Seite 2. Nr. 34. Dienstag „Vrixener Chronik.' 28. April 1899. Jahrg. XII. dann wird der Tag anbrechen, und wir werden mit der Gnade Gottes einen Reichskanzler be grüßen. der nicht mehr in einer Hand die „Freie Presse' hält; nein, meine Herren, in der Renten wird er das Kreuz, umwunden mit dem heiligen Rosenkranz, erheben, während die Linke die Fahne mit der glorreichen Inschrift entfaltet: „In Koe siZno viness!' — An uns, meine Herren, liegt es, diesen herrlichen Tag, der Oesterreich Oester
ihr Fundament besitzt. Der heilige Erzengel Michael, der große Patron Deutschlands, dessen hehrer Name in Oesterreich leider vielfach missbraucht wird, er schleuderte den Satan nicht früher in den Ab grund, als bis er sich Gott unterworfen durch Be siegung seiner selbst. Wien widerstand den Türken hauptsächlich durch moralische Kraft, bis es entsetzt ward. — Gottesfurcht die Wurzel politischer Kraft. Wie elend hingegen erscheint uns das mora lisch gebrochene Wien im Jahre 1866! Glauben Sie mir, meine Herren
Mährens und Böhmens und lesen Sie die Namen der Preußen, die damals an der Cholera gestorben: vierzehn Tage die Donau-Linie halten, und die Preußen, durch eine höhere Macht besiegt, hätten auf andere Weise das Land ge räumt, wie sie es gethan. Ich weiß, wiesehr sie nach dem Frieden verlangten. Aber der arme Kaiser, was stand ihm zugebote! Die schönste Armee, die Oesterreich vielleicht jemals aufgestellt unter der Führung eines moralisch gebrochenen Greises, wenigstens war das mein Eindruck
. Denn dies ist die königliche Botschaft, die Gott durch seinen Engel bei der Geburt seines Sohnes den Menschen verkündet. — Wie ist für Wien, wie für Oesterreich gebetet worden! Nun beginnt der Samen des Gebetes Blüte und Früchte zu treiben, und statt zu frohlocken und Gott zu danken, dass seine Erbarmung sich so ungeahnt offenbart, sehenwirsovielemit zitterndem und mrsStrauischem Herzen diese Bewegung, die in W,en ihren Ursprung nahm, beobachten. Wer hat das Recht, an dem guten Willen dieser Männer zu Zweifeln? Fragen
wir den Thaten, die uns vor Augen stehen, ihre Bedeutung versagen? — Verfolgen wir die Geheimnisse des heiligen Rosenkranzes: durch das verborgene Leben und stille Gebet der heiligen Familie führt er uns durch Kampf, Schmerz und Leiden bis hinauf nach Golgatha. Meine Herren, bis hierher find wir in Oesterreich den Geheim nissen des heiligen Rosenkranzes gefolgt. Als Wien um das goldene Kalh tanzte und äußerlich dem selben in ganz Oesterreich gehuldigt ward, damals wurde im verborgenen viel und innig