163 „So, bist du da, Martin," sagte er, in die Tür tretend. „Komm cinmat her, Junge, ich habe etwas für dich." Martin sah erstaunt auf. Er fand den Klang der Stimme seines Vaters so sonderbar. „Für mich, Vater?" „Ja, für dich, komm nur her, ins Zimmer." Martin, ein großer, vierschrötiger Bursche von fast fünfundzwanzig Jahren kam dem Wunsche seines Vaters nach. Er fragte sich im ge heimen, was sein Vater wohl für ihn haben könnte. Es war noch' nie vorgekommen, daß dieser ihm in diesem Zimmer
etwas 511 sagen hatte. Als Martin im Zimmer war, schloß Swinkels wieder die Türe. Sein Sohn geriet noch mehr in Erstaunen und sah seinen Vater fragend an. Er begriff nichts von der Sache: die geschlossene Tür, das sonderbare Benehmen des Vaters, der unheimliche Glanz in dessen Augen „Du bist ja ein guter Freund des Ulmenhoss, Martin?" Der junge Mann wußte nicht mehr, was er denken sollte. „Ich meinte nur so, Mar tin. Du möchtest Gaasdonk sicher gerne einen Dienst erweisen." „Einen Dienst erweisen
!" schrie Martin, seine große Hand ballend. „Eine Tracht Prügel möchte ich ihm geben." „Gut, lies denn diesen Brief." Martins Erstaunen stieg fortwährend. „Aber, Vater, was bedeutet das ... ?" „Frage nur nicht, sondern lies!" Der junge Mann gehorchte diesem Befehle, während sein Vater, die Hände wieder in den Hosentaschen, ihn starr ansay und jede Falte auf dem Gesichte seines Sohnes studierte.. Dieses verriet stets größer werdendes Erstaunen. Als Martin den Brief ge lesen hatte, fragte
er: „Wie bist du zu diesem Brief gekommen, Vater?" „Frau Gaasdonk hat ihn mir natürlich nicht gegeben," antwortete Swinkels spöttisch. „Aber hast du sonst nichts von dem Briefe zu sagen, Martin?" „Es ist ein sonderbarer Brief, und wenn Gaasdonk tut, was von ihm verlangt wird, dann wird er tief, sehr tief in die Tasche greifen nlüfsen. Und das wird ihm gerade jetzt nicht angenehm fein, nun die Krank heit unter dem Vieh ihn man ches schöne Tier gekostet hat." „Aber mit dem Bezahlen kommt er nicht frei, Martin." „Wie so, Vater
? Ich meinte doch . . . ." Swinkels schüttelte den breiten Kopf mit einer heftigen Bewegung. „Natürlich, wenn ich Gaasdonk handeln lasse, dann wird er alles bezahlen, kommt es ihm auch noch so ungelegen, denn ich weiß, daß er noch kürzlich eine Hypothek hat aufnehmen müssen. Aber es hängt nun allein davon ab, was wir tun . ." „Wir, Vater?" fragte Martin, für den sein Vater in Rätseln sprach. „Ja, wir, oder ich allein, wenn du das besser findest." „Ich muß Euch ehrlich sagen, daß ich nicht das Geringste