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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 12
Datum: 28.09.1895
Umfang: 12
wählten. Die Antisemiten besitzen bereits 78 Mandate, acht über die absolute Majorität des Gemeinderathes, demnach ist ein antisemitischer Bürger meister und ein antisemitischer Stadtrath bereits Thal- Die Herzogin von Mailand. Bon Franz Lechleitner. (Nachdruck verboten.) (Schluß.) Es zog der Winter über das Thal. Es kam der Frühling. Die Kirschbänme schneiten das schneeige Blüthenlaub herein in die Stube. Es kam der Sommer. Es kau der Herbst. Die Trauben wur den reif und der lautere Wein rann

in Strömen von den rauschenden Spünden. Da kam der deutsche Gelehrte. Als der junge Schildhofer ihn sah, griff er ihn beim Arm und zog ihn in die Stube. Da stand ein Weinkrug, da standen Becher. Der Gelehrte schaute den jungen Bauern an; da wußte er, was er zu thun hatte. War es ein Märchen — war es Wirklichkeit, was er ihm gesprochen? Oder hat er dem- Bauern blos Eines „angelogen", als die Beiden beim feu rigen Etschländer saßen vor dem Bilde der minnig- lichen Herzogin von Mailand? Der Kaiser

Barbarossa wollte die stolze Lom- bardenkrone zwingen. Mit mächtigem Heerbanne fuhr er über die Alpen. Schildhofer gaben ihm das Ge leite durch das Etschland. Einer davon zog mit, hin unter ins tiefe Wälschland. Blutiger Sturm raste um die Stadt Mailand. Endlich fielen die Thore, es brachen die Zinken, die Paläste zitterten über dem Ansturm der deutschen Streithorden. Da gab es wilde Klage durch die Stadt. Frauen jammerten weinend um Gnade und Schutz. Dazwischen troff das Blut unter den deutschen

. Mailand wurde gedemüthigt. Paläste brachen. Von dem Allen wußten zwei nichts — der Schildhofer und die schöne Herzogin von Mailand. Das alte Gothenblut war aufgewallt in der Brust des Passer-Bauern er lag vor der stolzen Südländerin. Mit spielender Hand fuhr sie ihm durch das goldene Lockenhaar. Sie fühlten nichts mehr als die süße Gewalt des seligen Blickes Draußen krachten die Dächer. Es rauchten die* Straßen von Brand und Mord. Und als es hineinrauchte in den Palast der Herzogin, als es aufdonnerte

in neuem Sturm, hob er die Herrin auf seinen starken Arm und trug sie durch die Trümmer des stürzenden Palastes. — Hat der selige Blick die Gewalten des wilden Sturmes gescheucht? — Auch die wildesten Stürme verwehen. Mailand stand auf in neuem Stolze, in neuem Marmor seine Paläste. Und der Schildhofer und seine Herzogin? Die Stürme des Menschenherzens gleichen den Stürmen des Sommerhimmels: ein zündender Blitz — unsägliche Wucht der Leidenschaft — dann scheint die klare ' Sonne wieder — — die Flammen

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