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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 24.11.1938
Umfang: 6
Donnerstag, den 24. November 1938. .— — —- „Neueste Zeitung" Mr-MM SviwmW läuft weiter Venz wollte seinen Auftraggeber decken Msaiientes Srsttndniö wahren- der SeberWruas vsn SaKaa nach Faasbruck Innsbruck, 24. November. ! Bei der heutigen Vormittagsverhandlung stellte der Staats anwalt an Martin die Frage, ob er auch bei der Führer sitzung der Heimatwehr anwesend war, bei der die Errichtung von Konzentrationslagern beschlossen worden war. Martin: Nein, da war ich nicht dabei; in den Führerrat

bin - ich erst im Dezember 1933 hineingekommen. Die Errichtung von Konzentrationslagern wurde auf Antrag des Doktor Steidle im September oder Oktober 1933 beschlossen. Staatsanwalt: Wer hat die Deputation nach Wien geführt, die die Einführung dieser Konzentrationslager von der Regie rung verlangte? — Martin: Das weiß ich nicht. — Staats anwalt: Bezüglich der Befehlserteilung zur Ermordung des Honomichl werden Sie belastet durch P e n z. Sie behaupten, Laß er dies aus Gehässigkeit tue

, weil er aus der Heimatwehr hinausgeworfen wurde. Sie haben gestern den Zeugen Lang gehört, der angab, daß Sie einen Zusammenstoß mit Honomichl hatten. Ist dieser Zeuge auch gegen Sie gehässig eingestellt? Martin: Ich kann nur erklären, daß es sich hier um einen Irrtum handle. M Wellie Rsrli« nicht beigste« Verteidiger Dr. K l e p p beantragt die Einvernahme des Kriminalassistenten Fridolin G u t h darüber, daß Penz gegen Martin keineswegs gehässig eingestellt sei. Zeuge Guth gibt an: Ich habe den Rudolf Penz von Dachau

war, daß auch noch andere Heimatwehrführer dahinter steckten. Penz hat aber gesagt, daß den Auftrag nur Martin gegeben habe. MS .A-iut««t" Stti-tts zwei Schilling rischengttt Dert. Dr. Klepp: Hatten Sie den Eindruck, daß Penz den Martin hineinlegen wollte? Zeuge: Penz war erbittert über seine Vorgesetzten, er war in Wien Adjutant des Dr. Steidle, hat 2 Schilling pro Tag bekommen und geradezu Hunger gelitten. Ich habe ge sagt, daß die Führer besser gelebt haben. Erst dann hat Penz den Martin genannt. Auch Kiatßvttr ..«iß von gar

mißhandelt worden, wie bei der Heimatwehr. — Zeuge: Davon weiß ich nichts. Vorst: Haben Sie die Frau Honomichl zu sich gerufen? Zeuge: Martin ist zu mir gekommen und hat mir mitgeteilt, daß Frau Honomichl erzählt habe, daß er (Martin) an dem Tod ihres Mannes schuld sei, er hat mich ersucht, Frau Hono- michl zwecks einer Aussprache in dieser Hinsicht zu laden. Ich habe einen Beamten zu Frau Honomichl geschickt. Vorst: Der Beamte sagte allerdings zu Frau Honomichl: Wenn Sie nicht freiwillig mitgehen

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Kitzbüheler Nachrichten
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Seite 11 von 12
Datum: 18.06.1932
Umfang: 12
Das Pferd JSort Josef Robert Harrer, Wien An einem späten Nachmittag, als sich die Sonne schon den nahen Wäldern zuwandte, saß der Krämer Martin im Gasthaus. Er tat einen langen Zug aus der Pfeife; dann blies er den Rauch langsam aus und meinte, zum Wirt gewendet: „Es wird wohl morgen ein schöner Tag werden — nicht?" „Hast du für morgen etwas vor, Martin?" Über des Krämers Gesicht flog ein Lächeln. „Ja, Wirt! Ich will morgen in die Kreisstadt und mir 'n Pferd kaufen." „Ein Pferd? So geht's

also mit dem Geschäft wieder aufwärts, Martin?" fragte der Schmied vom Nebentisch herüber. „Na ja, wie man's nimmt. Und dann sind die Pferde fetzt sehr billig." „Du, Martin, meinte plötzlich der Schmied, wenn du dir in der Stadt ein Pferd kaufst, könntest du meinen Schimmel mitnehmen? Der Schwager in der Stadt hat mich gebeten, ihm das Pferd für einige Wochen zu borgen. Mein Schimmel bringt dich! in die Stadt; das Pferd, das du kaufen wirst, bringt dich zurück." Der Krämer war damit einverstanden. — Am nächsten

Morgen holte Martin den Schimmel des Schmieds und spannte ihn vor den leichten Wagen, der viele Jahre unbenutzt in einem Winkel der Scheune gestanden hatte. Bereits vor Tagen hatte Martin ihn herausgeholt, um die Räder zu schmieren. Als er den Schimmel einspannte, sagte seine Frau, die ihm zusah: „Ium letztenmal hatte Franz —" Sie sprach nicht weiter; mit einem Zipfel der Schürze wischte sie sich eine Träne aus dem Auge. „Laß nur, Mutter", sagte der alte Krämer. „Die Zeit ist lange vorüber

. Unser Sohn Franz ist aus dem Kriege nicht mehr heimgekommen..'. Sollen wir des halb kein Pferd mehr haben dürfen? Es iß doch schade um den schönen Wagen! Sonntags werden wir immer über Land fahren. Und -für Pflug und Egge brauche ich nicht mehr ein Pferd ausleihen. Wein nicht, Mutter! Franz ist lange in der Ewigkeit..." „Und wir haben auch nicht weit mehr dahin", meinte sie leise.— Der Krämer Martin fuhr in die Stadt. Nach einer Fahrt von zwei Stunden kam er dort w und suchte den Schwager des Schmiedes

auf. „Da ist der Schimmel, den der Schmied schickt! Und den Wagen laßt bei euch stehen. Ich kaufe heute ein Pferd, das ich dann vor meinen Wagen spannen will." In der Stadt herrschte reges Leben. Neben dem Pferdemarkt, der an diesem Tage stattfand, hielt man auch den Wochenmarkt ab. Martin ging umher; er sah Bekannte, er plauderte und kaufte ein schönes, buntes Kopftuch für die Frau. Dann sah er sich unter den Pferden um... Er bemerkte, daß die Pferde doch nicht so billig waren, wie er sich das gedacht

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 25.02.1935
Umfang: 8
'J)c* 'Äcwum des 'Jjaqzs Qitqi, eine wm aas Von JxmawuL JCeun 17 „Was du dir denkst, Martin!" Gilgi lächelt mit mütter licher Verachtung. „Na, aber wenigstens zu dem alten Petrefakt brauchtest du doch nicht mehr!" „Bei dem bin ich ja sowieso in drei Tagen sertig. Im Ernst, Martin — ich muß doch Geld verdienen. Weißt du, nächstes Jahr Hab' ich soviel zusamrnen, um nach Paris und nach Spanien zu fahren. Dlartin, wir werden zusammen reisen, ohne dich seh' ich ja gar nichts richtig

, du bist doch mein besteres Auge. Olga sagt, man kann auf Mallorca furchtbar billig leben, und in Paris werden wir im Quar tier Latin wohnen — wir müssen eben tüchtig sparen — du auch, Martin, jeden Monat kannst du soundsoviel zurück logen. Ich werd' sorgen, daß das 'ne andere Wirtschaft hier wird." Und Gilgi wird energisch. Kündigt zuerst einmal Frau Boß. Das bißchen Geschirrabwaschen und Zimmerousfegen kann sie allein machen. Jetzt wird fbe dem Martin mal zei gen, wie tüchtig ulid leistungsfähig

sie ist. Dem wird vor soviel Tüchtigkeit beinahe unbehaglich. „Sind das deine ganzen Hemden. Martin? Nicht mehr zu tragen. Wie? Ich werde dir neue nähen. Ich kann das. Was? Na, hinten in der Kammer steht doch eine Näh maschine. auf die bin ich schon lange wild. Was sagst du? Egal, wie du rumläusst? Gar nicht egal. Laß jetzt die ollen Griechen. Martin, wir gehen Stofs kaufen." „Entsetzlich, wie unpraktisch du bist! Martin! Ja. bist du denn wahnsinnig? In so einem teuren Laden kamt man doch keinen Stoff — Ford vielleicht

, aber überzeugt bin ich noch nicht davon — man geht doch in ein Etagengeschäft. Martin, da ist alles um die Hälfte billiger. Du mußt be denken, wenn die Leute die teuren Ladenmieten und alles.. was? Langweilig? Gar nicht, das ist wichtig und interessant tzu wissen." „Möchtest du Streifen, Martin? Ich finde einfarbig vornehmer. Fräulein, der Stoff läuft doch beim Waschen wicht ein? Wie meintest du, Martin? 'Dir ist alles recht? Wir nehmen Bastseide — wo doch bald der Sommer kommt, du kannst dann ohne Jacke

. . „Martin, du mußt unbedingt einen neuen Mantel ha lben." „Was hast du nur gegen mein gutes Mäntelchen, das alte, treue Stück? Wenn du wüßtest, was das schon alles mitgemacht hat. . ." „Das ist's eben, das sieht man ihm so sehr an." „Ist egal, einen neuen Mantel will ich nicht. Bin ich ein Gigolo?" „Du mußt rechnen lernen, Martin, du mußt dir ange wöhnen, Einnahmen und Ausgaben auszuschreiben", be fiehlt Gilgi und schafft ein kleines Heft an, das sie mit einem Bändchen versehen neben den Schreibtisch

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 25.11.1938
Umfang: 10
Dramatischer A!ilau. der vierten Berhandtungsiages „Der darf dar Hau» nicht mehr lebend verlassen!" Innsbruck, 25. November. Die gestrige Vormittagsverhandlung begann mit der Erörterung der Frage, ob Martin seinerzeit in jenem Füh rerrat der Tiroler Heimatwehr anwesend gewesen sei, in dem die Err-chtung von Konzentrationslagern besprochen wurde. Martin gibt an, daß er erst im Dezember 1933 in den Führerrat berufen worden ist. die genannte Besprechung aber schon im Oktober 1933 stattgefunden

hätte. Ter Staatsanwalt will dann von Martin wissen, ob er sich vom vorgestern vernommenen Zeugen Lang eben falls gehaßt fühle, da er doch die Belastung durch Penz nur auf dessen Gehässigkeit ihm gegenüber zurückführe. Martin gibt an. daß die Schilderung Längs auf einem Irrtum be ruhen müsse. Verteidiger Dr. Kl epp beantragt die Einvernahme des Kriminalassistenten Fridolin G u t h znm Nachweise, daß Penz Martin gegenüber keineswegs gehäflig gewesen 'ei. Pen? gesteht auf der Fahrt von Dachau Zeuge

stellen und erschießen, aber ich werde den Namen nicht nennen. Ich nehme alles auf mich!" Er habe dann Penz nochmals nahegelegt, doch seine früheren Vorgesetzten nicht zu schonen, denen er doch nur als Werkzeug gedient habe, daraufhin hätte dann Penz ein Geständnis abgelegt und gesagt, es wäre Martin gewe sen. Er habe Penz noch weiter einvernommen, da er über zeugt war, daß auch noch andere Heimatwehrführer dahin terstecken. Penz habe aber eindeutig erklärt, daß nur Mar tin d:n Auftrag gegeben

habe. Vert. Dr. K l e p p: »Hatten Sie den Eindruck, daß Penz den Martin hineinlegen wollte?" Zeuge G u th : Penz war erbittert über seine Dorge'etz- ten. Selbst als Adjutant Dr. Steidles habe er nur 2 8 pro Tag erhalten und regelrecht Hunger leiden müsien. Ich habe daraufhin gemeint, daß da die Führer wohl bester gelebt hatten. Erst dann hat Penz den Martin genannt/ Windhofer hat alles vergessen Der ehemalige Leiter des Bundespolizeikommistariates, Windhofer, erklärt als Zeuge

, daß er mit den Vor- fällen des 25. und 26. Juli 1934 nichts zu tun gehabt hätte. Die Einlieferung der Geiseln durch die Polizei sei lediglich eine Vorbeugungsmaßnahme gewesen. Von Mißhandlungen der Geiseln bei der Polizei ist ihm nichts bekannt. Frau Honomichl habe er nach dem Begräbnis nur deshalb zu sich gerufen, weil Martin um eine Aussprache mit der Frau des Ermordeten in seiner Gegenwart ersucht habe. Martin gab ihm damals an, daß Frau Honomichl ihn zu Unrecht als am Tode ihres Mannes mitschuldig betrachte

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 14.03.1935
Umfang: 8
— die arme Herrha — Hertha! Das Geld! Martin! Grlgi springt aus. rennt aus dem Zimmer — begegnet auf dem Flar dem Mädchen — „der gnädigen Frau ist schlecht geworden, gehen Sie zu ihrsofort!" 6.30 Uhr. Bis sieben kann der Hans die Ringe noch versetzen oder verkaufen. In spätestens zehn Minuten kann mail in der Friesenstraße sein. Es ist kein Umweg, wenn mail vorher bei Martin vorbeigeht. Nur ihm schnell sagen, er soll keine Angst haben. Erklären wird man später. Das alles wird sehr ruhig und vernünftig

überlegt. Schnell und sicher schreitet Grlgi alls. Alle Gesühlsbewegungen und er- ! lebten Begebenheiten sind für den Augenblick ausgelöscht, ilnr der Gedanke lebt: lch hab's geschasst. Kaum hat sie die Flurklingel überhallpt angerührt, da reißt Martin schon die Tür aus. Helle Angst und Wut bren nen aus seinen Augen. „Wo warst du! Mein Gott — gleich sieben Uhr — ich suche dich überall . . ." „Oh, Martin, ich bin doch schon manches Mal so lange fortgewesen." „Nein

, das bist du nicht, und du bist auch nie sortgegan- gen. ohne ein Wort zu sagen." ..Sieh nicht so böse aus. Martin — gib mir einen Kuß, ; ich bitte dich — schnell — ich muß jetzt eben nochmal fort — nachher erkläre ich dir . . Er zieht sie ins Zimmer, hält ihr Handgelenk umfaßt mit bösem, harten Griff. Hat ja auch allen Grund, böse zu sein. Himmelherrgott. hat er sich geängstigt. Einmal ange- sangen zu lvarten, hat's ihn immer tiefer und quälender in Angst und Unruhe getrieben. Tausend und tausend Mög lichkeiten hat er erwogen, viele

— die Haare verweht — ab gehetzt. schuldbewußt — hat einen bösen, trotzigen Zug um den Mund —' „Laß mich los. Martin, ich muß jetzt fort . . ." „Gilgichen, ich Hab' mir doch Sorge um dich gemacht, ein paar Minuten wirst du jetzt wohl Zeit haben für mich." Gr läßt ihr Handgelenk los, streicht ihr übers Haar hilflos ist Grlgi der weicheren Stimme und der sanfteren Berührung ausgeliefert. Sie legt ihm die Arme um den Hals, öffnet vergessend die Hände — die Ringe fallen zu Boden — der blaue Saphir, der grüne

Smaragd, die bei den Brillanten, die große Perle. . . Einen nach dem an dern hebt Martin auf . . . „was ist denn das — woher hast du die?" „Von meiner Mutter." „Don welcher?" „Von der Magazindame — sie ist ohnmächtig geworden — sie ist mir furchtbar fremd. Die Ringe müßten noch ver kauft werden oder versetzt — aber ob man dann fünfhundert Mark dafür bekommt? Martin — ich muß ja gehn — die warten jetzt..." „Wer wartet? —■ Komm' mit, Gilgichen, ruh' dich ein bißchen ans und erzähl' mir dann erst mal

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 24.11.1938
Umfang: 10
Der Leidensweg der Frau Honomichl dritter Berhaudlungrtag im Prozeß gegen Marti«. Penz und Tomasche! Innsbruck. 23. November. Nach Beginn der Verhandlung richtet der Staatsan walt an Penz die Frage, ob er sich noch erinnere, wie der 'christliche Befehl zur Aushebung der Geiseln ausgeiehen habe. Penz schildert dann, daß der Befehl mit Schreibma schine auf Kanzleipapier geschrieben worden war und eine Unterschrift, aber nicht die des Martin getragen habe. Er habe eigenmächtig einige Namen

sich nun an Polizeidirektor Windhofer. war die für alle Beteiligten erschütternd: Vernehmung der Frau Honomichl beeidet. Irr Lokalannenschein im ehemaligen Heimatwehrhaus Die Verhandlung wird hreant geschloffen und der Ge- r chtshof begab sich zur Vornahme eines 2okalaugen'chtmes ur das Gebäude der ehemaligen Heimwehr.andeslettung in die Wilhelm-Greil-Straße. Fortsetzung des zeugeuverhörr Nach Beginn der nachmittägigen Verhandlung richtet der Staatsanwalt an Martin die Frage, ob er den Abkür- zungsnamen kenne

, den die Freunde Honomichls für ihn gebrauchten. Martin sagt, daß ihm bekannt sei, daß dieser „Honv" und auch Träger genannt worden sei, da er als Geschäftsmann Wert darauf legte, mit dem Namen seiner Firma genannt zu werden. Johann Lang, als Zeuge einvernommen, gibt an. daß er im Jahre 1933 gelegentlich eines Aufmarsches der Heimatwehr mit Honomichl auf der Maria-Theresien- Straße gestanden sei und daß sie beide ihr Mißfallen zum Ausdruck gebracht hätten. Als Martin bei ihnen vorbeimar- ichiert sei

. habe er das Verhalten Honomichls mit den Wor ten quittiert: „Träger, dieses Schwein, wird mir dies noch büßen!" Es entspinnt sich dann eine längere Debatte, ob Martin im ersten Glied seiner Abteilung, oder wie er be hauptet. am Rande seiner Abteilung gegangen sei. Martin ist nur erinnerlich, daß die Heimatwehr ein einzigesmal auf der Straße bei einem geschloffenen Aufmarsch beschimpft worden sei. An den eben geschilderten Vorfall könne er sich ab'olut nicht erinnern. Der Staaten iwalt beantragt die Einvernahme

des von Martin genannten Tirler R., der nach dessen Angabe beim genannten Aufmarsch hinter ihm gegangen sei. Ter Staatsanwalt fragt Martin neuerlich, ob er ir gend einmal im Heimatwehrhaus oder irgendwo anders eine Liste gesehen habe, aut der Geiseln daraufgestanden seien. Martin sagt, daß er nur im Februar 1934 bei der Sicherheitsdirektion eine solche Liste gesehen habe. Der Staatsanwalt beantragt, nun den bereits einvernommenen Zeugen Baumgartner neuerlich zu befragen. Dieser Zeuge habe durch Penz erfahren

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Kitzbüheler Bezirks-Bote
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Seite 5 von 16
Datum: 22.09.1912
Umfang: 16
Beilage zum.»üritzbükeier Bote." Rchckktüm. Druck und Verlag der Kgl. Bayer. Hssbuchdrackerei von Gebrüder Reichel in AsgKur». Uur zum Spaß. Erzählung von Malwine Enckhaufen. (r. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Grete, heute hast du ein Meisterstück mit dem Eier kuchen gemacht!" lobte Meister Martin. „Genau so backte meine Mutter." Grete errötete heiß. „Dora hat heute gebacken," sagte sie mit zitternden Lippen. „Na — wenn sie's so gut ver steht, kann sie's ja öfter tun," meinte Martin

, ohne auf zuschauen, hastig. „Nicht wahr, Pe- terchen?" „Nein!" gab Peterchen entschie den zur Antwort. „Böse Tante nix kochen, Mutter so!! kochen! Böse Tante Weggehen!" Martin bekam einen roten Kopf. „I, du nichts nutziger Bub!" rief er ärgerlich, doch Dora fiel ihm ins Wort. „Er macht ja Spaß! Gelt, Pe terchen, du bist ein guter Bub?" Peterchen war- weit von der Ab sicht entfernt, ein guter Bub zu sein, er hob beide Fäust chen drohend gegen Dora auf doch ehe er zuschlagen konnte, hatte Grete ihn aus der Stube

gerettet. Martin wollte nachgehen, da hielt Dora ihn zurück. Sie legte die Hand auf seinen Arm, und als Martin sie an sah, entdeckte er, wie hübsch sie wieder in den paar Tagen geworden war. Verwirrt wandte er den Kopf. „Das Kind hat keine Schuld," sagte sie. „Es wollte mich heute morgen küssen, da schlug es Grete. Sie ist freilich die Mutter, aber so hart brauchte sie nicht zu sein." „Die Grete hart?" In seiner Ueberraschung drehte er den Kopf wie der nach Dora. „Das habe ich noch nie gemerkt

; ich will mal mit ihr sprechen." „O, bitte, nicht!" rief Dora und blick te ihm bittend in die Augen. „Ich wollte nicht klat schen. Ich sah es vielleicht schlimmer an, als es war, weil ich das Peter chen so gern Hab'. Bitte, sagen Sie nichts." Martin wollte antworten, aber es drückte ihm etwas die Kehle zu. Er nickte nur und ging rasch fort, ohne Grete in der Küche aufzusuchen. — „Was — ? Rot geweinte Augen?" lachte Dora, als Grete mit ihrer Näharbeit herein kam, so heiter, als hätte sie ihr Un- glück ganz

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 25.02.1956
Umfang: 12
müssen! „Und Wachen aufstellen!“ rief der dicke Martin. „Und Decken verteilen!“ rief Hanna, die vor lauter Aufregung sogar vergaß. Angst zu haben. „Und abend essen!“ rief ein Junge. (Es war, natürlich, der dicke Martin.) Tante Beate lächelte,. Und weil sie sah, daß alle so gut aufgelegt waren, beschloß sie. gleich noch etwas zu sagen, das ihr auf dem Herzen lag. „Ja“, rief sie, „das alles werden wir vielleicht tun müssen, wenn man uns nicht rechtzeitig ausgräbt. Aber habt ihr denn auch alle warme

ihr noch etwas ein: „Und für Josef habe ich gar nichts!“ Tante Beate lachte. „Na“, sagte sie, „es wird aber doch auch ein paar unter euch geben, die mehr mit bekommen haben, als sie aufessen können. Oder irre ich mich?“ fragte sie und sah plötzlich den dicken Martin an. Der dicke Martin wurde puterrot. Er be fürchtete Entsetzliches. Das Entsetzliche trat ein. „Ich schlage vor“, sagte Tante Beate fröhlich und unbekümmert, ohne ihren Blick von Martin zu nehmen, „daß wir al les, was wir zu essen und zum Zudecken

haben, Zusammenlegen. Dann können wir es gerecht verteilen. Diejenigen, die zuviel haben, werden noch immer genug bekom men, und diejenigen, die zuwenig hatten, werden satt sein und es warm haben. Was haltet ihr davon?“ Die Kinder fanden, das wäre eine groß artige Idee. Sie fingen sofort an, ihre Eß- vorräte und ihre Decken zusammenzutra gen und auf den leeren Sitzen vor Tante Beate häuften sich Schinkensemmeln, Dek- ken. Aepfel, Kuchen. Käsebrote und Bon bons. Nur der dicke Martin saß reglos und sah dem Treiben

entgeistert zu. Tante Beate bemerkte es sehr gut. „Na. Martin“, sagte sie nach einer Weile, „und was ist mit dir?“ Martin stand auf, ging zu seinem Koffer und holte eine Decke hervor., die er Tante Beate über reichte. „Hier, bitte“, sagte er. „Danke schön“, sagte sie. „Und wie ist das mit dem Essen?“ Er sah sie flehend an. „Tante Beate“, sagte er, „ich bin ein Junge, der immer hungrig ist. Ich bin der dickste Junge in meiner Klasse. Meine Mutti hat mir viel zu essen mitgegeben, weil sie weiß

, daß ich immer Hunger habe. Es tut mir leid, daß andere Kinder weniger mitbekommen haben. Aber was kann ich dafür?“ „Du kannst natürlich nichts dafür, Mar tin“, sagte Tante Beate. „Die anderen Kin der können allerdings auch nichts dafür, daß sie weniger zu essen haben als du. Aber das ist natürlich ihre Sache. Niemand kann dich zwingen, dein Essen mit den an deren zu teilen.“ „Das stimmt“, sagte Martin und nickte. „Ich könnte mir freilich vorstellen“, meinte Tante Beate langsam, „daß du zu fällig keine Decke

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 30.04.1934
Umfang: 8
ein wenig mit Sügemehl in Berührung bringen»." Zur allgemeinen Ueberraschung setzte Martin seinen Weg fort, als hätte er nichts gehört. Jud tauchte eben vor dem Laden aus, in jeder Hand einen Sack mit zwei Schef feln Kartoffeln. Er warf die Säcke auf den Wagen, und Martin begann sein Gespann loszubinden. „Holt vier Scheffeln Kartoffeln auf einmal!" ries Cooney. „Das muß ein großer Betrieb sein!" Er schlug sich auf den Schenkel. „Hkllo, Jungs, ich weiß! Er wird die Calkins-Wälder abholzen. Eine Lach'alve

beantwortete diese höhnische Bemer kung. Sogar Royle verzog sein Gesicht, und Martin lachte. Auch der dicke, bärtige Anführer der Polen verdolmetschte feinen Leuten die Szene und lachte verächtlich in Martins Gesicht. ' Martin nahm seine Kappe ab, legte sie aus den Kut schersitz. Dann ging er auf Tim Cooney zu. Man konnte sehen, wie sich die Muskeln seines Kinns krampften. Er räusperte sich. „Cooney, was haben Sie da über Sägemehl auf mei nem Rücken gesagt?" „Unsinn, Jungens!" lachte Royle von der Veranda

. „Ra, bedienen Sie sich doch, Cooney!" sagte Martin. Cooney wand sich in geheuchelten Entschuldigungen. „Ich hab's nicht i'o gemeint," sagte er schmeichelnd. Aber dann bückte er sich schnell und griff nach Martins Bein. Aber Martin kam ihm zuvor und drückte leinen Kopf zu Boden. Cooney wand und drehte sich auf die un glaublichste Weise. Er stieß zu. drehte sich dann mit seinem Gegner wie ein Kreisel und-hob ihn allein durch die Kraft seines Nackens vom Boden auf,'dann warf er sich-zurück und zog

den anderen mit. - Martin hielt fest. Er wurde hin und her gerissen, aber er hielt fest. Er drückte das Gesicht seines Gegners nach un ten in das Sägemehl, aber der geschmeidige Holzknecht kam wreder aus die Beine. Sein kräftiger Nacken schien jedem Angriff gewachsen. „An deiner Stelle würde ich mal einen anderen Griff versuchen, Marty," sagte Jud überlegend. „So kriegst du ihn nicht auf den Rücken. Versuches mal anders." Die beiden rangen nun schon Zehn Minuten, und sie atmeten noch ganz leicht. „Wie lange

können Sie noch so weitermachen?" brüllte Cooney. „Weiß noch nicht," sagte Martin. Noch einmal versuchte der geschmeidige Holzfäller sich frei zu machen, seinen Gegner zu überrumpeln, aber es war alles umsonst. „Verflucht," sagte er schließlich überlegend und trat zurück, „mit einem Kerl wie Sie habe ich keine Lust zu ringen. Es ist kein Vergnügen." Martin hielt ihn noch immer fest. „Wie ist's mit dem Sägemehl aus meinem Rücken?" sagte er. „Ich Hab' genug," sagte Cooney, „laß mich aus." Aber Martin schien nicht zu hören

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Neueste Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 21.11.1938
Umfang: 6
, das Leben eines Mannes, der dieses im großen Kriege für das deutsche Oesterreich und das gemeinsame deutsche Vaterland so oft in die Schanze geschlagen hatte und nun nachGangster- art von Leuten ab geknallt wurde, die unter der heuch- Nach Verlesung der AnJageschrist fragte dex Vorsitzende den Angeklagten Martin: Sie werden beschuldigt, den Penz veranlaßt zu haben, den Honomichl zu töten. Angkl.: Nein. Vors, zu T o m a s ch e k: Sie werden beschuldigt, von Martin Md Penz bestellt worden

, ich habe nur gewußt, daß er der Schwiegersohn des Hutmachers Träger ist. Gegen 10 Uhr nachts wurde Honomichl gebracht; da er nicht in den Hof gehen wollte, habe ich ihn gepackt und in den Hof hereingerisien. Einige Zelt darauf sagte der Stadtkommandant der Hel matwehr Ernst Martin zu mir, er habe für mich einen wichtigen Auftrag, der Honomichl muh weg, ich gebe dir den Befehl, der Honomichl mutz weg. Ich ging dann in die Kartothek, wo die Schützen mit der Nummer 1, 2 und 3, das heißt gut. mittelmäßig, schlecht

bis zum Tod. Penz erklärt dann weiter, daß Martin a b e r m a l s zu ihm gekommen sei und ihm den unbedingten Befehl gegeben habe, den Honomichl zu erschießen. Er habe sich dann an den Toma scher gewandt, der mit der Ermordung des Honomichl einver standen war. lerischen Devise „Oesterreich und Heimat" für ihre Verbrecher!- sche Tätigkeit sich entweder von Juden oder anderen Feinden des deutschen Volkes bezahlen ließen. So schien es auch, als ob der an Josef Honomichl begangene heimtückische Mord

über den Hergang der Tat machte. Er brachte dabei auch zur Kenntnis, daß Honomichl über höheren Auftrag, und zwar über Bestellung von seiner und von Ernst Martins Seite durch Johann Tomaschek planmäßig erschosien worden sei. Rach dem Unrbruch im März 1938 wurden Ernst Martin, Rudolf Penz, Johann Tomaschek und eine Reihe der seiner zeitigen Führer der Heimatwehr unter dem Verdacht, an der Ermordung Josef Honomichls beteüigt gewesen zu sein, von der Sicherheitsbehörde in Haft genommen. Ich habe dem Tomaschek

, so erzählte Penz weiter, die nöti gen Anweisungen gegeben, wie er bei der Erschießung des Ho nomichl vorgehen soll. Da Tomaschek den Honomichl nicht kannte, habe ich ihm den Honomichl gezeigt. Die Posten wur den eingezogen. Ich ging dann zum Landesführer Gerber; wie ich bei Gerber war, fielen die beiden Schüsse. Ich wußte, daß diese Schüsie dem Honomichl gegolten hatten. Tatsächlich lag Honomichl tot auf der Stiege. Vors.: Wie oft hat Ihnen der Stadtkommandant Martin den Befehl gegeben, den Honomichl

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 20.02.1935
Umfang: 8
2)e>i Jtomau des Hages Qitgi, eine am ms Von JxuiQWtd JCem 13 Gilgi steht regungÄos. Der sagt schon du zu mir. Wie sicher der ist, wie genau der weiß ... Ist der sicher, werd' ich noch sicherer sein. Gilgi ist blaß bis an die Lippen, macht eine hochmütige, kleine Handbewegung: „Sie können sich das sparen. Sie brauchen mir nicht zu erzählen, daß Sie mich hergebracht haben, um mir ein interesiantes Buch zu zeigen oder um mir einen besonders alten schottischen Whisky vorzuführen . . ." Martin

schluckt die Worte wie eine sehr bittere Pille. „Kleine, ein bißchen muß man sich schon an die Spielregeln halten!" Mit schwankenden, klei nen Schritten kommt Gilgi zum Tisch, nimmt ein Glas — „Dummes, kleines Ding", sagt Martin leise, tritt hinter sie, streicht sanft und zärtlich über ihre Schulter — „kleines Mädchen, gib dir doch keine Mühe, deine Unsicherheit hinter Ruppigkeit zu verstecken, ich hab's so gern, wenn Frauen un sicher sind." Klirrrr — Gilgis Glas fällt zu Boden. Sie will die Hand

abstreisen, die über ihre Schulter streicht und hat .nicht einmal soviel Kraft, um den Arm zu heben — zu schnell das alles — zu schnell — Schnell? Wenn man fünf lange, lange Tage darauf gewartet hat? Planlos streift Martin Bruck durch die Straßen. Misti ges Wetter, klebrig naß. Guckt man nach oben: wolkiges, .schmuddliges Grau — guckt man nach unten: schwärzliches, feuchtglitschiges Pflaster. Mißvergnügt blinzeln die Licht reklamen auf dem Hohenzollernring durch den Nebel. Ur bans Gaststätten — Cafe Wien

. Nur ein hübscher, kleiner Zigarettenboy repräsen tiert unbeirrbar hochmütig und standesbewußt die Kurfür stendamm-Ambition der Kölner Ringstraße. Martin trinkt seinen Kaffee. Wirft dem Kellner ein Zweimarkstück auf den Tisch, verzichtet nach alter Gewohn heit. sich den lächerlichen Rest von achtzig Pfennigen raus geben zu lasten. Aufgeregt begleitet der Kellner den selt samen Gast bis auf die Straße, hält ihn hartnäckig für einen Amerikaner, verspricht ihm — in drängendem Bedürfnis nach Gegenleistung

— für nächste Woche besseres Wetter und empfiehlt Dahmens Autorundfahrt. Martin biegt in die Ehrenstraße. Dorado der Haus frauen. Geschäft neben Geschäft. Metzgerläden illuminieren reizvoll ihre sinnig arrangierten Auslagen. Zwischen blu tigen Fleischfetzen ängstigen sich blaste Narzistensträußchen. Wollige, kleine Hasen starren vorwurfsvoll aus toten ver glasten Augen. Aus Fischgeschäften strömt der Rachegestank silberbäuchiger Hechte und Schellfische. Damen mit Ein- holenetzen drängeln beutegierig

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 12
Datum: 05.05.1956
Umfang: 12
Gesicht vor, das der dicke Martin machen würde, wenn er erwachte und sah, was geschehen war. Der dicke Martin erwachte mit einem Ruck. Er hatte geträumt, er ginge mit Lucie und Hanna baden. Das Wasser des Bas sins, in das sie stiegen, war seltsamer weise nicht blau, sondern rot. Und als er ein bißchen davon kostete, konnte er zu seiner angenehmen Ueberraschung fest stellen, daß überhaupt kein Wasser in die sem Bassin war, sondern reiner Himbeer saft! Martin stürzte sich in die Fluten. Er schwamm

und tauchte. Und immer, wenn er tauchte, nahm er einen großen Schluck von dem herrlichen, süßen Himbeersaft. Dann aber begann das Bad plötzlich un ruhig zu werden und Wellen zu werfen. Zuerst waren die Wellen noch klein und Martin konnte ihnen ausweichen. Doch in beängstigender Eile wurden die Wellen größer und größer, wuchsen mächtig an und verwandelten bald das ganze Bassin in einen entsetzlichen, wildbewegten Ozean. Martin sah sich nach den beiden Mädchen um. Sie kämpften bereits verzweifelt

mit den Fluten. Er wollte ihnen zu Hilfe eilen, doch dabei erreichte ihn selbst eine haus hohe Welle, warf ihn hoch und zog ihn dann mit sich hinunter in die süße, klebrige, himbeerrote Tiefe. Martin schluckte und schluckte. Er bekam keine Luft mehr, er fürchtete, zu ersticken, mit letzter Kraft stieß er sich verzweifelt vom Boden des Beckens ab und tauchte, mit Händen und Füßen rudernd, aus dem Himbeermeer auf. Und in diesem Augenblick erwachte er, nach Atem ringend, in Herrn Wiedmanns Sitz

hinter dem Lenkrad des roten Auto busses. Pfui Teufel, dachte Martin, war das ein Traum! Er schüttelte sich und streckte die stei fen Knie aus. Dabei fiel sein Blick auf den Boden und er sah, was mit den Lebens mitteln auf der großen Decke geschehen war. Erschrocken stand er auf. Ein Blick ins Freie zeigte ihm mehr. Er riß die Tür auf und sprang in den Schnee. Hier lagen Brote, Obst und Schokolade. Das Obst war noch brauchbar, die Brote und die Schoko lade waren bereits aufgeweicht und kleb rig geworden

, sie waren in den Schnee hineingesunken und sahen scheußlich aus Martin tat das Herz weh. Das gute Essen. Wie konnte das nur geschehen sein? Schuldbewußt sagte er sich, daß er selber verantwortlich für dieses rätselhafte Un glück war. Er hatte seine Pflicht vernach lässigt. Er war eingeschlafen! Wenn er nicht eingeschlafen wäre, hätte das alles nicht geschehen können. Er bückte sich hastig und hob ein paar von den aufge weichten Broten auf. Dann ließ er sie wie der fallen. Er kletterte in den Autobus zurück

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Neueste Zeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 23.11.1938
Umfang: 6
kriecherisch sind. Ich habe meinen Mann immer gewarnt, er erklärte jedoch, Martin sei Deutschböhme und wir gehören in das nationalsozialistische Lager, es wäre sehr wertvoll, wenn wir ihn in unser Lager herüberbrächten. Vors, zu Martin: Wie ist es gekommen, daß Sie bei der Polizei auf den Tod des Hauptmannes Honomichl zu sprechen kamen? Martin: Ich bin zum Polizeidirektor Windhofer gegangen und habe ihn um eine Aussprache mit Frau Honomichl in seiner Gegenwart gebeten. Er schickte

"... (Diese Aeußerung des Staatsanwaltes löst einen allgemeinen Beifallssturm bei den Zuhörern aus.) Nach der Vernehmung dieser Zeuain ^.egab sich der Gerichts hof in die Heimatwehrkaserne, Wilhelm-Greil-Straße,10, zwecks Aufnahme eines Augenscheins. Die Augenscheinsauf nahme fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Jas Urteil für Samstag zu erwarten Bei der heute nachmittags 3HL Uhr beginnenden Verhand lung werden eine größere Anzahl von Akten verlesen. Mor gen werden die von der Verteidigung des Martin

vor dem Schwurgericht Die Witwe des Ermordeten sagt aus raktloieike Behandlung Frau SenomichlS nach dem Sviertode chres Mannes Innsbruck. 23. November. Bei Beginn der heutigen Verhandlung fragte der Staats anwalt den Angeklagten Rudolf Penz, ob er sich erinnere, wie der schriftliche Befehl zur Aushebung von Geiseln aus- gefthen habe. Penz: Der Befehl war auf Kanzleipapier geschrieben. Die Schrift habe ich nicht gekannt. Ich kenne die Unterschrift des Martin, seine Schrift kenne ich nicht. Die Unterschrift des Mar

, was mit meinem Mann geschehen war. Ich kannte von der Heimatwehr niemanden außer Martin. Ich suchte ihn in seiner Wohnung auf, allein er war nicht dort. Ich habe ihn telephonisch aufgerufen, allein er war nicht da oder er hat sich verleugnet. Nun habe ich das Frl. S e d l a g aufgeläutet. Ich habe ihr erklärt, mein Mann sei erschosten worden und ich halte den Martin für mitschuldig, da er sich immer verleugnen lasse. Das Frl. Sedlag erwiderte: „Wer sagt denn das?" worauf ich entgegnete: „Ich, die Witwe

!" Damit habe ich den Hörer aufgehängt. Ich habe früher nicht an eine Mitschuld des Martin gedacht, seine Weigerung jedoch, mich persönlich zu empfangen, hat in mir den Verdacht auf- kommen lassen, daß Martin ein schlechtes Gewissen habe. Bom Begräbnis des Mannes weg verhaftet Als ich vom Begräbnis meines Mannes nach Haufe kam, wurde ich auf Veranlassung des Martin ver haftet. Der Kriminalbeamte sagte zu mir, kommen Sie mit zur Bundespolizei, es ist keine Verhaftung. Ich entgegnete: Sie verstehen

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 10
Datum: 20.10.1926
Umfang: 10
.) eine Hausdurchsuchung abgehalten. Mm Tode Martin Rapoldis. MMdstimögebimge«. An den Obmann des Sozialdemokratischen Landtag klubs, Gen. Dr. Gruener, erging vom Landeshauptmann Dr. Stumps diese Beileidskundgebung: Verehrter Herr Kollega! Soeben erfahre ich vom Hinfcheiden unseres Landtags- kollegen, des Herrn Abgeordneten und Stadtrates Martin Rapoldi. Wenn ich auch schon gehört habe, daß sein Zustand in letzter Zeit sich bedenklich verschlimmert hat, so konnte doch niemand ahnen, daß sein Hinfcheiden

höher war Martin Rapoldi zu schätzen, als er, aus ganz einfachen Verhältnissen hervor- gegangen, durch sein Talent, seine Tatkraft und seinen un ermüdlichen Fleiß sich zu einem der hervorragendsten Füh rer der sozialdemokratisch organisierten Arbeiterschaft in Tirol aufgeschwungen und a!ls solcher jederzeit feinen Mann gestellt hat. Möge ihm die Erde leicht feiu! Ihm eine gute Erinne rung zu wahren, sehe ich als meine Pflicht an. Es zeichnet mit kollegialem Gruß Ihr ergebener Dr. Stumpf. Namens

des Stadtpolizeiamtes und im eigenen Namen gestatte ich mir die herzlichste Teilnahme anläßlich des Todes Ihres hochgeschätzten Führers zum Ausdrucke zu bringen. Hochachtungsvoll Dr. Brix. Aus dem Parlament sandte Gen. Nationalrat Scheibein folgende Beileidsdepesche: »Mein aufrichtiges Beileid zum schmerzlichen Verlust unseres treuen Freundes Rapoldi. Bitte meine wärmste Anteilnahme der Familie zum Ausdruck zu bringen. Scheibein." Anläßlich des Ablebens 'des Gen. Martin Rapoldi richtete die Großdeutsche Volkspartei

für Tirol an den Ab geordnetenverband der sozialdemokratischen Partei Inns bruck, Landhaus, folgendes.Schreiben: „Die Großdeutsche Volkspartei für Tirol beehrt sich, aus diesem Wege dem verehrlichen Verbände 'das herzlichste Beileid anläßlich des Todes Ihres Mitgliedes, Herrn Abge- ordneten Stadtrat Martin Rapoldi, auszusprechen. Mit den besten Grüßen zeichnen Landesparteiobmann Dr. Strafsner, Landesgeschäftsführer Rehwald/ Tief erschüttert haben wir von 'dem unerwartete frü hen Tode eines unserer

tätigsten Mitarbeiter im Dienste der Gemeinde Kenntnis genommen. Gestatten Sie, daß ich Ihnen im Namen unseres Klubs der großdeutschen Ge meinderäte, sowie im eigenen Namen unser aufrichtigstes Beileid zum Ausdruck bringe. Martin Rapoldi hat sich durch sein tatkräftiges und selbstloses Wirken nicht allein den Dank seiner engeren Parteigenossen, sondern auch die volle, rückhaltlose Anerken nung aller erworben. Ihm ist daher ein bleibendes ehren des Andenken sicher. Nehmen Sie den Ausdruck unserer

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 22.11.1938
Umfang: 10
Marti«, Hrnz uni LsmaWel vor dem Schwurgericht Der erste Berhaadlungslag Innsbruck, 22. November. Vor dem Schwurgerichtssenat des hiesigen Land- ais Schwurgerichtes unter dem Vorsitz des OLGN. Wolf be gann gestern die sür acht Tage anberaumte Hauptverhand lung gegen den ehemaligen Stadtkommandanten der Hei matwehr und nachmaligen Direktor des Stadt. Gaswerkes, Ernst Martin, sowie gegen den seinerzeitigen Führer der Höttinger Gausturmkompagnie Rudolf P e n z und den Hei matwehrmann Tomaschek

Johann, die beschuldigt wer den, in der Nacht vom 25. zum 26. Juli 1934 im Gebäude der Heimatwehrlandesleitung den als Geisel dort befindli chen Hauptmann a. D. Josef Honomichl vorsätzlich ge. tötet zu haben. Die Anklage vertritt der kommissarische Lei ter der Oberstaatsanwaltschaft, Moser, während die An geklagten im Aufträge der Rechtsanwaltskammer von Dr. Eccher (Martin), Dr. Dauer (Tomaschek) und Dr. Klepp (Penz) verteidigt werden. Die Anklageschrift Als in Innsbruck die Erhebung

unter dem Kom- nwrtbo des Rudolf Penz stand. In einer Führerbesprechung der Heimatwehr war der Beschluß gefaßt worden, zur Si cherung des Hauses eine Reihe prominenter Persönlichkei- ten der NSDAP. als Geiseln zu verhaften. Die Durchfüh rung dieses Beschlusses siel in den Ausgabenkreis des Stadt kommandanten Martin. Nach Aufstellung der Geiselliste überließ Martin die Einlieserung der Geiseln der Gau- sturmkompagnie. Bis in die späten Abendstunden waren ungefähr 10 Geiseln eingeliefert worden

, in dem die vor ihm eingebrachten Nationalsozialisten angehalten wurden. „Honomichl muß weg!!" Es war kurz vor Mitternacht, als der Beschuldigte Ernst Martin den Rudolf Penz zu sich beorderte und ihm mitteilte, einen wichtigen Auftrag für ihn zu haben. Un ter Hinweis aus die inzwischen bekannt gewordenen Ereig nisse in Wien teilte er ihm mit, daß etwas geschehen müsse, und zwar: „Honomichl müsse unbedingt weg"'. Penz solle mit diesem machen was er wolle, man solle ihn einfach „aus der Flucht" erschießen. Penz begab

in den Kopf, dessen Projektil in den Mund eindringend, die Na chenwand durchschlug und die Wirbelsäule verletzte. Hono michl sank nach diesem schon unbedingt tödlichen Schutz zu Boden und wurde entweder im Niedersinken oder schon am Boden liegend, nochmals von Tomaschek vorne an der Stirne angeschossen. Auf die Schüsse eilten die im Hause anwesenden Hei- matwehrsührer zusammen. Während Penz s-iner Befrie digung über den Vorfall Ausdruck gab will Martin mit Unmut und Entsetzen über die Tat erfüllt worden

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 05.03.1935
Umfang: 8
Teile « Kolk »^Zeitung Dienstag, den 5. März 1938 Nr. 54 Den Roman des Jxiqes Qitgi, eine von uns Van Jjimqwid JCeun 3 4 Gilgi schüttelt den Kops: glauben kann ntoirs ja noch immer nicht so recht -- und ist last zum Lachen: l>at der Martin, der dumme Kerl, mir doch verflucht ein Kind ge macht. Und keine Ahnung hat er jetzt — denkt, ich war' auf lneinem Zimmer. Und er selber sitzt vergnügt im Asrika- silm. Ach, du lieber, dummer, ahnungsloser Martin, wenn ich nicht so müde wäre, hätt

' ich eine schöne Wut auf dich. Noch drei Wochen — drei Wochen lang werd' ich jetzt überhaupt nicht mehr an die Sache denken. „Los Martin — ausstehen! Du bist heut' an der Reihe, Kaffee zu kochen!" Gilgi boxt Martin in die Seite — er folglos. Fällt ihm gar nicht ein. die Augen auszumachen. ..Altes Faultier." Sie beugt sich über ihn. rafft ein paar Haarsträhnen zusammen und pinselt ihn damit im Gesicht herum. Nützt auch nichts. Muß man also „die unfehlbare Methode" anwenden: an den Fußsohlen trappeln

— das kann er nicht vertragen. Gilgi kriecht zum Bettende. „Ver flucht! Gilgi. wirst du wohl aufhören!" „Kukirolen Sie. mein Herr?" „Gilgi ich schlage dich tot . . ." „Gute Idee. Martin, morde mal so'n bißchen Lust, ja?" „Gilgi. es pas siert etwas Furchtbares . . ." Gilgi sitzt schon wieder aus recht im Bett. „Der Herr sind endlich wach? Bitte, würden der Herr sich endlich bequemen. Kaffee zu kochen?" „Sag mal, Gilgi" - Martin reibt sich die Augen — „sag' mal ganz im Ernst, mein süßes weißes Mädchen, warum

hat man eigentlich in Deutschland die Einstellung: wer lange schläft hat einen schlechten Charakter?" „Wie soll ich das wissen, mein Liebling!" „Man hat hier manche merkwür- dige Einstellung. Als Kind zum Beispiel — da mußte ich immer lauter Sachen essen, die mir ekelhaft waren, da exi stierte ganz unbewußt so ein dunkler Begriff: was gut schmeckt, ist Sünde." „Du, Martin — wenn du dir ein- bildest, ich hätte jetzt Lust, hier auf nüchternen Magen mit dir zu philosophieren, dann irrst

du dich — und wenn du jetzt nicht sofort aufstehst, hole ich kaltes Wasser — steh auf, du — ich glaub', wir haben heut' schönes Wetter." Gilgi springt aus dem Bett, läuft durchs Zimmer. Hat einen Pyjama an aus heller blauer Seide, die mit dunkelblauen kleinen Schwalben bestickt ist. Sie zieht den Vorhang auf: „Sieh die Sonnenstrahlen, Martin! Mit den Händen kann man sie greifen!" Mittags steht Gilgi in der Küche. Hantiert sehr fach männisch und wichtig mit einer Pfanne. „Martin, bitte — du hast jetzt in der Küche nichts zu suchen

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Seite 4 von 6
Datum: 29.06.1939
Umfang: 6
Schluß des vewrisoerfalirens im ßonomichl-proieß Sie letzten seugenauSiagea - Morgen Schlußansfützrungen nab Urteilsverkündung o. Innsbruck. 29. Juni. Bei der heutigen Verhandlung wurde die Zeugenverneh mung fortgesetzt. Dr. Vitus Windhofer, der frühere Polizeidirektor von Innsbruck, gab als Zeuge an, er fei am 25. Juli 1934 Leiter des Bundespolizeikommiffariates in Inns bruck gewesen. Martin sei einige Tage nach dem Tode des Hauptmanns Honomichl zu ihm gekommen und habe ihn er sucht

, zwischen Martin und Frau Honomichl eine Aussprache yerbeizuführen, weil Frau Honomichl behaupte, daß er (Mar tin) am Tode des Honomichls mitschuldig sei; er habe die Aussprache vermittelt und Frau Honomichl und Martin haben sich dann vor Zeugen ausgesprochen. Auf die Frage des Vorsitzenden, wer die Aushebung der Geiseln angeordnet habe, gibt der Zeuge an, daß der Befehl zur Aushebung der Geiseln von Ing. Gerber ausgegan gen sei. Eine..ireundschastilKe Warnung" Marlins Zeuge Johann Hepperaer gibt

habe, bestätige. Einige Tage später habe der Zeuge den Ernst Martin wie der getroffen und bei dieser Gelegenheit habe ihm Martin mit geteilt, er habe die Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft verlangt und die Untersuchung habe seine Angaben voll be stätigt. Mattin erklärt zu dieser Aussage, er könne nur feststellen, daß Peter Romane erzähtt. Sie.Ansicht" der Smiitnrmkomvnnir Der Tischler Josef Cu l ebt vLibt als Zeuge an, daß Rudolf Penz sich geäußert habe, auf Mattin sei kein Verlaß, Martin fei

ein sa l s ch e r H u n d, das war so die Ansicht der Gau- sturmkompanie. Zeuge Dr. Max H o l z k n e ch t sagt aus, daß er Honomichl und Martin im Automobilllub von Tirol kennengelernt habe. Der Zeuge habe den Eindruck gehabt, daß sich die beiden sehr- gut vertrugen. Im Automobilllub sei man sehr erstaunt ge wesen, daß Martin im Jahr 1933 Stadthauptmann von Inns bruck wurde. Dem Mattin fei im Automobilklub das Befrem den ausgedrückt worden und man habe ihm Vorhalte gemacht; darauf habe Martin immer die gleiche Rechtfertigung gehabt, nämlich

, er müsie bei der Heimatwehr bleiben, damtt sie nicht ganz in das schwarze Lager abschwimmt. Hierauf wird Ing. Othmar Zwerger als Zeuge einver- nommen, der u. a. sowohl Hauptmann Honomichl wie auch Martin gut gekannt. Ueber das Verhältnis der beiden zu einander könne er nichts angeben. Er sei der Ansicht, daß Martin seine Stellung bei der Heimatwebr a u s n ü tz t e, um hoch zu konimen, er habe aber nicht den Eindruck gehabt, daß Martin ein politischer Fanatiker gewesen wäre. (Nachdruck verboten

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 5 von 8
Datum: 04.06.1934
Umfang: 8
, er hatte einen weißen Bart, .faß in einer Ecke des Zimmers und blickte nachdenklich zum Fenster hinaus. : „Nun, Martin," begann Sawyer, „wie ich hörte, haben Sie diesen Winter tüchtig mit Ihrer Sägemühle ge arbeitet, trotz dem Waldbrand im Sommer." ! „Ja, wir haben fast die ganze Zeit gearbeitet," sagte Martin. ^ „Die Kooperative hat sich also bewährt. Sie hatten sicher genug Schwierigkeiten." „Anfangs schon," lachte Martin, „jetzt sind sie alle be kehrt." ! „Dann haben die Farmer wahrscheinlich alles zurück

- bezahlt. was Sie für sie ausgenommen haben. Und ver mutlich wollen Sie auch die zweite Hypothek jetzt bezahlen." j Martin zögerte einen Augenblick, bevor er anwortete. j -Haben die Gläubiger nach ihrem Geld gefragt, sind sie vielleicht besorgt?" j „Nein, absolut nicht. Aber fünftausend Dollar sind Mel Geld. Sie sollten die Hypothek lieber abzahlen." „Nein," sagte Martin langsam. „Ich brauche das Geld noch." j „Wie?" / „Ja, ich möchte hundert Morgen Kartoffeln pflanzen. Ich habe den ganzen Winter

. Nach den Vorschlägen der Brauereien soll die Neuregelung auf der Grundlage erfolgen, daß die Besteuerung nicht wie Sawyer sah Martin an, und er bemerkte die scharfen Linien um den geraden, energischen Mund. „Warum so viel, Martin?" fragte er freundlich. Martin strich mit der Hand über die Stirn. „Keener hat mich letzten Frühling gewarnt, wenn ich nicht ver kaufen wolle, würde er mich in Zwei Jahren ruinieren. Letzten Hepbst dachte ich, als es aussah, wir müßten unsere Kartoffeln für achtunddreißig Cent verkaufen

, es wäre das, was er meinte. Aber dann ließ er Larson kommen und erlaubte ihm, für siebenundsiebzig zu kaufen. Er hat also unbedingt etwas Besonderes vor." Er ballte nervös seine Hände. „Und er weiß, daß wir beunruhigt sind, er glaubt, wir sind nicht aus der Hut, weil wir nicht wissen, woran wir sind. Und deshalb will ich bis zum Aeußersten gehen." „Eine schlechte Ernte wird Sie vollständig ruinieren!" Martin nickte. „Ja, aber ich habe Vertrauen zu un serer Erde, sie wird mich nicht im Stich lassen

." „Keener kann verhindern, daß nhr nächsten Herbst den Marktpreis bekommt." „Ich habe alles gründlich bedacht," sägte Martin, „und ich gehe bis zum Aeußersten, weil es sonst aussehen würde, als ob ich nachgäbe." Sawyer erhob sich und reichte Martin die Hand. „Wenn ich wüßte, was Keener im Schilde sührr, würde ich Ihnen nach besten Kräften helfen," sagte er. Als Martin gegangen war, überflog Sawyer einige Papiere auf seinem Schreibtisch. Sein Besucher fuhr fort, interessiert aus dem Fenster zu blicken

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 07.03.1935
Umfang: 8
. Was wird mit den Menschen gemacht? WaS? Was? Man müßte einander helfen — das ist so wichtig — und da sind kleine blasse Kinder, die nicht genug zu essen haben — und auf dem Arbeitsnachweis — und — ja, wenn man sich liebt, bringt man sich nur Unglück. Ochne Martin käm' ich weiter, und Martin würd' ohne mich nicht so viel Schulden machen. Und dabei ist Liebe doch gar nicht so wichtig — solange es Menschen gibt, die arbeiten wollen und nicht dürfen — so lange es Menschen gibt, die man kein Geld verdienen läßt — solange

es kleine Kinder gibt, die nicht genug zu essen haben... und immer die summende Sehnsucht in den Gliedern, die süße widerliche Sehnsucht — ich halte das nicht mehr aus, ich will tot sein — ich will das nicht mehr — ich will nicht — es ekelt mich an. daß ich so machtlos gegen meinen Körper bin. Und wenn ich mit Martin dar über sprechen könnte! Aber das kann ich nicht — wenn ich was 'age, dann trifft's nie das Eigentliche, gibt nur ein schiefes Bild Worte, die über die Lippen kommen, offen baren ja nie

, verschleiern nur. Und Gilgi denkt an den elenden, abgehärmten Jungen und sehnt sich nach Martin — und schämt sich, daß sich dem Gedanken an fremdes Elend die Sehnsucht nach Martin hinzumischt — und fließt ein winziges Tröpfchen Feindseligkeit in die Sehnsucht — und schämt sich, weil der Sehnsucht nach Martin so über starkes Mitleid nut einem anderen. Fremden beigemengt ist — und fühlt sich schuldig — vor sich selbst — anderen -- allen — Gedanken fahren Karussell — Ruh«, einmal Ruhe haben. Findet man wohl

erst, die Ruhe, wenn Ver zicht einen in sein graues Gefängnis zwang — wenn man' alt und unbegehrt und unbegehrend geworden ist... Müde bin ich... Kracks — macht die Flurtür — und gleich darauf steht Martin im Zimmer, schwenkt vergnügt seinen Schuh karton. »Hab alles fabelhaft gut besorgt, w' 'st zufrieden sein, mein Süßes... aber was hast du denn nur?" Er setzt sich zu ihr — »Wie siehst du aus — so weiß und — hast du geweint?" Ach. das liebe Gesicht und die gute Stimme! »Ist nur die Erkältung

. Martin." So müde — jedes Wort muß man aus sich herausgraben. «Ich werde dir Tee kochen. Gilgichen — und du mußt heute im Bett bleiben — du. sag mal. was sind das denn da draußen im Flur für viele gelbe Büchsen?" »Bohnerwachs. Martin — Hab — ich — einem — armen Mann abgekauft." Mit blitzschneller Bewegung zieht Gilai Martins Kopf an ihre Brust — das darf er nicht sehen, wie glühend rot sie geworden ist. Martin, mein lie ber Martin, ich Hab dich belogen. Zu müde zum Erzählen — nein, nicht zu müde

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 12.03.1935
Umfang: 8
doch ruf!" „Pit — du?" Gilgi reibt sich die Augen. „Ich Hab, mrchtdaren Hunger — wie spät ist es?" „Fünf Uhr glaub ich." Gott, Martin, was wird Mar in denken — ich muß nach Hause — ja, was wollt ich denn rur... „Hast du das Geld. Pit???" „Ich war zu Haus — mein Vater war nicht da — hält inen Bortrag in Frankfurt. Da bin ich zu einem freund.. „Hast du das Geld?" „Nein — bis morgen mittag vielleicht..." Das ist zu spät — Herrgott, jetzt ist keine Zeit mehr zu verlieren. Was kennen

wir denn noch für kapitalkräftige ieute. Pit?" G-lgi überlegt. Zu den Krons gehen? Nn- möglich. Sie würden mir ja das Geld vielleicht geben — ,ber wann? Uebermorgen oder nächste Woche. Die gehören -sa zu den Leuten, die jedes Dreimarkstück- erst „flüssig machen" müssen. Den Pelzmantel versetzen? Bekäme man doch sicher nicht genug. Und auch sonst täte man's nicht. Ist Doch von Martin, der Btantel — und Martin darf mit der ganzen Geschichte nichts zu tun haben. «Halt — ich weiß .... tschö Pit ... Gilgi saust die Treppen hinunter

Gleichgültigkeit für diesen Begriff. Ist doch nicht normal — von Rechts wegen müßte sie doch aufgeregt sein nichts zu machen — man ist nicht aufgeregt. Ob das denn wirklich sowas Wichtiges ist: Mutter! Ja. und wenn man überhaupt etwas für diele unbekannte Mutter empfindet — eine unerklärliche, aber nicht wegzuleugnende Abneigung. Gleich werd' ich sie lehn — das Herz bleibt ruhig. Hans und Hertla — sie muß mir Geld geben — das Herz schlägt schneller. Martin — was wird Martin denken, wo ich bin — das Herz setzt

sekundenlang aus, und Gilgi wünscht ohn mächtig zu werden. Fiebernde Ungeduld packt sie plötzlich. Fünf Minuten hat sie gewartet und glaubt, daß Stunden vergangen sind. Tas Geld — Marlin — kleine Kinder — Gefängnis — und Martin wird warten. Und Gilgi kommt's vor, als wenn sie ein me wieder gutzumachendes Verbrechen an Martin beginge. Die kleinen Kinder — was gehn sie mich an! Der Hans kommt ins Gefängnis — soll er doch. Martin wartet — ich werd' erklären müsien — er wird nicht verstehn — warum sitze

ich hier? Heute sollt' ich beim Arzt sein. Das Kmd — vielleicht wird es so unordentliche schwarze Haare haben wie Martin und so dunkle Augen mit silbernen Lichtern — ich möchte gern so ein Kind — Martin, mein Liebling — Geld fünfhundert Mark — ach, da ist es wieder, das ganze Durcheinander. Ich kann nicht mehr — Martin wartet Ach. ich habe nicht gemerkt, daß ich ausgestanden bin. Was tue ich ich gehe — zur Tür — Martin nein doch - ich muß Geld haben. Ist doch nicht wichtig — doch, ist wichtig. Eben

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 4 von 8
Datum: 22.05.1948
Umfang: 8
CWIS der SftCldt krrällluns von Bckuoirck Front Noch schlief die große Stadt mit ihren sonst so larmerfüllten Stratzenzügen, als der kleine Be amte Martin Stürzet sich mit prallgefülltem Rucksack und einem abgeschabten Fiberkoffer auf den Weg zu der Garage machte, von der aus das Lastauto nach der Ortschaft fahren sollte, wo die Verwandten seiner Frau lebten. Als der schwere Wagen wenig später brum mend die Ausfallstraße der Stadt entlang fuhr, wo die Häuser immer kleiner und ländlicher wer

- den, überdachte Martin Stürze! noch einmal, wie er die vor ihm liegenden zwei freien Wochen ver bringen wollte. Vierzehn Tage Urlaub! Das klang wie ein schmetterndes Hornsignal in eine schwermütig dahinfließende Symphonie. Vierzehn Tage Urlaub! Das bedeutete für Martin Stürze! das lang ersehnte Ausspannen von der täglichen Fronarbeit am Schreibtisch; Atmen in frischer, von Wald- und Wiesenduft gewürzter Luft. Und schließlich bedeuteten diese zwei Wochen auch kräf tigende Hausmannskost

, die — wenn auch ein fach — dem ausgehungerten Städtermagen als ein wahres Labsal erscheinen mutzte. Der Empfang auf dem Hof war kurz, aber herzlich. Bauernarbeit nimmt den ganzen Men schen und den gesamten Werktag in Beschlag und gestattet es nicht, daß man eines lieben Besuches wegen alles stehen und liegen läßt, um sich völlig den: Gast zu widmen. Martin Stürze! war ja auch nicht zum ersten Mal auf dem Hof, der dem Onkel seiner Frau gehörte. Michael Moser, der Bauer, schätzte den Mann aus der Stadt, der vor Jahren

seine Nichte geheiratet hatte, seiner geraden, ehrlichen Art wegen. Anna, die Bäuerirr, hatte Martin wegen seiner hier auf dem Lande wenig gebräuchlichen guten Umgangsformen gern. Und die Kinder schätzten den „Vetter"s vor allen: wegen seines unverwüstlichen Humors und vielleicht auch der kleinen Aufmerksamkeiten wegen, die er bei seinen gelegentlichen Besuchen mitbrachte. Gleich am ersten Tag fühlte sich Martin wie zu Hause. Man hatte ihm wieder die kleine Kam mer auf dem Dachboden eingeräumt

. So war es nicht verwunderlich, daß Martin sich am vierten Tag nach irgend einer nützlichen Beschäftigung umsah. Dies um so mehr, als er ja hier nicht zahlender Pensionsgast, sondern Gast feiner Verwandten war. Zuerst half er das Was ser in Eimern vom Brunnen zu holen. Dann trug er der Hausfrau Brennholz vom Schupfen in die Küche. „Aber laß das. Martin", sagte die Bäuerin, seine Hilfsbereitschaft lächelnd abwehrend. „So was ist doch keine Männerarbeit!" Da versuchte sich Martin Stürze! an anderem. Er half den Mägden beim

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