über das Gesicht des Majors. „Wir wollen nicht über ihre Natürlichkeit und Un schuld sprechen", sagte er, „aber so viel steht fest, daß ein abgelegenes Dorf nicht die beste Erziehungsanstalt für ein junges Mädchen ist mit einem so reizenden Ge sicht und einer so anmutigen Gestalt wie der ihrigen." Des Barons ruhiges, leidenschaftsloses Gesicht flammte plötzlich auf. „Wenn Sie wünschen, datz die Tür dieses Hauses Hnen ferner offen bleibt, Major Harding, dann spre chen Sie nie wieder in so seltsamer Weise
." „Alles, was ich weiß, ist, datz ich eines Tages sah, wie sie eine Blume, die Sie getragen und verloren hatten, aufnahm und kützte", sagte Harding, den Ba ron beobachtend. „Als ich sie deshalb neckte, wandte sie sich ab und brach in Tränen aus." Der Baron lachte laut auf. „Scherz beiseite, Mylord", fuhr der Major fort; „die Sache ist nicht zum Lachen. Sie wissen, Mrs. Kernot ist eine Freundin von mir, und ich hoffe, Sie haben sich keinen Scherz mit ihr erlaubt." Lord Temple sah den Major verwundert
an, und sein Gesicht würbe jetzt ernster, als jenem lieb war. „Mrs. Kernots Stellung in meinem Hause ist eine derartige, datz eine Annahme, wie die von Ihnen ge- äutzerte, ausgeschlossen ist", sagte er in strengem Tone. „Sie sollten das wissen, Harding." Der Major biß sich auf die Lippen vor Aerger. Diese Erklärung war deutlich genug, um ihn zu überzeugen, daß alle seine Pläne und Berechnungen gescheitert wa ren. Er trank noch ein paar Gläser Wein, borgte von dem Baron einiges Geld, wie er es fast jede Woche tat
, das er aber zprückzuzahlen regelmäßig vergaß, und ging dann in den hinter dem Haus gelegenen Park, wo er Mrs. Kernot fand, der er das Resultat seiner Unterredung mit dem Baron mitteilte. Lord Temple hatte eine dunkle Ahnung, daß der Major es darauf abgesehen hatte, aus irgerrb einem verborgenen und nicht gerade ehrlichen Grunbe in ihm Interesse für Mrs. Kernot zu wecken, und nahm sich daher vor, auf der Hut zu fein. Ihm war im Laufe der Zeit der Charakter dieser Dame nicht ganz nt. 47 . Seif« :&■ U7K
, daß von dem, was man von ihr sprach, wohl nicht alles wahr sein könne, da man ihr die Türen der Gesellschaft noch nicht verschlossen habe, obwohl sie seit längerer Zeit ziemlich kühl behandelt wurde. Kaum hatte der Major den Baron verlassen, als Alice ins Zimmer trat und mit kindlicher Hingebung in seine Arme eilte. Sie merkte sogleich, daß er ver stimmt sei, und suchte durch Liebkosungen den Schäl ten von seiner Stirn zu scheuchen. Wenn sie allein mit dem Baron war, zeigte sie stets ihre wahre Na tur: sie war dann ganz Liebe