21.965 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1922/26_10_1922/TIRVO_1922_10_26_2_object_7624788.png
Seite 2 von 8
Datum: 26.10.1922
Umfang: 8
an der Ett- und Maximilianstraße den krummen Weg wieder einmal für richtiger halten. Womit nur neuerdings bewiesen wäre, daß in Bayern nicht die dem Parlament verant wortliche Regierung, sondern andere, vermeint- lich untergeordnete Stellen endgültig bestimmen. Ueber den Zweck des Stelldicheins dieser hohen Herrschaften teilt das Blatt nichts mit, doch zu Die rechtschaffenen Richter. Von Anatole France. Ich habe einmal ein paar rechtschaffene Richter gesehen, sagte Johann Marteau, das war auf einem Bild

von Mabuse zwei rechtschaffene Richter. Sie gehören zu einer verloren gegangenen Art. Ich will damit sagen, es waren fahrende Richter, die ■ im Zuckeltrab aus ihren Pferden von Ort zu Ort ritten. Gendarmen, mit Lanzen und Partisanen bewaffnet, geben ihnen zu Fuß das Geleite. Die beiden bärtigen Richter tragen auf ihrem langen Haupthaar wie die Könige in den alten flämischen Bibeln eine merkwürdige, kostbare Kopfbedeckung, : die zugleich einer Nachtmütze und einem Diadem ähnlich sieht. Ihre Bro?atg

«w ander sind reich mit eingewirkten Blumen verziert. Der alte Meister hat es verstanden,ffhnen ein würdiges, ruhiges und sanftes' Aussehen zu verleihen, und ihre Pferde sind still und sanft wie sie. Und doch haben die beiden Richter weder denselben Charakter noch die ' gleiche Auffassung ihres Amtes. Das sieht man sofort. Der eine hält in der Hand ein Papier und zeigt mit dem Finger auf den Text. Der andere stützt die linke Hand auf den Sattelknops, während er die rechte mehr wohlwollend als gebieterisch

emporhebt. Es scheint, als hätte er Zwischen Dau men und Zeigefinger ein unmerklich seines Pul ver. Diese Gebärde seiner sorgsamen Hand deutet aus vorsichtig erwägendes, scharfsinniges Denken. Beides sind rechtschaffene Richter, aber der eine haftet am Buchstaben, während der andere mit dem Geiste richtet. Aus die Barriere gestützt, die sie vom Publikum trennt, hörte ich ihnen zu. Der erste Richter sagt: »Ich halte mich an das, was geschrieben steht. Das erste Gesetz wurde aus Stein geschrieben

, zum Zeichen, daß es bis an das Ende der Welt dauern würde." Der andere Richter antwortet daraus: »Jedes geschriebene Gesetz wurde schon ungültig, denn die Hand des Schreibers ist langsam, aber der Geist der Menschen ist flink und ihr Schicksal ist bewegt." Und die beiden guten Alten fahren in ihrer Un terhaltung fort: Erster Richter: Das Gesetz ist unveränderlich. Zweiter Richter: Zu keiner Zeit noch stand das Gesetz fest. Erstes Richter: Da es von Gott herrührt, ist es unwandelbar. Zweiter Richter

1
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1922/26_10_1922/TIRVO_1922_10_26_3_object_7625174.png
Seite 3 von 8
Datum: 26.10.1922
Umfang: 8
bei der Hauptkasse. Lokalbahnlegitimationen. Dom 2. November an werden von der Lokalbahn Innsbruck—Hall i. T. die Legitimationen für das Jahr 1923 aus gegeben. Diese Legitimationen können auch schon für .den Rest des Jahres 1922 verwendet werden. Zweiter Richter: Sehen Sie denn nicht, daß jeden Tag neue Gesetze entworfen werden und daß die Verfassungen und Gesetzgebungen in den ver- schiedenen Zeiten und Ländern Veränderungen er fahren haben? Erster Richter: Die neuen Gesetze entstehen aus den alten

. Es sind junge Zweige am alten Stamm, die der gleiche Saft nährt. Zweiter Richter: Aus dem alten Baum des Ge setzes quillt ein bitterer Säst. Unaufhörlich legt man die Axt daran. Erster Richter: Wir sind Richter, daher keine Gesetzgeber oder Philosophen. Zweiter Richter: Wir sind Menschen. Erster Richter: Ein Mensch könnte die Menschen nicht richten. Wenn ein Richter sein Amt ausübt, so gibt er seine Menschlichkeit auf. Er wird gött lich und fühlt weder Freude noch Schmerz. Zweiter Richter

: Eine Gerechtigkeit, die nicht von Mitgefühl geleitet wird, ist grausam. Erster Richter: Ein Richter soll nicht untersuchen, ob die Gesetze gerecht sind, denn sie sind es. Er muß sie nur richtig anwenden. Zweiter Richter: Wir müssen erforschen, ob das Gesetz, welches wir anwenden, gerecht oder unge recht ist, denn wenn wir es als unmöglich erkannt haben, ist es uns unmöglich, irgendwelche Milde- rmmsmittel anzuwenden, wenn wir es gebrauchen wollen. Erster Richter: Die Kritik der Gesetze ist unver einbar

mit der Achtung, die wir ihnen schulden. Zweiter Richter: Wenn wir ihre Strenge nicht ernennen,.,wie könnten wir sie da,mildern? Erster Richter: Die Gerechtigkeit ist vollkommen, wenn sie nach dem Buchstaben handelt. Zweiter Richter: Sie ist abgeschmackt, wenn sie nicht vom Geist beseelt wrrd. Erster Richter: Das Prinzip des Gesetzes ist ein göttliches, und die Folgen, die es nach sich zieht, feien sie noch so gering, sind göttlich. Aber wenn das Gesetz nicht ganz von Gott, sondern ganz von den Menschen

stammt, so muß es 'buchstäblich an gewendet werden. Denn der Buchstabe bleibt, der Geist aber ist flatterhaft. Zweiter Richter: Das Gesetz stammt lediglich von den Menschen: es entstanden seiner Dummheit und Grausamkeit zu Beginn der menschlichen Ver nunft. Aber wäre es auch göttlichen Ursprungs, so müßte man doch dem Geist und nicht dem Buch staben folgen, denn der Buchstabe ist tot, der Geist aber lebt. (Aus der Novellensammlung „Der fliegende Händler", Verlag Kurt Wolfs-München.) Hrrmor. Das Buch

2
Zeitungen & Zeitschriften
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1897/13_08_1897/UIBO_1897_08_13_2_object_8311545.png
Seite 2 von 8
Datum: 13.08.1897
Umfang: 8
; Einzelpreis 20 kr.). Wie man „Vagabund" wird. Daß man nicht in jedem „Vagabunden", der uns auf Weg und Steg nnterkommt, einen Lumpen von Haus aus zu sehen hat, sondern daß oft arge Schicksalsschläge und mehr oder weniger verschuldetes Unglück den Menschen zu dem gemacht haben, was er ist, das erzählt uns der nach stehende Bericht aus dem Gerichtssaal. Vor dem Richter des Bezirksgerichts Favoriten in Wien stand kürzlich ein Häftling, der trotz seiner fadenscheinigen Kleidung sofort auffiel. Rock, Hose

und Gilet des Mannes waren vom Zahne der Zeit stark mitgenommen, aber Hemd brust, Kragen und Manschetten strahlten in blendendem Weiß. Dazu trug er vornehme Manieren zur Schau und sprach ein korrektes Hochdeutsch. Die Anklage gegen ihn lautete auf Uebertretung des § 1 des Vagabundengesetzes, weil er nicht in der Lage war, sich vor der Polizei mit einem ständigen rechtschaffenen Verdienste auszuweisen. Der Mann heißt Carl Riva, ist 55 Jahre alt und bisher unbescholten. Richter: Was ist Ihr Beruf

? — Angekl.: Schreiber. — Richter: Was schreiben Sie? — Angekl.: Ich übernehme Gesuchs- Politische Rundschau. MeftewercH-Wngcrvn. Se. Majestät der Kaiser hat zur Linderung der Roth in den vom Hochwasser geschädigten Kronländern ganz bedeutende Summen aus der Allerhöchsten Privatkasse gespendet und hat in eigener Person die Unglücksstellen in der Umgebung von Wien besichtigt. — Der Kaiser ernannte den Erzherzog Franz Ferdinand zum Protektor für die BetheUigung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche

österreichischen Arbeiterverbandes Hagedorn aus Wels zum ersten und Gesellenvereinsmitglied Preiß aus Salzburg zum zweiten Vizepräsidenten gewählt. Landeshauptmann Kanonikus Winkler begrüßte die Versammlung im Namen des Landes. Professor Gratl aus Bilin hielt sodann die Festrede und be- und Offertausfertigungen, wodurch ich mir ab und zu etwas verdiene. — Richter: Haben Sie Studien gemacht? — Angekl.: Ich absolvirte die Realschule. — Richter: Welchem Berufe widmeten Sie sich dann? — Angekl.: Dann kam

ich zum Militär, wo ich sechs Jahre diente. Als Feldwebel trat ich im Jahre 1866 aus dem Dienste. — Richter: Und nachher? — Angekl.: Dann gelang es mir, zur Kaschau- Oderberger Bahn als Controlbeamter zu kommen. — Richter: Welche Bezüge hatten Sie als solcher? — Angekl.: 1000 fl. Gehalt und 450 fl. Quartiergeld. — Richter: Weshalb blieben Sie nicht dort? Wurden Sie entlassen? — Angekl.: Nein, ich schied freiwillig aus dem Dienste. — Richter: Aus welchem Grunde? — Angekl.: Ich war unglücklich ver- heirathet

3
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1924/13_07_1924/NEUEZ_1924_07_13_5_object_8154151.png
Seite 5 von 8
Datum: 13.07.1924
Umfang: 8
Touristenschuh den Kaps seiner Gattin so kräftig bearbeiwt, daß sie bewußtlos zusammenstürzte und längere Zeit zur Heilung der Wunden brauchte. Angeklagter: Kann ich mit Frau Brumla nit länger leben, iss Kreuz, mit solche Frau z'samm' leben müssen. — Richter: Aber Sie sind doch angeklagt. — Angeklagter: Richtig, aber schuld is nur Frau Brumla. Es sich also Frau Brumla damals in Wohnung von liebe Frau Horalik mir nachgange, hat durt riesige Bahöll macht, hat mir gewatschnetl Zuletzt hat Frau Brumla noch Hand

tasche mir rn Gesicht würfen. Richter: Mit „Frau Brumla" meinen Sie wohl Ihre Frau? Angeklagter: Das schon. Aber Frau Brumla is sich meine Frau nur mehr aus dem Papier. Sunst kann i solche Frau nit brauche. Richter: Das gibt Ihnen noch kein Recht, die Frau so zu miß handeln. — Angeklagter: Ale, war ich ja in Notwehr. Ich bin sunsten gute Kerl. Ein Herr Als che r beschwerte sich dann als Zeuge. Er war der Besitzer des Touristenschuhes, der die Schlacht zwischen Herrn und Frau Brumla. Is sich also Frau

Brumla damals in Wohnung Schuh als oorpus delicti, und so konnte Herr Alscher seitdem die Touristik nicht ausüben. * Frau Brumla: Ich will aussagen. Mann muß Straf kriegen, einmal mach me Schluß. 37 Jahr sein me verheiratet, oh so glück lich, aber seit fünf Jahr nit mehr zum aushalten mit ihm — Richter: Warum denn nicht? — Zeugin: Hat alter Esel aus einmal angefangt, ander« Frauenzimmer nachzulaufen. Hat manchmal fünf Geliebte gehabt, zuletzt Hab ich ihn aber bei der Horalik erwischt. Richter

: Was hat er in der Wohnung der Horalik gesucht? — Zeugin: Ale, bitt ich Ihnen, was macht so alte Kerl bei fremde Frau? Hat sich halt geliebt mit der Horalik. No und da Hab ich chm halt Watschen gegeben, weil er mich wieder betrügt. Da hat er wie Wilder mit Nagelschuh auf meine arme Kupp geschlagen. Franziska Horalik, eine stattliche Frau von 48 Jahren, meint als Zeugin seelenruhia, daß Herr Brumla ziemlich oft in ihrer Wohnung äst, weil er für sie arbeitet, ihr neue Schuh« macht oder di« alten repariert. — Richter

: Sie müssen aber sehr viel Schuh werk haben, da Herr Brumla sie sehr häufig besucht. Der Richter verurteilte schließlich den Angeklagten zu 50.000 K Geldstrafe oder zu 24 Stunden Arrest, wobei als mildernd die un leidlichen, anscheinend durch beide Ehegatten verschuldeten Verhält- nisse in dieser Ehe angenommen wurden. * § Tausend Gukden jährliche Renke. Wien, 11. Juli. In einem auf Valorisierung einer Friedensrente eingebrachten Klage ist nunmehr im schrifüichen Wege das Urteil erfolgt. Der im Jahre 1903

4
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1928/22_07_1928/NEUEZ_1928_07_22_6_object_8158787.png
Seite 6 von 8
Datum: 22.07.1928
Umfang: 8
, die Strafverfügung wurde auch aufgehoben, dagegen wurde aber gegen Pauker hinterher die Anzeige wegen Amts- ehrenbeleidigung erstattet, da er in bezug aus die Amts handlung den Ausdruck „Frechheit" gebraucht haben soll. Richter: Haben Sie den Ausdruck „Frechheit" gebraucht? Angeklagter: Es ist möglich, daß ich so etwas gesagt habe, ich habe aber nicht damit das Vorgehen 'des Wachmannes gemeint, sondern habe zu einem Herrn, der mich fragte, was denn' los sei. gesagt: „Es ist doch eine Frechheit. 5 Schilling

.für die Vorstellung zu .verlangen und dann sie zu stören." Ich hübe damit die gemeint, die sich da in eine Sache einmischen, die sie nichts angeht, denn ich habe der Aufforderung des Wachmannes sofort Folge geleistet. Richter: Ich will hier seststellen. daß der Wachebeamte tatsäch lich -keine Anzeige wegen Amtsehrenbeleidigung erstattet hat. Es wird sodann der Wachebeamte Josef Fleischer als Zeuge ein-vernommen. R-ichter: Also schildern Sie mir den Vorfall und weshalb Sie keine Anzeige erstattet haben. Zeuge

: Ich -habe den Angeklagten aufge-fordert, von der Akten tasche heruntevZust eige n. Richter: Warum denn? Zeuge: Na, es könnte eine Panik ausbrechen. Richter: Das haben Sie ihm während der Vorstellung gesagt? Zeuge: Nein, sie war grab unterbrochen, es war eine Kl-atsch- pause. Mchter: Haben Sie das Wort „Frechheit" gehört? Zeuge: Jawohl, ich bin ja hinter ihm gestanden. Angeklagter: Ich hatte den Eindruck, daß der WaÜMann sich an mich heranschlich und zuhorchte. Mchter szum Zeugen): Warum haben Sie keine Anzeige

er stattet? Zeuge: Weil meiner Ansicht nach eine Amtse-hrenbeleidigung nicht vorlag. Richter: Sehr richtig! Warum liegt denn keine vor? Zeuge: Ich bin fa hinter ihm gestanden, er hat mir ja nichts ins Gesicht gesagt, und -die Amtsehrenbeleidigung muß von Ange sicht zn Angesicht erfolgen; so steht es im Gesetz. Richter: Sehr richtig! DeshaM spreche ich den Angeklagten frei. 8 Schwindel auf Konto der Nationalsozialisten. Aus Wien wird berichtet: Nach kleinen Anfängen in seiner Heimatstadt Mödling

, weil sie als zwölfjähriges Mädchen von der Mutter zur Lasterhaftigkeit gezwungen wurde und weil die Mutter sie zwang, mit 15 Jahren «den o-Osährigen Haj-du zu heiraten. Der «wilde Baron". Wien, 21. Juli. Der gewesene Artist und nunmehrige Ausrufer einer Praterbude Friedrich Stern stand gestern vor Gericht unter der Anklage des Diebstahls. — Richter: Da zeigt der Johann Paw 1 e r an. daß -ihm am 16. Juli, während er bei der Reichs-brücke badete, seine Kleider gestohlen wurden. Außerdem kam ihm bei dieser Gelegenheit

5
Zeitungen & Zeitschriften
Innsbrucker Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3059567-8/1935/22_06_1935/ZDB-3059567-8_1935_06_22_10_object_8062539.png
Seite 10 von 12
Datum: 22.06.1935
Umfang: 12
gestern im Strafbezirksgericht I vor Landesgerichtsrat Dr. V a n e - c e k statt. Schon bei Verlesung der Anzeige schüttelte sich das Auditorium vor Lachen, denn es wurde dem Altersrentner Theodor Sch. zur Last gelegt, er habe seinen Hund a b ge eicht e t, seine Frau stets in die Waden zubeißen, wenn er mit ihr in Streit gerate. Richter: Also wie ist das mit Ihnen, Ihrer Frau und dem Hund? — Angekl. (stottert): Ja, i i i . . .? I mach gar nix. — Richter: Aber der Hund! Er zwickt Ihre Frau

in die Wädeln, wenn Sie mit ihr streiten. — Angekl.: Dös is net so. Sie hat den Hund amal ghaut, dös hat er sich g'merkt, no und "... — Richter: Jetzt nimmt er für Sie Partei. Staatsanwaltschastlicher Funktionär Dr. Lieberich: Was ist das überhaupt für ein Hund? — Angekl.: A Hurrd halt. — Staatsanwaltschaftlicher Funktionär: Beschreiben Sie ihn, ist er groß, ist er klein, wie sieht er aus? — Angekl.: Na so halt. Oben silbergrau, mit Ohrwaschln. — Richter: Jetzt kön nen wir uns ihn genau varstellen (Lachen

). — Angekl.: Frü her war er Kettenhund (Heiterkeit). Die Gattin des Angeklagten wird als Zeugin in den Saal gerufen. Sie ist eine wohlbeleibte Frau, die mit einer Markt tasche und einer gefüllten Flasche darin vor den Richter tritt. — Richter: Sie heißen Eva Sch.? — Zeugin: Das wird stim men. — Richter: Wann sind Sie geboren? — Zeugin: Ja, die anen sagen, i bin sechzig, und dö andern i bin siebzig Jahr. I glaub, i bin siebzig. — Richter: Eine Frau, die sich frei willig um 10 Jahre älter macht

! Das ist eine Seltenheit! Wo sind Sie geboren? — Zeugin: Schaun S', Herr Richter, i kann net lesen, i kann net schreiben, i waß des net. — Richter: In Ungarn? — Zeugin: Na. Richter: In Italien? — Zeugin: Aber na. — Richter: Amerika? — Zeugin: Wie Kumm i dort hin? — Richter: Böhmen!? — Zeugin (freudestrahlend): Io, ja, von dort bin i her (Heiterkeit). Richter: Also wie war das mit dem Hund? — Zeugin: Mei Mann hat Kuttelfleck hambracht in an nassen Sackl. Der Hund hat immer geschnuppert und dran g'rochen, i geh vorbei

und er zwickt mi in die Wadeln. — Staatsanwalt schaftlicher Funktionär: War der Hund bösartig? — Zeugin: Na ja. in an Monat hat er mi nur des ane Mal zwickt. Richter: Sie können gehen. — Zeugin: Bitt schön, Herr Gerichtshof, kann i net a paar Schülling ham, zum Ham- fahrn. weil i kann net hatschen. — Richter: Paar Schilling gleich? Für die Fahrt nach Erdberg? Sie kriegen nur Fahr scheine, die können Sie nicht in Rum umsetzen. — Zeugin: Trunken Hab i, wia i jung war. Der Angeklagte wurde freigesprochen

6
Zeitungen & Zeitschriften
Innsbrucker Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3059567-8/1936/01_05_1936/ZDB-3059567-8_1936_05_01_8_object_8064875.png
Seite 8 von 10
Datum: 01.05.1936
Umfang: 10
, revidierte Bücher. Aber nur einige Tage, dann war es ihm zu lästig. Horst ging seine eigenen Wege, strich wieder bei Babett herum oder saß bei der geliebten Großmama. Richter sagte ihm, er werde wiederkommen und Rich ter lügt nicht. Richter hat noch nie gelogen. Der Bub ist davon überzeugt, eher wird die Welt einstürzen. Wer es vergehen Tage und Wochen. Sie zehren an dem kleinen Mann. Und eines Tages kommt er zu Tante Mary. „Entschuldige, liebe Tante, darf ich dich um etwas bitten?" „Ich bin erfreut

, daß du auch einmal den Weg zu mir findest." „Laß mich Herrn Richter holen!" Lady Mary hebt die Augenbrauen. „Herr Richter hat feine Stellung selbst gekündigt und Onkel Ferdinand braucht keinen Inspektor mehr! Herr Richter hat ihm das selbst gesaA." „Ich möchte ihn als Lehrer haben! Ich weiß, wenn du gestattet, daß ich ihn hole, dann kommt er. Ich will auch fleißig lernen —" „Aha, also ein richtiges Komplott. — Das muß Onkel Ferdinand entscheiden." „O bitte, Tante, bitte rede mit ihm — ich will dich auch sehr lieb haben." Mary lächelt

. „Schau, wie der kleine Horst auf einmal nett sein kann?" „Ich will dich nie mehr betrüben. Ich weiß, ich war manchmal unartig." Mary berührt es merkwürdig. Was hatten sie nur alle an diesem Richter! Auch Mama war stiller ge worden, seitdem er fort war. „Bald wird deine Tante Ines aus England kom men, dann hast du wieder jemand." „O, ich freu mich auf Tante Ines, aber es wird noch schöner werden, wenn Herr Richter dabei ist. Wirst du mit Onkel reden?" Mary Zögert. Warum sagt sie nicht einfach nein

man ja auch haben. Ich muß noch viel lernen. O> du glaubst nicht, was ich dumm bin. Und wenn schon einer kommt, warum nicht Herr Richter? Er könnte ja auch noch den Inspektor nebenher machen, wenn es nötig ist. Dann sparen wir —“ „Du bist ein guter Diplomat", lacht Mary. „Gut, ich werde mit Onkel reden." „Tante!" jubelt Horst und ergreift Marys Hand, drückt einen Kuß darauf. Mary ist es seltsam. Noch nie hat ihr der Junge die Hand geküßt. „Aber, Horst, weißt du auch, daß sich Herr Richter

nicht einmal bei mir verabschiedete, als er fortging?" Das klingt fast feindselig. Horst steht starr, sein frisches Bubengesicht verfärbt sich. „Unmöglich! Herr Richter ist ein Kavalier." „Er scheint es aber nicht immer zu sein." „Dann muß er einen Grund gehabt haben." „Jetzt wirst auch du unartig, Horst." „Nein, verzeih, ich habe mich falsch ausgedrückt. Vielleicht meinte er, du seist böse auf ihn und hat sich nicht getraut." „Auf jeden Fall kann ich ihm nicht nachlausen." „O, das ist auch nicht nötig, das tue

7
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1930/19_07_1930/NEUEZ_1930_07_19_5_object_8163055.png
Seite 5 von 8
Datum: 19.07.1930
Umfang: 8
. Er hatte eine unheimliche Gemalt in seinen Blicken, ganz besonders aber in seinen Haaren. Es geschah einmal, daß ich mit Blymier einen Streit hatte. Seither war es um mich geschehen. Meine Frau hat mich verlassen, mejne Kühe sind elend zugrundegegangen. Ich konnte kernen Schlaf finden, ich war nicht mehr ich. Nun ließ ich mrr, um diesem Zauber zu entgehen, eine andere Hexe kom men. Die gab mir denn auch einen guten Rat..." Erschöpft hielt der Mörder inne, und Geschworene und Richter warteten gespannt, was nun kommen

. Gerechtigkeit int Eilzugstempo. Aus Wien wird geschrieben. Ehren beleidigungstag vor dem Favoritner Strafrichter. Richter: Herr Wolfgang Kral, Sie haben der Frau Steinin- ger die schwersten Beleidigungen an den Kopf geworfen. Sie werden sich entschuldigen. Klägerin: Er muß auch was zahlen. Richter: Zehn Schilling für die Rettungsgesellschaft. Also. Herr Schriftführer, schreiben Sie: Der Angeklagte bedauert auf das M .fste . . . Angeklagter: I bin arbeitslos. Richter: . . . und verspricht, in Zukunft Ruhe

zu geben. — Eiwerstanden? Klägerin: Aber ja. Angeklagter: Aber ja, aber zahlen kann i nix. Richter: Einstellung des Verfahrens nach § 46/3. — Die nächste Sacke ■ . . Richter: Aloisia Wacha, Sie haben das Ehepaar Wika be leidigt. Da werden Sie sich ebenfalls entschuldigen. Angeklagte: Ja ne umin deutsch. Richter: Da müssen Sie sagen „ja ne umin nemeckz". Aber Sie verstehen ohnedies ganz gut nemeeky Angeklagte: Oh nein, Pan Richter, ich nix verstehn nemecky. Richter: Dann werden Sie ausgefordert

, einen Vorschuß von 60 Schilling für einen Dolmetsch zu erlegen. Die Verhandlung wird vertagt. Angeklagte: Iöh, das sein viel Penisse. Richter: Also erlegen Sie vorläufig 20 Schilling. Schluß. Weiter! Richter: Herr P i n g, Sie haben den Herrn Tampian beschimpft. Angeklagter: Das ist nicht richtig. Die Sache war so: Ich Hab. . . " Richter: Wenn Sie nicht geschimpft haben, sondern was ande res getan haben, so interessiert mich das nicht. Wo ist der Zeuge? Saaldiener: Der Zeuge ist nicht erschienen. Richter

: 50 Schilling Ordnungsstrafe für den Zeugen. Vertagt. Gehen wir weiter. . . Richter: Frau Hornizek, Sie haben zur Frau Urnaus „Bißgurn" gesagt. Entschuldigen Sie sich und zahlen Sie die Kosten. Das kostet 32 Schilling. Klägerin: Und zehn Schilling für die Rettungsgesellschaft muß sie auch zahlen. Richter: Also seien Sie auch eine Wohltäterin. Angeklagte: Ich Hab zwar nichts gesagt, aber da ist das Geld. Richter: Geht in Ordnung. — Pause bis 10 Uhr. Bitte den Saal zu lüften. Eine dramatische Szene im Stinnes

8
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1928/09_11_1928/NEUEZ_1928_11_09_6_object_8159482.png
Seite 6 von 8
Datum: 09.11.1928
Umfang: 8
. Richter: Das ist wirklich ein starkes Stück, was Sie sich da geleistet haben. — Angeklagter: Die Simperl habe ich nicht mehr verwendet. — Richter: Aha, deswegen haben Sie sie neben dem Backofen auffleftellt, damit es die Läuse schön warm haben und sich vermehren. — Angeklagter: Ich habe die Simperl schon ver brannt. — Richter: Das ist recht Aber wie ist das müt den Schub laden? — Angeklagter: Das ist gar nicht wahr, die waren ganz rein. — Richter: Ra. wenn das im Revision sbesund steht, wird schon

was dran sein. Was verdienen Sie denn? — Angeklagter: Ro. mein Gott! — Richter: No, wieviel ist das. „no, mein Gott"? — Angeklagter: Biel zu tun habe ich net. — Richter: Um so ärger. Nachher haben Sie den ganzen Tag Zeit. Läuse zu suchen. Weil Sie noch unbescholten sind, bekommen Sie 50 Schilling Geldstrafe oder 48 Stunden Arrest. Auch bei dem Bäckermeister Leopold Weichselbraun wur den 'bei einer Revision in den Backkörben Simperlläuse vor gesunden.— Richter: Wie verantworten Sie sich? — Angeklagter

: Schau'» Sie, Herr Richter, es war während der Urlaubszeit im Sommer... — Richter: Ich weiß schon, im Sommer wachsen diese Läuse besonders gut. 60 Schilling Geldstrafe oder 48 Stunden Arrest. Als vor einigen Monaten der Musiker Hugo Holzinger durch die Hernvlser Hauptstraße nach Hanse ging, sielen ihm im Geschäft des Selchermeisters Franz Wewerka sehr schöne Schweins grammeln auf. Als er sie zu Haufe verspeisen wollte, machte er die Entdeckung, daß i n den Grammeln Insekten aus- gebacken

langen Insektes gefunden. Gestern verantwortete sich Wewerka dahin, datz er sich nicht erklären Könne, wieso das Ungeziefer in die Grammeln hinein kommen konnte. — Richter: Heben Sie das Holz, das Sie zum Heizen verwenden, in Ihrer Werkstätte auf? — Angeklagter: Dazu verwende ich kein Holz. Die Grammeln werden auf dem Gasofen erzeugt. — Hugo Holzinger als Zeuge: Ich Hab immer beim Wewerka eingekaust, well er sehr gute Sachen hat. Auch die Grammeln waren damals sehr schön. Ich Hab auch schon ein Paar

davon gegessen gehabt. — Richter: Was, gegessen? Ja. ist Ihnen denn das Ungeziefer nicht gleich ausgefallen? — Zeuge: Woher denn, das war schön ausgebacken, ganz mit Fett durch tränkt. Wie ich dararrsgebissen Hab. ist mir aber der Bissen im Munde stecken geblieben und ich Hab den Appetit verloren. — Richter: Das glaub ich! — Zeuge: Ich hätte ja keine Anzeige erstattet, wenn man mich am nächsten Tag im Geschäft angehört hätte. Der Richter verurteilte den bereits vorbestraften Angeklagten

9
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1930/16_07_1930/NEUEZ_1930_07_16_5_object_8163633.png
Seite 5 von 6
Datum: 16.07.1930
Umfang: 6
man sein Buch lesen und alles ins Gegenteil verkehren. Er hat offenbar bei der Gestaltung des idealen Ehemannes klugerweise sich selbst als ab schreckendes Beispiel vorgenommen und dem vollkom menen Ehemann alle die Eigenschaften zuerkamtt, die er selbst nicht besitzt." Da ihr Körper noch ganz junge An zeichen seiner „Liebe" aufwies — nämlich blaue und grüne Flecken — sprach der Richter die Scheidung aus, zumal der Professor Augab, daß er wohl hin und wieder einmal seine Frau „unsanft" angefaßt

habe. Der Richter gab ihm den Rat, vor dem Eingehen einer «enen Ehe sein eigenes Buch eindringlich zn studieren, damit er in Zukunft dem von ihm geschil derten Ideal des Ehemannes ähnlich werde. Der Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Buschmann (Kitzbühel) wies darauf hin, daß die Angabe der beiden Wilderer bezüglich der erlegten Rehgeiß nur ein Scherz gewesen sei, da sie einem Bekannten, den sie begegneten und der sie ausfragte, dieses Mär chen erzählt hätten; den unerlaubten Pirschgang, der aus ererbter Iagdlust

vor dem Fünfhauser Strafrichter. — Rich ter: Also, Frau H., Sie haben dem Herrn R. zugerusen: „Sie sind ein Schweinehund!" — Angeklagte: Wenn i dös gsagt hätt. hätt i meine Baner glei zsammklaubn können, der Herr N. hätt mi in Stückln grissn. Im Gegenteil, i Hab in mei Wohnung flüchtn müaßn. (Weinerlich.) Schaun S', Herr Richter, i bin ner venkrank, gichtig, mei Tochter liegt am Friedhof und i muaß ihr Kind erhaltn, kopfleiüend bin i a, schaun S', Herr Richter, wie i am ganzn Körper zitier. — Richter

: Sie können ja auch Platz nehmen. Wie wäre es übrigens mit einem Ausgleich? — Privat ankläger: Dös gibts net, dö Zeugn müstn her. — Richter: Seit wann seid Ihr Nachbarn? — Kläger: Seit achtzehn Jahren. — Richter: Uird wie alt seid Ihr? — Kläger: I bin siebzig Jahr. — Angeklagte: 63 war i grad zum Umgang. — Kläger: Ja, wenn ma jeder extra dö Wasserleitung hättn, wär ka Streit net. — Richter: Ein Glück, daß Ihr die Wohnung nicht gemeinsam habt. — Zeugin Iosefine Kl.: Dö Frau H. hat gschrien zum Herrn N.: ,I mach

Sie aufmerksam, Sö habn mi vergewaltig» wolln und i werd Sie klagn wegn Notzüchtigung." Der Herr N. hat drauf gsagt: „Sie. bei Ihna möcht mir grausn." (Heiterkeit.) Drauf hat dö Frau H. gsagt, er is a Schweinehund und a Schwein. — Richter: Am gescheitesten ist es. Frau H., wenn Sie eine Ehren erklärung abgeben, Sie haben ohnedies nur 26 Schilling Pfründe monatlich, wie werden Sie denn die Strafe zahlen? — Kläger: Sie verdient eh no was dazu und i verdien gar nix. — Ange- klagte: Was? Jeden Sonntag gehn

10
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1930/08_02_1930/NEUEZ_1930_02_08_5_object_8163811.png
Seite 5 von 6
Datum: 08.02.1930
Umfang: 6
vor Entlsetzen Da legte der Hausbesorger weiter los: „Lausbua, Sö schlsichn da heruim, damit S' einmal an Einbruch verüben können!" Und der unsanften Rebe folgten auch zwei Ohrfeigen. Der Student brachte gegen Modi die Ehvenbeleidi- gungsklage ein. Richter (nach Derlefung der Anklagle): Was sagen Sie dazu? — Angeklagter (ein großer, starker Mann): Großartig aufge bauscht ist alles. Der junge Mann ... — Richter: Sagen Sie gefälligst Herr, wie sichs gebührt. — Angeklagter: Bei mir ist er zwar noch ka Herr

, aber weil Die 's wollen, sag i ,H>err" zu eahm. Also, der Herr hat ka Recht net. sich ohne mei Erlaubnis in der Nacht im Haus aufzuhalten. — Richter: Das ist mir nen. Seit wann muß man den Hausbesorger darum um Erlaubnis bftten? — Angeklagter: I Hab net amal gwußt, wer er ist. — Richter: Also bei Ihnen muß sich jeder vorstellen, der ins Haus kommt? — Angeklagter: I muß immer wissen, wer da is. weil sich die Parteien vor Einbrechern fürchten. — Richter: Haben Sie Schimpfworte gebraucht? — Angeklagter (schreiend): Was waß

denn i? — Richter: Schreien Sie nicht, sondern antworten Sie anständig! — Angeklagter: Pardaun, Herr Richter, i bin a alter Dragoner und red wie mir der Schnabel gwachsn is. — Richter: Verhalten Sie sich etwas ruhiger. — Angeklagter: I bin sch>on kalt wia a Preßwurscht und phlegmatisch wiar a Engel Wann mir aber die Geduid reißt ... — Fräulein Hilde als Zeugin: Der Hausmeister hat meinten Bräutigam beim Kragen geipackt und hinausgefchmissen. Da>nn hat er Hm zwei Ohrfeigen gegebe

>n und mir auch eine. — Angeklagter: I greif ka Weib überhaupt net an. Der Fräuln, dem Weib da. Hab i gar nix tan. — Klageoertreter: Schon wieder eine neue BeleDigung. — Angeklagter: (gering schätzig): So a Backhendl schau i net amiÄ an. — Richter: Be nehmen Sie sich anständig. — Angeklagter: I kainn do net so a Bischkotten anrühren. (Hefterke>it.) — Richter: Ich sehe schon, ick muß Sie .disziplin>ieren. — Angeklagter: I kann do net tanzen und singen, ivann i angeklagt bin. — Richter: Sie reden aber zu viel. Ich verurteile

Sie zu vier Tagen Arrest. Haben Sie das Urteil verstanden? — An>gsklagter (stellt sich Habtacht): Zu Befehl. — Richter: Nehmen Sie an? — Angeklagter (verneigt sich tief): Vollständig. Danke ergebenlst. — Richiter: Und wann treten Sie die Strafe an? — Angeklagter (höflich): Wie es Ihnen angenehm ist. Herr Richter. — Richter: Dann bleiben Die gleich da. — Angeklagter (erschrocken): So gschwinü Hab i 's grad net gmant. Herr Richter. (Heiterkeit.) — Richter: Ich werde Ihnen das viele Reden schon austreiben

11
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1931/13_01_1931/NEUEZ_1931_01_13_5_object_8165487.png
Seite 5 von 6
Datum: 13.01.1931
Umfang: 6
. Er starb an den Folgen der Vergiftung am 4. August. Da vor Gericht be zeugt wurde, daß Großfurtner von der Anwesenheit des Ratten- vertilgers wußte, trat der Staatsanwalt von der wider Rosalia Ritzberger wegen Uebertretung gegen die Sicherheit des Lebens erhobenen Anklage zurück und die Frau wurde freigesprochen. 8 Der spazierengegangene Zahn. Wien, 12. Jänner. Wo kommt denn dieser liebliche Alkoholdust her? fragte der Liesinger Straf richter. — Dös bin i, Herr Richter, der Philipp S m e s n y, ant

wortete ein Mann und trat an den Richter heran. — Richter: Aha, Sie sind der, der von dem Chauffeur Johann Neunteufel eine Ohrfeige bekommen haben soll. — Zeuge: Ane is guat. Da ham Sö sich aber recht bescheiden aus'drückt. Und a Ohrfeigen war's a net, sondern a Mordstrumm Watschen war's, dö dem Herrn Neunteufel a weche Hand eintragen und mi an Zahn 'kost't hat. Aber damit i den Irrtum richtigstell', mindestens drei Wat schen waren's. Bis zur dritten Hab' i nämli mitzählen

können, aber weiter bin i net kommen. Bei der erschien Watschen bin i umg'fallen, bei der zweiten is der Zahn außag'flogen und bei der dritten Hab' i a rote Rasen g'habt. (Heiterkeit.) — Richter: Viel leicht war der Zahn schon etwas schlecht. — Zeuge: Aber na, es war a recht a g'sunder Zahn, mit dem hätt' i Stauer aufknacken können. Aber freili, wann ma aus an Menschen hinhaut, als wann er a ausg'wachsener Ochs war', geh'n da do selbst dö besten Zähnt aus 'm Mund dauni. (Heiterkeit.) — Richter: Run, was sagen

Sie dazu, Herr Neunteufel. — Angekl.: Aber, Herr Richter, das ist doch gar nicht wahr, was der Mann da erzählt. — Zeuge: So. net wahr is? Glauben S' denn, meine Zähnt geh'n zu eahnern Vergnügen an d' frische Lust spazieren? (Lebhafte Heiterkeit.) — Richter: Weshalb soll Ihnen denn der Herr Neunteusel die Ohr feige heruntergehiM.it haben? — Zeuge: Dös is a so: Der Herr Reunteufel hat an Taxi: Und i bin Aufpasser bei an Heurigen in Peterschdorf. Da sagt der Herr Kapellmeister Plötz zu mir: „Philippus, hol

' a Taxi, da woll'n a paar Herrschaften weg fahren!" I renn um den Herrn Reunteufel, und, wia mir mit den Taxi kommen, san dö Herrschaften scho mit an andern Taxi wegg'sahr'n g'west. — Richter: Und da hat Ihnen der Chauffeur die Taxe abverlcmgt und die haben Sie mit einem Zahn bezahlt? (Heiterkeit.) — Zeuge: Ja, so is. Aber, weil i ka schlechter Mensch Eine Erinnerung an den Menschensrefferprozetz in Marburg. Der damals zum Tode Verurteilte nun als Siebzigjähriger gestorben. Graz, 12. Jänner. In Stopno

12
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1924/26_07_1924/NEUEZ_1924_07_26_3_object_8153691.png
Seite 3 von 4
Datum: 26.07.1924
Umfang: 4
es gestern vor dem Bezirksgericht Fünfhaus. Auf den Namensaufruf „Josefa S ch o t t« V wankte eine kugelrunde Frau in den Gerichtssaol, einen Niesenpack mit den Armen umfassend. Sie warf ihn innerhalb der Gerichtsbarre keu chend zu Boden. Der Pack enthielt Bettzeug. Auf oie erstaunte Frage des Richters, was dos bedeute, bemerkte Jolsfa Schottsk: „Das g'hört zum Prozeß." Der Richter liest ihr die Klage vor: Eis hat ihren Untermieter Johann Graf dadurch beleidigt, daß sie ihn bei der Polizei angszergt

hat, er habe ihr aus dem Bettzeug Federn g e st o h l e n. Ein Kriminalbeamter habe dann Hausdurchsuchung gehalten, aber nichts gefunden. Diese Anzeige sei mutwillig, wes halb die Ehrenbeleidigungsklage erhoben werde. — Richter: Ist das, was in der Klage stcht, richtig? —Beschuldigte: Freilich, sie hat mir aus dem Bettzeug, wo sie als Untermieter schlafen, Fe dern gestohlen. — Sie will dem Richter das „schüttere" Bettzeug zeigen, der aber die Prüfung entschieden ablehnt. — Richter: Sie haben ja i h n, den Herrn Johann Graf

, und nicht sie, die Frau Gras, angezeigt. — Frau Schottek: Aber ihn Hab' ich doch nicht gemeint, er ist ja ein braver Mensch, gegen ihn Hab' ich ja gar nichts. — Richter: Ihn haben Sie aber als Dieb bezeichnet und nicht die Frau. — Frau Schottek: Aber ich Hab' doch nur sie gemeint. Ich Hab' ihn angegeben, weil er doch der Mann ist, damit man weiß, wer das ist und wen ich mein'. Und ich kann schwören, daß sie gestohlen hat die Federn. Das war so: Ich Hab' schon lang be merkt, daß das Bettzeug immer schütterer

und die Federn immer weniger werden bei den Untermietern. Einmal, wie die Frau Gras geglaubt hat, ich bin weg aus der Wohnung, ist sie zum Bett ge gangen und hat sich Federn aus dem Bettzeug genommen. Ich Hab' das alles gesehen, denn ich war nicht weg, ich bin unter dem Bett gelegen. Bei diesen Worten wirst sich die Frau plötzlich zu Boden und demonstriert dem Richter liegend, mit den Händen hinter den Ohren, wie sie gehorcht und was sie gesehen hat. — R i ch t e r : Das hat doch mit der Ehrenbeleidigung

nichts zu tun. — Frau Schottek: Aber sie hat doch die Federn genommen. — Richter: Ts wird sich empfehlen, wem, Sie den Kläger um Entschuldigung bitten. — Frau Schotte?: Also gut, ich verzeihe ihm und will von der ganzen Geschichte nichts mehr misten. — Richter: Nicht Sie haben ihm zu verzeihen, sondern e r J h n e n. — Frau Schottet: Aber sie hat doch gestohlen die Federn, ich Hab' sie doch erwischt dabei. — Richter: Antworten Sie auf meine Frage: Wollen Sie sich entschuldigen beim Herrn Graf? — Frau

13
Zeitungen & Zeitschriften
Alpenland
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3059538-1/1920/28_12_1920/ZDB-3059538-1_1920_12_28_3_object_8081966.png
Seite 3 von 14
Datum: 28.12.1920
Umfang: 14
sind alle froh, daß sie es nicht sind, die mter die dunlle schwarze Erde müssen. 1 Als die Matrosen am Abend nach 'Hause kamen, ging Müller still an seinen Kasten und holt die silbernen Fili grandöschen hervor. Sorafältig packt er sie zusammen, ver-! schnürt das Paket und adresiiert es m d^ Braut semes vnglüA sichen Kameraden LcmsLM Deutsch-SLdtirol. Die „Sifterta“ verleumdet die Deutsch- Südtiroler Richter! Bozen, 28. Dezember. Wir sind es längst gewöhnt, daß dieses Trienter Blatt ge schäftsmäßig

alles in dieser Art bisher Dagewesene und das ist ge wiß nicht wenig. Ganz unverblümt wird in diesem Artikel an der Hemd von zwei bis drei Beispielen behauptet, daß die deutschen Richter in Südtirol parteiisch gegen die deutsche Seite hm urteilen, daß die italienischen Parteien in Süd- tlrol mit Bezug auf die Geschäftsgebarung der deutschen Richter zu diesen kein Vertrauen haben können und daß end lich „fremde" (gemeint sind natürlich deutsche) Advokaten mit Hilfe deutscher Richter italienische Parteien direkt

gesetz widrig ins Unrecht zu setzen in der Lage wären. Nicht zu vergessen, daß das Blatt auch den deutschen Geschworenen Bozens vorwirft, sie hätten böswillig die verbrecherische Tö tung eines italienischen Soldaten ungesühnt gelassen. So wert ist es gekommen, daß sich die deutschen Richter Südtirols, die Geschworenen Südtirols, von einem verblen deten Hetzblatt von der Gattung der „Liberia" vorwerfen lassen sollen, sie seien in ihrer Amtsführung nicht gewissen haft und unparteiisch, sie seien

also bei ihrer Rechtsfindung nicht Richter, sondern vom Hasse gegen die Italiener er füllte Deutsche, die ihre Macht zum Schaden der Italiener ausnützen und das Recht verleugnen. Kein reichsitalienischss Blatt leistet sich auch nur annähernd etwas Aehnliches, wie das Trienter Blatt. Glauben die Herren der „Liberia", daß es im Trentino einen einzigen Richter gibt, der von sich behaupten "könnte, er arbeite -gewissenhafter und rmparteiischer, als unsere deut schen Richter? Aber es handelt sich der „Liberia" ja gar

" — den Bezirksrichter Hinterholzer »regen einer ihm als Richter zustehendeu Amtshandlung ohne Einleitung des gesetzlich gebotenen Disziplinarverfahrens si'ines Amtes gesetzwidrig enthoben hatte. Auch damals wurde hauptsächlich in der „Liberia" in spaltenlang en Ar- rikeln Mer alles Deutsche losgezogen. Und auch im vorliegenden Falle scheuen sich die Herren: von Trient nicht, aus einer' Entscheidrmg des Kreisgerichtes Bozen, aus einem Wahrspruche einer Bozen er Geschworenen- lammen imb ernenn Meraner

14
Zeitungen & Zeitschriften
Innsbrucker Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/ZDB-3059567-8/1935/06_11_1935/ZDB-3059567-8_1935_11_06_6_object_8062567.png
Seite 6 von 8
Datum: 06.11.1935
Umfang: 8
verdächtigen Xaver Kernbacher, wenn er bayerischen Boden betritt, zu verhaften und an die Schweiz auszuliefern." Xaver schlug unwillkürlich mit der Hand auf den Tisch, so daß nicht nur das Tintenfaß, sondern auch der Richter und die Gendarmen aufsprangen. „Verzeihung, i bin etwas wild. Aber dös gibts net. Wegen einer Wilddieberei, und das war es nöt ein mal, denn i Hab ja die Gams gar net stehlen wollen und liegen lassen, wird man net ausgeliesert." „Aber wegen des Verbrechens gegen das Leben des Jägers

mir noch net. Vorläufig nach Mün chen." „Dann ists scho recht." Er folgte wieder willig, wurde gefesselt, ließ es schweigend geschehen, saß wieder zwischen zwei Trans porteuren und wurde nach München gebracht. In Chur hatte sich der Richter den Inspektor kom men lassen. „Es hat keinen Zweck, die alte Hexe hier festzu halten. Es ist ihr nichts nachzuweisen, als daß sie ihrem Sohn den Rat gegeben hat, zu flüchten und ihm eine Feile und Geld zusteckte. Meuterei liegt nicht vor, gewaltsame Befreiung

eines Gefangenen auch nicht, und eine solche Beihilfe einer Mutter dem Sohn gegenüber ist leider nicht strafbar. Lassen Sie die Frau vorsühren." Barbara Kernbacher trat ein und hatte ein starres Gesicht. „Frau Kernbacher, Sie sind vorläufig entlassen." „Schon recht, Herr Richter, Habs gewußt, daß mi gehen lasten müssen." Ein Telegramm wurde gebracht. Nun hatte der Richter ein siegessrohes Lächeln um seinen Mund. „Hat Ihnen nichts genutzt, Frau Kernbacher! Er sitzt schon wieder fest." „Was net sagen

. Hoffentlich net zu weit für mi!" „Doch etwas weit! Ihr Sohn war vernünftiger als Sie. Er hat sich in Lindau in Bayern freiwillig ge stellt." „Gott sei gelobt und die Jungfrau Maria!" Der Richter wunderte sich über die Frau. „Nun treuen Sie sich?" „Weils gelungen ist, wie es sollt. Dös es wissen, Herr Richter, der Xaver ist keiner, der ausreißt vor einer verdienten Strafen und die Kernbacherin ist Beim Hochzeitsmahl ermvr-et Budapest, 4. November. In Nagy-Füged hat sich eine Liebestragödie abgespielt

wollt er herüber. Grüßt, Herr Richter, nun Habens mir noch a Geschenk gemacht zuletzt" Mit hocherhobenem Kopf und ein triumphierendes Lächeln um die verrunzelten Lippen ging die Alte hinaus, und der Richter zuckte die Achseln. „Da soll einer wissen, was in so einem verdrehten Kopf dieser Bergmenschen vorgeht. Wir werden so fort in München die Auslieferung beantragen. Wer in der Schweiz ein Verbrechen begangen, ge hört auch vor ein Schweizer gericht. Uebrigens — wir wollen nach Pontresino schreiben

15
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1923/06_11_1923/NEUEZ_1923_11_06_3_object_8152578.png
Seite 3 von 4
Datum: 06.11.1923
Umfang: 4
des Hauses mit den denkbar ärgsten Ausdrücken beschimpft haben soll. Die Geklagte rief durch ihre Ausdrucks meise und ihr ganzes Gehaben lautes Gelächter hervor und der Richter, der mitlachen mußte, hatte Mühe, die Verhandlung zu Ende zu bringen. Die Geklagte, eine kleine, kugelrunde Frau, die mit tschechischem Akzent spricht und hie und da tschechische Worte in die Rede einstreute, blieb aber immer ernst und hatte keine Ahnung, wie komisch sie wirkte. Sie erschien vor dem Richter mit einem großen

Kehrbesen in der Hand. Der Richter hielt ihr vor, daß sie die Klägerin in Gegenwart von mehreren Personen arg beschimpft habe. Gekl.: Herr Richter! H . . . Hab' ich gesagt, weil's wahr is! Ich hab's nämlich gehört von andere Leut', und was wahr is, darf man doch sagen. Nit? Das Hab' ich gesagt, aber alles andere Hab' ich nicht gesagt, weil ich solche Worte überhaupt nicht in den Mund nehme. Herr Richter! Hören S' zu, das war so: Ich Hab' das Stiegenhaus ausgekehrt. . . Sie zeigt an dem Kleide

der Klägerin das Auskehren; die Klage» rin flieht in den entferntesten Winkel. — Richter: Ich kann mir schon vorstellen, wie Sie das Stiegenhaus ausgekehrt haben, lassen Sie die Frau! — Gekl.: Alsdann, ich Hab' das Stiegen haus ausgekehrt, da kommt diese Frau und macht das Gang- fenster auf! Was geht die Frau die Gangfenster an? Das ist meine Sache, ich bin die Hausmeisterin und nicht sie. Ueber die Gangfenster Hab' ich zu schaffen. So was ist unerhört! Herr Richter! Ich war paff, wie sie das Fenster

aufgemacht hat. Ich bin dagestanden mit dem Besen wie der heilige Nikolo. Mir hat's die Red' verschlagen zuerst, aber dann Hab' ich ihr's gegeben. Unter uns Herr Richter! Sie ist eine Stierin. — Richter: Was ist sie? — Gekl.: Eine Stierin, es finb' noch einige Stierer im Haus; weh' ihnen, wenn sie einmal in meine Gassen kommen! — Richter: Sie sollen die Aeußerungen in Gegenwart mehrerer Personen gemacht haben. — Gekl.: Der einzige Zeuge war der Kehrbesen, sonst kein Mensch, das schwör' ich bei Gott

! — Rich ter: Der Kehrbesen ist kein Zeuge, der kann nicht reden. — Gekl.: Ich werde für ihn reden und ich werde für ihn die Wahr heit sagen . . . bei diesen Worten toben die Zuhörer vor Lachen. Die Geklagte dreht sich um, blickt in den Saal und kann sich das Lachen nicht erklären. Sie fragt den Richter mit stummen Blicken, was das Lachen bedeutet, aber der Oberlandesgerichtsrat lacht selbst und kann ihr keine Antwort geben. Erst nach einiger Zeit kam er zum Sprechen. Er verurteilte die Geklagte

16
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1928/29_09_1928/TIGBO_1928_09_29_5_object_7749039.png
Seite 5 von 10
Datum: 29.09.1928
Umfang: 10
und auch dem „geübten" Bergsteiger wer den dadurch viele Bergfahrten erleichtert und er möglicht. Daß die Drahtseilbahnen die Beförde rung von Personen und Gütern nicht um Gottes lohn durchführen können, ist zwar sehr bedauer lich, liegt nun aber einmal in unserem Wirtschafts system; war auch früher so und wird voraussicht lich, Gott seLs geklagt, noch lange so bleiben. Luöwis Richter im Zillertal. Zum 125. Geburtstag des Meisters (28. September 1928). Bon August Sieghardt, Nürnberg. Vor rund hundert Jahren war's

, da kam zu dem kaum 20jährigen Ludwig Richter in Dresden, dem später so berühmt gewordenen unsterblichen Maler der deutschen Familie und des deutschen Hauses, deutscher Sitte und deutschen Heimat glückes, ein Mann namens Arnold, seines Zei chens Buchhändler, drückte dem kunstbeflissenen Jüngling der Pcklette ohne viel Umstände hundert Taler in die Hand, versprach ihm, diese Summe drei Jahre lang alle Vierteljahr auszubezahlen, und lud ihn ein, zur Erweiterung und Vollendung seiner Studien eine Reise

nach dem Süden zu machen. Der junge tatenfrohe Richter, der eine solche Summe in seinem Leben noch nie gesehen, geschweige denn besessen hatte, und dem eine der artige Studienreise als höchstes irdisches Glück erschien, besann sich nicht lange, steckte die hundert Taler ein und sagte von Dankbarkeit überströmt freudig zu. Nun war er mit einem Schlage frei voul v>em Druck ägyptischer Dienstbarkeit, die hoffnungslos auf seinem Leben lastete. Er packte sein Skizzenbuch und seine Mal- und Zeichenuten silien

der Ueber Hof, Nürnberg und München kam er zum erstenmal ins bayerische Gebirge, nach Tegern see und Schliersee, von wo er eine Besteigung des Wendelsteins ausführte. Von Brannenburg ging's nach Rosenheim und weiter durch den Chiemgau nach Salzburg und Berchtesgaden. Als er auf der Paßhöhe des Hirschbichl die Grenze über schritt, machte ihm der dortige Zöllner Grobheiten, weil Richter ihm gegenüber energisch bestritt, „daß Dresden in den kaiserlich-österreichischen oder baye rischen Staaten liege

". Diese beiden Möglich keiten wurden nämlich von dem biederen Wächter der Zollgrenze beim Revidieren des Passes als „entweder oder" hingestellt; „außer diesen beiden Staaten schien ihm alles Türkei". In Loser be zog Richter Nachtquartier. Anderntags ging's wach Zell am See und von dort nach einem Abstecher nach Lend und Gastein—Paß Lueg in die Krimml, wo er die berühmten Wasserfälle be wunderte. Von Krimml aus machte nun Richter den Uebergang über die Gerloser Platte (1486 m) ins Zillertal

17
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1918/05_04_1918/NEUEZ_1918_04_05_4_object_8146696.png
Seite 4 von 4
Datum: 05.04.1918
Umfang: 4
: Geld: 150.— Marknoten: 149.90 Zürich: 0 167J50 Schweizernoten: 167.— Lolland: 0 324.— Ware; MH . m r 168H ILiter gutenHaustnmkzu2Pl M stellen Sie sich leicht selbst her durch ,Lüta‘ , -Haustrunksi!bstanzen m K L20. Allein zu habest „Zur Hygiea“ £"*££ 21 (Nachdruck verboten.) - .-V; Das Bergwerk. Roman von Franz INolnar. Tränen standen ihm in den Augen. Richter schwieg. Das übte auf ihn eine starke Wirkung aus. Der Russe, der die große Frage in seiner ehrlichen, unbeholfenen Weise lüste, dauerte

von dem :„Dehüt Gott" rührte auch ihn fast zu Tränen. „Fahren Sie mit bis Schemnitz/ lud ihn der Rüste ein. Richter deutete auf das Blut an seinem Rock: - „Es geht nicht. Ich habe einen tüchtigen Schlag auf den Arm bekommen, ich glaube gar, er ist gebrochen." „Dann, dldieu!" Rasch umarmte und küßte er den Ingenieur. Der Wa gen holperte weiter und Richter stand mit beklommenem Herzen auf der Straße und schaute ihm nach. Der Schmerz zuckte ihm wieder durch den Arni, und er fühlte, wie von dem großen Blutverlust

ihn die Kräfte verließen. 13. „Dokwr", sagte er zu dem mürrischen Alten, „mein Arm M zerschossen. Tun Sie damit, was Sie wollen, nur er-! len Sie niemandem, daß es von einer Kugel herkommt, i | Sagen Sie was anderes, zum Beispiel, daß er gebrochen , ist. — Ist's recht?" ; Der Doktor hatte noch nicht verstanden, um was es sich ! handelte, und schon herrschte ihn der bleiche, blonde, junge > Mann mit dem blutenden Arm cm: „Ist's recht?" Der Doktor nickte: - .Ja." Darauf legte Richter seinen 31ock. die Weste

und erst, als der Arm verbunden war, Hub er an zu sprechen: „Gott sei Dank, die Kugel ist nicht darin; und hoffent lich auch kein Schmutz. Hoffen wirs. Sie haben ein ver teufeltes Glück, Herr Richter." „Danke schön." „Wir tun den Ann m einen Gipsverband"', fuhr Doktor Tim ko zu sprechen fort, „und dann legen Sie sich nieder Sie Glückskind " Richter lächelte. ; f * - "Oder eher unglücklich," meinte fast zornig der Doktor, indem er den Tüllrest zurückwickette. „Wie man's nimmt." Eine Zeitlang schwiegen

sie. „Seitdem das Frauenzimmer hier ist, bin ich auf alles gefaßt," beendete der Alte feine zornige Rede und mark die Tullwtte grimmig in die Schublade. Dann schrie er Richter an: * - <»«*wjchWbetz«,(ein, sich nieder. Ich selbst werde (»fort nochkommen. Ich MI erst zu den Esenkes hinunter." Das sagte er und schaute dabei Richter über die Brißt an. Aus seiner Stimme spürte man den Vorwurf mü dir Betrübnis heraus. Richter fühlte sich unbehaglich. Er w* gezwungen, Interests zu heucheln: ' „Geht chr's

18
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1930/21_02_1930/NEUEZ_1930_02_21_5_object_8163257.png
Seite 5 von 6
Datum: 21.02.1930
Umfang: 6
is a Freud! Men. 20. Februar. Michael Küper war vor dem Bezirks- fericht Fünfhaus wegen Gatteumihhandl-ung angsklagt. Er soll srilier Gattin Eäcilie mit einem Rudelwalker einen blauen Fleck Magen haben. — Richter: Was sind Sie von Beruf? — Ange klagter: Verheiratet, Herr Richter, (Heiterkeit.: — Richter: Und Mit -beschäftigen Sie sich sonst? — Angeklagter (seufzend): Mt ’ Wmir Frau. — Richter: Sie müssen aber doch ein Einkommen Wen. — Angeklagter: Ich soll eine Pension bekommen. — Rich- Was heißt

das. Sie „sollen"? — Angeklagter: Na, ja, mein« ssuru nimmt mir sie weg. — Richter (lachend): Da sind Sie ja wirklich zu bedauern — Angeklagter: Ja, ja. a so a Wvvoerl is »Freud'! I möcht' ganz gern dö Freud' an andern gönnen. (Leb- Heiterkeit.) — Richter: Halben Sie Ihre Frau verletzt? — ^geklagter: I möcht' bi'tten, Herr Richter, daß Sie meine Frau tatfamifen lassen. Eine große, starke Frau erscheint im Saale und stellt sich neben j!» Angeklagten. — Angeklagter: So, Herr Richter, jetzt schau'n ? Hnv düs Weib

amal an. Warm S' an Mnehmer dafür wissen, ’ töf no mied Pension drau^geben. — Zeugin: Herr Richter, der is Mt' wieder a bitzerl ante'pscht» — Angeklagter (höhnisch): Ja, anfepfdft! Was. hier, vor G'richt traust di nix z' reden? — Zeu- A (breit): Was trauen? Glei wirst ane drinnert hab'n, daß d' ltinasunst z' Haus fliegst. — Angeklagter: Geh' reiß' dein Mund- net so auf. Ma tat glauben, i hält' a Angst vor dir. — oWr (macht einen Schritt gegen ihn): Was. du -hast ka Angst ^t? Du schepperst ja schon

, wann i nur an lauten Schnaufer tua. »Mie-l Tetschen, als wie du von mir fcho kriegt hast, so viel gl'ück- Stunden möcht' t haben. I war dann der glücklichste MvNlsch JJf ist r WM. — Richter: So, meine Herrschaften, jetzt möchte '4 auch einmal zu Worte kommen zu Hause können Sie dann ^ Unterhaltung fortietzen (Zum Angeklagten): Was haben Sie '-u Ihrer Verantwort urig zu sagen? — Angeklagter (schlau): Nix Echr. Herr Richter, Dö Unterhaltung mit meiner Frau vor Ihnen -meine Verteidigung

. Jetzt können S' Ihna vorstellen, wie Hmuerl z' Haus is. (Heite-vkeit,) „Der Richter sprach dm Angeklagten wegen Ma-ng-els an De- frei. Filmdiva und Kritiker. .^ris. 20. Februar. Die erste Kammer des Seine-Z'vvMMbunals sich demnächst mit einer ungewöhnlichen Schadenersatzkllage ^fassen hoben die von der Wmschauspielerin Polo Negri, Ehelichten Prinzessin Sergius Mdivani gegen einen in Paris ^den amerikanischen Kritiker eingebracht wurde. Der Kvitcker °we sich in einer angesehenen Pariser Filmzeit-schrift

19
Zeitungen & Zeitschriften
Neueste Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/NEUEZ/1931/22_01_1931/NEUEZ_1931_01_22_5_object_8165719.png
Seite 5 von 6
Datum: 22.01.1931
Umfang: 6
zu z w e i e i n h a I b M o n a t e n Kerker verurteilt. 8 „Holländisch" empfohlen. Wien, 20. Jänner. Richter: Engel- bert Pichelmann, wann sind Sie geboren? — Angekl.: Neunzehn Null Sieben. Fufzehn, Vier. (Heiterkeit.) — Richter: Ich habe Sie nicht um Ihre Telephonnummer gefragt, sondern wann Sie geboren sind. — Angekl.: Dös is do eh mei Geburts datum. 1907 am 15. April. — Richter: Sind Sie vorbestraft? — Angekl.: Na. — Richter: Nein, sagt er. dabei ist er einmal in D b b s und einmal in Melk vorbestraft. — Angekl.: I Hab gmant

. Sie interesfiern Jhna nur für Wie n. (Heiterkeit.) — Richter: Also, die taube Franziska Uher hat angezeigt. Sie seien ihr vom Quartiergeld 84 8 schuldig geblieben und ver schwunden. — Angekl.: Weil i ka Geld ghabt Hab. — Richter: Für Ihr Kind sorgen Sie auch nicht. — Angekl. (freudig): Freili net. — Richter: Sehr schön! Also, Frau Uher, Sie hören ja nichts. — Zeugin: Na, gar nix. — Richter: Das ist doch großartig. Sie hört, wenn man sie fragt, ob sie nicht hört. Ja. hier erlebt man seine Wunder

. Hier werden die Blinden sehend, die Lahmen gehend, alles beim Bezirksgericht Fünfhaus. — Zeugin: Lesen kann i. — Richter: Also, schreiben wir ihr etwas auf. — Angekl.: Ja, schreibn ma auf, was s' eigentlich von mir wüll. (Heiterkeit.) — Richter: Sie sind ein freches Unikum, Sie empfehlen sich hol ländisch von dieser Frau und machen hier noch Witze . . . Schreiben wir auf. ob er ihr überhaupt Zahlung versprochen hat. — Die Zeugin studiert lange den Zetteln. — Richter: Wenn Sie jetzt auch nicht lesen kann, dann schauen

wir schön aus. — D'e Zeugin putzt ihre Brille, fetzt sie umständlich auf und sagt dann nach einer Weile: Anfach weg is er gwesn. Sei Vater hat mir fufzig Schülling gschickt. — Angekl.: Und i Hab ihr neunzig gebn. — Zeugin (nach umständlicher Korrespondenz mit dem Richter): Sei Lebtag net, der hat ja no niemals neunzig Schülling auf an Haufn gfehn. — Richter: Jetzt werden wir das Frage- und Antwortspiel beschließen. Im Namen der Republik . . . fünf Tage Arrest. — Angekl.: . . . die i net annimm. fhentec

20