Wiedergutmachung Es war einmal ein herrlicher Frühlingssonn- ! tag — der 8. April 1934, Um nach der erlittenen politischen Gefäng nishaft Erholung und Beruhigung in der erwa chenden Natur zu suchen, wanderten ich und meine Frau die Straße nach Kranebitten zu. Als wir durch den Wald in die Nähe des Martin-Ra- poIdi-Heimes kamen, hörten wir starkes Lärmen und Poltern. Kurz darauf k»m uns ein Trupp HW-Jugend, geführt von einem jungen Mann, in geschlossenem Zug entgegen, Sie mußten wohl eine „Heldentat" vollbracht
haben, denn ihre Gesichter strahlten, und sie schnatterten aufge regt durcheinander. „Die haben im Rapoldi-Heim etwas ange stellt!" sagte ich zu meiner Frau. Wir beschleu nigten unsere Schritte. Ich hatte recht. Die Laus buben hatten ihren Tatendurst an dem Denk male, das die Arbeiter ihrem hochverdienten Ge nossen errichteten, gelöscht und die Marmor-In- ,schrifttafel mit großen Steinen zertrümmert. - , Mit war zumute, als hätte man die Seele eines edlen Menschen gesteinigt. Das Andenken von Martin Rapoldi
und gequälten Volkes i nicht in Rache und Aufruhr gegen die Schuldigen j austobte. Wir Zeitgenossen des großen Menschenfreun des wissen, daß kein Bittender von ihm ging, bis er selbst nichts mehr geben konnte, weil er nichts mehr besaß. Martin Rapoldi, von Beruf Tischler, hatte sich zufolge seiner außerordentlichen Fähigkeiten zum Chefredakteur der „Volkszeitung" empor gearbeitet. Getragen vom Vertrauen der soziali stischen Wähler war Genosse Rapoldi mehrere Jahre 1. Vizebürgermeister der Stadt Innsbruck
von der HW- Jugend das Rapoldi-Denkmal in Kranebitten bei Hötting zerstört." Ich war fest überzeugt, einmal würde die Zeit kommen, wo ich das Erinnerungs stück ans Licht bringen könne, Nach zwölf Jah ren ist es so weit. Wer weiß, was aus manchem der damals irre geführten Kindern geworden ist! — Sie könnten bereuen und sühnen, wenn sie im Sinne unseres unvergeßlichen Genossen und Menschenfreundes Martin Rapoldi leben und wirken würden. Auch hier muß die Wiedergutmachung einsetzen — an sonsten gibt