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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 28.04.1945
Umfang: 4
die Soldaten.' „So? Wie weißt denn du dös?' „Ich -- ich weiß jetzt augenblicklich uet, vtr mir's g’sagt hat. Ja, richtig, die Hier- iiiigl Mariele hat mir’s g’sagt.“ Regina war plötzlich irülilich geworden. Das hatte seinen Grund darin, weil sic sich sagte, solange Ha oben geschossen \yurde, konnte Ambros nicht gut wegkommeii. Folg lich hatte sie ihn also noch nicht versäumt. Kam er denn überhaupt noch heute? Viel leicht kam er erst morgen oder übermor gen. Dieses Warten ist wie ein Martern. Ambros kam

noch in dieser Nacht. Aus unruhigem Schlaf erwachend hörte sie ein leises Klirren an ihrem Fenster, letzt wieder - und Hann ein perlfeines Atiiiallen des Steinchcns auf den Brettern des Balkons. Lautlos üfiuete Regina das Fenster. Am bros stand unten. Sie verstand nicht, was er flüsterte. Aber dann trat er näher ans Haus, streckte die Arme nach den Balken des Balkons und zog sicii im Klimmzug hinauf. Das alles geschah so geräuschlos, daß Regina selbst cs gar nicht merkte, bis das Gesicht des Soldaten

sich über das ihre neigte und sein heißer Mund den ihren traf. In dieser Nacht hob sich der Schleier des großen Geheimnisses \un Regina Burg- mayr. und es üifnete sieh weit vor ihr das Tor, hinter dem in wunderbarer Größe und Schönheit der Sinn des Lebens sieh ihr offenbarte. Ein Pj.ii Wochen später fuhren die bei den Hnchhichierbiiben auf dem Sonnlech- nerhof vor. Die beiden Brüder sahen ein ander sehr ähnlich, nur war Matthias um ein paar Jahre älter als der Lorenz. Mat thias war bereits verheiratet und hatte da heim

den Hof übernommen. Die zwei Schwestern hatte er schon gut unterge bracht, und cs handelte sich jetzt nur noch darum, dem Lorenz behilflich zu sein, ein warmes Nest zu finden. Dieses warme Nest sollte der Sonnlechnerhof sein und die Er bin Regina. Zunächst taten sie zwar so, als Seien sie tatsächlich nur des modernisierten Stalles wegen gekommen. Und es war nicht abzu- leuguen, daß sie einiges verstanden vom Bauernhaudwerk. Wahrscheinlich aber hat ten sie vorher schon alles besprochen

nusschaticn mußte, i» den er den Bruder mit den ■io.UÜO Mark Milgiit hineinsetzen konnte. Aber es batte den Anschein, als ob sieh der Sonnlechucr bereits ganz kompromiß los überlegt hätte, daß dieser Hochbichler Lorenz eigentlich der richtige Bauer wäre fiir den Sonnlechnerhof uml der richtige Mann für die Regina. Regina selbst war bis jetzt weder vom Sonnleclmer nocli vom jungen Hochbichler erwähnt worden. Wie eine schweigende Uebereinkunft war cs. daß Regina sich dem zu fügen hätte, was in nächster Zeit

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 4
Datum: 21.04.1945
Umfang: 4
) ,,Wi« weißt denn du düs »o genau, Am brosi“ ..Dös fühlt man, weißt, Regina.' Nun nahm sio sclno Hündo und legte »ie au ihre Wangen. Von unter herauf >>>» »chelmlsch nnbllnzelnd, fragte sic: ..Hast du auch so oft au mich gedacht. Ambrosi“ ..Wenn ich eine Wolke g’sohn hab, die bergwärts gezogen ist, Regina, dann hab ich ihr allweil eine» schönen Oruß an- geschafft.' „Zu dumm, daß die Wolken net reden können.“ ..Odei auch gut, Regina. Denn wenn sio reden könnten und sio wären über den Souulechnerhof gezogen

„Und Ich hab g’sagt daheim, daß ich auf dio Niedereggeralm geh.' ..Warum derfon deine Lern auch irs'wi»- -mi, daß wir zwei uns treffen?“ Er verschwieg nun. -laß er gestern mit -einer Ifurtter noch eine ernst* Aussprache gehabt hatte. Reginas w.-geu. Die Mutter wollte ihm unbedingt abraten, sieh ins Un glück zu stürzen, wie »ie es nannte. „Wissen lürften sie «*a schon', sagte er. „Aber weißt, mit der Liebe, da kann man gar net heiiulioU genug umgehn. Uubur- haupt, Regina, ich mein es is besser

, wenn wir uns weiter in den Waid schlupfen. Da könnt ja leicht jemand vorboikommen.“ Sie nickte und dabei kam sie mit ihrem Kopf nah an sein Gesicht. Und plötzlich legte sio ihr Ohr an sein Herz. Er trug ain Nachmittag die Uniform nicht mehr, son dern die kurze Lederhose. Und da sein weißes Leinenhemd am Hals geöffnet war, war es kein Kunststück, daß Reginas Ohr an seine nackte Haut zu liegen kam. Das war unsagbar sehöa und gut und Regina hätte lange Zeit so verweilen mögen und auf den starken Sehlag seines Herzens hor chen

. Aber in diesem Augenblick verlor Ambros die knabenhafte Scheu und schob diu Hand unter ihr Kinn. Nach einem kurzen Kampf mit sieh sel ber. gab Regina dieser Bewegung nach, hob den Kopf, schloß aber dabei dio Augen. Sie spürte seinen warmen Atem über ihren Augen und fühlte, wie sein Mund sieh dem ihren näherte, Augst kroch plötzlich hoch in ihr, daß etwas von dem Häßlichen ge schehe, das oft in lockeren Reden zwischen Knechten und Mägden während der Vesper zeit zur Sprache gekommen. Aber noch während sie daran dachte

.“ „Wenn e« dann am nächsten Sonntag rog- uotl“ fragte Regina in plötzlichem Er- »chreeken und es war ihr gar nicht bewußt, daß sio damit ein weiteres Treffen mit ihm vereinbarte. „Könntest du denn warten, bis wieder Sonntag ist“ Nun erst ging ihr Blick frei und blank in den seinen kinoin. „Ambros, wie soll das noch werdonl“ „feit komm am Mittwoch auf d' Nacht. Hinter ouerm Koßätall wart ich.“ Regina gab keine Antwort darauf, obwohl sio wußte, daß auch die Mägde des Hofes sieh zuweilen im Stroh des Stalles zur, Liebe

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Seite 2 von 2
Datum: 24.04.1945
Umfang: 2
“, sagte Regina noch völlig bc- weckend an die Türen schlug, vollends ah sich. Und lm nächsten Augen* flammte Licht auf ira Stall. Zum Glück nur nomnjen von dem Schrecken und zuckte Als der Vater am Vormittag gelegent- blick lag sio schon in den Armen Ambros', eine Birne vorne im Futtergnng. Der Senn- dann als er es tat, doch zurück unter dieser lieh in die Küche kam, sagte er: du rinttlrlpi*. ffisfanrini* \fnnrl smilitn sinn Ipnhnop hpfrnt. sIpii RtAll. r(n»iilit«nnn» flßUt' HflCllt llUtt lOll (llCtl

bAl(i QUfKQ Berührung. Ambros konnte schon wieder lachen. weckt, weil ich ein Trank!'braucht hlltt für den Rappen. Ich hab Ihn aber gut abge rieben, und heut ls er schon wieder gut.“ Regina fühlte, wie sie weiß wurde wie die Mauer, Es war gar nicht auszudenken, vor was geschehen wäre,, hätte der Väter wlrk- Ein dunkler, tastender Mnnd suchte den lechner betrat den Stell, ihren und fand Ihn nnch gleich. Ihre Arme Regina glaubte, das Blut ln ihren Adern noch das andere. Während der Vosperzoit

um das Mädchen. „Aber einmal muß er es ja doch orfah- “* früher der Inspektor immer getan hatte, und Lebeasfrlsehe, und als sio einmal hoi und ihm sagen, daß ich immer auf ihn Was geschah jetzt! Regina wußte nichts ron. Ambros.' l-’iir dio jungen Gutsmügdo hatte er keine ihren heimlichen Zusammenkünften einem warten werde*. * ’ davon, daß eines der Pferde am Abend ein „Meine Güte, da wird er binnen ein denn Ambros dachte an Regina und fremde Ehepaar begegnetcu, das in Birkoti- Trotz aller guten Vorsätzo

- diese Nacht paar leichte Kollkanfftlle gehabt hatte, wes- Zorn.“ lieh seinen Entschluß wahrgemaoht und m den morgigen Tag. zell zur Kur weilte, blieben diese zwo! war an ders als die anderen Stunden. Sie wegen der Bauer jetzt nochmal nach- „Dös derf uns aber nix ausmachen, Am. hätte sie dann ln der Kammer nicht vor- Ambros und Regina wurde zwei ueue Menschen stehen und schauten dieser wuu- fühlten beide die dunklen Nöte des Blutes, schaute. Sie dachte nur, daß er aus Ir- hros. Es kommt allwell bloß

auf uns zwei gefunden. Schon würde die erste Kerbe ire- Menscheu. Wer das Mädchen in diesen dervollen, blonden Jugend nach, die ihre und doch hatte Regina noch nicht den gendeinem Grunde Ihre Abwesenheit in der an. Was will er denn maeh'n, wenn wir net schlagen in das Leben dieser jungen Liebe lagen genauer ansohaute, dem mußte die Stirn so frei uud stolz dem Wind entgegen- Mut, dem Geliebten gänzlich zuzufallen. Sie Kammer bemerkt hatte und sie nun suchen voneinander lassen! Er kann mir höchstens

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Seite 1 von 2
Datum: 08.05.1945
Umfang: 2
. Und das 57 Roman von Hans ILrnst OrUeberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) 0 »» Da sacte die Trau: „Uebrigens, Herr Rechtsanwalt — wir tlnd davon abgekommen. Sie müssen mir die Sache noch genau erzählen. Dieses Mädchen also, diese Regina, ist nicht die leibliche Tochter des Sonnlechners?“ Hier gab cs dem Oberleutnant einen leichten Riß. Aber er beherrschte sich. „Nein, nicht die leibliche Tochter. Aber sie weiß es nicht und wird es auch nie erfahren.“ „Sie hätte ja schließlich

eilt ja nicht so. Dann tippte er an den Mützenrand und ver schwand im Gewühl der Reisenden des Umsteigebahnhofes. ln den Sonnlechnerhof kam ih diesen Ta gen ein Brief: Es schrieb, der Oberleutnant Ambros Brandmüller an den Bauern Gre gor Burgmayr: „Es gibt noch Zufälle im Leben. Durch so einen Zufall erfuhr Ich. daß Regina gar nicht Euer richtiges Kind ist. Folglich hätte ich sie gar nicht von Euch zu erbitten. Re gina würde, wenn sie es wüßte, vielleicht im ersten Augenblick unglücklich

sein, um dann uin so glücklicher zu werden, weil niemand mehr das Recht hätte, ihr Vor würfe zu machen, wenn sie sich offen zu mir bekennt; Aber ich will gar kein Druck mittel anwenden, und es soll Schweigen bleiben über dem, was Ihr Euer Leben läng verschwiegen habt. Es ist kein Nutzen dabei, wenn es aus Licht des Tages kommt. Aber es Hegt ganz allein bei Euch. Solltet Ihr Regina nur den leistesten Vorwurf ma chen, weil sie nun das werden wird, was die Sonnlechnerin vorzutäuscheu gezwun gen war, werde Ich laut

und deutlich ie- den, zu jedermann in der Gemeinde. Nun wißt Ihr cs. Regina wird Mutier sein. Mutter vielleicht meines Sohnes. Sollte das Schicksal es gut meinen, mit mir und mich wieder in einen Urlaub heiinkommen las sen. werden wir heiraten. Ob mit oder ohne Eure Einwilligung. Nichts kann uns In dem Entschluß beirren, ich habe nie auf Euren Hof spekuliert und tue es auch fer nerhin nicht. Das bleibt Euch Vorbehalten, was Ihr zu tun gedenkt in dieser Hinsicht. Sollten wir uns aber wider Erwarten ver

ständigen können, so wird sich darüber nie mand mehr freuen wie Regina und ich. Ambros Brandmiiller, Oberleutnant und • Kompanieführer.“ Das war die Höhe. Der Sonnlechner fühlte, wie seine Hände zitterten. Die erste Regung war, den Brief verschwinden zu lassen. Aber noch während er es dachte, rannte er in die Küche zu Frau Therese. „Bist allein?“ Verwundert schaute sie auf, zumal er jetzt auch noch das Fenster schloß. Diese Aufgeregtheit war ihr fremd an ihm. Es mußte etwas Besonderes vorgefallen

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Seite 2 von 2
Datum: 13.04.1945
Umfang: 2
Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) Regina war zunächst recht erschrocken. Aber als sie den Menschen erkannte, mußte sic recht lachen. „Moin Gott, hast du mich jetzt erschreckt, A mbros.“ ..Du hist es, Rcginat“ „Ja, ich biu9. Geil, da schaust, weil ich huch so weit heroben hin und ’s wird schon Nacht. Aber seit wann bist denn du im Dort', Ambros?' „Heit vierzehn Tag. Urlaub lmb ich.“ Kr glitt auf seinen Schiern näher heran, -ließ dio Stecken in den Schnee, nahm die Mütze ab und wischte

sich mit dem Hand rücken über die nasse Stirn. ..Als Soldat liab ich dich uoch gar net g'schn, Ambros. Da schaust ganz anders all-5.' „Sot Wie denn?“ „Größer mein ich.“ „Weil ich halt gewachsen hin in dev Zeit, sind ja doch schon zwei Jahre hör, daß ich fort bin. Und da drin heim Barras, da Streckens einen schon.“ ..Klein warst vorher auch net.“ Regina neckte sich ein wenig und lachte. „Ui joggen! Ich geh dir kaum bis zum Hais.“ „Ich steh auch ein hißt weiter oben wie du. lm übrigen brauchst ja auch noch gar

net so groß sein, denn schließlich bist ja gegen mich noch ein Kind.“ Regina .schwieg darauf. Sie war im No- . »mher siebzehn Jahre alt geworden, stand i.uu iiu achtzehnten. Da fragte er in ihr 'innen hinein: AVn- tu-' denn eigentlich noch da her- 'djent I- ja ■n.-hon Nacht.“ da i -ii weiß schon. Hält nimmer rauf- gs-> weit. Aber mit dem Sehlit ten hin ich gleich drunten. Fahr runter mit mir. Ambros.“ , Er faßte es so auf, daß sic wogen der Dunkelheit den Mut nicht mehr hätte, allein zu steuern

, und kam sich vor wie ein gü tiger Helfer in der Not. Ohne langes Be sinnen schnallte er die Schier ab, nahm sie unter den Arm und setzte sich zur Regina auf den Schlitten. Es war nichts! Nichts weiter als ein ra sender Flug durch Schnee und Nacht. Aber Regina Jcbnte an ihm. Er fühlte die Wärme ihres Körpers an seiner Brust, und seine Hand lag um ihre Hüfte. Und sie waren su allein in der Nacht voller Schnee, es war mit einem Male wie eine Fahrt durch tau send niegekannte Seligkeiten . . , Als sic

unten ankamen und der Schlitten langsam ausgelaufen war, war ihnen bei den zu Mule als seien sia verzaubert wor den, als dürften sie nicht aufstehen jetzt, als müßten sie so aneinandergeschmicgi, bleiben, Körper an Körper, weil sonst der Zauber zerbrach, Regina streifte einen Handschuh ab und legte ihre Hand auf die Hand des Soldaten Ambros Braudinüller. Eine lange Weile blieberi sie so, bis Axubros entstand und seine Schier wieder ansohuallte. „Ein Stück! haben wir noch den gleichen Weg“, sagte

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Seite 2 von 2
Datum: 01.05.1945
Umfang: 2
. In tiefem Leid: Valentine Clement, geb. Gi rardi, als Gattin: Pepi Cle ment und Ilanny Gtsinunn, als Kinder; Dr. Ötbnmr Gls- maun; Schwiegersohn; Robert Glsmanu, Enkel; auch Im Na-' men aller Übrigen Vcrwand- > ten. Vahrn, lm April 1945. Und dos Me* tyM wettet... 52 Roman von Hans Ernst orheberrechtschutz: Deutscher Roman-Verlag Klotzsche (Bez. Dresden) Auf dem, Heimweg begegnete die Guts frau dem Mädchen Regina, das auf dein Feldweg dahinging, gesenkten .Kopfes und wie In schwere Gedanken versunken

. Frau Ilona kannte das Mädchen eigentlich nur vom flüchtigen Begegnen, und da war es immer so. daß sic heruntergeschaut hatte vom Sattel ihres Pferdes. So neben ihr stehen und neben ihr gehen, das konn te sie heute zutn ersten Male. Und weil sic vermeinte, daß Regina irgendwie traurig sei — was ja auch begreiflich gewesen wäre — glaubte sie irgendeinen Trost sa gen zu müssen, der ihr, kaum, daß sie ihn gesprochen hatte, billig genug vorkam. Alan soll in großen Zeiten nie zu billigen Worten greifen

, dachte Frau Ilona und er staunte doch ein wenig, daß dieses Mäd chen nicht trostbedürftig sein wollte. Regina zeigte zunächst Erstaunen. Woher wußte denn die Gutsfrau überhaupt von Dingen, von denen sie glaubte, daß sie ihr und des Ambros tiefstes Geheimnis seien? Vielleicht deutete Frau Ilona dieses Er- .stauntsein gleich richtig oder sie wollte eine Brücke des Vertrauens nufbanen Jena sie sagte schnell: „Du brauchst dich vor mir mcht ver stecken. Regina. Ich weiß, daß ihr beide, du und Ambros

, euch liebt. Und cs sei auch gleich zu deiner Beruhigung gesagt — ich weiß es von Ambros selber. Du kannst und darfst ruhig zu mir sprechen oder zu mir kommen, wenn dich etwas bedrückt.' Regina spürte plötzlich eine eigenartige Traurigkeit. Warum sprach die eigne M»t- nicht solche Worte zu ihr, sondern eine ii Linde Frau, deren Leben sich in gan/. „udercn Bahnen bewegt hafte, und die doch weit entfernt sein mußte von den klaren und einfachen Vorstellungen, mit denen ihr eigenes, unroniantisclies Leben

behaftet war. Und noch etwas dachte Regina in die sem Augenblick. Warum hatte Ambros ihr nicht initgetellt, daß er mit der Gutsfraii iiber ihre Liebe gesprochen hatte. , Vielleicht war nur oberflächlich die Rede davon, und er hatte darauf vergessen, in der flüchtigen Stunde zwischen Tau und 'lag. die die Stunde des Abschiedes war, zu der er sich vor dem Abmarsch nur linier schweren Umständen hatte frei,»gehen kön nen. Wie gut. daß diese Stunde noch in ihr Leben gefallen war. Gut für ihn und gut iiir

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 12.04.1945
Umfang: 2
lich zu. Es kann auch sein, daß eie nur über dio Art des Mannes lächelte, aus dem mehr Unruhe als Zorn heraussclnie. Und das eben war der Frau fremd, denn wann war denn dieser Manu jemals unruhig ge wesen oder gar unsicher und ängstlich? Ja, hatte nicht gar etwa» wie Angst, aus ihm herausgesehrien, Ang-i vn,- i-iwa- Unab wendbarem! Jedenfalls wußte man Bescheid, -laß der Name Ambros Brandnnilier auf den Bauern u-le ein rotes Tuch wirkte. Regina begriff dies nicht, denn der Vater

war doch sonst nicht leicht ans der Fassung zu bringen und war ihren Wiiiisr-ben fast immer zugiingig. Ja, es War etwas Eigenartiges um dieses Mädchen Regina. Sie war so sehr mil den zwei Menschen verwachsen, die ihr Vater und Mutter waren, daß lauge Zeit für sie überhaupt kein anderer Mensch existierte, wenigstens nicht in dem Maße, daß cs ihr Leben in irgendwelcher Form beeinflußt hätte. Die geweinten Tränen mn den Baeli- -chmiedbuben waren mehr oder weniger _ neue kindlichen Trotz entsprungen, der Grab. Sio

hatte Augst um die eigenartige noch nichts weiß um jenes tiefere Leid, um Schönheit des Mädchens. iiuu ströme diese Welle wieder verjüngt und stark anf die beiden zurück. Allerdings, was die Liebe der Eltern zu dem herai,wachsenden Mädchen Regina be traf, so war sie sehr verschieden. Des Houulechuers Liebe wur zu stark mit Stolz gepaart, und nichts schmeichelte ihm mehr, als wenn jemand ihm die Schönheit des .Mädchens pries. l)a flogen seine Gedanken zie-Isneimnd nach einem jungen Menschen, der Regina

ebenbürtig wäre; nicht im Aeußcren, sondern \vn= die Abstammung betraf und den Reichtum. Dabei dünkte ihm, daß keiner von allen gut genug sei für dio Regina und für den Souulechnerhol'. Und es rührte ihn an wie Eifersucht, wenn *-r die Lljeke der jungen Burschen sah. wie sie hungrig an der Schönheit des Mäd chens hingen. Die Matter aber war dem Mädchen mit einer beinahe schmerzhaften Liebe zugetan. Vielleicht war ihre Liebe auch nur Dank an das Schicksal und dem Mädchen gegen über, weil ihr Leben

durch Regina erst einen Sinn bekommen hatte und weil diese Regina soviel Licht um die alterndo Frau verbreitete, daß sie die ganzen Jahre wio ein Geschenk Gottes betrachtete. Oft hatte Frau Therese Angst, daß diese.- Lieht einmal zerschlagen werden könnte und dal) es dann dunkel sei wie in einem dessentwilleu Tränen fließen' Bestimmend für ihr Leben waren der Vater und die Mutter. Von ihrer Sorge lühlto sie sieh ungerührt und vou ihrer Liebe getragen. Sie selbst liebte die beiden mit einer Liebe, als hätte

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Bozner Tagblatt
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Seite 1 von 2
Datum: 03.05.1945
Umfang: 2
’'wie.' jetzt steilu sie ihn ihn wie einen f Helden „Tu dich net .täuschen', regte sich der An- weit er • ausgezeichnet worden i,s' ' gennayr auf. „Umsonst geben sie’s keinem. Regina hielt den Atem an vor Glück und Es muß sicli's jeder sauer verdienen. Z-u- Seligkeit. Sie wagte nichts zu fragen und mal Erster Klass’. Aber der Ambros , is ja dachte bloß: morgen lauf iet. in die IJaeh- allweil schon ein Luder g’weseh. Warum schmiede, um Näheres zu erfahren,. wenn sollt' er jetzt ein Duckmäuser

sein?' er mir nicht selber schreibt. Natürlich,, warum sollte er jetzt cjn Die Bäuerin aber sagte: . . , , . , Duckmäuser sein. Aber der. Soimlechner „Daß du dich da so 'ärgerst. Vater. Dös Sicherheit kam nicht aus ihm selber, sou- hatie diesen Blondhaarigen nie leiden nu'i- kann dir doch gleich sein.' , >ri1 s J e kam von. dem Mädchen Regina gen.- Zudem halte er selber keine Buben :„Dös is mir eben net gleich, weil üer '. IL ‘f au ‘ 'm' Z11 -., Dieses hochmütige Zurück Baclisclunieilbubeu. Immer war das schon so. Immer

, was schwarz, unterm Nagel ist.' Es war eigentümlich, je länger er sprach desto unsicherer wurde er. Und diese U11- dic ganzen,Episoden des Sehimedbubcu der starrte Regina ah. Reihe nach erzählt wurden. Und über den „Was ist nei wa ins Leere, das spürte der Bauer wohl, und über den „Was i£t nei wahr?' ' darum wurde, er unsicher, so unsicher, daß Bogen der Jahre hinweg erhielt Jeuc Epi- . ,’l)as er ein Lump ist. der Ambros! Und er—: um wenigstens noch einigermaßen sode eine kleine „.Ausschmückung

kreiste, kam nicht, wie viele andere Soldaten nach dem Poleiiicldzug. in Urlaub nach Hause. Nein, Ambros Hrand- miililer'wurde in einen Lehrgang geschickt, den er zu Ostern des nächsten Jahres »Is nengebackner Leutnant verließ. So wie au schwülen Sommeriagvi oh ein Geyitter stundenlang iu einem Tal kessel steht,, um daun mit wildem Zorn über die Landschaft iiinzur.iseii so ähnlich war dies Geschehen, das sieh 1111 Frühling dieses Jahres auf dem Soiiuleclmerluii ab- spielte. Ambros man Regina sahen

, wagte ! vor Augst nicht, dem Manne Wahrheit einzuseiieiiken. Sie sti chelte im? auf Regina ein und machte ihr Vorwürfe, die? aber — das fühlte die Frau selbst — keine rechte Wirkung hatten, nein, die Vorwürfe hatten sämtlich« einen Untertan des Bedauerns, und Frau Therese hatte nicht den Mut. sielt das einztige- steiien. Aber seit sic die beiden jungen Menschen eines Abends durchs Abendrot »erwandern sah, ward ihr Denken abge bogen von der starrsinnigen Linie, in die sie sielt durch den Willen

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Seite 2 von 2
Datum: 18.04.1945
Umfang: 2
Sohönwltz; HauptschrUtlclter; Al fred Strobel; Chef vom Dienst: Hermann Flak; für den Anzeigenteil verantwortlich: Hans Mohnes (sämtliche ln Bozen-Erixen) Und das JUfo&n tyM wivUc... 41 Roman von Hans Ernst Orheberreehtschutz; Deutscher Boman-Verlag Klotzsohe (Bez. Dresden) Daheim hatte sie nie mehr ein Wort über Ambras gesprochen. Die Mutter hatte sie auch nie mehr gefragt, hatte in der ersten Zeit nur zuweilen forschend ihre Augen lm Gesicht des Mädchens haften lassen, und Regina wurde die ersten

paarmal etwas ver legen dabei. Aber mit der Zelt gewöhnte sio sieh daran, ja, sie brachte es zu einer Meisterschaft im Verbergen dessen, wn» niemand wissen durfte. Und doch war Regina unruhiger denn je- Früher war sie zum Beispiel niemals nach der Bachsehmledo gegangen, und nun fand sie den Wog so oft dorthin. Sie befreundete sich mit den Kindern der Bärbel und sie schaute gern die Geschwister des Ambros an, aber es war keines so wie er. Die Kinder in der Schmiede waren mitt lerweile auch schon groß

, weil sie anmihmeu, daß die Sonnleohnertoohter des Gallus wegen käme, der fast gleichaltrig mit ihr und ein stram mer Bursche war. Einmal fragte der Llaehsehmied das MUd eben; „Was sagt denn ilejn Vater, wenn du so oft zu uns kommst 1 ' Da verplapperte sieh Regina, indem sie unbekümmert lachte; „Er weiß es ja gar net.“ „Ah, darum. Aber wenn er’s wüßt!' Regina schob dio Unterlippe vor, mul es suii aus wie eiu trotziger Widerstand. Plötz lich wirf sie den Kopf hoch. „Der Vater mag euch net leiden. Warum

. Oh, er kannte sieh aus und dachte sieh seinen Teil. Er schaute dieses blühjunge Menschenkind mit ge mischten Gefühlen au und wußte nicht recht, welchem Gefühl er am meisten nach geben sollte, dem des Stolzes oder dem des Mitleids. Da fragte Regina unvermittelt: „Wann kommt denn euer Ambros wie der ln Urlaub!' „Warnmf' Da wurde Regina rot bis unter die Haar wurzeln. Sie ärgerte sich, daß sie ihre Neu gierde nicht besser im Zaum gehalten hatte. Irgendwie aber hatte sie Vertrauen zu dem alten Manne, der sieh

seiner Gefühle mit einem Male klar war. Er war stolz auf sei nen Sohn, dem so ein prächtiges Menschen kind iu Liebe zugeneigt war — und es war Mitleid mit dieser Regina Burgmayr, weil in« Lieben als ein abwegiges Verirren be- trachtet werden würde. Und so wie er den honnleehnor kannte, war Wille und Zorn genug in dem Manne, seine Tochter wieder hinzureißen auf den richtigen Weg. „Ich weiß net wann er kommt, der Am bros . sagte er dann. „Kann sein bald - kann aber auch sein erst im Herbst

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Der Bote für Tirol
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Seite 11 von 14
Datum: 19.07.1890
Umfang: 14
von Th. Almar. !?!. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Regina war so schweigend und sah fast ebenso fin ster vor sich nieder wie dieser. So kani man nach Ealcutta, und alsbalv stand Regina HanS gegenüber, dessen lebhafte Mittheilung sie regungslos anhörte'. Mechanisch folgte sie seinen Anweisungen, ohne Wiederspruch, ohne ein Zeichen der Billigung. Sie schien wie im Traume zu wan deln, oft erschrack sie vor ihrer eigenen Stimme. Zwei Tage vor dem Abgange des Dampfers nach Europa langte Mr. Elliot

in Begleitung seiner nun mehr Verlobten ans Alexandria a». AnsangS schaute zwar die Dame ein wenig be- stürzt drein, dass eS nicht nach London gehen sollte, wo iin Kreise ihrer Verwandten die Verehelichung mit Mr. Elliot stattfinden sollte, aber ihre vertrau ensvolle Liebe zum Verlobten und seiu bestimmt aus gesprochener EntschlusS, Regina den Wünschen Wal- bergs gemäß erst nach Deutschland zu geleiten, stiunn- len ihre Laune bald um, und sie tröstete sich mit dem Sprichwort, dass aufgeschoben

nicht aufgehoben sei. llnv so gieng es denn endlich an vaS Verpacken der Sachen. Miss Mary hatte nach Walbcrgö Willen für Regina fast die Auesteuer einer Prm- zessin zusammengebracht; doch während die junge Engländerin über die Stosse und kostbaren Ge schmeide in Jubel und Verwunderung auSbrach, wür digte Regina dieselben kaum eines Blickeö. Nur um eins halte sie Walbcrg gebeten, ihr zu gestatten, Fiamette mit nach Enropa zu nehmen, waS dieser ihr bereitwillig zugab. iu Tirol aus uud ersucht den löbl

keine Canalisierung besitzt. Fiamette war denn auch die Einzige, welche unter all den ernsten Gesichtern eine vergnügte Miene bei behielt und nicht begreifen konnte, warum die andern nicht auch so fröhlich sein mochten. Der letzte Morgen kam. Da warS, als wenn vou Regina endlich die starre Hülle wich; sie stand zum letzte»» Male an einem Fenster ihrer Z inmer, die sie geglaubt für Jahre bewohnen zu können, und die Thränen entströmten reichlich ihren Augen. Miss Mary stand neben ihr uud auch sie ver mochte

ihre Rührung nicht zu verbergen. Endlich schlang Regina ihre Arme um den Nacken der alten Dame und rief: „Miss Mary, niit frohem Gefühl habe ich die Hei mat verlassen und kam hierher — ich kehre dahin zurück — aber nie. nie kann ich dort mehr glücklich werden. Hier bleibt alles zurück! Hier lasse ich alle Hoffnungen, alles Glück! Sagen Sie ihm, Miss Mary, wenn ich fort bin, — sagen Sie ihm, dass er mir eine Welt erössnet hat, die — o, Miss Mary, ich weiß gar nicht mehr was ich spreche' — „Miss Regina

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Volksbote
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Seite 3 von 24
Datum: 25.02.1926
Umfang: 24
„In uns nicht,' erwiderte der Knecht; ^nie mand hat ihn gesehen.' Der Mntersenner. Eine Erzählung von Reimm i ch l. S. Fortsetzung. Die Hoffnungsfteudigkeit des Hauser sank aber fast.auf den Nullpunkt, als Woche um Woche verging, ohne daß die zwei sehnlich Erwarteten oder irgend eine Nachricht von ihnen erschien. Regina weinte viel im Hause herum, ihr Gesicht wurde blaß und schmal. Dem Knechte versiegten die Trostroden immer mehr, er zog sich in stille Mnkel zurück, wo er murrende

sich seinem Schwesterkinde wieder anzubiedern. „Bastle,' sagte er schmeichelnd zu Regina, „muß doch einmal nachschauen, wie es denn mit dir steht. Hab' gekört, du fällst ganz zu sammen und tust vergrämen. Wer soll sich denn jetzt in deinem Elend um dich kümmern und dir weiterhelfen, wenn nicht dein nächster Verwandter! . . . Wozu.wär' ich denn sonst dein Detter! ... Ich hob' dir's ja gesagt, Regina, es kommt noch eintnal eine Zeit, wo du mich brauchen kannst.' Als die Bäuerin nichts erwiderte, fuhr er fort: „Regina

zitternd vor Wut: „Regina, muß ich mir das in deinem Hause gefallen lassen?' Sie sagte kein Wort. „Gelt, es ist dir recht, wenn er geht?' fragte ter. Knecht. „Ja', erwiderte sie leise. !(lmi stapften der Jörg und der Hauser mit einander zur Türe hinaus. Eine Stunde spä ter läutete der Knecht am Pfarrhofstor. Er hatte ein« lange Unterredung mit dem Pfar rer, nachdem letzterer das Schriftstück des Amerikaners durchgesehen halte. In den nächsten Tagen berief der Pfarrer die angesehensten Männer

ihr nicht mitsammen heim- gervist?' „Schweig!' donnerte der Greis. „Zuerst muß i ch fragen und d u gibst mir Antwort.' „So frag' nur.' „Wie geht's meinem Kind, ter Regina?' „Schlecht genug. Sie verkümmert und geht zusammen.' „Ist sie krank? Red', um Gotteswillen red'!' „Krank ist sie nicht, aber die Sorge und ter Jammer um dis Menschen, welche sie lieb hat, drückt ihr fast das Herz ab.' „Hat sie m i r auch eine Träne machgeweint oder bloß dem Konrad? Mr auch? Sag' grad'.' „Sie hat öfter von dir geredet

und Wandel er spart geblieben, dann wäre auch der Konrad sicher hier und aller Jammer hätte ein Ende .... O wie ist man doch blind und wie läßt man sich von einer Schuld, wenn sie auch ge büßt und gesühnt ist, noch am Narrenseil Her umschleppen! Ach selber Hab' das neue Ver hängnis herauftefchworen imd ich weiß nicht, ob ich noch einmal vor Regina hintreten, ob ich es wagen darf, mein Kind noch einmal zu sehen... Aber der Bub, der Konrad, ist auch halsstärrig und Mversöhnlich!... Doch, am End

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Tiroler Volksbote
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Seite 4 von 24
Datum: 04.04.1913
Umfang: 24
auf die Unstimmigkeiten aufmerksam. > . . . So wie den beiden Mädchen, kann es auch Ihrer Frau gegangen fein, daß sie im ersten Ent-. setzen, keines klaren Gedankens fähig, planlos das -Weite suchte.' „Ja, es muß furchtbar gewefen sein. Unsere Magd, die Regina Seidl, zittert immer noch an allen Gliedern, so oft man das Unglück nur mit einer Silbe erwähnt/' ' ' „Die Seidl ist überhaupt ein merkwürdiges Frauenzimmer/ — ich werde aus ihr nicht mehr klar .... Sle schert sich keinen Deut um ihre Spar groschen

, welche bei mir liegen, und scheint auch ihre ^Angehörigen durchaus vergessen zu haben. Der Bru der hat sich schön mehrmals brieflich bei uns nach der ;Regina erkundigt; allein wir wußten ihm /nichts ' anderes ' als ihren Aufenthaltsort mitzuteilen/ ... Das Mädchen wird doch nicht an seinen Nerven Schaden gelitten haben?' . „Ein auffallendes Benehmen hat sie schon oft, die Regina; aber sonst ist sie vollständig bei klären Sinnen, da fehlt nichts.' „Sie müßte auch vor allen imstande fein, wenn sie angelegentlich

zu finden sein, vergällte ihm ülle Hoffnungen. In großer Aufregung kam er am nächsten Tag nach Hause und bat seine .Wirtschästerin gleich um eine Unterredung. Sie folgte ihm scheu in das Hinterstübchen, da begann er ohne jede Einleitung: . ... - „Du, Regina, ich Hab' eine große Neuigkeit. ^>7- Meine Gattin, die Margret, lebt, sie ist nicht gestor ben.' — — Die Hausmagd wurde leichenblaß, eine zeitlang starrte sie ihm wie irrsinnig in das Antlitz, dann sagte sie tonlos: „Wie ist denn d a s- möglich

? Sie liegt ja in Altenstadt begraben.' Attyrgang. „Nicht si e, eine andere hat man begraben. Es ist ein Irrtum unterlaufen.' > Jetzt färbte sich die Magd noch um einen Ton. blasser, das jähe Entsetzen schaute aus ihren Augen, die Knie wankten ihr und sie mußte sich am - Tischeck halten, um nicht umzufallen. „Um Gotteswillen, Regina, was hast denn?' schrie er, „dir wird ja übel, du fällst.' Dann faßte er sie am Arm und half ihr, sich auf einem Wühl niederlassen. . ^ - »Ich bin so erschrocken,' tat

sie matt; „Hab' mich seit dem Unglück noch nie recht erholt.' ^ Zitternd saß sie da, die Augen auf, den. Schoß gesenkt und sprach kein Wort mehr. Der Burgebner fuhr nach einer Weile fort: „So erschrecken hättest, nicht müssen, Regina; es ist ja doch eine freudige Kunde, die ich bringe, wenn, sie sich bewahrheitet. — Ganz sicher liegt de? Verhalt allerdings noch nicht, aber sehr, sehr wahrschein lich- ich zweifle gar nimmer.' ^ „Wo hast denn die Sache erfahren? Wer. weiß denn etwas von der Margret

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Volksbote
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Seite 3 von 24
Datum: 04.02.1926
Umfang: 24
zu schrecken sucht, daß ihm keiner nachspüre, das ist jedenfalls ein schlechter Mensch md er hat etwas Schweres auf dem Gewissen. Von einem solchen Mensch darf man kein Geld annehmen/ „Aber der Wintersenner ist ja kein Mensch, sondern ein Geist.' „Geh' geh, Hauser — an Kindennärchen glaubt heute niemand mehr.' „Regina, ich tu' nicht mit dir streiten, schickt sich auch nicht für mich; aber mag das Ding sein, wie es will, soviel ist sicher, daß der Konrad gewiß nichts Unrechtes getan und keinen verdächtigen

auf, während eine dunkle Röte über sein Gesicht schoß und ein Zittern durch seinen Körper ging. „Man erzählt, daß der Wintersenner ein schweres Verbrechen begangen und daß du Geld von ihm erhalten habest.' „Glaubst du d a s auch, Regina?' fragte er streng. „Solang ich dein Geheimnis nicht kenne, werd' ich die Zweifel nicht los.' Du willst mich zwingen, dir das Geheim nis zu verraten. Das bringst du nicht zu stande. Niemals! Mit Vorwürfen ebenso wenig wie mit Tränen.' „Wenn du eine aufrichtige Liebe zu mir hättest

wie eine Gemugtuuirg, daß sie einmal stark zu sein und ihm Wider part zu halten vermochte. Durch Unnachgie- biigkeik und Schmollen hoffte sie, das Ge- hetmnis am 'ehesten zu entlocken. Konrad Web bis in die Nacht hinein aus. Nur seine Frau war noch auf, als er nach Hause kam. Lsise Wich er die Trepe hinauf in die Kammer, wo Regina sich zum Schla fengehen anschickte. „Wart' ein bißl,' sagte er streng „wir in listen noch reden.' „Haben- ja nachmittags schon geredet', er widerte sie störrisch. . „Äber

nicht .... Bloß die Gestalt der Sachen wollt' ich dir klckrle- gen» ans daß du mich später keiner Unehr- lichkeit, keines Betruges zeihest.' Er schwieg eine Weile. Dann begann er von neuem: „Regina, jetzt beantworte mir noch- eine zweite Frage.. Ist das, was du heute nachmittags gesprochen hast, aufrichtig gewe sen oder «hast du's nur unüberlegt gesagt?' „Was meinst denn? Was Hab' ich denn sagt?' „Daß du dich vor mir fürchtest.' „Hält' wohl Grund dazu bei der Heimlich tuerei und. den Schleichwegen

, die du machst.' „Sei aufrichtig, sag' mir's klipp und klar!' drängte er. Seine Stimme zitterte. Regina glaubte jetzt wieder im Vorteil zu fein und darum bestand sie: „Ja, fürchten tu' ich mich. Ein Gruseln Hab' ich Tag und Nacht, solang' ich über deine heimlichen Geschichten im Unklaren bin.' Er knickte in sich zusammen, wurde windel- weiß und flüsterte: „Jetzt Hab' ich genug.' Dann trat er zum Kasten, nahm Ueberrvck und Regenschirm und aus einer Schublade ein Päckchen, reichte der Frau feine Hand

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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 16
Datum: 15.10.1916
Umfang: 16
7 M. 26. Mazzolini Frieda, Hausdienerskind 2 I. I. ^ Gerta Werner und. ihr Vater waren, eben falls nicht in. der Stimmung,, äuszureiten. Sie'hätten es nur. Regina Zu Gefallen getan. Da diese absagts/Mieben auch sie zu Hause. Man wärtete^gewannt auf die neuen Zei tungsberichte. ... Gerta Werner vertiefte sich mit großer Un^ Me^jn dieselben. Und die Unruhe trieb sie denn, auch zu Maina. . , Diese chatte es heute in der Stille ibras Ar- ^beitszimmers nicht ausgehalten. Ihr war; als ruckten die Wände immer näher

an sie her- iür. Sie war hinausgegangen in den Garten 'Ahd promenierte da auf und ab. ^7? -7.'- ^0 traf sie Gerta. .. ^ 5 -Die- beiden Freundinnen kanien »ich ent- gegen. ^ ^ >-- ^,Du willst wir wohl Vorwürfe' ntächen,'lie be Gerta, weil ich^ heute Morgen nicht mit äusgsritten bin?', fragte Regina, nachdem sie die Freundin herzlich begrüßt, hatte,.-j,- ' Gerta schüttelte den Kopf. Auf ihnm-rei zenden Gesicht, das so anmutig von blondem Kraushaar umgeben war, lag heute'ekn ern ster Ausdruck. Sjß schob

siehst auch so ernst aus u. Mama weint schon im Voraus.- Denke dir, unsere! Regimentes sind heute Morgen gar nicht ausgerückt. Leut nant von Trebin und einige andere Offizier waren heute bei uns An Tisch geladen, Haben aber alle abgesagt wegen dienstlicher Abhal tung. Natürlich sind die Offiziere stark in Anspruch genommen. ^ du heute schon ei nen von ihnen (''eben?' , „Nein, Gerta, ich bin noch gar nicht aus dem Hause gewesen/ . .Gerta.stieß.einend zitternden Seufzer aus. - ,,Ach, Regina — 5venn

sie fort müssen — in den Krieg ^ ich weine mir die Augen aus!' Mit starren Augen sah Regina vor sich hin. „Tritt das Furchtbare wirklich an uns her an, dann Hilft'nichtis', als tapfer sein, Gerta. Mit einem wehen'Äächeln sah diese in Re ginas Gesicht. - „Das sagst du, Regina.'Nr wird es leicht, tapfer zu sein. Du hast za keinen lieb, der mit fort muß.' . - In Reginas Augen trat ein . seltsamer Schein. - - . . ^ ^ - > „Und du — Gerta? Hast denn du einen lieb?'.. .. . ' / ^Gerta neigte das. Haupt

. Ihr liebes Ge- Ncht war sehr bleich. „Ja, Regina — so lieb, daß ich sterben müß te/ wenn er fallen timrde.' Regina legte den Arm um dte zierliche Ge stalt. ^ . „Es ist Trebin/-Nicht 'wahr, Gerta?' es, wt Diese würgte die aufsteigenden Tränen hin unter, aber ihre Augen - schimmerten feuchl- „Dir kann ichs ja sagen, Regina, du Plau derst es nicht ans. Ja — as ist Trebin. N habe ihn schon lange lieb. Und er — ach, gina, das weiß man doch — man fühlt ohne daß es ausgesprochen wird' er mich anch lieb

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Tiroler Volksbote
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Seite 12 von 24
Datum: 24.04.1910
Umfang: 24
Seite 12. »Tiroler VolkSvote.' Jahrg. XVM. „Sei aufrichtig, sag' mir's klipp und klar!' drängte er. Seine Stimme zitterte. Regina glaubte jetzt wieder im Vorteil zu sein und darum bestand sie: „Ja, sürchten tu' ich mich. Ein Gruseln Hab' ich Tag und Nacht, solang' ich über deine heimlichen Geschichten im Unklaren bin.' Er knickte in sich zusammen, wurde windelweiß und flüsterte: „Jetzt Hab' ich genug.' Dann trat er zum Kasten, nahm Ueberrock und Regen schirm und aus einer Schublade ein Päckchen

, reichte der Frau seme Hand und sprach mit umflorter Stimme: „Regina, leb' wohl, behüt' dich Gott!' „Wo willst denn noch hin, mitten in der Nacht?' rief sie erschrocken. „Fort, damit du eine Ruhe kriegst.' „Ich mein', du wärest jetzt genug fort gewesen und könntest schon einmal daheim bleiben.' „Ja, ich bin viel hemmgelaufen und Hab' mich abge müht; aber es ist alles nur deinetwegen geschehen .... Jetzt bleibt mir eines noch übrig und das muß schnell getan werden. . . . Nein, nein, halt

' mich nicht! Es leidet keinen Aufschub... Heute Hab' ich die Kraft dazu, morgen wär's vielleicht anders.' „So geh' halt, wenn du meinst', tat sie schmollend. „Regina, sag' mir ein liebes Wort, g'rad' ein einziges noch!' bat er flehend. „Gehst du wieder nach Innsbruck?' fragte sie trocken. „Ja, vorerst wohl.' Er wartete eine Zeitlang. Sie sprach nichts mehr. Da trat er nahe an sie heran, fiel um ihren Hals und küßte sie stürmisch. „Regina, leb' wohl und bet' für mich. Ich dank' dir für alles!' sagte er noch; dann riß

vernahm, derselbe sei Plötzlich fortgegangen und habe schon vier Tage nichts mehr von sich hören lassen, da kam eine merkwürdige Unruhe über den alten Mann. Er zog Hauser, den Knecht, auf die Seite und redete lange Zeit mit ihm. Später machte er sich an Frau Regina heran und suchte auf alle Weise die Umstände zu er fahren, unter denen der Bauer das Haus verlassen habe. Regina sagte ihm, Konrad sei Geschäfte halber nach Innsbruck gereist und müsse jedenfalls heute oder morgen zurückkehren

zu verhüten . . . Noch ist es vielleicht Zeit.' „Um Gottes willen, lieber Herr, was ist denn geschehen?' rief die Frau in blasser Angst; „reden Sie doch — was wissen Sie denn?' „Ich weiß gar nichts, wmn S i e nichts wissen', entgegnete der Greis. Regina brach in ein leidenschaftliches Weinen aus, ließ sich aber nicht bewegen, nähere Aufklärungen zu machen.... In der Nacht Polterte der fremde Herr stark in seiner Kammer hemm und mehrmals war sein jammervolles Stöhnen deutlich zu hören. Er gedachte

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Alpenzeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 03.11.1935
Umfang: 8
. Ausführliches über die Handlung brachte die „Alpenzeitunz vom 31. Oktober. Beginnzeiten: 2, Z.M, S, 6.30, S.IV, 3.45 Uhr. — Ab morgen der aus der Biennale in Venezia preisgekrönte Grobfilm „Der rote Reisepaß' mit Isa Miranda, Cr mete Zacconi und Dria Paola. Beginn: ab 2 Uhr « Kino Savoia. Heute u. morgen «Regina', ein Film nach Gottfried Kellerschen Motiven von Erich Waschneck, Luise Ullrich, Adolf Wohlbriick und Olga Tschechows in den Hauptrollen. Der Film beginnt an Bord eines Ozeanrlelen, der den jungen

, erfolgreichen Ingenieur Frank Reynolds aus dem Lande ìer unbegrenzten schlichten Menschen. Tagelang beobachtet er Regina und wird von ihrem Wesen so gefangen genommen, daß er sie eines Morgens küßt und der völlig Ueberrasch- ten sagt: Ich liebe dich: ich mache dich zu meiner klei nen Frau. Ein paar Stunden später Ist Regina spur los verschwunden. Mit Mühe gelingt es Frank Reynold ihren Aufenthalt zu erfahren. Mit seinem Auto jagt er Regina nach und in einigen Wochen ist sie leine Frau

. Aber verschiedene.Ktäste.sind amMerke, um den beiden Liebenden die schwersten PrllfMà'ausMrlègèn!' Noch deren Bestehen finden sich die beiden zum zweitenmal für ihr Leben. Ein Film, der etwas mitgibt, von dem etwas haften bleibt, dessen Worte und Bilder für ge raume Zeit in uns fortleben. Es gibt nicht viel solche Filme Im Jahr. Eine Hauptursache für das Gelingen dieses Werkes Ist, daß große Aufgaben auf große Dar steller stießen, lieber allem steht die Regina der Luise Ullrich. Sie wächst hier zu ihrer bisher reifsten Film Cafe

Promenade: Täglich von 21 bis 22.15 Uhr Konzert Ugolini. Nachher Tanzreunion in der Dancing-Bar Cafe westminster: Tägl. ab 20.30 Uhr Konzert. Taverna Sphinx- Allabendlich lanz. Ristorante «Rosa d'oro': Sonntag gemütliches Schrammelkonzert In der Torggel Rist. Quarazzer Sonntag und Montag nachmit- tags und abends Tanz und Stimmung Theaterkino: „So endete eine Liebs' Kino Savoia: „Regina' Stcrnkino: „Aufstand Im Westey' vom 2. November Bari eo 49 so, 23 lS Firenze . 25 70 S2 'ö' , Z4 Milano

hier zu . . leistung heran. Man möchte Höhepunkte herausgreifen Zie» tiMtrosst»! Sehr preiswerte schone Herrenanzüge für Stadt und Sport, Wintermäntel, sämtliche Herrenwäsche in gut. Qualitäten u. Paßform in reiche'' Auswahl Gustavo Kral. Merm .X passeggiata d'Inverno und findet kaum eine Szene, die nicht das Erwähnen verdient. Adolf Wohlbriicks Name ist schon wieder mit einem großen Erfolge verknüpft. „Maskerade'. „Eng lische Heirat', „Regina', ein beispielloser Ausstieg, Wohlbrilck wirkt auch diesmal

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Bozner Tagblatt
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Seite 2 von 2
Datum: 17.04.1945
Umfang: 2
schon in den ersten Morgenstunden zu geschehen. Es war alles so eingeteilt,' daß ein Fehlen Ihrer jungen, kräftigen Arme eine Lücke gerissen hätte in dos wohlgeordnete Maß der bedacht samen Einteilung. , Nein, Regina konnte nioht wog, aber ihre Augen gingen an diesem Morgen wohl hundertmal zum Dorf hinunter und in die Richtung, in der der Omnibus davonfuhr. Ihr Mund sprach viele Male den Namen Ambros aus. leise, zärtlich, leidenschaftlich und zornig. In allen Variationen wollte sie dioson Namen

aber dann die Worte der Matter zu ver- Schnee. Sie hörte, wie er die Schuhe an wischen suchten. Da kroch ea wie beklem mende Angst über ihr junges Herz. Sie sah den Ambros, wie er In nebelhaften Fernen hinschritt, gertenschlank nnd die Jägermütze mit dem Edelweiß verwegen auf dem Kopf. Und er griff lachend bald nach dieser und bald nach jener. Und die den Türstock stieß, um sie vom Schnee zu säubern. Dann trat er ins Hane. Die Uhr auf dem Erkertürmchen des Gutes schlug hell die zehnte Stunde. Aber Regina hörte

nur mehr fünf Schläge, dann übermannte sie endgültig der Schlaf. Dio kalten Tage zerbrachen allmählich, und es kam dio Zeit des wilden Föhns und dann ein lichtschöner Vorfrühling. An den Rändern der . Gewässer leuchteten die Schneeglöckchen, im Garton blühten die ersten Veilchen und über die Flanken der Berge gleißte um die Mittagsstunde das Sonnenlicht hin, daß cs dio Augen schmerzte. Und hatte Regina gedacht, daß mit der Zeit dieses Ruhelose in ihr sich wieder legen

könnte, os war alles nur ein wegloses Wünschen. Jo höher die Tago stiegen, je brausender sich der junge Frühling ins Tal stürzte, desto leidenschaftlicher ward die Sehnsucht in .Regina nach Ambros. Es Am andern Morgen gab es aber keine Mädchen hatten alle einen wartenden Gelegenheit, ins Dorf zu kommen, so sehr Mund und fielen dem Soldaten Ambros Ia- Regina auch nach dieser suchte. Einfach ehend zu, fortlaufen konnte sie nicht, denn schließ- , , . .... . . . . „ „Nein“, düsterte Regina ia dio Dunkelheit 'h'h

war es doch so, daß der ordnende Sinn.- Bf*’* 16l “® Linlo ln seinem Gesicht, die sie der Kammer hinein. „Nein, nein!“ des Vaters dem Mädchen Regina mit der ulcnt schon tausendmal ln Gedanken näch ste stützte sieh auf die Ellbogen und Xolt einen bestimmten Wirkungskreis zu- Lezeiehuet hatte. Bio sah seinen jungen, sehauto zum Fester hinaus. Bewiesen hatte. Sie konnte die übernpm- trotzigen Mund und er ebt» dabei sonder- “ ... .. menen Pflichten nicht einfach ml Jemand barerweiso, das noch Nieerlebte und noch Sterne

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Südtiroler Heimat
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Seite 1 von 4
Datum: 01.11.1931
Umfang: 4
Jahrzehnte Südtirol. Don. * . Regina nickte — sie lächelte wehmütig. „Für Sie bin ich froh, daß Sie hier sind! Aber Ihre neinde? Wie wird die Ihr treues Walten entbehren!' „Mein Nachfolger versteht es sicher noch besser wie ' engegnete Dietrich voll Demut. Sie schritten m dem me-n Kreuzgang langsam auf und ab — jedes ^ mit em Kinde an der Hand. „Es ist einer von Täufers, mx Nebentale des Pustertals, wo auch unser apostolischer ministrator herstammt, der in diesen Tagen zum Bischofs weser ernannt wurde

er e. bescheiden. „Glauben Sie. daß nicht emem Pnester stt und Zuspruch uörig ist, Frau Regina. Un me - st ihnen am meisten! Denn er tragt die -ast seines izen Volkes ans den Schullern!' _ Sie maß ihn mit einem Blick, ixx dem Ehrfurch haste das Haxxpt geneigt, die Schultern waren nach vorn ogen — ixr d esem Aug.'ii blicke wars wirklich, ü-, nig Berqeslaften. „Schon wenn man bei der Bechte i«u nen all das Leid und all d e Schuch mittragen hellen ß!' fügte er kauux hörbar hinzu. „Und alles, ohne jeden prunkenden

Lohn;,' kam es ! bewuxxdernd von Reginas Löppexx. „Ich bin neulich ge radezu entsetzt gewesen, als Juilius milr sagte, wie gering die geistlichen Stellen besoldet find. Kaum zum Sattessen.' Da ruckte Dietrich das eckige Haupt empor. Aus den dunklen Augen brach ein sonnexxhafter Glanz, und mit einem Male war er wie eist Riese, der siegessicher in die Sterne i langst | „Frau Regina! Das kümmert einen rchtigen Geistlichen nichst Alle Entbehrungen» auch die körperlichen am eigenen ! Leibe

sind ihm keine Entbehrungen. Denn er trägt sie um ? Gottes Willen — und — das ist des Wesens Kern' — . jetzt war sein Antlltz von innen durchleuchtet, wxxnderbar I schön: „Gott trägt sie für ihn!' i Regina — bäe Kinder schwiegen. Feierlich war ihnen j zu Must Die Uhr schlug. Kstderstmxmen wurden laut — i da zog sie heran, eiste neue kleine -Schar, von eixxem an»- j berxx jungen Geistlichen ge fuhrst Blond war er und blau- ! äugig. - Diettich strich sich über die Stirn. Er lächelte, noch exn ! wenig abxvesend. .„Ter

- j ballen.' Er grüßte nach dem Geistlichen hinüber. Dann ! wandte er sich zu Regina zurück. „Meine Zeit ist leider ' xxm . . .' er nahm ihre Hand, die sie ihm rechte, j „Hochwürden, können Sie uns nicht die Freude machen, i bald 'einmal zn uns hixxaus zn kommen? Wir wohnen xber ! nicht mehr st der Walthersburg — haben mit unserm Ver walter getaxrschst In unserm Larxdhause, ganz xrahe der Stadt, fixxden Sie uns . . .' „Mutti, Onkel Hochwürden soll kommen, wenn die Tante Mary xmb Onkel Alfred kommen

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Südtiroler Heimat
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Seite 1 von 8
Datum: 01.08.1931
Umfang: 8
, daß das schwer versorgte Gesicht des Mannes wie seit langem nicht erhellt hatte. Er hatte ihr gedankt und ihr beigepflichtet: Eine Frau über der das Sternenbanner Amerikas schützend schwebte, würden die Italiener sicher nicht anzurühren wagen. So war Marie-Theres wenigstens über ihre Schule getröstet worden. Dr. Twllinger aber hatte aus Julius Bitte Regina mit Agnes und Gerhard für ein paar Wochen mst ins Unterland genommen. Regina bedurfte nach allem Erlebten doch ein wenig der Pflege und Ausheitemng

, und Julius, der so viel vom Hause fort war, konnte ihr dies weniger angedeihen fassen. Regina hätte vielleicht nicht eingewiMgt, sie verlangte es jetzt, gercüie an Julius' Seite zu bleiben, auch wenn er ihr nur täglich wenige Stunden schenken konnte. Aber Norbert und Rose hatten sie herzlich gebeten, mit ihnen zu kommen. Vater Dollinger sei seit seiner Amtsent setzung manchmal von Schwermut gequält. Er würde viel leicht in den Kindern ein wenig neue Lebensfreude finden. Und dann auch — Rose wünschte

herb und hart. Regina fühlte, wie Rose sich darum mühte, wie sie darunter litt, daß es ihr nicht gegeben schien, restlos zu beglücken. Die Hoffnung aber, irgend einen ihrer Lieben etwas zu sein, Helsen, ausgleichen, Gutes schaffen zu können, richtete Regina auf und machte sie, die Leidgebeugte, bald zum warmsön- nenden Mittelpunkte des Hauses. Die schönsten Stunden aber waren, wenn Dietrich aus seinem Psarrwidum herüberkam, und sie alle bei dem großen Kachelofen versammelt saßen — die Frauen

stickten oder nähten, die Kinder spielten, und Dietrich von seinen einsamen Erlebnissen auf der Seiseralpe, auf dem Roßkopf und sonst in den Bergen erzählte. Das klang wie Märchen — und Märchenzeit war ja — Ad ventszeit — Weihnachten kam bald. Sellen gingen sie aus. Hatten auch nie Helene Ealdani wieder gesehen. Regina schien den Auftritt ganz vergessen zu haben. Da — an einem Adventssonntag nach der Kirche trat sie ihr am Hauptportal entgegen. Regina riß die Kin der, die sie an beiden Händen führte

, zurück und harrte im Halbdunkel, Helene den Vortritt lassend. Ein beißender Hohn verzerrte das einst schöne Gesicht der Frau, sie ließ di« Augen nicht von Regina und wandte auch das Haupt noch nach chr um, als sie durchs Portal hinausschritt. Da trat Dollinger zu Regina. Er nahm Agnes bei der Hand, indem er sich mit chr von der Menge der Andächtigen durch das breite Tor schieben ließ und fragte dabei gedämpft: „Ihr grüßt euch nicht?! Recht von dir...' „Wie sollte ich wohl. . .?' t „Nun! Es gehört

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Lienzer Zeitung
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Seite 27 von 32
Datum: 23.06.1906
Umfang: 32
zurückgewiesen. Doch ich will heute iu aller Offenheit zu Ihnen sprechen: Sie haben Wohl daran getan, Sie errieten, daß ich noch eine andere leidenschaftlich liebte.' „Also Sie gestehen es ein,' sagte Mary heftig, „daß Ihre zärt lichen Blicke uud Worte nichts als Lüge waren, daß Sie, während Sie mich aufforderten, die Ihre zu werden, die .Regina bella' liebten!' „Nein, ich habe Sie nicht getäuscht. Ich glaubte die ,Regina bella' für mich verloren und unterlag nach und nach dem Reiz Ihrer Schönheit

und Ihres Geistes. Der plötzlich wieder zwischen uns erwähnte Name der berühmten Sängerin aber belehrte mich, daß ich von dieser Liebe noch immer nicht geheilt war und jetzt ist sie heftiger als jemals wieder in mir entbrannt. Das ist die Wahrheit. Ich war Ihnen diese Beichte schuldig, Cousine, uud muß Ihnen noch, so viel Vertrauen habe ich zu Ihrer Gerechtig keit und Ihrer Güte, bekennen, daß ich gestern abend die .Regina bella' gebeten habe, meine Fran zu werden.' „Denken Sie auch daran, Mhlord, daß der Name

, den sie tragen soll, derjenige Ihrer Mutter ist?' „Versuchen Sie es uicht, mich von einem unwiderruflichen Ent schluß abzubringen, es handelt sich um das Glück meines Lebens. Darf ich nicht auf Ihre Unterstützung bei meiner Mutter rechnen?' „Nein. Mhlord.' „Sie stellen sich mir also feindlich gegenüber?' Als der Herzog keine Antwort erhielt und die Ironie und den Zorn in den blauen Angen der jungen Frau blitzen sah, fuhr er fort: „Wenn es so ist, Mhladh, so verlange ich, die .Regina bella' zu sehen

ausdrucksvoller wurde ihre Stimme. Sie sang die Arie aus der „Madeleine'. Edward schlug sich vor den Kopf. „Ich Narr!' rief er, „ich tausendfacher Narr! Manchmal frei lich hat es mir geahnt.' „Ja, ich bin die,Regina bella', die Ihnen niemals verzeihen wird.' In seiner Überraschung,, seiner Ergriffenheit und Verzweiflung überkam den Herzog eine Schwäche. Er griff nach einer Stuhl lehne und sank wie bewußtlos in den Sessel. Bei diesem Anblick vergaß Mary ihren Zorn, sie neigte sich über den Mann

, den sie ja noch immer liebte, und rief ihn mit zärtlichen Namen. Sie sagte sich, daß, nachdem der Herzog wußte, daß sie und die „Re gina bella' identisch waren, es ja wahnsinnige Selbstquälerei sei, die eine gegen die andere auszuspielen. „Ich habe die .Regina bella' und mein Weib gefunden,' sagte der Herzog jubelud. Er hatte sich schnell erholt. „Jawohl, die .Regina bella',' u....oortx:e Lorenzo stolz. „Gibt es wohl zwei Stimmen lvie vie ihre?' Und während er mit italienischer Weitschweifigkeit die Erzäh lung

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 21.09.1916
Umfang: 8
eine d«. . Kriegsfürsorgezwecke, deren Ziehung am 5. Oktober 1916 statt- - Vesperandachten, insoweit nicht die lateinische Sprache gebraucht fiindet, erscheint mit Rücksicht aus ihre eminent patriotische und - wird, in deutscher Sprache gehalten werde/ Regina machte ein gequältes Gesicht und strich sich über die Stirne. „Das alles ist mir unsagbar peinlich. Bitte, laß uns doch von etwas anderem sprechen/' Sie begann nun selbst ein anderes Gespräch und die Tante und Tondern mußten darauf eingehen. Der letztere

hatte das Gefühl, als habe seine geschickt aus Wahrheit und Lüge gemischte Mitteilung nicht den gewünschten Erfo.lg gehabt. Er hatte gehofft, Regina werde durchaus nicht geschehen. Er mußte auch ferner auf der Hut sein. Haßberg sollte und durfte sein Ziel nicht erreichen. Lieber wollte Ton dern sterben, al,s Regina an Haßbergs Seite sehen. Er nahm sich ^r, Frau Melanie von Hausen bald zu besuchen. In ihr würde er ei ne Bundesgenossin finden. Neulich hatte er sie scharf beobachtet und bemerkt

, daß sie durch die Kunde von Haßbergs Rückkehr sehr erregt gewesen war. ^ Als Tondern sich.entfernt hatte, sahen sich die beiden Damen eine Weile stumm an. End lich sagte Tante Terese aufatmend: . „Ich bitte dich Regina, tvas sagst du zu dieser AnVerschämtheit Haßbergs? Was der sich einbildet! Er glaubt Wohl, du habest nichts Eiligeres zu tun^als seine Bewerbung anzu nehmen.' „Was soll ich dazu sagen, Tante Therese? kann dir nur erklären, daß ich Herrn von Haßberg wohl der unsinnigsten Streiche, aber keiner niedrigen

Handlung für fähig hatte. ^Ues, wa.s ich bisher von ihm gehört habe, hat ihn mir nur in der Lage eines unbeson nen Stürmers und eines an allem Guten Ver zweifelnden gezeigt. Aber nie habe ich gehört, daß er etwas Niedriges'getan Ntte.' „So glaubst du nicht/ trotzdem er es selbst zu Tondern gesagt hat, daß er sich um dich be werben wird.?' Regina zuckte die Achseln. „Möglich daß er es tut. Aber ich bin überzeugt, daß er mir dann keine Komödie vorspielt. Heucheln und lügen wird er nicht. Jedenfalls

, falls er die Kühnheit hat, um dich anzuhalten. ' Regina wandte der Tante ihr erblaßtes Ge sicht zu. Ihre Augen leuchteten intensiv aus dem blassen Gesicht. „Scheint es dir so ganz unmöglich, Tante Therese, daß ich auf eine Werbung Haßbergs eingehen könnte?' fragte sie leise. Die alte Dame sah sie betroffen an. „Regina! Mein Gott — Kind — du er wägst doch nicht etwa eine solche Möglichkeit? ' Die junge Dame richtete fid empor. Sie wollte etwas eMichern^preM^Ker dann die Lippen fest aufunander

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