wird. Davon, daß Oesterreich etwa Rußland in der slavischen Mission ablösen solle, wollen die Stützen der Taaffe'schen Regierung nichts hören. Sie möchten allerdings aus Oesterreich einen Slävenstaat machen, aber einen, der Rußlands Wege nicht kreuzt. Man erinnere sich nur, wie jene Presse die Vorgänge in Bulgarien und Serbien aufnahm. Als Serbien gegen Bulga rien Krieg führte, da nahm fast die ganze slavische Presse in Oesterreich Partei für die Bulgaren, welche als russenfreundlich galten
, denn wer die heutige Lage mit derjenigen vor Beginn der Wehrdebatte ver gleicht, wird nicht verhehlen können, daß sich in zwischen eine Wandlung vollzogen hat, wie sie kaum für möglich erachtet worden wäre. Herr v. Tisza befand sich auf der Sonnenhöhe seiner Erfolge, er hatte soeben die Conversion durchgebracht und durfte varauf rechnen, der Gesetzgebung demnächst ein defi citloses Budget vorzulegen. Zwischen ihm und seiner Partei herrschte die ungetrübteste Uebereinstimmung, und so sehr wirkte
eine Regierung wegen eines Erbrechtes oder wegen eines Gesetzes über Feldpolizei gestürzt worden ist, konnte Herr von Tisza sich auch damit schmeicheln, nicht nur eine lange, sondern auch eine ruhige Regierungszeit sich zu haben. Wie sich das Alles gewendet — wem hätten wir das erst zn berichten? liberale Minister-Präsident muß unter polizeilich- Begleitung ins Parlament fahren und die Polizisten sind fürwahr nicht blos zum Aufputz da! Mitten im Feuer hat die Partei mitfammt der Regierung mehrmals die Front
verändern müssen und jetzt wird das Cabinet neu gestaltet. Die Partei ist ge sund, ganz und gar gesund, so versichern die täg lich ausgegebenen Bulletins; aber zur Zeit, als sie ganz gesund gewesen, sind eben keine Bulletins über sie ausgegeben worden. In der Provinz aber, scheint es, hat die Agitation der vereinten oppositio nellen Parteien den Boden stark unterwühlt. Noch steht die Regierung aufrecht und. wie sich jetzt ge zeigt hat, an ihrer Seite eine stattliche Mehrheit; aber der Glaube