an ihrem Herzen; denn alle Schuld rächt sich. „Ich habe sie alle betrogen, und doch habe ich sie alle geliebt," sprach sie, vor sich hinstarrend. «Aber, es liebten mich zwei und ich fiel aus Liebe. Was wird er sagen, wenn ich ihm schreibe, daß es aus ist, daß mich Otto heiratet?..." «Es ist noch ein Glück, daß Vater und Susel nichts wissen... O, es wäre mein Tod!... Wenn sie nur nicht an die Tante geschrieben haben!... Es wird mir gang blau vor den Augen!" Und sie vermochte nicht das Ufer zu erspähen
, welches ihr Lebensschiff retten sollte. Endlich faßte sie Mut. «Es hilft nichts, ich muß es ertragen!... Niemand erfährt, was geschehen ist... Warum sollte ich im Elende nicht am mutig sten sein?" sprach sie, und als sie ihre Zukunft be dachte, trat Otto ein. «Hast du gut geschlafen, Kind? Und hast du Ap petit?" frug er, sie küssend. «Du sollst nicht daran denken, es ist vorbei. Danken wir Gott, daß es so kam!", und er nahm neben ihr Platz. Rosa nickte; ihr Blick fiel auf sein Gesicht, welches durch das Monocle
er lachend., „So laß doch den dummen Kerl! Mein Gott, wenn es wer ter nichts ist! Oder gibt es bei dem Geheimnis noch ein Geheimnis?" «O nein," erwiderte sie erleichtert. «Aber er liebt mich; er hat seine Zukunft auf mich gesetzt." „Liebst du ihn mehr als mich?" frug er und hoffte schon, daß ihr die Entscheidung schwer würde/ «Wie kannst du so sprechen, Otto! Aber Konrad kommt bald zu uns. Er wird um meine Hand bit ten! Sage, was ist zu tun?" «Sehr einfach: du sagst, daß du ihn nicht liebst
, oder was du sonst willst, unknbittest den Vater, daß er den Partenkirchner äbziehen läßt. Ist das nicht einfach?" - «Es geht nicht. Konrad hat Briefe von mir, feit-! dem er in Paris ist... Die Sache muh geordnet! werden. Hast du nicht selbst von der baldigen Hoch-' zeit gesprochen?" frug sie, ihn fester haltend. „! «Aber Kind, die Hochzeit eilt ja nicht! Ich weiß gar nicht, was du hast," versetzte er unruhig. , ' «Sie ist die einzige Lösung!... Otto, du bist ein Ehrenmann, bedenke meine Ehre, meine Rettung!^ rief
sie, sich vor ihn hinstellend. Otto gab seinen Gesichtszügen den Ausdruck von Zärtlichkeit. «Du berührst ein Thema, das mix! schon qualvolle Stunden bereitet," sprach er, ihre; Hände erfasiend. «Ich 'bin jetzt — du mußt es toif-j sen — so verschuldet, daß ich die Hochzeit verschieß ben muß. Wir müssen wegen Konrad einen ande ren Weg ausfindig machen." 4 ?' «Verschuldet bist du?" rief sie erschrocken. „93«t sechstausend Mark Gage verschuldet?^