August. Hoangho und Honan gehören zusammen wie Rhein und Rheinland oder Warthe und Wartheland. Wenn alljährlich die Meldungen kommen, daß der Hoangho über seine Ufer getreten ist, dann folgen auch bald darauf die Berichte über große Katastrophen, die sich in den angrenzenden Provinzen abspie len. Was heißt Hoangho? Die Europäer haben diesen gewaltigen Strom, der von Tibet kommt und nach einem Weg von 4000 Kilometer in den Tschili-Golf des Gelben Meeres einmündet, meist nur in der Ebene gesehen
, und iveil er riesige Mengen von Sand und Lehm mitsührt, nannten sie ihn den Gelben Fluß. In der blumenreichen Sprache der Chinesen aber heißt Hoangho: „Der Kummer unseres Reiches seit den ältesten Zeiten." Honan aber ist nur eine geographische Bezeichnung. Sie besagt: „Das Land südlich des Flusses." Damit sind die Zu sammenhänge zwischen Hoangho und Honan klar gekennzeichnet. Aus Nanking wird gemeldet, daß die Dämme des Hoangho an mehreren Stellen gebrochen sind und daß mehr als zwanzig Provinzen
riesige Wassermassen zu Tal, so daß die Dämme fast in jedem Jahr überflutet werden. Daran haben sich die Chinesen schon gewöhnt. Das große Unglück tritt aber erst ein, wenn die Dämme zerbrechen. Das war allein in unserem Jahrhundert in den Jahren 1911, 1919, 1926, 1930,1932 und 1940 der Fall, und nun ist aber mals eine Dammbruch-Katastrophe über weite Teile Chinas hereingebrochen. Ganz von selbst wirft sich die Frage auf, warum denn die Bevöl kerung der gefährdeten Provinzen sich immer
erreicht wird, wenn er aus dem Gebirge in die nordchinesische Tiefebene eintritt. Inmitten der Provinzen Scheust, Schansi, Hope, Schantung, Kiangsu, Ganhuei und Hupe liegt sie mit einer Größe von 170.000 Quadratkilo meter und mehr als 30 Millionen Einwohnern. Honan ist von Natur aus eine der reichsten Provinzen Chinas. Es gedeihen alle Getreide arten, ein hochwertiger Reis, die herrlichsten Früchte und Obstsorten. Außerdem weist der Boden umfangreiche Erzlager auf. Durch Honan ziehen die wichtigsten
Straßen Zentralasiens, die aus den Bergen zum Meer und aus der nordchinesischen Tiefebene nach dem mittleren Becken des Jangtsekiang führen. Diese verkehrs technisch günstige Lage hat Honan lange Zeit zum Mittelpunkt des chinesischen Reiches ge macht, und die Hauptorte Honan-Fu und Kai- Feng waren früher bedeutende Reichshaupt- städte. Durch die moderne Verkehrstechnik, die das Landesinnere zugunsten der nahe am Meer liegenden Provinzen vernachlässigte, ist auch die wirtschaftliche und politische