?' „Nimm meine Tochter zum Weibe!' Otto schnellte empor, er glaubte, der Boden unter sei nen Füßen beginne zn wanken; eine wilde, rasende Angst erfaßte ihn und schnürte seine Brust zusammen; kalter Schweiß bedeckte seine Stirn; er brachte mühsam die Worte hervor: „Unmöglich, Durchlaucht! Wenn die Dame von ihrer wahren Abkunft nichts weiß, so wird sie Seiner Durch laucht, dem Prinzen, Treue bewahren, sie wird sich wei gern —' „Sie wird gehorchen!' ergänzte der Fürst. Eine Pause der entsetzlichsten
Stille trat für Otto von Eandorf ein. Der Fürst war zu matt, er konnte beim dupklen Schein der Ampel weder die Blässe noch den Kampf in Sandors's Antlitz sehen, und suhr daher lang sam fort: „Als Deine Gattin ist Agathe für Ernst verloren, mag er dann rasen — mag er toben — die Zeit wird seinen Schmerz heilen, er wird zur Einsicht kommen, wenn ich nicht mehr bin.' „Agathe?' — preßte Otto hervor. „Ja, Deine Cousine Agathe, die Tochter eines Engels, dessen Liebe ich einst zu erwerben suchte
und die ihr ein frühes Grab bereitet hat.' „Durchlaucht!' rief Otto, „ich, der arme Secretär, kann nicht um die Hand einer Grafentochter werbe» ; was würde die Welt dazu sagen ?' „Jeder Vermuthung werde ich vorbeugen. Der Hofrnth Baron von Sandorf kann um eine Comteß Riidenthal werben; Otto, Tu bi't Ver einzige Anker, an den ich unglücklicher Mann mich klammere; — las; inich e>ne Jugendsünde nicht so theuer büßen; — gib mir Ant wort !' Der Fürst schien wieder der Besinnungslosigkeit nahe zu sein, aber diesmal kniete
Otto nicht vor ihm, rieb ihm nicht Stirn und Schläfe, sonder» faßte, selbst der Sinne kaum mächtig, »ach der Klingel, die den alten Kammer diener Anton herbeirufen sollte. 8. Kapitel. Eine mniungene Vermählung. Sandorf war nach seinem Zimmer zurückgekehrt, aber es wäre vergeblich gewesen, ihn zu fragen, auf welchem Wege er dahin gekommen. Er erinnerte sich nicht mehr, daß der Fürst seinen Namen noch gerufen, daß Anton auf den Klingelruf herbeigeeilt war, er fühlte nur eine dumpfe Schwere in Kopf