von 120 Exemplaren in Rom erscheinen liess, faksimilieren mir das oben stehende Gedicht. *' Oskar / Von Max Krell Es gibt viele Männer, die Oskar heis sen, sodass niemand wissen kann, von ygelchem ich spreche. Sage ich aber Seif- ferts-Oskar, so wird in manchen nicht mehr &an z jungen Menschen die Erin- jS§rung an einen robustem, schnurrbär tigen, stimmgewaltigen Mann wach werden. Oskar war mein erster Jahr- xharktseindruck, so etwas wächst mit der Jugend ins Mannesalter hinein. Und nüm
«Unübertrefflich exzes- slonales WeRpanoroma in natürlichen Farben», das sich in jener Seitengasse befand. Oskar war Seiltänzer gewesen. Aber einmal hatte in der Menge unter Ihm ein Mädchen gestanden, in das er sich, weiss der Himmel warum, aus seiner Höhe verliebte. Für.den Bruchteil einer Sekunde verlor er den Kopf, und das ist für einen. Seiltänzer .eine, böse Sache. Er stürzte, brach sich zwar nicht das Ge nick, aber beide Beine. Das Mädchen verschwand schreiend. Oskar behaupte te später, es sei
wahrscheinlich über haupt nicht da gewesen, sondern das Schicksal, das irgendetwas gegen ihn habe, müsse es ihm vorgekaukelt haben. Mit Spitzenlauf und Salto war es nun aus. Da aber der Jahrmarkt Oskars wahre Welt war, spann er vom Hospital bett aus an einer neuen Zukunft. Da mals gab es nur in den Grosstädten ein paar Kinos, um deren ganz • unsichere Existenz sich höchstens einige verwege ne Spekulanten kümmerten; und zu de nen gehörte Oskar nicht. Aber überall waren Panoramas beliebt, damit konn
te man auch reisen. Oskar klapperte ei niges Geld zusammen und wurde Be sitzer, Mechaniker, Anreisser, Kassierer, Erklärer seines «Unübertrefflich exzes- sionalen Weltpanoramas in natürlichen Farben». Wohin er kam, mietete er eine ge räumige Stube, deren Fenster nach aus sen abgedichtet wurden- Dunkelheit zieht immer an. In der Mitte wurde eine zylindrisch . geschlossene Tapetenwand aufgestellt mit zwanzig Gucklöchern, vor denen zwanzig harte Stühle stan den. Hinter den mit- Vergrösserungslln- sen versehenen
schritt hob, aber nicht wieder senkte, und so fort, zwanzig Punkte, die Seiff erts Oskar für die schönsten der Welt hielt Jedes Bild ruhte vor jedem Guckloch eine halbe. Minute, dann, gab es einen, kleinen Knacks, und es rückte zum Nachbarn weiter. Vor Beginn hatte Oskar am Eingang den Anreisser gemacht. Wenn die zwanzig Stühle nicht voll besetzt wa ren, schrie er die Vorübergehenden an, sei seien'Esel, wenn sie sich das Schön ste auf der Welt entgehen Hessen, in natürlichen Farben, denn die Bilder