Philippine Welser, die schöne Augsburgerin : Erzählung für das Volk.- (Köhlers illustrierte Jugend- und Volksbibliothek ; 23)
87 ihm die Hand, welche er ergriff und küßte, worauf er mit himmelwärts erhobenen Augen sprach: „Herr! du hast mir einen Engel zum Tröste gesandt. Dir sei Dank und Lob und Ehre in Ewigkeit!" und zu Philippinen ge wandt, fügte er hinzu: „Ich will zum Herrn, unserm Erbarmer, für Sie beten, daß er Sie segne und alle Ihre Kümmernisse in Freude und Seligkeit kehre!" Gleich am folgenden Tage fuhr Philippine nach Prag und begab sich in die von ihrem Gemahle im Trynhofe ihr zugewiesene Wohnung
, um am Palmsonntage in der daneben befindlichen Kirche ihre Andacht nach katholischer Weise zu verrichten. Hier empfing sie, wie stets, wenn sie nach Prag kam, den Besuch ihres Gemahls, dem sie ihre Unter redung mit Augusta mittelste, worauf sie ihn bat, den Gefangenen ihren Wunsch zu erfüllen. „Ach, wie lieb wäre es," sagte sie mit Wärme, und dabei glänzten ihre schönen Augen in heiligem Feuer der Andacht, „wenn es ermöglicht werden könnte, daß am hohen Karfreitage, dem Gedüchtnistage des Leidens und Sterbens