Beilage zu Nr. 18 der „Bozner Zeitung' vom 23. Jänner 189S. Nachdruck verboten.) Ada. » » » - Roman von (10S Fortsetzung.) Sie hatte heute wieder ihren .guten Tag', die junge Witwe, und ihre immer vortreffliche Laune belebte augenblicklich die etwas stille Gesellschaft der drei Personen. Luise war es sehr lieb, daß Helme gekommen, hatte sie doch nun nicht nöthig, sich ««»schließlich ihrem Bräutigam zu widmen, dessen schmachtende Zärtlichkeit sie inkommo dierte. Helene von Branden zeigte
sich heute von einer ganz neuen Seite und frappierte dadurch nicht nur Frau Weichert und Luise, sondern auch den Assessor. Er ließ sich von dieser neuen Erscheinung blenden und bedauerte fast sein harte», vorschnelles Urtheil. Vielleicht hatte er ihr doch zu viel gethan, vielleicht irrte er sich, vielleicht war sie nicht schlecht, sondern nur leichtsinnig und meinte es mit Luise wirk lich so, wie sie that. Helene übte sich nämlich heute in ihrer neuen Rolle. Sie war merkwürdigerweise heute gar
nicht boshaft; sie erzählte keine einzige pikante Neuigkeit, wie sie doch sonst stets solche zum Besten gab. Kurz und gut, sie war eben nicht mehr Helene von Branden, sondern eine Andere, von dieser ganz Verschiedene. Schmachtend und sentimental sprach sie viel von der wahren Herzensfreude, die e» ihr mache, zwei so gute und ihr so liebe Per sonen, wie Luise und Richard von Schubert, glücklich vereint zu sehen. Ja, als sie dem letzteren, schelmisch mit dem Finger drohend zu seiner Verlobung gratulierte
, fügte sie mit einem scheinbar unterdrückten, schmerzlichen Seufzer hinzu: »Es ist alles Bestimmung im Leben, Herr von Schubert, glauben Sie mir! Und Ihnen war Luise bestimmt; nur sie allein, die Edle und Gute.ist würdig Ihre Gattin zu werden, wie ich ebenfalls für meine kleine Freundin keinen besseren Mann wüßte, als Siel' Dann wandte sie sich schnell ab und that, als müsse sie ihren herben Schmerz, daß sie diesen Eldelsteinzu spät erkannt, niederkämpfen. Es gelang ihr sogar, einige Thränen hervor
sich zu gleicher Zeit, und da er, eitel wie alle Männer, sich durch den gut gespielten Schmerz der Branden ge schmeichelt fühlte, begleitete er sie galant an ihren Wagen. Dort küßte er — wie um Vergebung bittend für sein hartes Urtheil — ihre Hand, und noch einmal wallte eS heiß in ihm auf, doch nur einen Moment, dann ließ er Helenens Hand fallen. Richt um eine Welt hätte er Luise für Helene hingegeben. Auf dem Heimwege überlegte er noch einmal genau, wie die kokette Frau einst mit ihm gespielt und ihn genarrt