unserer Paläste gelang es mir, etliche diese Briefe zu sehen — ihre Handschrift war wohl verstellt, aber mir aus manchen Eigentümlichkeiten doch nur zu vertraut: Michele Spada selbst war der Schreiber!!! „Weise wär's von mir gewesen, über diese Entdeckung hübsch den Mund zu halten und zu beobachten, was Micheles nächster Schritt sein würde, den Griechen und endlich auch Donna Zolanta rechtzeitig zu warnen und womöglich zu retten vor dem sich zuziehende Netze der schänd lichen Jntrigue gegen ihre Ehre
, ihre Ruhe und ihr junges Leben, — und meine Kenntnis von Micheles Charakter hätte mir diese Weisheit eigentlich zur Pflicht machen müssen, — aber mein leider auch zu warmes Blut und. mein empörtes Gerechtigkeitsgefühl, empört, soweit Donna Jolanta in Betracht kam, spielten mir den bösen Streich, daß ich spornstreichs vor Michele trat und ihm, bebend am ganzen Leibe, seine Schändlichkeit mit bitteren Worten vorwarf und ihm schwor, ich würde ihm dem Rate der Zehn anzeigen,' wenn er nicht gleich gut machte
, mein Schatz, und Du kannst Dich drunten bei den Fischen mit Deinen Vorgängern darüber einigen, was besser isi: den Michele Spada seinen Weg gehen zu lassen, oder ihn zu kreuzen Was ich auch plane, geschieht unter allen Umständen und ist im Detail ausgearbeitet, und nun ich weiß, wie sehr Dein Herz dabei beteiligt ist, soll Du auch gewürdigt werden, das Schlußtabeau zu sehen!' „Elend an Leib und Seele, krank vor Ekel, Angst und Weh Hab' ich Michele Spada nach dieser Unterredung verlassen. Mso
mir denn, wenn ich mich doch nicht entschließen konn^, mein - bischen Leben daran zu wagen? Mitternacht war übsr diesen schrecklichen Gedanken und Kämpfen gekommen und als mir danach schien, als wollte der Schlaf mich für Stunden' von dieser Seelenmarter be> freien, da öffnete sich meine Tür, Michele ^Spada trat ein und warf sich in den Sessel neben meinem Bette. „Jacopo, mein Freund,' begann er mit seiner aufreizenden, hohnvollen Ruhe, deren Ton bei ihm immer wirkt wie Peitschenschläge, „Dein polternder, Eifer hat meine Pläne vorzeitig
gereift und mich- eher zum Handeln veranlaßt, als ich eigentlich wollte. Nicht etwa, daß ich Dich fürchtete, denn ich meine. Deine Hände sind Dir so fest gebunden, als es möglich ist, aber Du hast mich nachdenklich gemacht/ lieber Junge, und mir die ganz unbewnßte, aber gute Lehre gegeben, daß zu straff gespannte Saiten leicht springen können. Also zunächst: der Grieche ist erledigt.' „Wieso? Abgereist?' fragte ich gespannt. „Abgereist — ins Jenseits,' nickte Michele, als meldet er, Don Giorgios sei