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Lienzer Zeitung
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Seite 28 von 34
Datum: 02.09.1911
Umfang: 34
einbringen könnte. Da trat Max in die Stube ein. Er schien in letzter Zeit ganz und gar nicht mehr daran zu denken, daß er tief in seines Bruders Schuld stand, denn er behandelte ihn bisweilen genau so hoch mütig und unliebenswürdig wie früher. „Muß dir eine Mitteilung machen, die ich bisher noch nie mand gemacht habe', sagte er mit einer Miene, die Schadenfreude und zugleich Furcht verriet. „Ich habe mich verlobt, und zwar mit Edith Sommerfeld.' Jens durchzuckte es, als hätte ihn ein Blitzstrahl

getroffen. Alles Blut wich aus seinem Gesicht, und mit so unheimlichen Blicken starrte er den Sprecher an, daß der erschreckt ein paar Schritte zurückwich, der Türe zu. „Du — mit Edith verlobt? — Das ist nicht wahr? Nein, nein, das ist eine Lüge. Da muß ich sie selber fragen!' So kam es in unnatürlichem Ton über seine erblaßten Lippen. Max wagte nicht, weiter zu sprechen, er fürchtete sich und war froh, daß der Vater jetzt eintrat. „Was gibt es hier?' fragte er. „Nun, dann mögt auch ihr es gleich

erfahren,' antwortete Max mit unsicherer Stimme, „ich habe mich mit Fräulein Som merfeld verlobt. Das sollte eigentlich noch Geheimnis bleiben. Jens scheint mir mein Glück nicht zu gönnen. Er ist eifersüchtig.' Ehe Meister Petersen das begreifen konnte, war Jens schon hinausgestürmt. Jetzt mußte er mit Edith sprechen. Heute sollte man ihn bei Sommerfelds nicht wieder abweisen, wie es früher geschehen war. — Nun rannte er über den Markt. Ein Bekannter fragte: „Wohin so eilig? Was ist passiert

. „Allerdings glaube ich daran. Die ganze Stadt weiß es, Max hat es mir bestätigt, und vor allem, ich habe Sie selber mit jener Person in der Laube plaudern hören, an jenem Novemberabend.' „Max — was sagen Sie da? — Edith — Max hat es bestätigt? O Gott, ich bin nur ein Mensch! Jetzt weiß ich genug! — Nur noch das eine, Edith: Ich schwöre es dir, daß ich die Treue nie gebrochen habe! Ich kann dir jetzt keine Erklärung geben. — Lebe wohl! — Ich muß abrechnen mit dem Scheusal, das mein Bruder genannt

von Sinnen in dieser dunkelsten Stunde seines Lebens. Die Eltern waren fortgegangen, aber das Haus stand offen. Also mußte Max drinnen sein. So war es auch. Der fühlte sich unwohl und befand sich in recht unbehaglicher Stimmung. — Wenn Jens nun Ernst ge macht hätte und wirklich in seiner heillosen Aufregung bei Som merfelds eingedrungen wäre? — Er fürchtete sich und ahnte Unheil. Kannte er ja doch des Bruders Temperament. Wohlweislich hatte er die Tür seines Zimmers verriegelt und seinen Revolver scharf

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