. Nachdruck »ertoten. il> (Fortsetzung.) Du, Wie ich Dich kenne, meine Doris, wärst Deinem Gatten nachgestürzt, er hätte Dich reuig in die Arme geschlossen und mit den zärtlichsten Worten Deine Vergebung erfleht. Aber der meinige liebt solche Scenen, wie er sie nennt, nicht, und ich — ach, ich sühle eS, werde mit jedem Tag ängstlicher und ver schlossener ihm gegenüber. Still in meinem Innern dachte ich mir Wohl oft noch, wie schön es gewesen wäre, wenn Otto mich wieder ausgesucht hätte
mit Blumen gefüllt: herrliche Rosen, um geben von einem Kranz duftender Beilchen — gerade meine Lieblinge unter der Flor«. Wie finnig war eS erdacht, wie zart der erste Gruß, den Otto mir aus diese Weise heute darbrachte, der vielleicht noch nachträglich eine stumme Abbitte sein sollte. Er hatte mir noch niemals Blumen gegeben, und nimmer hätte ich mir eine so poetische Aufmerk samkeit von ihm träumen lassen. Denn von wem anders, als von meinem Gatten konnten mir heute Blumen zukommen? In freudiger
hatte? Ich stand wie vernichtet, die Blumen entsanken meinen Händen, meine Augen füllten sich mit Thränen — ach, ich fühlte mich unglücklich wie nie vorher! „Guten Morgen. Elma,' hörte ich in demselben Augenblick Otto's Stimme hinter mir sagen, und batte kaum Zeit, die feuchten Augen zu trocknen I WaS sehe ich, Blumen auf unserm Früstückstisch — was haben wir denn heute für einen Festtag im Hause?' „ES ist kein Fest,' sagte ich, ohne nach ihm zu schauen, „nur der zweite April — hast Du vergessen, Otto
! Ja, der hatte immer einen idealen poetischen Sinn, Eigen schaften, die mir gänzlich fehlen, nicht wahr, Elma? Nur gut, daß unser Freund alt und verheirathet ist, ich müßte sonst am Ende gar noch eifersüchtig werden/ Während er so sprach, ordnete ich stumm die zer streuten Blumen und stellte sie a«f den Nebentisch, denn freuen konnte mich deren Anblick nun nicht mehr, so liebenswürdig und freundlich die Gabe deS a lt^ Herrn auch gemeint war. Dann servirte ich den Caffe, indessen Otto wieder begann
. Ein unbestimmtes Weh läßt die Freude in meinem Herzen nicht ausjubeln, ach, eS wird mir doch recht schwer Otto gehen zu sehen. Deine Elma. * Brief 7. Doris an Elma. 4. April 1869. Warum ich nicht geschrieben, Elma? Ach, mein Glück war beredt, im Unglück ist meine Feder verstummt. Ja, meine liebe Freundin, da steht eS nun schwarz auf weiß, was seit Monden mir die Seele zerreißt. Mein Glückstraum ist zerstoben, unwiderruflich ent schwunden, ich bin namenlos elend. (Fortsetzung folgt.)