durch Oesterreich mit frecher Stirne als Provokation PiemontS bezeichnet, und die Rechte Oester- reichS als null und nichtig erklärt wurden) — nachdem man Deserteure offen aufnimmt und aufmuntert, — nachdem die Piemontesischc Armee schon lang früher als Oesterreich seine Truppen verstärkte, eine aggressive Stellung eingenommen, um einen Ausstand in der Lombardei oder in den kleinen italienischen Staaten zu erregen und so auf der Stelle zum Einmarsch bereit zn sein, — nachdem die Erinnerung an PiemontS
werden kann, so ist eS die Behauptung, daß Oesterreich die Verträge gebrochen habe. Das ist allerdings neu, — das hat Graf Cavour selbst in seinen früheren merkwürdigen Aktenstücken noch nie behauptet, und das will viel sagen. Er hat blos anzuführen vergessen, welche Verträge denn Oesterreich gebrochen habe. Doch das ist für die Loyalität deS edlen Grafen eine Kleinigkeit. Würdig reiht sich daran der Satz, daß Oesterreich Pie mont zwingen wolle, seine Verfassung zu ändern. Wenn ist ein solches Ansinnen von Oesterreich gestellt
worden? — von Oesterreich, das alle Zügellosigkeit, alle Provokationen Piemonls, die man dort Freiheit nennt, seit Jahren mit einer Langmuth getragen hat, wie sie in einem solchen Maße keine Macht geübt hätte. Die Konstitntion PiemontS berührt Oesterreich nicht,— aber eS ist erlaubt beizusetzen, daß die Früchte, die sie bisher Piemont getragen hat, für andere Völker nicht verlockend sein können. Möge Sardinien in seinem In nern thun, was ihm beliebt, das steht ihm frei, — aber eS ist eine Forderung
des Völkerrechts, daß eS nicht die Unterthanen seineS Nachbarn aufhetzen und durch alle denkbaren Mittel zur Revolution treibe, — daS verlangt Oesterreich und muß eS im heiligsten In teresse seiner eigenen Völker verlangen. Würdig deS ganzen Machwerkes ist der Schluß, daß sich Sardinien die Freiheit seiner Aktion vorbehalte, „für den Fall, daß Oesterreich nicht aushöre, Akte deS Angriffs gegen Pie mont zu üben.' Also nachdem die übrigen Großmächte im Namen deS Friedens Oesterreich beschworen haben, Piemont
nicht anzugreifen und zu zermalmen, wozu «S eine Reihe der triftigsten Gründe hätte,, und Oesterreich diese» Versprechen gegeben hat und versöhnlichen Ge sinnungen Gehör schenkt, will sich Piemont die Freiheit wahren, sobald eS ihm passend dünkt und die Kongreß verhandlungen seinen Wünschen nicht entsprechen, alles daran zu setzen, um den Kongreß in die Lust zu spren gen. Piemont will also nicht entwaffnen, und warum nicht? Weil eS sich auf Frankreich stützt. Die Entwaff, nung Sardiniens wird daS Wahrzeichen