fer dinands. „Herr' Richter," meldet er. Ferdinand sitzt vor seinem Schreibtisch. Er wendet sich um. Er stemmt beide Hände

auf die Armlehnen seines Stuhles und hebt sich schwer und langsam em por. Wie er steht, hat er sich gefaßt. „Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Richter? Ich habe aus Dutzenden von Angeboten das Ihrige gewählt, weil es mir in seiner gedrängten Kürze gefallen hat. Was ich meinerseits zu sagen habe, ist auch in zwei Sätzen gesagt. Das Gut wirft nichts mehr ab; es wie der rentabel zu machen, ist Ihre Aufgabe." Richter nickt nur mit dem Kopf. „Das wird geschehen." Ferdinand sieht ihn an. „Sie haben ein merkwürdiges

Selbstvertrauen. Wo haben Sie eigentlich die Praxis und die Erfahrungen her, wenn ich fragen darf? Sie haben mir weder Empfehlungen noch Zeugnisse vorgelegt. „Ich hatte früher selber einen Besitz." „Ach so, pardon! Dieser ist Ihnen verloren gegan gen?" Richter hebt langsam den Blick. „Ja. er wurde mir genommen . . „Ah so!" Ferdinand greift nervös nach seiner Zigarrentasche. „Wie hat das geschehen können?" Richter hebt ruhig die Achseln. „Es gibt Umstände und Rücksichten, die einen macht- und rechtlos

um 8 Uhr. Dann können wir bereden, wann Sie eintreten." Richter verbeugt sich dankend. „Noch etwas möchte ich erwähnen, Herr Richter. Sie wünschen nur ein Taschengeld. Ich kann aber Ihre Dienste nicht gegen ein Taschengeld annehmen. Ich schlage Ihnen einen bestimmten Anteil am Mehrertrag vor." „Diesen Vorschlag kann ich erst annehmen, Graf Bontink, wenn die Früchte meiner Arbeit vorliegen." „Also dann, wie Sie wollen. Ich werde Ihnen mor gen die Verwaltung übergeben und Sie einführen. Der Wirtschafter

ist bereits instruiert, daß er sich Ihren Anordnungen zu fügen hat. Wenn Sie sonst einen Wunsch haben sollten ..." Richters große, graue Augen bekommen einen selt samen Ausdruck. Er schüttelt den Kopf. „Dann aus Wiedersehen bei Tisch heute Abend!" Richter ist entlassen. Kaum ist die Türe zu, wendet sich Ferdinand auf geregt um, nimmt die Papiere vom Tisch, liest sie ge nau durch: Max Richter . . . geboren ... und so weiter. Dann steckt er sie in die Brusttasche und geht hinüber zu Mary

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 10
Datum: 04.11.1950
Umfang: 10
die Richter hergetragen wurden und gleich bei den Sänf ten hängt ein Chinese an einer Wand, das ist ein Zeichen, daß ein Prozeß läuft. Die chine sische Rechtssprechung fängt nämlich mit der Bestrafung an. Stellt sich heraus, daß der An geklagte unschuldig ist, dann sind Ueberra- rchung und Freude für diesen um so größer. Br wird abgeknüpft und kann gehen. Ein anderer wieder ist mit Stricken und Ketten ru einem Bündel zusammengeschnürt, daß die Knie fast bis ans Kinn reichen. Unter den Knien ist eine dicke

. Er heult jammert, streckt die gefesselten Hände ® UI \ so weit er kann, und bittet flehentlich, Nan soll ihn loslassen Im Hintergrund, an *lnrrm mit rotem Tuch bespannten Tisch sitzt der Mandarin. Er fächelt sich mit seinem Fächer Luft zu und sein glattes Gesicht be wahrt eisige Ruhe. Gemächlich setzt er seine Hornbrille auf und blättert in den Akten. Der Gefangene brüllt, man solle ihn lieber töten. Nun fragt der Richter, ob der Ange- . klagte seine Spießgesellen nennen will. Ein Gerichtsbeamter geht

zwischen Richter und Angeklagten hin und her und überbringt Frage und Antwort, denn der Mandarin ju- diziert nicht direkt mit dem Angeklagten. „Ich werde alle nennen!“ stöhnt dieser. Der Richter befiehlt: „Laßt ihn los, er will ge stehen!“ Die Gerichtsdiener, entsetzliche Halunken in gelben Anzügen und Trichter hüten, eilen herbei und ziehen dem Gepeinig ten die Bambusstangen heraus, tragen den Mann in den Hintergrund und werfen ihn auf die Erde. Der ist noch ganz betäubt vom Schmerz und windet

sich wie ein getretener Wurm auf dem Boden. In der gleichen Halle verhandelt ein zwei ter Richter. Er verhört erst die Zeugen, die kniend, das Haupt tief zur Erde geneigt, ihre Aussagen machen. Dann wird der Angeklagte aus dem nebenan befindlichen Gefängnis ge holt; der sieht erbärmlich verhungert aus. Die Gefangenen, die keinerlei Geld oder Wert sachen besitzen, bekommen nichts zu essen und sind deshalb zumeist bis auf die Knochen abgemagert Um den Hals trägt der Gefan gene eine verrostete Kette

, an der ihn ein Ge- riehtsdiener vor den Richter führt. Er kniet nieder und schwört hoch und heilig, daß er unschuldig sei. Nun muß er die Erfahrung machen, was es heißt, so etwas zu behaupten. Chinesische Richter sind nicht dazu da, um freizusprechen. Auf einen Wink des Manda rins fallen die Gerichtsschergen über den Ge fesselten her und reißen ihm die Jacke vom Leib. Zwei packen ihn bei den Armen, ein dritter bei den Haaren und ein vierter steht hinter ihm und läßt einen gespalteten Bam busstock auf die ausgemergelten

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 18.10.1932
Umfang: 6
schweren Kerkers unter Einrechnung der Untersuchungshaft verurteilte. Exzesse einer Amazone im Gerichtssaal. Die Angeklagte prügelt den Kläger. — Dessen Braut fällt in Ohnmacht. " Men, 17. Oktober. Zwei Frauen, die eine groß und breitschultrig, standen als Angeklagte vor dem Favoritner Strafrichter, ihnen gegenüber ein blasser, schmächtiger junger Mann als Kläger. Richter: Anna G ö f ch l, Sie sollen dem Julian Huber einige Ohrfeigen gegeben und ihm einige Büschel Haare ausgeriffen haben. — Anna Gösch

, was Können und ein starker Wille zu leisten imstande sind. Schieds richter Niederwange r. —tt— F. C. Hall—Sportverein Innsbruck 3:1 (0 :0). Mit diesem Sieg hat sich der F. C. Hall neuerdings zwei wichtige Punkte geholt, so daß es jetzt die vierte Stelle in der Meisterschaft einnimmt. Das Spiel war eines der schönsten, die auf dem Haller Sportplatz im heurigen Jahre durchgeführt worden sind. Ohne Derb heiten wurde vom Anfang bis zum Schlußpfiff von beiden Mann schaften, die in stärkster Aufstellung angetreten

den Sieg ermöglichte und L a i r vom Sportverein, der durch seine kaum mehr zu überbietende Sicherheit im Tor, seinen Verein vor einer größeren Niederlage bewahrt hat. Schiedsrichter Dr. Bill hatte die Spielleitung sicher in der Hand. — Im vorausgegangenen Spiel der Reserven konnten ebenfalls die Haller mit 7 :3 (2 :2) siegreich bleiben —e— Größere): Selbstredend Hab i dös g'macht. — Richter: Wie reden Sie denn da? — Angeklagte: I kann do net na sagen, wenn's wahr is. No mehr Watschen hätt i eahm geben

sollen und no mehr Haar ausreißen, weil i im Recht war. — Richter: So, im Recht waren Sie? — Angeklagte: Weil er vurher bei aner Verhandlung net d' Wahrheit g'sagt hat. — Richter: Und Sie, Iofefine Kummer sollen dem Kläger zugerufen haben: „Weisel!" (Dialektausdruck für polizeiliche Abschaffung.) — Kummer: Dös Hab i net g'sagt, dös Wort net, sondern nur dös ane, daß er net herg'hört, weil er net zuständig ,3, wo so viele Weaner kane Arbeit net Ham. Z' Haus hat er ganze Säckeln mit Schülling liegen

. — Zeuge Alois Schleifer: Ich Hab' nur geseh'n, wie die Frau hier den Herrn da geschlagen hat, schimpfen Hab' ich nicht gehört. — Göschl (zum Kläger): Sei net so feto, hatt'st z'rückg'haut! — Richter: Geben Sie Ruhe, sonst sperr' ich Sie ein! — Kläger: Auf d' Wachstuben Hab' i flüchten müssen, so hat sie dreing'haut und dö andere hat dazu g'schimpft. — Richter: Frau Kummer, wollen Sie wenigstens sich ausgleichen? — Angeklagte: No ja. — Richter: Also bitte zu protokollieren: „Die Angeklagte Iofefine

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 26.09.1931
Umfang: 6
er dann dem amerikanischen Zahnarzt Federick G r i f f i t h s ein Scheckheft mit Schecks auf 1000 Dol lar. Im heurigen Frühjahr wurde der Gauner in Newyork verhaftet. Er hatte unter dem falschen Namen „Mairice Dol- ber" bei der Chatam Phoenix Nationalbank and Trust-Com pany in Newyork ein Scheckheft auf 3000 Dollar gelöst und es geschickt auf 36.000 Dollars gefälscht, doch kam die Fälschung auf, Murgulescu wurde verhaftet und zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt. Richter: Zur Sache! Warum haben Sie den Herrn Kuh

beschimpft? — Angeklagter: Ders i die Wahrheit sagn? — Richter: Das mühen Sie sogar. — Angeklagter: Na seh'ns, und weil i dem Kläger die Wahrheit gfagt Hab, hat er mi klagt. — Richter: Beleidigen Sie den Kläger nicht neuerdings! — Angeklagter: Ja, was soll i denn tuan? — Richter: Den Herrn Kuh um Entschuldigung bitten. — An geklagter: I bitt um Entschuldigung, Herr Kuh, Sie fand koa Rind viech. — Kläger Das nimm i nöt an. — Angeklagter: Na schauns, Herr Richter, jetzt glaubt er's selber nöt. — Richter

: Also seien Sie endlich vernünftig und gleichen Sie sich aus. — Kläger: Da war i wirklich an Rindviech. Der Richter muß schließlich zur Verurteilung schreiten. Herr Ammer zahlt 20 Schilling. fämtec+iäufthMunli! Erna Mader f. Erna Mader ist heimgegangen. Allzufrüh hat uns eine Künst lerin verlassen, die, von der Größe und Heiligkeit ihres Berufes durchdrungen, das Höchste erstrebte. Am 20. Oktober 1897 zu Trient geboren, bat schon die kleine, sechsjährige Erna inständig ihre Eltern, ihr doch eine Geige

des Gerichtshofes lautete auf drei Jahre schweren Kerkers und auf Zahlung der Ersatz ansprüche. » § Wenn man Kuh heißt . . . W Johann Kuh und Tischlermeister Eines Tages rief der Sohn des Schneider an: „Herr Ochs!" Darüb Hiasls Vater. Dieser aber meinte: is, daß mein Hiasl woaß, daß sö < Kuh den Ammer. Richter: Herr Ar geklagter: Nu, nöt alt, erst 47. — ruf? — Angeklagter: Invalid. — — Angeklagter: Ja, zwö denn dö deren Namen, ich tu ihnen nichts migla. — Richter: Wieso? — Angek e l s, 26. Sept

. Schneidermeister Alois Ammer sind Nachbarn. Tischlers, der kleine Hiasl, den er beschwerte sich Herr Kuh bei „Dös macht nix, dö Hauptfach n Rindvieh fand." Daraus klagte nmer, wie alt sind Sie? — An- Richter: Was sind Sie von Be lichter: Wie heißen Ihre Eltern? >s? — Richter: Ich brauch nur . — Angeklagter: War eh nöt lagter: Weil s' schon tot fand. — Liebesdramen. Bad Hall (Oberösterreich), 25. Sept. (Priv.) Der 33jährige arbeitslose Buchhalter Otto S m u d e k hat die Gasthaus- und Pensionsinhaberin Marie

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Neueste Zeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 23.02.1924
Umfang: 4
Freiheitsstrafe erhalten haben (Nach einigem Nachdenken): Ich ver- urteile Sie also unter Anwendung äußerster Milde zu 24 Stunden Hausarrest, ohne Aufstellung einer Wache. — Die Verurteilte: Ich danke tausendmal für diese Milde — Der Richter bestimmte schließ lich der jungen Frau einen Tag. an dem sie ihre Wohnung nicht verlassen darf 8 Der russische Liebhaber mit dem Nudelwalker. Die folgende tragikomische Gerichtsverhandlung hat sich vor einen, Wiener Be- zrrksgericht abgespielt Die hübsche

, um Verschiedenes mit ihr zu besprechen wie er behauptet. Ueber das weitere erzählte er gestern vor dem Richter al» Zeuge: „Ich stand vor dem offenen Fenster am Gang. Holub schaute heraus und versetzte mir — wohl aus Eifersucht — durch das Fenster einen Schlag über den Kopf mit einem Nudel, walker." Holub, ein kräftiger, gesunder Bursche, erwiderte als Angeklagter in seinem Russisch-deutsch: „Ich nicht sein schuld Mein Freund hineingeranm «n Walker. Fragen dach Frau. Err Gericht." Nun tritt Frau Mjji als Zeugin

auf Erst grüßt sie höflich den Richter, dann kokettiert sie lächelnd mit ihren beiden Männern. In der Aussage belastet sie den Russen. Holub: Aber Mizzl. Mizzl, was sagst denn? — Frau Mizzi (liebenswürdig): Aber, lieber Miron. ich muß doch die Wahrheit sagen Du hast ihm doch mit dem Nudelwalker ane übern Schädel g'schmiert. — Holub (entsetzt): Maruschka. bösche, so was! Err (Gericht, das ist eine Falsche! Die hat mir verführt, aber jetzt sein aus mit uns, aus. aus! — Frau Mizzi lacht und lacht

über ihren verzweifelten Liebhaber und fein lustiges Deutsch Dann flüstert sie ihrem Exgalten etwas zu — Kar! Ianitschek: Ich will fesch sein. Herr Richter, ich Verzicht' auf seine Bestrafung — Richter: Sie halben nichts zu verzichten, di« Anklage har ja die Staatsanwaltschaft erhoben Das Urteil gegen Holub lautete auf 24 Stunden Arrest. Frau Mizzi, Ianitschek und Holub verlaßen als gute Freunde den Gerichtsfaal. Rach einigen Augenblicken kommt Holub zurück: Err Richter, ich Straft an nehmen. — Richter: Gut. — Rach

einigen Augenblicken ist Holub wieder da: „Err Richter. Err Richter, ich nix mehr wißen von Mizzi. sie neuen Geliebten aben. — Richter: Freut mich sehr, aber das geht mich nichts an. — Holub: Aber bitte, mir sagen. Err (5)ericht, wie ich zu meine Möbel komme Alles ich gekauft. — Richter: Wenden Sie sich an einen Advokaten. Adieu Die Lokomotive ohne Dampf. Es wuröe dieser Tage berichtet, daß der römische In- geutöur Zarlatti euie Lotr-ln-oltve konstruiert hat, die nicht durch Dampf, sondern durch komprimierte Luft

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 11.08.1953
Umfang: 6
zu, die zu einer vierwöchigen Arbeitsunfähigkeit führten, heißt es abschließend in der Anklageschrift, die den Richter befaßte, damit er bessere Einsicht in die ganze Geschichte, die damals großes Aufsehen in der Umgebung von Kö- stendorf erregt hatte, bekommen konnte. „Wie er unterm Tisch gewesen is, hat er koa Wörtl mehr g*redt. Da Maxi hat gmoant, er ist sowieso kaputt, aber dann habns gsehn, daß er noch Schnauft. So habn'd dann packt und ins Kammerl tragen. Da Doktor hat eahm a Salbn aufs Hirn gschmiert und a Tablettn

ins Maul gschobn und dann is a wieder bei eahm gewesen. Herr Richter“, sagte die als Zeugin erschienene Eusebia, die ihren Sonntagsstaat angelegt hatte, bevor sie sich klopfenden Herzens in die Eisenbahn setzte. „Der Toni aber, Herr Richter, der kann nix dafür. Der hat halt an Gspaß gmacht. nicht so stark zur Stromerzeugung herange zogen wurden als im Vorjahr. Deshalb blieben größere Vorräte übrig. Der Ausfall beim Haus brand ist zum großen Teil eine Folge des illegalen Kohlenhandels der russischen

zu Minute anders. Zuletzt sagte er nur noch, „i bitt, Herr Richter, lassens mich hoam za meine Heuhifeln . . .“ Das Ge richt machte seine Arbeit gründlich. Sieben Zeugen mußten aufmarschieren, ehe man an das Schlußplädoyer ging. Der Staatsanwalt sagte unter anderem, daß der Toni „in der ganzen Gemeinde und weit darüber hinaus bekannt sei und schon mehrere Male wegen ähnlichen Sachen vor Gericht erschienen war. Es wäre kein Spaß, dem Freund den Sessel wegzuziehen, wo man von vornherein an nehmen

kann, daß sich der Betroffene schwer verletzen muß.“ „Na, was Sö sagen, stimmt nöt, Herr Staatsanwalt“, vermerkte Eusebia. „Mir haben auch gar koan Schaden mehr. A bißl ghörlos is a halt, mein Mann, aber sonst a takter Mensch . . .“ Der Toni mußte zwei Monate strengen Arrest auf sich nehmen. „Unbedingt diesmal“, sagte der Richter aus drücklich. 1500 Schilling für eine Nacht Weil es seine Hochzeitsnacht nicht in dem vorbestellten und reservierten Hotelzimmer zubringen konnte, klagte ein jung verheirate tes Paar kürzlich

gegen einen Hotelbesitzer ! n einem kleinen südenglischen Badeort. Als die beiden abend s eintrafen, war das vorge sehene Zimmer nicht frei, das ganze Haus be setzt, und da im übrigen Ort ebenfalls kein Zimmer mehr aufzutreiben war, mußte das Pärchen seine erste gemeinsame Nacht in der Hotelhalle auf den Polsterstühlen zubringen- Der Richter gab zu, daß das eine ebenso un angenehme wie ungewöhnliche Art sei, seine Hochzeitsnacht verbringen zu müssen, und verurteilte den Hotelier zur Zahlung einer Entschädigung

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 8 von 10
Datum: 25.04.1936
Umfang: 10
. Da lacht er. „So feierlich wegen einem . . . Max Richter!" Großmama sitzt in einem hochlehnigen Stuhl im Speisezimmer am Kamin. Sie hat ihre blicklosen Augen dorthin gerichtet, wo her Richters Stimme zu ihrem Ohr kommt. Es ist ein Ausdruck in den blinden Augen, ein suchender, hilfloser Ausdruck. „Sie haben so viel Aehnlichkeit in der Stimme mit meinem verstorbenen Sohn Dieter . . .* Und dann seufzt sie: „Sie werden eine schwere Aufgabe haben, Herr Rich ter, aber mit Gottes Hilfe . . Da öffnet

sich die Tür und Ferdinand führt Mary am Arm herein. In diesem Augenblick fällt der Stock, den Groß mama immer benützt und der an ihren Stuhl ange lehnt war, zu Boden. Herr Richter bückt sich und hebt ihn auf. Da sagt Ferdinand laut: „Mary, erlaube, daß ich dir Herrn Inspektor Richter vorstelle." Und flüchtig: „Meine Braut, Lady Woodwark." Dann fährt er fort: „Ich möchte Sie bitten, Herr Richter, daß Sie sich des Titels Inspektor bedienen. Er verschafft Ihnen einen größeren Respekt, die Leute brauchen

das." Mary hat mit einem leichten Kopfneigen gedankt und Richter ihre Hand hingereicht, die er ruhig an seine Lippen führte. Haltung und Geste waren so tadellos, daß Ferdinand wieder ein unangenehmes Gefühl beschleicht. Dann ist alles wie sonst. Mary hält die Augen niedergeschlagen und schweigt. Da fliegt die Portiere auseinander und Horst ist da. Er steht eine Sekunde in der Mitte des Zimmers und zwei Paar große, graue Augen sehen einander stumm entgegen. „Warum kommst du so spät, Horst? Anton, nimm

das Dessertbesteck von seinem Platz weg, er bekommt keine Mehlspeise! Ich will, daß er sich endlich einmal abgewöhnt, immer als der Letzte bei Tisch zu er scheinen." Mary blickt auf. „Wo warst du denn, Horst? Begrüße den Herrn In spektor." Da tritt Horst vor Richter hin und macht stumm eine tiefe und ruckhafte Bewegung mit dem Kopf. Richter reicht ihm die Hand. Da hebt Horst noch einmal seine großen Augen fra gend zu ihm auf und noch einmal sehen sie sich schwei gend an. Jnnsbvucher Leitung riteflieg, Mäislfe

heimzuholen. Gleichgültig, ob der Tote nun Dieter war oder nicht: Eines ist sicher, daß Die ter nicht mehr am Leben ist. Merkwürdig, daß dieser Max Richter dem Dieter so stark ähnlich ist. Weniger im Gesicht als in Haltung und Bewegung, im Blick seiner Augen und im Tonfall der Stimme. Aus jeden Fall gibt das eine Abwechslung in dem faden Hochturnau. Man kann vielleicht sogar ein wenig flirten mit dem Inspektor . . . Sie nimmt sich einen Roman her und versucht so einzuschlafen. Draußen hallen langsam zwei

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Innsbrucker Zeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 01.05.1936
Umfang: 10
. 16.50 Alfred Weidholz: Im Namdschilande (Kamerun). 17.15 Joseph Gregor. Aus eigenen Werken. Einleitende Worte: Dr. Erwin Rieger. 17.45 Fürs Herz und G'müat. Dirigent: Josef Holzer. Mit- wirkend: Walter Ernst (Tenor); Boheme-Quartett; am Flügel: Josef Drexler; Funkorchester der Wiener Sym- Heimkohrcrroman von« A. von Sazonhofen ino-i (41, Fortsetzung.) „Ist das so dringend, Herr Inspektor?" Richter legt einige Bücher und Hefte auf den Schreibtisch nieder. „Ich bringe Ihnen die Verrechnungsbücher

haben. Sie ist anerkennenswert." Da sieht Richter Ferdinand lang an. „Ich habe es gerne getan für . . . Hochturnau." Ferdinand zuckt zusammen und verliert die Fassung. Da verbeugt sich Richter kurz und verläßt das Zim mer. Mary ist wütend, als sie von der Kündigung er fährt. .Warum nur? Ich sehe das nicht ein? Was hat er plötzlich? Er war so tüchtig! Du machst immer alles verkehrt. Du hast ihn mit deinem barschen Wesen vertrieben. Aber selber kümmerst du dich ja auch nicht vm die Wirtschaft

sich und sie greift das alte Thema auf. „Mir ist es nicht zum Lachen. Glaubst du denn, ich möchte mein ganzes Vermögen in diese Wirtschaft hineinbuttern? — Was habe ich alles zur Sanierung von Hochturnau getan? Und jetzt floriert es, weil 'es dieser Richter hochgebracht hat und du läßt ihn laufen." „Aber er sagt doch selbst, es bedürfe keines Verwal ters mehr —“ „Unsinn! Ja, wenn du ein richtiger Gutsherr wärst." „Du tust mir unrecht, Mary. Er kündigt mir und mich beschimpfst du. Ich kann ihn doch nicht halten

, wenn er fort will." „Er will ja nicht fort. Er will Hauslehrer von Horst machen." „Davon sprach er kein Wort." „Aber bei mir ließ er es durchblicken." „Ich kann den Kerl nicht ausstehen!" „Darum dreht es sich nicht, sondern darum, weil wir einen Hauslehrer und einen billigen Verwalter dazu haben. Und beides macht Richter. Es ist doch klar. Er hat Zeit. Und kann es!" „Du scheinst ja ihn so langsam als Favoriten —" „Mach dich nicht lächerlich. Richter ist mir Luft; aber Hochturnau ist mir nicht Luft

." „Dann tu, was du willst!" brüllt Ferdinand. Mary weiß genau, wie sie ihren Willen durchsetzen wird. Soll Richter also ein paar Wochen weg sein und Ferdinand aufatmen. Dann wird sie ihn wieder holen. Er läuft aus dem Salon in fein Zimmer hinüber und schließt sich ein. Wenn Mary einmal etwas anderes für ihn hätte als Vorwürfe. Sie begreift gar nicht, was er durch gemacht hat, wie er etwas Schreckliches mit jedem Tag näher kommen fühlt. Die Nachricht von der Kündigung geht wie ein Lauffeuer durch das ganze Haus

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