. Die Beisetzung dcö Leichnams deS Kaisers Napoleon erfolgt Mittwoch und wird wahrscheinlich in der Original-Feuilleton. Nur einen Tag die Wahrheit. (Fortsetzung.) „Und ich habe dir auch schon gesagt: Die Wahrheit ist nicht immer gut zu sagen; in die sem Falle weniger als je. Wenn meine Tante mich fragt Luise, was thätest du, wenn ich stürbe? — Glaubst du, ich würde so dumm sein ihr zu antworten: Dann erbte ich alles, was du hast? — Nein, denn sonst würde sie mir die Thüre weisen, und sie hätte Recht
betroffen hat.' „Das ist noch nicht alles!' rief das Mädchen erschrocken. „Sprich schnell, was gibt's noch wei ter? Es kann mich jetzt nichts mehr überraschen.' Darauf erzählte ihr Georg, wie er aus dem Geschäft fortgejagt worden war. „Da hast du's weit gebracht! Bist du denn wirklich ganz von Sinuen?' schrie Luise. „Ein doppelter Narr!' sie hatte auf der Zunge zn sagen: „Und doppelt ruinirt!' Aber sie unter drückte es. „Wenn's weiter nichts wäre, als daß du deinen Prinzipalen Schaden gethan hast/ fuhr
mit deiner Wahrheit!' rief Luise» die Lippen verächtlich aufwerfend. „Es ist eine Thorheit, unsern Kunden die Wahrheit zu sagen» und ich glaube auch nicht, daß sie das von uns erwarten können. Sieh den Hut d.i. den ich mache, den verkaufe ich zum doppelten Preis, wenn ich sage, daß er auS Paris kommt. Was schadet daS meinen Kunden? Ist er nicht eben so schön und eben so gut gemacht, als käme er auö der Rus Viviöllns oder kuo ca lu. i?aix? Geh mir doch mit deiner Wahrheit! Wenn man Geschäfte ma che
» und sich einen Weg in der Welt bahne» will, darf man nicht so gewissenhast sein.' „DaS ist traurig?' bemerkte Georg. „Ansrichtig gestanden, mein Herr Wahrheits held,' sagte Luise, „ich wundere mich über daS zarte Gewissen, daS dir so plötzlich angekommen ist. Gott weiß, wie oft du mir schon gelogen hast!' , „Ich dir gelogen!' wollte Georg ausrufen^ aber er erinnerte sich, daß er oft iin Feuer, seiner Liebe Ausdrücke der Bewunderung gebraucht hatte, die zum wenigsten übertrieben ^waren» „Mein Engel! mein Leben! meine