15 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_42_object_5996885.png
Seite 42 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
wurde der in Wien weilende Advokat Anton von Grabmayr durch Vermitt lung des Erzherzogs Johann am 3. Juli 1814 in Privataudienz vom Kaiser Franz empfangen. Grabmayr berichtete Plattner ausführlich über den Verlauf des mehr als halbstündigen Gesprächs mit dem Monarchen. Auf Grabmayrs Bitte, eine Deputation aus Bozen zu empfangen, erwiderte der Kaiser, erst nach er folgter Übernahme von Tirol dürfe eine allgemeine Deputation zur Huldigung und Überbringung von Glückwünschen sich vorstellen

die einzige Hoffnung, durch Vermittlung des den Tirolern so wohlgesinnten Erzh. Johann die Wünsche auf Wiederherstel lung der alten Verfassung und Wiedereinsetzung des von der italienischen Re gierung aufgehobenen Merkantilmagistrates bei der Zentralregierung vorzu bringen. Der Briefwechsel zwischen Plattner und Erzh. Johanns Sekretär Binner blieb den stets wachsamen Polizeibehörden natürlich nicht verborgen. Rosch- mann, der schon als prov. Landeschef von Südtirol Plattner wegen

es nicht, die Korrespondenz zwi schen Plattner und Binner zu unterbinden. Man ging nur vorsichtiger vor: Binner unterschrieb sich von jetzt ab mit „Guttmann“ und verlangte, daß Plattner die Briefe in doppeltem Umschlag an einen Mandorlettibäcker in einer Vorstadt Wiens oder zwei anderen Deckadressen sende. Plattner hingegen gab als Deckadresse für Binners Briefe Herrn Johann von Mayrl oder H. Bettini, oder seinen Bankier an. Ihre Briefe vermieden den Namen Roschmann, für den von nun an „Springer“ oder einfach „S“ gesetzt

wurde. Der Briefwechsel selbst ging rege weiter. Am 1. Oktober teilte Binner mit, daß er von der Denkschrift Plattners über Handels- und Zollangelegenheiten 50 Abschriften machen und diese durch Erzh. Johann an alle maßgebenden Stellen verteilen ließ. Binner hatte überdies Plattner auf einen Tiroler in wichtiger Stellung aufmerksam ge macht, den Hofrat Rina, einen Enneberger, der bei der Zentral Organisations Hofkommission zugeteilt war. Plattner sandte auch diesem eine Denkschrift über die Wünsche

des Bozner Handels und über die Nachteile, welche die Aus dehnung des österreichischen Zolltarifs auf Südtirol für die Bozner Messen mit sich bringen würde, die ja zum großen Teil von italienischen Handelsbeziehun gen leben. Er schreibt im Begleitbrief: „Nur die Freiheit des Handels kann unsere Wunden heilen und Leben und Tätigkeit in unsere verarmten Täler wiederbringen.“ Der Briefwechsel Plattner-Binner, den beide Teile unter etwas naiven Vor sichtsmaßnahmen fortsetzten, blieb den kein Briefgeheimnis

1
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_39_object_5996882.png
Seite 39 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
leben des von ihm empfohlenen Obersten Lacroix persönlich in seiner Ehre ge kränkt fühlte. Mit vizeköniglichem Dekret vom 8. November, einem Akt will kürlicher und gewalttätiger Kabinettsjustiz, wurde Plattners Inhaftnahme und die Einleitung eines Gerichtsverfahrens gegen ihn und die übrigen Mitglieder des Familienrates angeordnet. Bei der folgenden Sitzung des Familienrates vom 12. November wurde dieses schmähliche Dekret des Vizekönigs verlesen und Plattner vom Fleck weg in Haft genommen

Verdiensten gerade für die Eingliederung von Land und Wirtschaft in die französische Verwaltung für seine Freilassung dringend ein, alles vergebens. Erst am 9. März 1812 fand endlich die gerichtliche Verhandlung statt, in der Plattner sich selbst und die übrigen Angeklagten in einer meister haften Rede verteidigte und die denn auch mit einem vollen Freispruch für alle endete. Trotzdem wurde Plattner noch in Haft behalten, da der Staatsanwalt, voll Angst vor dem vizeköniglichen Interesse an diesem Prozeß

, erst noch Wei sungen in Mailand einholen wollte. Erst auf Antrag des Justizministers, der durch weitere ungesetzliche Eingriffe in die Justizverwaltung üble Wirkungen auf den Geist der Bevölkerung befürchtete, erteilte der Vizekönig am 15. März den Auftrag, das gerichtliche Urteil durchzuführen und Plattner freizulassen, der so endlich am 19. März zu seiner Familie zurückkehren konnte. Die Han delskammer wollte ihn sogleich wieder als ihren Assessor anstellen, doch sprach sich die furchtsame

. Als dann, nach dem endgültigen Zusammenbruch, der ehern. Vizekönig Eugen, als österr. Jägeroffizier verkleidet, begleitet vom Südtiroler Oberstleutnant von Call auf seiner Flucht nach München in Bozen durchreiste, konnte Plattner es sich nicht versagen, seiner Mißachtung gegenüber dem gestürzten Despoten da durch Ausdruck zu geben, daß er, während er mit Call länger sprach, den neben ihm im Wagen sitzenden Eugen offenkundig, den Hut auf dem Kopf behaltend, ignorierte. Wieder unter Österreich Nachdem Österreich

sich durch den Vertrag von Reichenbach (27. Juni 1813) von Napoleon losgesagt und dem russisch-preußischen Bündnis beigetreten war und infolgedessen die österreichischen Truppen mit General Fenner am 11. Oktober unter dem Jubel der Bevölkerung in Bozen eingezogen waren, be gann auch für Plattner eine hoffnungsvollere Zukunft. Der in Begleitung der österreichischen Truppen eingetroffene Zivil- und Kriegskommissär Leopold von Roschmann wurde mit kaiserlichem Dekret vom 29. November 1813 als provi sorischer Landeschef

2
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_40_object_5996883.png
Seite 40 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
gegen die staatliche Autorität ver abscheuungswürdig und die Tiroler Freiheitskämpfer wie eine Art von Re bellen Vorkommen. Kein Wunder aber, daß bei solchen Anschauungen Männer, die, wie Plattner, den neuen Zeitgeist in sich aufgenommen und im praktischen Leben standen, in Widerstreit gegen die Wiener Regierung traten, aber auch, daß der Metternich’sehe Polizeistaat solche Männer beargwöhnte und scharf beob achten ließ. Während Plattner und Giovanelli in Bozen Denkschriften über die Wiederherstellung der Tiroler

Verfassung, nur durch einzelne Änderungen ver bessert, und über die Wiedererrichtung des Bozner Merkantilmagistrates mit seiner Handelsgerichtsbarkeit ausarbeiteten, verfolgte der provisorische Landes chef Roschmann mißtrauisch ihr Vorhaben, verbot die Absendung einer Depu tation an den Kaiserhof und schwärzte vor allem Plattner bei Metternich als geistigen Anreger dieser verpönten Autonomiebestrebungen an. Es lag nahe, daß die Bozner Patrioten, in Kenntnis von Roschmanns Gegenmaßnahmen

, nach anderen Wegen suchten, um ihre Wünsche in Wien zu Gehör zu bringen. Major Eisenstecken, der Badlwirt von Bozen, der in Wien weilte und gute Beziehungen zu Erzherzog Johann unterhielt, bezeigte sich als nützlicher Vermittler. Am 18. Mai 1814 schrieb er an Plattner, Erzh. Johann hege volles Zutrauen in ihn und lade ihn ein, ihm eine Denkschrift über die politischen und wirtschaftlichen Wünsche der Bozner zu schicken, die er dem Kaiser zu übergeben bereit sei. Schon am 3. Juni schreibt Binner

, der Hofkriegskonzipist und Privatsekretär Erzh. Johanns an Plattner: „Die überreichte Denkschrift hat den ungeteilten Beifall des Erzherzogs gefunden, denn sie trage das Gepräge der wärmsten An hänglichkeit, die er so gerne schon jetzt vergelten zu können wünsche.“ Er könne aber seinen Wunsch, Pässe für die Reise einer Deputation an den Wiener Hof nicht erfüllen, da Erzh. Johann auf keinem Fall so erscheinen dürfe, als ob er das Triebwerk des Ganzen wäre. Eine solche Bloßstellung des Erzherzogs würde der ganzen

Sache mehr schaden als nützen. Binner ratet Plattner, an der Deputation teilzunehmen, die an den Wiener Hof abgeordnet werden solle, und fügt hinzu: „Mein gnädiger Herr würde Euer Hochwohlgeboren nur ungern dabei vermissen, denn ihm ist das ausgezeichnete Rednertalent, sowohl als Ihre stets edle Aufopferung und edelmütige Verfechtung für das Heil des Landes zur Genüge bekannt, bekannt schon lange auch Ihre erprobte Anhänglichkeit, Liebe und Treue für das Erzhaus Österreich. Als solch ehrwürdigen

3
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_37_object_5996880.png
Seite 37 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
stand bereits geleistete Geldhilfe von 137.000 Gulden noch eine letzte Hilfe von 4.000 Gulden zusammenzubringen. Dieses offene Eintreten zu Gunsten Österreichs blieb der bayrischen Regie rung natürlich nicht verborgen. Dazu kam noch ein gehässiger Bericht über Plattners Verhalten, den der aus der Deportation in Ungarn nach Bayern zu rückgekehrte Graff dem bayrischen Minister Montgelas überreicht hatte. Noch am 13. März 1810 rechtfertigten sich Plattner und seine Bozner Freunde

die französischen Truppen von Nord und Süd nach Bozen einrückten (4. November), verhandelten Plattner und Vertreter des Stadtmagistrates mit dem französischen General Peyri wegen Schonung der Stadt. Plattner, der die französische Sprache gut gebrauchte, er warb sich bald Ansehen und Vertrauen bei General Peyri, bei dem er wieder holt als Vermittler zur Vermeidung unnötiger Härten mit Erfolg auftrat. So verschaffte er schon am 10. November dem Andreas Hofer, auf dessen Bitte, einen Sicherheitspaß

, damit er ungeschoren in seine Heimat zurückkehren könne. Auch Eisenstecken, der bis zum Schluß bei Lavis gekämpft hatte und sich nun verborgen hielt, wandte sich an Plattner, der ihm bei General Peyri Sicherheit verschaffte und auch dessen Besitz, das Badlwirtshaus, vor einer drohenden Plünderung schützen ließ. Eisenstecken bestätigte dankbar dem Kanzler Plattner, daß dieser „durch sein Einschreiten bei der französischen Generalität viele Landesverteidiger von dem Gefängnisse und vor der schmäh lichen

Kaufmannschaft und vor allem ihr Vertreter, der Kanzler Plattner, es vorziehen würden, an das Königreich Italien angeschlossen zu wer den. Außer dem Ärger über das Unverständnis der bisherigen bayrischen Re gierung, die alle Lebensbeziehungen polizeilich zu überwachen suchte, und der Befürchtung, die nach München, vor allem durch die Denunziation Graffs, ge langten Anschuldigungen über ihre Einstellung vor und während des Aufstan des, könnten zu üblen Vergeltungsmaßnahmen gegen sie führen, dürften wohl

auch wirtschaftliche Interessen dabei im Spiele gewesen sein. Der französische Befehlshaber General Baraguay d’Hilliers machte sich diese Stimmung zu Nut zweiten Befreiung des Landes und der Hauptstadt Innsbruck, auf des Unter zeichneten dringenden Aufrufe, ist ne ben anderen trefflichen Bozner Patri oten vorzüglich auch Herrn Dr. Plattner zu verdanken. Als anfangs Juni 1809 der Obristleut nant Graf Leiningen im Castell von Trient durch den feindlichen Brigadier Levico eingeschlossen und bombardiert war, tat

4
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_36_object_5996879.png
Seite 36 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
sich aber, denn gerade dieses Casino wurde, entgegen den Absichten seines Gründers, der Treffpunkt der österreichisch Gesinnten, unter ihnen vor allem des Merkantilkanzlers Plattner, so daß der enttäuschte Graff sich anfangs 1809 entschloß, den Casinobetrieb zu sperren, um dessen Besuchern, den „Chinesen“, wie er sie nannte, ihr Ver schwörernest zu schließen. Als zu Beginn des Tiroler Aufstandes am 13. April 1809 die Bauern und am 14. der Intendant Hormayr und die ersten Tiroler Jäger in Bozen einrück ten, stellte

sich Plattner augenblicklich und uneingeschränkt den Österreichern zur Verfügung. Hormayrs erste Sorge betraf die Beschaffung von Geldmitteln, um die Kosten des Aufstandes und dessen militärische Unterstützung zu decken. Sein Verlangen, die Bozner Kaufleute zu einem Darlehen von 100.000 Gulden zu bewegen, wurde von Plattner in kürzester Zeit erfüllt. Am 14. April abends hatte Hormayr sein Anliegen dem versammelten Merkantilmagistrat vorge tragen. Plattner übernahm die Aufgabe, die Zeichnungen der einzelnen

Han delsfirmen entgegenzunehmen. Zwischen 9 Uhr abends und Mitternacht waren die einzelnen Unterschriften gegeben und das geforderte Darlehen von 100.000 Gulden beisammen. Am 15. April abends rollten zwei Wagen durch das Eisack tal nach Brixen: Im vorderen saßen die von Hormayr zur Deportation bestimm ten Bayernanhänger Graff und Graf Khuen, ihm folgte der Wagen mit Hormayr, Plattner und dem Merkantildeputierten Carl Hingerle, die den kostbaren Schatz nach Brixen brachten

. Auch noch während des ganzen unruhigen Jahres 1809 stellte Plattner seine Fähigkeiten und seinen Einfluß in den Dienst der Be freiungskämpfe 2 ). Er bewährte sich bei der ersten und zweiten Befreiung des Landes in der Versorgung der Kämpfer mit Lebensmitteln und Waffen, half tatkräftig bei der Ausrüstung der 13 Kompanien, welche die Stadt Bozen auf stellte, um den im Juni 1809 in Trient eingeschlossenen Oberstleutnant Leinigen zu befreien, ja rückte, des guten Beispiels wegen, sogar selbst als gemeiner Mann

aus. Noch am 5. September 1809, als sich Andreas Hofer wegen eines Darlehens von 12.000 Gulden an den Merkantilmagistrat wandte, da, wie er schrieb, „die Bozner Kaufmannschaft den einzigen hier wohlhabenden Stand darstellt“, bemühte sich Plattner, dem Andreas Hofer, über die für den Auf- Fußnote 2 ): Zeugnis des Intendanten Hormayr Dem ehemaligen Kanzler des Mer kantilmagistrates Bozen, Dr. Franz Plattner, findet der Unterzeichnete sich gedrungen, zur Steuer der Wahrheit folgendes Zeugnis auszustellen

5
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_38_object_5996881.png
Seite 38 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
zen. Im Februar 1810 sandte er Plattner und Giovanelli nach Meran und dem Vinschgau, um auch dort bei der Bevölkerung Stimmung für den Anschluß an Italien zu machen, allerdings vergebens. Als durch den Pariser Vertrag im Februar 1810 die Teilung des Landes nach Napoleons Diktat entschieden war, wobei Bozen zum Königreich Italien gekommen war, ging das Bestreben Plattners dahin, wenigstens das Beste aus der gegebenen Lage herauszuholen. Wie sehr die französische Regierung die Kenntnisse

und Erfahrung Plattners schätzte, zeigt ein am 1. Juli 1810 vom General Graf d’Anthouard in französischer Sprache an Plattner gerichteter Brief, worin er ihn namens des Staatsrates Smancini einladet, sich auf Kosten der Regierung nach Mailand zu begeben, um den Finanzminister des König reiches über die Verwaltung des Hochetschgebietes Ratschläge zu geben. Am folgenden 13. Juli begleitete Plattner dann eine Abordnung des Merkantilmagi strates zum Staatsrat Smancini nach Trient, wo eine ausführliche

, von Plattner verfaßte Denkschrift über die Wünsche der Kaufmannschaft und die Dienste, die der Bozner Handelsplatz und seine Messen der neuen Regierung leisten könnten. Die — allerdings nur kurze — Blüte des Bozner Handels unter der französisch-italienischen Regierung kann wohl zum größten Teil auf die wohl durchdachten und energischen, von Plattner verfaßten Eingaben zurückgeführt werden. Südtirol war zwar fest in die französische Grenz- und Kontinental sperre einbezogen, doch wurden wenigstens

Großhandels- und Speditionsfirmen hatten gute Zeiten, die sich nach Ausbruch des französisch-russischen Krieges durch die Beschaffung und Spedition von Lebensmitteln, Reis, Mehl u. dgl. an die in Rußland kämpfen den Armeen noch verbesserten. Dem französischen Grundsätze der Gewaltenteilung entsprechend wurden die bisherigen Aufgaben des Merkantilmagistrates auf zwei neue Behörden verteilt: ein Handelsgericht, zu dessen Assessor durch vizekönigliches Dekret vom 3. Jänner 1811 der bisherige Kanzler Plattner

ernannt wurde, und eine provisorische Handelskammer, die dann durch ein Dekret Napoleons aus St. Cloud vom 27. Juni 1811 in eine „Camera di Commercio, Arti e Manufatture“ verwandelt wurde. Auch bei dieser trat Plattner als Assessor in Verwendung. Trotz dieser für die Verwaltung, die Wirtschaft und Steuerkraft des Ober etschgebietes bedeutenden Erfolge des unermüdlichen Einschreitens Plattners, erlitt sein Ansehen und seine Stellung noch im Jahre 1811 durch ein eher bana les Ereignis eine jähe Wendung

6
Zeitungen & Zeitschriften
Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/VBS/1971/01_04_1971/VBS_1971_04_01_10_object_3157088.png
Seite 10 von 12
Datum: 01.04.1971
Umfang: 12
genossenschaften war Alfons Heinz an wesend. Nach der Begrüßung verlas Obmann Josef Plattner anstelle des Geschäfts führers Mairhans (der sich gegenwärtig auf einer Dienstreise befindet) den Tätigkeitsbericht, aus dem u. a. folgen des hervorging: Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr ist die Milchproduktion und die Milchanlie ferung an die Sennereien etwas zurück gegangen, was in ganz Italien, ja, im ganzen EWG-Raum festgestellt werden kann. Dieser Verminderung der Milch anlieferung soll durch Qualitätsverbes serung

!). Die Milchanlieferung in der Dampf- molkereigenossenschaft Sterzing erreich te 1970 4,361.096 Kilo, gegenüber 4,508.541 Kilo im Jahre 1969 (Rück gang: 147.445 Kilo). Den Bericht des Vorstandes verlas ebenfalls Obmann Plattner. Ihm ist zu entnehmen, daß der Vorstand im Be richtsjahr acht Sitzungen gehalten hat und stets bemüht war, die Interessen der Mitglieder bestens zu vertreten. , Am 30. April 1970 stellte die MILA ihre Tätigkeit ein und die Dampfmol kereigenossenschaft Sterzing nahm ihre Arbeit am 1. Mai

, Reinlichkeit und Bakterien — näher ein und er teilte verschiedene Ratschläge; so mahnte er besonders zur gründlichen Reinigung der Melkmaschinen. Um 18 Uhr beschloß Obmann Plattner. die Versammlung der Dampfmolkerei genossenschaft Sterzing, die im abge laufenen Jahr auf eine rührige Tätig keit des Vorstandes und des Aufsichts rates und als Erfolg derselben auf eine merkliche ökonomische Besserstellung der Mitglieder zurückblicken kann. Eisack- und Wipptal Völs. (Ein Diebstahl) wurde vo- rigen Donnerstag

7
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_43_object_5996886.png
Seite 43 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
haben, das durch unverständlichen Druck und Kränkungen mißmutig, unzu frieden und unruhig gemacht wird.“ Binner fügt hinzu, offenbar auf Wunsch des Erzh. Johann, Plattner möge diese, auf Wahrheit beruhende Äußerung des bayrischen Königs seinen Bozner Freunden auf eine Art mitteilen, die weder ihn noch Erzh. Johann kompromittieren könne. Im Briefe vom 18. Februar be richtet Binner über eine Debatte in der Hof Zentralkommission über die künf tige Tiroler Verfassung, bei der geäußert wurde

, im Briefe vom 28. Februar 1815 teilte Binner Plattner mit, daß der Kaiser tatsächlich beabsichtige, nach Bozen zu kommen, er (Plattner) möge sich bereit halten, den Monarchen nicht nur gut zu empfangen, sondern ihm auch „so manches auf eine kluge Art ins Ohr zu flüstern“. Dieser letztere, wohl auch von Erzh. Johann kommende Rat, ist, wie wir sehen werden, Plattner übel bekommen. Plattner selbst war Mitte April 1815 nach Wien gereist und hatte, in Be gleitung von Josef von Giovanelli, am 29. April

in einer Audienz bei Kaiser Franz die Bestätigung der althergebrachten Privilegien des Merkantilmagistrates betrieben. Es war das erstemal, daß Plattner Gelegenheit hatte, die Wünsche des Bozner Handelsplatzes dem Kaiser persönlich vorzutragen. Als dann der Kaiser auf der Rückreise von Paris am 27. Oktober 1815 nach Bozen kam, hatte Plattner als Sprecher des Handelsstandes neuerlich die Möglichkeit, dessen An liegen und die politischen Wünsche der Südtiroler dem Monarchen vorzutragen was er mit gewohntem Mut

und Festigkeit ausführte. Über dieses Gespräch mit Kaiser Franz im Prunksaal des Merkantilpalastes hatte Plattner eine genaue Aufzeichnung verfaßt 4 ). Als er den Kaiser an seine, bei der Audienz vom 29. April gemachte Zusicherung erinnerte, die Tiroler Verfassung in wenigen Tagen zu erlassen, erwiderte der Monarch, der vorgelegte Verfassungsentwurf Fußnote 4 ): Eigenhändige Aufzeichnung Plattners über die Audienz beim Kaiser Franz am 27. Ok tober 1815 im Merkantilsaale Bozen Am 27. Oktober trafen

8
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_45_object_5996888.png
Seite 45 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
immer bereit war, im gegebenen Augen blick große Verantwortung auf sich zu nehmen, der Merkantilkanzler Plattner, wurde vergessen und ging leer aus. Wenigstens hatte er jedoch die Genugtuung, daß auf seine wiederholten Eingaben endlich durch kaiserlichen Erlaß vom 11. Februar 1816 die alten Privilegien des Merkantilmagistrates wieder bestä tigt wurden, so daß er seine gewohnte Stelle als dessen Kanzler wieder auf nehmen konnte. Allerdings war seine Tätigkeit von manchen Enttäuschungen begleitet

anläßlich des Be suches des Kaisers Franz im Oktober 1815 beanstandet. Es war wohl die letzte Genugtuung des Kanzlers Plattner, daß er durch seine meisterhafte Gegen schrift über die stolze Vergangenheit dieser Einrichtung, ihre ehemalige Größe und Selbständigkeit, die Aufsichtsbehörde dazu brachte, den Rückersatz der beanstandeten Ausgaben „allergnädigst“ nachzusehen. Plattner war keine lange Wirksamkeit mehr beschießen; er starb, erst 45jährig, am 25. April 1817 an Faulfieber, wohl dem alten Ausdruck

erworben, daß sie ihn im Jahre 1822 zum Bürgermeister von Bozen erwählten. Er bekleidete dieses Amt durch 28 Jahre bis zum Jahre 1850. Aus der Ehe Mages-Plattner entstammte der berühmte, später in den Freiherrnstand erhobene Alois Mages (1823—1895), Präsident des Oberlandesgerichtes Innsbruck, dem u. a. die Sammlung und Erhaltung der Verfachbücher in ganz Tirol, dieser Fundgrube für Familien forschung, Wirtschafts- und Sozialgeschichte unserer Heimat zu verdanken ist. Dessen Tochter, Maria Baronin

Mages, übergab vor ihrem Ableben (1944) dem Schreiber dieser Zeilen die Mappe mit dem Briefwechsel des Merkantilkanzlers Franz Plattner zur Aufbewahrung, der sie dann dem Archiv Zenoberg einver leibt hat. Der Merkantilkanzler Plattner gehörte unstreitig zu den wenigen Auser wählten seiner Zeit, die den Mut hatten, immer dann ihre Stimme zu erheben, wenn Freiheit und Wohl der Bürger in Gefahr kam. Während die meisten unter dem Drucke der fremden Besatzungsmächte gleichgültig geworden

waren und sich aus Furcht oder Kleinmut scheuten, eine feste Gesinnung zu zeigen, um nicht bei den jeweils Mächtigen Anstoß zu erregen, kannte Plattner nie Beden ken, offen mit Rat und Tat aufzutreten, ohne Rücksicht auf sein persönliches Wohl. Jede der einander in Südtirol folgenden Regierungen hatte sich seiner Geschäftserfahrung und seines scharfen Geistes bedient. Allen stellte er seine Kenntnisse von Land und Leuten gerne zur Verfügung. Und bei allen Regie rungen ist er dennoch in Ungnade gefallen und mußte

9
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_34_object_5996877.png
Seite 34 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
Carl v. Braitenberg Der Merkantilkanzler Franz von Plattner (1771-1817) Ein Kapitel zur Geschichte von Bozen Das Leben, das hier in Erinnerung gebracht werden soll, begann in einer Zeit, als das Volk sich noch von fast religiös-dynastischen Gefühlen und unbe dingter Achtung vor den Privilegien der bevorzugten Stände leiten ließ, und endete nach langen Kriegswirren in einer Epoche, in der die Stellung des Volkes zu seiner Obrigkeit sich grundlegend verändert hatte und allenthalben die Forderung

auf Anteilnahme am öffentlichen Leben um sich griff. Als Franz von Plattner zu Neufeld in Bozen am 30. Oktober 1771 geboren wurde, bestand noch das ehrwürdige Römische Reich Deutscher Nation, regierte Maria Theresia mütterlich über ihre Untertanen, galt noch, wenngleich etwas verkümmert, die alte tirolische Landesverfassung mit den bevorzugten Ständen der Geistlichkeit und des Adels. Die alte Handelsstadt Bozen mit ihren reichen Kaufmannsfamilien und berühmten Messen konnte sich rühmen, den wirt schaftlichen

Mittelpunkt des Landes zu bilden. Als er im Jahre 1817 starb, herrschte in Österreich zentralistisch-autoritär Kaiser Franz II., der sich unter Metternichs Leitung der Wiederherstellung der alten Tiroler Landesautonomie beharrlich widersetzt und mit kleinlichen Maßnahmen die Zeit aufzuhalten versucht hatte, die nach all den Opfern der langen Kriegsjahre Mitsprache des Volkes und Anteilnahme am öffentlichen Leben gebieterisch verlangte. Franz Sales von Plattner war der Sohn des Johann Vinzenz von Plattner

und dessen Vater Nicolö Francesco hatten von 1718 bis 1767 die ehrenvolle Stelle des Kanzlers dieser Behörde innegehabt. Es ist verständlich, daß sich der junge Plattner ebenfalls um eine Anstellung beim Merkantilmagistrat bewarb. Er wurde am 16. September 1797 als dessen Aktuar aufgenommen, wofür die Re gierungsbestätigung am 28. November erfolgte. Der Aktuar mußte die Befähi gung zum Richteramte nachweisen und hatte unter der Leitung des Kanzlers die juristischen Obliegenheiten eines Notars und Advokaten

dieser Behörde zu be sorgen. Plattner hatte sich damals schon unter seinen Mitbürgern dadurch her vorgetan, daß er im Kriegsjahre 1797, als die Franzosen schon bis Lavis vorge- Fußnote '): Vinzenz Plattner und dessen Bruder Josef, beide Postsekretäre in Tirol, wur den wegen der Verdienste ihres Vaters als Zöllner auf Schloß Stein und ihrer eigenen von Kaiserin Maria Theresia d. d. Wien, 14. Oktober 1775, in den Reichsadelsstand mit dem Prädikat „von Neufeld“ erhoben.

10
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_35_object_5996878.png
Seite 35 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
rückt waren, durch ein volles Jahr die landschaftliche Munitionsverwaltung in Bozen geleitet hatte. Der Landeshauptmann Paris Graf Wolkenstein stellte ihm das Zeugnis aus: „In diesen gefährlichen Zeiten mit vollkommener Erfüllung seiner Pflichten dieses Amt geführt und dadurch . .. die volle Zufriedenheit des hohen Kongresses und besondere Belohnung verdient zu haben.“ Neben seiner Tätigkeit als Aktuar des Merkantilmagistrates bekleidete Plattner gleichzeitig auch die Stelle eines Advokaten

beim Adelsgericht Bozen, der adeligen Justizverwaltung und dem späteren landeshauptmannschaftlichen Gerichte. Im Namen dieses bestätigte ihm am 17. Dezember 1801 der Appella tionsrat A. Dipauli, daß er dieses Amt „mit Biderkeit und gutem Erfolge aus geübt und sich dadurch das Zutrauen des Publikums und die Achtung des Ge richtes im vollkommenen Maße erworben hat“. Als der Merkantilkanzler Dr. Giuseppe Tabarelli de Fatis im Juni 1803 von seinem Amte zurücktrat, empfahl er wärmstens Plattner

Tirol von Österreich ab getrennt und Bayern angeschlossen wurde, ergab sich für den Merkantilkanzler Plattner die Aufgabe, die Interessen der Bozner Handelskreise und der berühm ten Messen auch unter den geänderten Verhältnissen zu wahren. Beide waren durch die von Napoleon verfügte Kontinentalsperre, der sich auch Bayern fügen mußte, im Transithandel empfindlich geschädigt. Mehrere Eingaben, die der Merkantilmagistrat im Jahre 1806 deswegen an die bayrische Regierung rich tete, dürften Plattner

die Sacco-Kampanie zur großen Befriedigung der Bozner Handelskreise und der Waldbauern auf. Im Jahre 1807 reiste Plattner nach Mailand, um bei den schwebenden Verhandlungen eines Handelsvertrages zwischen Bayern und dem Königreich Italien die Interessen des Bozner Transithandels zu vertreten. Den aufrichtigen Bemühungen der bayrischen Regierung, diesen zu fördern, stand aber die von Napoleon verfügte Kontinentalsperre entgegen. Auch die Vorrechte des Mer kantilmagistrates Bozen auf dem Gebiete

Regime. Bald traten sich zwei streng getrennte Gruppen gegenüber: die Bayern abgeneigte und Österreichs Rück kehr wünschende Mehrheit der Bozner Kaufleute und Intellektuellen und der kleinere Kreis der Personen, die sich mit den Gegebenheiten abgefunden hatten, mit den bayrischen Beamten gutes Einvernehmen pflegten und sich durch Liebedienerei vom bayrischen König Vorteile erwarteten. Plattner stand, mit den beiden Giovanelli, Vater und Sohn, den Handelshäusern Gümmer, Menz, Zallinger

11
Zeitungen & Zeitschriften
Schlern
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/Schlern/1971/01_04_1971/Schlern_1971_04_01_44_object_5996887.png
Seite 44 von 79
Datum: 01.04.1971
Umfang: 79
habe nicht seinen Beifall gefunden und er habe ihn daher ganz umarbeiten las sen. An Stelle des Landtages mit Gesetzgebungsrecht und Finanzhoheit werde nur ein ständiger Ausschuß treten, der zwei Jahre in Permanenz tagen solle. Auf die Einwendung Plattners, es werde schwer sein, Vertreter des Bauern standes zu finden, die bereit wären, zwei Jahre ihren Hof zu verlassen, um in Innsbruck Dienst zu leisten, wurde der Kaiser ärgerlich und fuhr Plattner an, wer sich weigere dem Vaterland zu dienen

, sei kein Patriot und wenn Plattner dies habe sagen wollen, so sei er auch kein Patriot und dies wolle er, der Kaiser, sich merken. Die anwesenden Bozner Kaufherren, sonst so tüchtig in der Wah rung ihrer Interessen, waren durch den Zornausbruch des Monarchen so ver dattert, daß sie kein Wort zur Verteidigung ihres Sprechers, des so verdienten alten Merkantilkanzlers zu sagen wagten, nur der Advokat Grabmayr, den der Kaiser nach der Verabschiedung der übrigen zurückbehielt, stellte

ihm vor, welche patriotische Haltung Plattner immer, auch in schwierigen Verhältnis sen, bewiesen habe und welches Ansehen er deshalb bei seinen Mitbürgern genieße. Die temperamentvolle Reaktion des Monarchen auf Plattners offene Fragen ist menschlich wohl verständlich, denn niemand wird gerne in der Öffentlichkeit an gegebene Versprechen erinnert, die er nicht eingehalten hat. Dazu kam noch, daß der Kaiser sicher von Plattners Schritten in Wien zur Wie derherstellung der alten Tiroler Verfassung

12