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Der Bote für Tirol
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Seite 5 von 12
Datum: 14.09.1901
Umfang: 12
sollte. Schmollend hatte sich Margitta, als eS dunkel wurde und das in „Unsere liebe Frau' bestiegene Gefährt langsam die steil aufsteigende Chaussee auf die Höhe des Passes »ah.ii, zurückgelehnt. In ihr Pelzläp gehüllt, die Beine in einen dicken Plaid gewickelt, saß sie stumm dabei. Ein paarmal gähnte sie auch — anscheinend verstohlen, aber doch wohl in der feindlichen Absicht, den beiden ihre absolute Interesselosigkeit an ihren langweiligen Gesprächen darzuthun. Martin kam das alles wie ein dummer, thörichter

hatten sich auch nicht weuig über feine Tollkühnheit gewundert. Und die Inschrift auf dem Kreuz — die verstanden sie erst recht nicht. Nun, Martin, der doch so leidlich deutsch konnte, verstand sie heute auch nicht mehr! „Errichtet, um einem lieben Menschen hier oben ein ,Grüß Gott' zu sagen!' Ja, wenn es noch geheißen hätte: ein „Behüt' Gott!' Denn es war doch ein regelrechter Abschied gewesen, den er von ihr da oben hatte nehmen müssen. Bitter lachte er in sich hinein, als er an die ursprüngliche Bedeutung

ihm die Flügel des Ikarus zu schwingen sich u:.terficngen. Wenn sie nun noch kühl und höflich, ja am liebsten sogar spöttisch 61 Martin, wie kannst Du nur so sprechen. Ich achte Dich tausendmal höher als früher — ich habe Dich verstehen und lieben gelernt, — ich weiß jetzt, dass Du ein goldenes Herz hast — uud wenn ich je im Leben ein so recht süßes, liebes, schöne«, braves Mädchen finde, das schmiegsam und herzlich und edel ist, dann nehm' ich's bei der Hand, sühr's zu Dir — und Du ninsSt

es zu Deiner lieben, kleinen Frau machen. Aber von uns beiden lass uns schweigen, Martin. Der Gewinn dieses TageS ist ein unabsehbarer, wenn wir durch ihn wackere Frennde geworden sind; die Stunde aber wäre der Keim zu unserm Unglück, wenn ich, verständnislos für die große Ver antwortung der Ehe, sanft erröthenv mein Haupt an Deine breite Brust gelehnt nnd ein verschämtes ,Ja' gestammelt hätte.' „Sprich nicht so — sprich nicht in dem spöttischen Ton, Erdmnthel' warnte der Vetter schier verzweifelt. „Du machst

mich rasend.' „Nein, ich will uicht spotten. Du hast recht, Martin. Dass ich's ganz ehrlich meine — nun, sieh' mir ins Auge und überzeuge Dich selbst davon. Ich hab' noch nie in meinen« Leben eine so vernünftige uud die innerste Ueberzeugung auöspvechende Rede gehalten. Wer sollte denn auch in solch' feierlicher Umgebuug lügen können?' Er sah sie lange prüfend an. Dann nickte er schwer aufseufzend mit dem Kopf. „Ich will Dir's glauben, dass Du's ehrlich meinst.' „Und dass ich Dich lieb habe, Martin!' fuhr

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