und Blässe auf das Marmorantlitz, aber für Otto kam darum keine wohlthätige Folge, sie blieb dann zwar im Salon, aber ihr Benehmen war womöglich noch eisiger gegen ihn. Es wurde ihm endlich klar, daß sie ihn mit Mißtrauer, behandelte, nur womit er dieses verdiente, blieb ihm ein Räthsel. Auch machte er noch andere Beobachtungen, die ihn nicht wemger peinlich berührten. Nie war ihm ein küh- leres Verhältniß zwischen Vater und Tochter bekannt, als das zwischen Agathe und dem Grafen. Beide wechselten
Hertha, daß es ihren Bitten, ihrer Ueberredungskraft gelungen sei, den Vater zu gewinnen, mit ihr nach der Residenz zu reisen. Sie werde daher bald kommen, nur den Tag der Ankunft wollte sie ver heimlichen, er solle überrascht werden. Otto empfand eine unbeschreibliche Freude; endlich sollte es ihm vergönnt sein, die Geliebte an sein Herz zu drücken. Jetzt war auch der Augenblick gekommen, dem Fürsten die Braut vorzustellen und dann, so hoffte er, würden Berner'S Einwände besiegt
werden, er wollte mit Hertha bald an den Traualtar treten. Im Geiste sah er schon die sanften Augen seiner edlen Fürstin aus der Braut ruhen, er war gewiß, diese beiden Herzen würden sich verstehen. In dieser seiner freudigen Hoffnung war er zwei Tage vor einer großen Soiree, die bei Gras Rüden thal stattfinden sollte, zu Agathe gekommen. Er saud sie allein im Salon, sie empfing ihn kühl wie immer. Lunge ward zwischen Beiden ein Gespräch gleichgültigster Art ge führt, als Otto feinen Stuhl dichter an den Agathe's rückte
: „Ich weiß nicht, „was Sie andeuten, der Kammerherr hat mir nichts gesagt.' Otto hatte jetzt die Hand seiner Cousine erhascht und hielt sie fest. »Agathe, seit mehr als einem Jahre bin ich mit einem Mädchen verlobt, das ich unendlich liebe; noch weiß der Fürst nichts davon; auch hält mich die Pflicht an mei nen hochherzigen Herrn so sehr gefesselt, daß ich meine Braut nicht einmal, seitdem ich am Hofe bin, sehen konnte. Jetzt macht sie mir die Freude und kommt zu mir — ich kenne kein HauS, das mir näher
steht, als das meiner Verwandten. Agathe, wenn ich meine Hertha zu Ihnen führe, werden Sie diese als eine Fremde begrüßen?' Otto konnte vor Aufregung nicht weiter sprechen; die Comteß war aufgestanden, legte freiwillig ihre bei-