Genchiszeilung. Im Banne einer Mebrn. Wien, 23. Sept. Ein seltsames Paar, dessen merkwürdiges Ver hältnis schon einmal das Gericht beschäftigte, steht heute wieder vor Len Schössen unter der. Anklage im Warenhaus Gern groß Ladendiebstühle verübt zu haben. Die beiden sind der technische Beamte Moritz Englinger und dessen Geliebte Melanie Mayer, mitangeklagt ist die geschiedene Gattin Englingers I o h a n n a, wegen Teilnehmung am Diebstahl. In der ersten Ver handlung ergab
in ihrem Gutachten zu dem Schlüsse, -daß Moritz Englinger nur das willenlose Werk zeug der Melanie Mayer gewesen sei, daß er sich zur Zeit der Tal im Zustand abwechselnder Sinnesverrückunng befunden habe. Bei der Melanie Mayer jagte das Gutachten, sie sei völlig hem mungslos und eine abwechselnde Sinnesverrückung zur Zeit der Tat könne bei ihr nicht ausgeschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft erhob Bedenken gegen dieses Gutachten, hielt die Anklage aufrecht und beantragte die Ladung von neuen schwach, eitel
und genußsüchtig. Es sei aber ganz unmöglich, daß sie die große Serie non Diebstählen im Abstande der Sinnes verrückung begangen habe. Englinger sei erblich belastet, habe die Charakterschwäche, .sich minderwertige Gegenstände anzueignen und sie zu sammeln. Die Mayer sei für den abnorm Willensschwächen Mann ein V e r h ä n g n t s -gewesen: Doch könne man n i ch t .sagen, daß er willenlos «in Werkzeug der Lebensgefährtin gewesen sei, daß er unter unwiderstehlichem Zwange getzandelt
habe und für- seine Handlungen nicht verantwortlich gemacht werden könne. .Moritz Englinger, der seit 1914 von seiner Frau geschieden ist, lebt seither mit Melanie Mayer in gemeinsamem Haushalt. Am 17. Februar d. I. wurden sie bei einem Diebstahl im Warenhause Gerngroß angehalten. Eine Nachschau-in der Wohnung Englingers förderte eine Menge gestohlener Waren zu Tage. - Bald daraus wurde' die Polizei aufmerksam, gemacht, daß - auf dem Boden des Hauses, in dem die geschiedene Gattin Englingers wähne, ein ganzes Warenlager
des Vorsitzenden, warum er trotz seines inneren Wider standes gegen die Diebstähle doch -immer wieder mit seiner Lebens gefährtin ln die Warenhäuser ging, sagte er, die Mayer habe ihn immer so lange gequält, bis er 'mitgegangen. fei. .Seine Befürch tungen, die Sache könnte für ihn ein verhängnisvolles Ende nehmen, verschonte sie mit einem überlegenen Lächeln. Nach kurzer Beratung beschloß der Senat mit Rücksicht auf die b e d e.u t s o m e n W i d e r s p r.ü ch e zwischen den beiden psychia trischen Gutachten